Bureau de? Statthalter? einschließlich Repräsentation?- und Reisekosten aus 253 900 M, für da? Ministerium 925 000, den Staatsrath 35 000, die Vertretung im Bundesrache 30000, den Landesaus schuß 94 000, Lasten der enten Einrichtung 60 000 Berlin, 30. Mai. Ter Bundesrath hat heule das Sperrgeien nach den Rcichstagsbcschlüsscn am genommen: die Pubtitanon des Gesetze? gilt für unmittelbar bevorstehend.
Berlin. Der Großiürst-Thronsolger von Rußland wird zur goldenen Hochzcir de-:- Kaiserpaares, die ein wahre? Volksfest zu werden verspricht, nicht kommen und die Blätter wissen von angeblichen Streitigkeiten pruschen dem Kaiser und dem Ezare- ivitsch zn berichten, dessen Tentschseindlichkeit vergeben-:- iu Abrede gestellt wird, cie scheint sogar noch zngenommen zu haben. Mau erinnert sich bei dieser Gelegenheit eines Vorfalles während des leigten deutsch-''ranzösischen Kriege?. Ter Thronfolger hatte mit den Personen seiner Umgebung verabredet, bei Strafe kein deutsche? Mort ,',u sprechen. Ter Kaiser ersiitzr davon und erschien eines Abend? in der Gesellschaft seines ältesten Sohnes, wobei er mit diesem und allen übrigen Personen sich in deutscher Sprache unterhielt. Beim Abschiede sagte er: „Wie ich höre, meine Herren, muß man hier Strafgeld bezahlen, wenn man deutsch geredet hat. Wir sind Alle straffällig geworden, und auch ich werde meine Buße bezahlen. Es fragt sich nur, wa? wir mit den Stratgeldern amangen, und ich schlage vor, sie aufs beste zu verwenden, indem wir sie für die deutschen Verwundeten einschicken." Jedenfalls hat der deutsche Kaffer und Tentichland selbst an dem Kaiser Alexander stet? einen aufrichtigen Freund gehabt, und die Deutschen werden gewiß nicht ermangeln, dem hochverdienten Monarchen, der seht eifrig beschäftigt ist, da? harte und ungerechte Kopfgeld durch gerechtere Stenern zu ersehen, überall, wv er sich zeigt, Teutsch- land? Hochachtung an den Tag zu legen.
Tie Wiener „Presse" schreibt: Ta? öffentliche WWtzschasissystem in Europa geht nun durch Fürst Bismarck'? gewaltige Hand einer durchgreifenden ttm- wäl'-ung entgegen. Es nützt nichts, vor dieser That- sawe die Angen zu verschließen. Ter Reichskanzler se'eine Rewrmplänc in'? Werk, er schreitet kühn über Be Traditionen der ökonomischen Schule und über p, liti'che Parteien und Fraktionen hinweg, einzig seinem Fiele nachstrerend: da? deutsche Reich nach innen unabhängig von partiknlarischen Tendenzen und in feiner Finanzkratt selbständig zu gestalten. Freihandel oder Schutzzoll. Liberalismus oder Konservatismus. da? sind Fragen, die für den leitenden Staatsmann Tentichland? nek ensächlich sind. Nicht da? Prinzip entscheidet in seine» politischen Entwürfen, sondern der Zweck, der erreicht werden soll: diesem uuterordnen sich dann die Motive und die Mittel, mi: welchen er arbeitet. Ter ausgesprochene Zweck de? neuen Birmarck'schen Zollsystem? ist: schütz- und Kampfzölle. um dem deutschen Marti eine gewisse Unabhängigkeit von der auswärtigen Konkurrenz zu schaffen. Ten „Fremden" soll die zollfreie Einfuhr ihrer Rohprodukte nicht mehr gestattet sein, dagegen socken mittelst der Kamptzvüe die Nachbarstaaten zu K. cnz.