77 Dampfhämmer von 21000 Ztr. im Betriebe. Monatlich werden 300 Kanonen verschiedener Größe erzeugt, und feit 1847 sind über 15 000 Kanonen angefertigt worden. Täglich werden 1800 Tonnen (zu 1000 Kilogramm) Kohlen und Kooks verbraucht. Gasflammen brennen täglich 21000. Eine etwa 00 Kilometer lange Eisenbahn mit 24 Lokomotiven und 700 Waggons vermittelt den Verkehr innerhalb deS Fabrikbesitzes, sowie mit der benachbarten Eisenbahn­station. Im Etablissement befinden sich 44 Telegen - Phen-Stationen. Die Fabrik-Feuerwehr verfügt über 8 Feuerspritzen nebst Zubehör. Ein neuer Schieß­platz von 18 Kilometer "bange wurde bekanntlich bei Meppen eingerichtet. In den Bergwerken der Firma sind 5300 Arbeiter mit der Kohlen- und Erzgewin­nung beschäftigt. Tic Gruben in Nordspanicn lie­fern jährlich 200000 metrische Tonnen Eisenerz, die auf fünf, dem Etablissement gehörigen Dampfern ver­schifft werden. Die Hüttenwerke der Fabrik beschäf­tigen weitere 700 Arbeiter. Nicht minder wichtig, ja nachahmnngswcrth ist es, daß Krupp auch für das leibliche und geistige Wohl seiner Arbeiter und ihrer Familien Sorge trägt. In den 3278 Arbeiter- Wohnungen der Firma wohnen 10 200 Menschen. In 22 Verkaufsstellen für Kolonialwaaren, Manu­fakturen, Äurzwaaren, Möbel, Fußbekleidung, Fleisch, Mehl u. s. w. werden die Artikel zu Engrospreisen abgegeben. Die Fabrikbäckerei erzeugt täglich über 195 000 Kilo Brod: das Getreide hierzu wird durch eigene Agenten, meist in Odessa, gekauft. In vier Volksschulen mit zusammen 21 Klassen, sowie in einer Industrieschule für Mädchen und Frauen wird der nöthige Unterricht ertheilt. (W. Lz.)

Berlin, 8. Mai. Das Polizeipräsidium hat eine Verordnung erlassen, nach welcher alle Schank- lokale, in denen öffentliche Tanzbelusrigungen statt­finden, Punkt 12 Uhr geschlossen werden müssen.

Berlin, 9. Mai. Der Reichstag genehmigte in eener und zweiter Lesung drei kleinere Vorlagen, darunter die Bewilligung von 200000 <4L für die Ausstellung in Sidneh. Hieraus Geneealdiskussion über die Zollvorlagen.

Berlin, 9. Mai. In maßgebenden Kreisen verlautet nach der Ar. Ztg., daß Fürst Bismarck niedrigere Sätze der Tabaksteuer als die der Vorlage nicht akzeptircn werde. Falls die Kommission des Reichstags niedrigere Sätze beschlösse, würde Bismarck nach der Annahme des Zolltarifs die Session schlie­ßen und in der nächsten Session eine neue Tabak­steuervorlage -- wahrscheinlich das Tabaksmonopol vorlegcu.

Berlin, 9. Mai. DasTagbl." schreibt: Im Reichskauzleramt sind gestern die stimmführenden Mitglieder des Bnndcsraths zu einer Besprechung zusammen getreten, deren Gegenstand die Angelegenheit der sofortigen und vorläufigen Inkraftsetzung der Tabak- und Eiscnzölle gewesen sein soll. Bezüglich der Tabaksteuer-Vorlage wird in parlamentarischen Kreisen eine Acußcrung des Reichskanzlers eolportirt. Er betrachte die Vorlage in der von dem Bundes­rath beschlossenen Form als etwas Unabänderliches: nur unter den dort bezcichneten Voraussetzungen habe er aus sein Monopol-Ideal vorläng verzichtet. Döl- linger publizirtc in derItalic" einen offenen Brief an Ncrvin, den Rector der schismatischen amerikani­schen Paulskirche zu Rom, worin seine angebliche Unterwerfung für falsch erklärt und die Beschlüsse des vatikanischen Conzils nachdrücklich als unannehm­bare Irrlehre gezeichnet werden.

Die Petitionskommission des Reichstags hat über eine Reihe von Petitionen mit ungefähr 30 000 Unterschriften um Aufhebung des Civilchegesetzes durch den Abg. Baumgarten Bericht erstattet und Uebcrgang zur Tagesordnung beantragt.

Wo bleibt Volk, die Frühlingslerche? Der Früh­ling will auch im Reichstage nicht kommen, der 8. Mai war vielmehr ein recht stürmischer, wenn auch interessanter Tag. Lauter gewichtige Redner traten ans: der Reg.-Comm. Burchard, Lasker, Minister Hofmann, Fürst Bismarck und Windthorst, und Präsident Forckenbcck hatte mit Glocke und Zunge genug zu thun, um den Frieden halbwegs ausrecht zu erhalten. Laster war's zunächst, der Staub auf­gewirbelt hat; er ist weder mit dem Zollprogramin, noch mit Bismarck zufrieden und auch nicht mit dem Gang, den die Sache nimmt, am wenigsten mit '"nnigseu, der vermitteln will; diesem gab er zu

'Kn: gehst Du zur Rechten, geh' ich zur Linken.

Baris mißfällt ihm gründlich, er will ihn von

Grund aus nmgearbeitet haben, selbst wenn sic alle beisammen bleiben müßten, bis die schöne Badezeit vorüber sei, wir kommen sonst vom Wasser in die Traufe. Bismarcks Briefwechsel mit Thüngen ge­fällt ihm gar nicht, er findet darin die größte agrarische Extravaganz" <Uebertreibungh einen Krieg zwischen Landwirtschaft und Industrie und Stadt und Land: er wirft Bismarck vor, daß er die preu­ßischen Zustände zu viel im Auge habe, und daß das partiknlaristische und keine nationale Politik sei: Bismarcks Angaben über die bäuerl. Steuerlast findet erwenig zuverlässig", Bismarck scheine die betr. Gesetzenicht zu kennen". Tie letzten Worte schlu­gen dem Faß den Boden aus, denn sie waren dem Fürsten Bismarck, und zwar entstellt, hinterbracht worden; er kam und ergoß über Laster die volle Schaale seines Zornes. Meine Zahlen und Angaben sind richtig, sagte er, ich kenne die betr. Gesetze und die Lage der Landwirthschast durch und durch, aber Laster kennt weder die Landwirthschast noch die Industrie, er gehört zu den Männern, die das ganze Jahr das Volk vertreten, ohne es kennen zu lernen; er ist obendrein verstimmt, weil er seine Herrschaft in der Partei verloren hat und Gefahr läuft, aus dem Hammer ein Ambos zu werden. Nicht ich über­treibe, sondern Lasker übertreibt unerhört fLcises Läuten der Glocke-; Bismarck wendet sich verwundert zum Präsidenten, versteht ihn aber und sagt: ich verlasse diesen Gegenstand, um in den parlamentari­schen Grenzen zu bleiben. Zum Schluß erklärte er: ich halte daran fest, das Reich selbstständig zu machen, die Gemeinden zu erleichtern, den Grundbesitz durch indirekte Steuern zu helfen, die Classenstcuer abzu­schaffen und der einheimischen deutschen Arbeit in Feld, Fabrik und Werkstatt Schutz zu verschaffen, ohne die Gesammtheit zu schädigen. (Präsident Forckenbcck, unparteiisch und unerschrocken, konstatirt aus dem Protokoll, daß Lasker den Fürsten Bismarck nichtunzuverlässig" genannt habe und bittet die Mitglieder des Reichstags und des Bundesraths, persönliche Angriffe zu unterlasse». Bismarck dankt für die Richtigstellung und schließt: Ich habe meinen Aeußeruugen jo wenig hinzuzusügeu als etwas wcg- zulasseu.) Windthorst verspricht in kluger Rede Bismarck die Unterstützung des CentrumS für sein w irth s ch astl. Pro gramm.