-siwnen im deutschen Interesse gezwungen werden. Andererseits wird die Emancipation der Neichsfinanzen von, der Gesetzgebung der einzelnen Bundesländer von der parlamentarischen Mitwirkung der Reichs-Vertretung angestrebt. Dazu sollen vorzugsweise d>e Einnahmen ans den indirekten Stenern dienen, c'll'o: Schutzzoll zur Hebung der inländischen Production in allen Erwerbszweigen, Finanzzoll zur Fb . mg "ec Reichskassen, .Kampfzoll zur Regulirung des Mrkehr? mit dem Auslanhp und als nvthwendi- go? Hilfsmittel dieses Wirtschaftssystems: Unterordnung re? Eisenbahnwesen? unter die Staatsgewalt, des sind die handelspolitischen Fiele de? neuesten Wirch'chastsprogramms. Tiefen gegenüber haben die : ccda:W-:Wr Deutschland? Stellung zu nehmen. Fck- Bismarck Hot sich zur Offensive entschlossen, und o '.nächten wir zunächst abwarten, in welcher Tötung and mit welchen Mitteln wir zur Defensive zur-' cn genötigt werden. Zudeß liegt in den bis- H-."''?!! ZoMn'lagen des Reichskanzlers genügendes t, m :icu ff:: ein W'Nmm oee Neikobrsbcziehungen, u- c sic sich nie uns an fönender Treue nicht verau- n -, ucü bep.''.7eil über dw -octuation klar z , .
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kanzter über den Stand der tirchenpokitischen Per Handlungen zwischen der Reichsregierung und der römischen Kurie zu intcrpclliren; man wünscht klar zu stellen, ob der Sieg, welchen Fürst Bismarck auf vvlkswirttzschaftlichem Gebiete durch das Zusammen gehen des Eentrum? mit de» conservativen Parteien errungen hat, durch einen Rückzug desselben im Kulturkampf ansgeglichen und von der rückhaltlosen Unterwerfung de? römsichen Klerus unter die Staatsgesetze, als der ersten Bedingung zur Herstellung des konfessionellen Friedens, abgesehen werden soll. Tb der Plan dieser Interpellation zur Ausführung gelangt, sieht allerdings noch nicht fest, weil man ein solches Umlenkcn de-s Reichskanzlers Rom gegenüber doch nicht recht glauben mag: cs ist vielmehr die Ansicht verbreitet, es sei denn Fürsten die Mitwirkung de? Eentrnms bei der Durchführung seiner volks- wirthschaftlichen Pläne durchaus nicht bequem, er nehme sie aber hin, weil ihm jetzt nur das Zustandekommen seine? Resormprogrammes am Herzen liege, und er werde, sobald er seinen Zweck erreicht habe, zeigen, das; ans kirchenpolitischem Gebiete seinerseits von einem Nachgcben gegen die Anforderungen des Eentrum? keine Rede sei. Der Umstand, daß der neue erste Vizepräsident des Reichstages, Freiherr v. Frankcnstein, als er vorigen Sonntag, um 12 Uhr, dem Fürsten seine Aufwartung machen wollte, nicht vorgelassen wurde, weil de? Reichskanzlers Empsang- stunde erst später beginnt, scheint allerdings nicht ans besondere Zuvorkommenheit gegen den bisherigen Führer de? Eentrum? hinzndcute».
Der Reichskanzler, der zunächst ans kurze Zeit nach Varzin geht, wird, wie inan hört, einen längeren Urlaub erst nach Feststellung de? Zolltarif? im Reichstage antreten.
Es wird von einem Berliner Blatt bei Gelegenheit des Urlaubs de? Reichskanzler? bemerkt, daß der Reichskanzler bereit? zweimal im Reichstag über den Mangel an Unterstützungen von Seiten der Finaiizminister der Einzclstaaten geklagt hat, daß er erst in einer der letzten Reichstagssitzungen darauf hingewiescn hat, daß seine Bemühungen durch „mäßige und abgenützte Kräfte begrenzt" seien: „es wird der Moment tommen," so sagte Fürst Bismarck, „wo ich meinerseits den Karren nicht werter hinaufschiebcn kann, wen:: ich nick;: euckchckck'enen Beistand habe." Das Zusammentreffen dieser Aenßeriingeii und des an den kaiserlichen Be juch sich anschließenden Urlaubsgesuches wird nun für lein ölos zufälliges erklärt.
Die „Kreuz-Ztg." schreib:: „Wie uns scheint, ist dem Urlaube de? Reichskanzler? eine politische Bedeutung nicht beizumessen. Fürst Bismarck wird den weiteren Reichstagsverhandlungen beiwohnen, so oft er es für nöthig hält, im übrigen aber viel- fach in Varzin oder Friedrichsruhe sein. Um es damit jederzeit nach seine»! Ermesscn halten zu können, hat er wobt alsbald eine mehrmvnatliche Beurlaubung bei Tr. Mas. dem Kaiser erbeten."
Der Unfug, daß weibliche Personen in Hcrren- kleioern aus den Straßen Berlins paradiren, nimmt sehr überhand. Tie Polizei wird nicht versäumen, diesen Aergerniß ecceaenden Maskeraden scharf entgegen nirreren.
Ans der Hundeausstellung in Hannover hat Frau Tr. Fischer aus Berlin einen Seiden spitz ausgestellt, für den ein Engländer 1000 Pfd. Sterling geboten har, ohne ihn zu bekommen.
Oesterreich—Ungarn.
Wien, 1. Zuni. Ter ehemalige Minister und Abgeordnete Tr. Giskra ist gestorben.
Italien.
Rom, 29. Uni, Mittags. Der Ausbruch des Aema gewinnt bedeutende Ausdehnung. Drei Krater sind entstanden, lieber den Westabhang bei Ran- dazzv fließt die Lava nach dem Städtchen Bianca Villa. Zn Messina ist ein forrdauernder Regen schwarzen Sandes. Die Bevölkerung ist bestürzt. In Reggio in Ealabrien, diesseits der Meerenge, ist seit gestriger Mitternacht Aschenregen. Röthlicher Nebel bedeckt die Stadt. Die Regierung pnblicirt beruhigende Bulletins. — Die Ueberschwemmung in Tbcritalien hat zugenommeu. Es regnet unanfhör lich. In Piacenza har der Po die Schiffbrücke weg gerissen. Die Eisenbahnzügc sy,d theilweise eingestellt. Frankreich.
Wie man dem „B. B.-C." auS Paris schreibt, ist Gar eia der berülsknteste Spiele» unseres Jahrhunderts , dieser Tage in Pari? gestorben. Plan weiß, daß Garcia Millionen und Millionen gewonnen
und wieder verloren hat, man weiß, daß er zum Helden von Romanen und unzähligen Erzählungen gemacht worden ist. Häufig genug hat er die Bank von Homburg gesprengt, was nicht verhinderte, daß er, ebenso wie er im Besitze von Hundcrttansenden und Millionen von Frcs. war, nachher wieder ohne einen Sou gewesen ist. Gareia hatte seit Jahren das Spiel anfgegeben. Er war krank, alt und arm geworden. Ursprünglich war er einer der dckanntesten Ptzysiognomien des Pariser Boulevards.
England.
Eine neue Methode zur Hebung versunkener Schisse hat ein Herr Th. Dil Ion erfunden. Er erklärte dieselbe nämlich bei Verdeutlichung durch praktische Versuche im Beisein des Herzogs von Edinbnrg einer Anzahl von Admiralitätsbcamten und Sachverständigen, sachkundigen Vertretern verschiedener Regierungen und einigen Parlamentsmitgliedern. Die Hebung wird vermittelst einer großen Glocke bewerkstelligt, welche über da? Schiss gestürzt wird. Daraus wird die Lust ans der Glocke entfernt, und wenn eine genügende Verdünnung stattgefnnden hat, steigt die Glocke in die Höhe, das darunter liegende Schiss mit sich auswärts saugend. Das Schiff wird also gehoben, ohne auch nur berührt zu werden. Der Erfinder ist bereit, ans diese Weise das lange versunkene Panzerschiff Vangnard an das Tageslicht zu fördern. i'?>
Rußland.