Die Licutenantsstellen in der Garde in Berlin sind noch gesuchter als früher, seit 2 Prinzen den Salto-mortale-Sprung aus europäische Throne geglückt ist. Ten ersten hat der Prinz von Hohen- zolleru aus den rumänischen, den zweiten der Prinz von Battenberg aus den ncngczimmcrten Thron von Bulgarien gethau. - Tirnowa heißt die Haupt- und Residenzstadt des neuen Fürstcuthums. Bei dem Prinzen haben sich so viele Berliner gemeldet, daß er die ganze Armee und Bureaukratie mit ihnen be­setzen könnte,

Magdeburg, 5. Mai. In Eilcnbnrg gceic- theu vor einigen Tagen wegen gegenseitigen Schnu­pfens 2 Knaben im Alter von 7 und 10 Jahren thätlich an einander. Der jüngere der beiden Kna­ben nahm seinen Holzpantoffel und warf damit den älteren Spielgenosseu. Dieser wiederum zog seinen Stiesel aus und benutzte ihn als Prügel. Dabei beobachtete er gar nicht, wo er hinschlug. Zuletzt warf er seinen Gegner zu Boden und bearbeitete ihn mit Fußtritten, bis derselbe liegen blieb. Nach Hause gebracht ist Letzterer gestern seinen Verletzungen er­legen. fSt. Ztg.)

Wiesbaden, 7. Mai. Freiherr Dr. Fr. v. Preuscher ist hier in Folge einer Verletzung beim Hühneraugenschneiden gestorben. Die Nothwen- digkeit der Amputation eines Zehens verursachte den Tod.

OesterreichUngarn.

Agram, 0. Mai. Aus dem Kanonischen Grenz­gebiete werden neuerlicheUeberschwemmungcn ge­meldet. lieber 40,000 Joch Culturbodcn stehen unter Wasser. Die Wintersaaten im Save-Thale sollen vernichtet sein.

Schweiz.

Von der schweizerischen Grenze meldet man demSchw. Volkssr.", daß der Schmuggel wieder ziemlich schwunghaft betrieben wird. Als originelles Mittel, verzollte Gegenstände über die Grenze zu bringen, ohne dem Staate den gesetzten Tribut zu zollen, sollen Hunde verwendet werden, welche, mit hoch taxirten Zollwaren belastet, den kürzesten Weg über die Felder Anschlägen und die Waren nach be­stimmten Orten tragen.

Frankreich.

Paris, 8. Mai. Die Bonapartisten waren heute sehr beunruhigt; es bestätigt sich, daß der ex- kaiserliche Prinz ernstlich erkrankt ist.

Paris, 8. Mai. Präsident Grevy Unterzeich­nete heute Vormittag ein Dekret, durch welches wie­derum 440 Kommnne-Verurthcilte begnadigt werden.

Tie Strikes haben in Frankreich eine uner­wartete Höhe erreicht. In Lyon sind cs die Weber der Fabrik Jvnbert-Andras, die die Arbeit vorerst verweigern. Die Maurcrstrikc dauert ebenfalls fort. Viele verlassen Lhvn, da keine Aussicht auf eine Einigung vorhanden ist. In Vienne (Grevc) sind es die Tuchmacher, welche sinken.

Rußland.

Tschernigow. (Das diphtheritisjche Gift.) In dem Dorfe Petrulima starb, wie derGvlvs" berichtet, vor 4 Jahren ein lOjährigcr Knabe, der Sohn eines Gutsbesitzers, an der Diphtheritis. Der erwähnte Gutsbesitzer errichtete vor Kurzem ein Grab­gewölbe, wohin er die Leiche seines vor 4 Jahren verstorbenen Sohnes überznführen gedachte. Bei der Oefsnnng des Grabes wollte er sich gern davon über­zeugen, in welcher Lage sich die Leiche gegenwärtig befindet, denn nach seiner Ansicht war der Knabe in scheiutvdtem Zustande begraben worden. Bei der Oefsnnng des Sargdeckels war die ganze Familie zugegen. Am dritten Tage nach diesem Vorgänge erkrankteil alle Kinder und 5 Erwachsene an der Diphtheritis : ein Kind ist bereits gestorben.

Amerika.

Ans Amerika. Ein schreckliches Ereignis; meldet man derTimes": In Pocasset, Massachusetts, ist nämltch Charles Freemann, ein Mitglied der Sccvnd-Advcut Kongregation, durch häufiges Besuchen des sog. Revival-Meetings (Versammlung zur Er­weckung des Glaubens! wahnsinnig geworden. Vor einer Woche erklärte derselbe, er hätte eine merk­würdige Enthüllung gehabt und seitdem weder gegessen noch geschlafen. Gott hätte ihm besohlen, seine etwa fünfjährige Tochter Edith zu opfern, in drei Tagen werde dieselbe wieder auferstehen. Er ergriff das unglückliche Kind am Donnerstag, spießte cs mit dem Messer aus einen als Altar improvisirten Tisch und goß das Blut der Getvdtetcn auf demAltäre" aus. Dann trieb er seine entsetzte Familie aus dem Hause und vcrbarrikadirtc Thürcn und Fenster. Da er gut mit Waffen versehen war, drohte er jeden zu tödten, der sich ihm nähern würde. So wollte er die Auf­erstehung am Sonntag abwarten. Der Behörde gelang cs indessen, den Wahnsinnigen sammt seiner Frau einzusaugcn. Letztere hatte, wie sich später hcransstellte, ihre Zustimmung zu dem scheußlichen Morde gegeben und Beide hatten vor der Ausführung desselben gebetet. Dann hatte der Mörder eine Ver­sammlung berufen und dieser erklärt, was er gethan habe, indem er gleichzeitig den Leichnam des Kindes vorzcigte. Er suchte die ganze Prozedur geheim zu halten, doch vergebens. Bei seiner Verhaftung er­klärte Frecmann, er sei ein zweiter Abraham, welcher einem göttlichen Befehl gehorcht habe. Auf dem Wege nach dem Gefängnis; sangen Mann und Frau geistliche Lieder. Es sollen noch andere Mitglieder der genannten Organisation verhaftet werden.

Handel K Uerkehr.

Rottenburger Hopsen- und Obstverkehr im Jahr 1878. In den Monaten September, Oktober. Novem­ber und Dezember wurden an Hopfen zur Bahn gebracht: 19 755 Ctr. gegen 16 525 Ctr. von 1877. Dieser Transport, großentheils im Oktober, erforderte 688 Stück bedeckte Wagen mit einer durchschnittlichen Befrachtung von 30 Ctr. Weit bedeutender, dem Gewichte nach, war die Einfuhr von Obst aus der Schweiz. Es trasen in 170 Wagen 35 000 Centner hier an.

Ehingen, 7. Mai. Dem gestrigen Bichmarkt wurde ziemlich viel Vieh zugcführt; der Handel aber blieb ganz flau und es ist abermals ein weiterer Viehabschlag zu verzeichnen. Am Schweincmarkt lvar etwas mehr Umsatz und Leben; doch muhten Eigner sich auch einen kleinen Abschlag gefallen lassen. Die anhaltend rauhe Witterung, welche ganz schlecht auf die Entwicklung der Vegetation einwirkt, hat zur Folge, daß auf der Alb viele Wintersaaten nmgeackert und mit Sommersrucht eingesäet werden. Die noch lagernden Hopfenreste werden von Nürnberger Händlern zum Preis von 30 -40lk. per Ztr. im Bezirk aufgekauft, wozu Verkäufer sich willig dreinfinden. Die Futterpreise steigen und gutes Heu wird bis zu 2 per Ztr. bezahlt. Der erste Klecschnitt, welchem man bis 20. d. M. entgcgensah, wird wohl vor Anfang Juni nicht zu er­warten sein. Im klebrigen stehen die Saaten im Dvnau- thal gut, aber weniger Reps.

Hall, d. Mai. (Viehmarkt.) Zum Markt wurden bcigefübrt 378 Ochsen, 299 Kühe, 279 Stück Jungvieh, zu­sammen 966 Stück. Davon wurden verkauft 404 Stück. Im