Petersburg. Die Heuschreckenplage in: Jelis- sawctpol'schen Gvuverncment ist furchtbarer, als es Anfangs den Anschein hatte. Wie der „Tifl. West" mittheilt, verhielten sich die Einwohner und Behörden dem Auftreten der Heuschrecken gegenüber ziemlich indifferent und als in den ersten Tagen des April Monats drei Werst von Jeüssawetpol die ersten Henschreckenlaroen anftraten, so gab man sich keine Mütze dieselben zu vertilgen. Daraus vermetzrten sich die Heuschrecken immer mehr und mehr, drangen in die Stadt und in die Gärten und singen an, die Weinstöcke und übertzaupt jegliche Vegetation zu vernichten. Allmälig bedeckten sich die Straßen und Höfe mit so ungeheuren Blassen von Heuschrecken, daß das Gehen ans den Straßen erschwert wurde. Am 2!. April mußten die Knnslentc endlich ans Verfügung der Behörden ihre Magazine und Läden schließen, um mit vereinten Kräsien sich an tzie Vernichtung der schädlichen Insekten zu mache». Das gemeine Volk verhielt sich diesen Mitteln gegenüber vorurthcilsvoll. Anfänglich hielt dasselbe cs für eine große Sünde, die Heuschrecken zu tödleu, besonderst als noch keine darauf bezügliche Verordnung der Behörden erfolgt war. Da erließ die Polizei einen Befehl, nach welchen: die Bewohner eines jeden Hauses verfluchtet waren, in einer bestimmten Zeit getödtete Heuschrecken in einem Gewicht von zwei Pnd einzn- lieferu. Gegenwärtig sind alle Kanäle mit Heuschrecken angefüllt, so daß man das Wasser mit einer gewissen Uebcrwindung genießen kann. Viele Familien konnten eine ganze Woche hindurch nicht kochen und Brvd backen, weil ihre Häuser und die Tefea mit denselben buchstäblich mit Heuschrecken cmgcsüllt waren. Australien.
In Südanstralien hat man in dürrster Gegend mittelst dreier tiefer artesischer Brunnen äußerst reichliches Wasser gesunden: dieselben liefern täglich bezüglich 12000, 30000 und 10000 Gallonen Wasser. Ergeben die weiter anzustellenden Versuche eben so günstige Resultate, so werden die weiten Strecken des australischen Continentes, die jetzt ans Wassermangel noch öd liegen, bald der Kultur gewonnen werden: namentlich dürften die Schäfereien, die jetzt schon über 44 Millionen Schafe zählen, ganz^anßcr- vrdentlich sich vermehren.
Handel L Verkehr.
iProiso der Lebensbedürfnisse in Stuttgart aus dem Wochenmarkt vom Nt. Mai l379., 1 Kilo süße
Butter „4 2. 40, l Kilo saure Butter .4 2. 10, I Kilo Schweineschmalz l . 40, 10 frische Eier 50 .4, y.> Kilo Mast- vchscnfleisch 70 4, >,, Kilo Schweinefleisch 55 . 4 , P Kilo Kalbfleisch 50 4, l Kilo Weitzbrod 20 ck, 1 Kilo Schwarzbrot» 24 ^i, 1 Kilo Hausbrod 18--20 4, 1 Paar Wecken wiegen N2 Gramm, 50 Kilo Heu 2. 60 — 70, 50 Kilo Stroh .4/. I. 70 >4 2, l R.-M.- Buchenholz »L in, 1 R.-M. Birkenholz „4 II, I R.-M. Tannenholz r4 8. 25. - Fleischpreisc in
der Markthalle: Rindfleisch 50 4, Schweinefleisch 50 4, Kalbfleisch 48 4, Hammelfleisch 50 4 je pr. yg Kilo.
In Rot t w e i l kostet l Pfund Pchsenfleisch 66 4, Rindfleisch 60 4, Knhfleisch 55 -v, Kalbfleisch -18 4, Schweinefleisch 5 ! 4, 4 Rm. Buchenholz 44 M., 4 Rni. Tannenholz 30 1O0 Reisachwellen to „4 30 4, l Elr. Heu 2 -4. 50 1 Elr.