gev Zuckerkrankheit ans der UntcrsnchungShask ent- lassen werden.
Mehlauken ^Ostpreußen), 20. April. Der hier stativnirte Gendarm L. brachte kürzlich in Erfahrung, daß der Gutsbesitzer W. in P. seine Stieftochter seit 20 Jahren in einer klammer eingesperrt halte. Sofort begab er sich dorthin und fand in einem verschlossenen Raum ein verkrüppeltes, taubstummes Wesen vor, welches nach Aussage der nn natürlichen Mutter 36 Jahre alt sein soll. Da-:' unglückliche Mädchen, ein vor der Ehe geborenes Kind der Frau W., ist in der Thal 20 volle Jahre gefangen gehalten worden, und Personen, die Jahre lang in dem Hauie verkehrten, haben die BedauernS- werthe nie gesehen.
Bei dem Pferderennen in Straßbnrg am 27. April kam ans einmal ein Sturm, welcher das Zelt deS Rcnnkomite's umwars: man hatte in demselben ans eine lange Tafel alle die kostbaren Ehrenpreise, in silbernen Tafelaufsätzen mit Krysrailschaalcn, silberbeschlagenen Trinkgesässen und Kannen, silbernen Bowlen n. s. w. bestehend, ausgestellt, welche dann auch zum großen Theil, jedenfalls soweit sie von Kryitall waren, zerschmettert wurden.
Daß hervorragende Industrielle in Elsaß- Lothringen beabsichtigen, einen Theil ihrer Werkstätten Ruf französisches Gebiet zu verlegen, bestätigt sich. Die größte Firma im Maschinenbau, die „Elsässer Maschinenfabrik" und die an der Spitze der Baumwoliindustrie stehende Firma Mieg-Kochlin, beide in Mühlhausen, haben bedeutende Grundstücke um Belsort angetanst, um sofort mit den nöthigen Bauten zu beginnen und dann mit einem Theil ihrer Arbeiter überznsiedelu.
Oesterreich—Ungiirn.
Wien, 25. April. Bei zwei verschiedenen, in einer kurzen Spanne Zeit sich folgenden Anlässen, von denen der eine überaus traurig, der andere hingegen freudig war, nämlich bei der Szegediner Katastrophe und bei dem jetzigen Hochzeitsjusbi- läum des Kaiserpaares, hat .Deutschland in wahrhaft schöner, ja großartiger Weise, mehr und sichtlich weit aufrichtiger als jeder andere Staat und jede andere Nation in Europa seine Sympathien für Oesterreich bethätigt und zum Ausdrucke gelnacht. Ich bin nur ein treuer Dolmetsch der hier herrschenden Stimmungen und Gefühle, wenn ich sage: Kaum jemals in früheren Zeiten haben sich in Oesterreich die Sympathien für Deutschland so allgemein und so tief gezeigt, wie jetzt. Mil wirklicher Dankbarkeit regiitrirt man hier die deutschen freundlichen Kundgebungen , und noch vor einer relativ kurzen Zeit, vor wenigen Jahren, hätte es der hier lebende genaue Beobachter fast für unmöglich gehalten, daß man in Oesterreich so warm für Deutschland empfinden, so entschieden und so osten dem innigsten Freundschaftsbande, der natürlichen Zusameugehörigkcit mit Deutschland das Wort reden werde, wie cS jetzt geschieht. Wohl war Aehnliches auch früher der Fall, aber nur von einem Bruchtheile der Bevölkerung und in einem ganz andern Sinne, den man offizieller Stelle nicht gerne iah und nicht verstehen mochte, auch nicht verstehen durfte. Das Alles ist anders geworden und Hoch und Nieder, insoweit sie überhaupt politisch denken, und au-L den Erscheinungen die sich ergebenden Schlüsse ziehen, sind heute in der herzlichen Anerkennung für Deutschland einig, sowie auch in der Erkenntnis;, daß Oesterreich keinen besseren Freund hat und haben kann, als Deutschland. Hoffentlich überdauert alles das die jetzige Feslcsstimmung, und hoffentlich bleibt wenigstens ein Theil dieser Erkenntnis; zurück, wenn die Feste verrau cht, die Werkeltage mit ihren tausenderlei Sorgen und politischen Fragen und materiellen Kämpfen wieder in ihre Rechte getreten sind.
Wien, 26. April. Die Blätter sind angefüllt mit Telegrammen aus der ganzen Monarchie über die Feier des Allerhöchsten Jubiläums. Mit besonderer Pracht wurde das Fest natürlich in Pest und in den Hauptstädten der Kronländer, vor allem Prag, begangen. Tie Verschiebung deS Festzugs auf morgen war durch das schlechte Wetter und die Kälte nothwcndig. Diesen Beschluß hat die Festkommission des Gemeinderathes mit Zustimmung der Künstler gefaßt, ebensosehr mit Rücksicht auf den ungünstigen Stand der Straßen im Prater, als weil trübes Wetter herrscht, und insbesondere weil die Temperatur zu kühl ist, als das; man die Festzugstheilnehmcr, vor allem die Damen, durch mehrere Stunden im
Kostüme den Unbilden der Jahreszeit aussctzen dürste. — Das Frcmdenpubliknm ist enorm. Gestern konnte man in der innern Stadt und am Ring nur Schritt für Schritt vorwärts kommen und die Passage für Wagen war in einzelnen Straßen unmöglich geworden. Vom frühen Morgen bis zum Abend war in den Eases und Restaurationen buchstäblich kein Plätzchen aufzulreiben und auch die Gewölbe waren von Käufern überfüllt. Die Straßen boten außer der Menschenmenge das Bild eines großartigen Bazars. Das Publikum, das sich auf den Straßen nmhertrieb, war nicht das Stammpublikum des Residcnzpflasters. Zwischeu Städtern und sein geputzten Damen trieben ich die Aelpler von Tirol und Salzburg mit den aufstrebenden Hahnenfedern, die Schützen aus Kärnten und Krain, die Veteranen in ihren grotesken Uniformen, die Turner und Sänger mit ihren Abzeichen herum. Alle sahen hoffnungsvollen Blickes gen Himmel, ob sich denn nicht irgendwie am Saume des Horizonts ein blauer Fleck zeigen würde, der den mit fieberhafter Ungeduld erwarteten Umschlag der Witterung verkünden würde. Aber bis jetzt war alle Hoffnung vergeblich.
Wien, 28. April. Ter Kaiser erklärte in einem Handschreiben an den Minister des Innern: Eine reinere, innigere Freude konnte ihm kaum geschaffen werden, als die ihm in den letzten Tagen durch die Liebe seiner Völker bereitet wurde. Der Kaiser und die Kaiserin fühlen sich tief bewegt von diese» spontanen Kundgebungen aufrichtiger Liebe aus allen Ständen und Schichten der Bevölkerung. Der Kaiser ist stolz und glücklich, die Völker, wie sic dieses Reich umfaßt, als seine große Familie betrachten zu können. Die rauschenden Festlichkeiten sind vorüber, aber die dankbare Erinnerung wird nie aus des Kaisers Herzen schwinden. Der Minister soll es allgemein verkünden, daß die Majestäten Allen ans's innigste und herzlichste danken.
Wien, 28. April. Bei dem gestrigen Fesrzng erwiderte der Kaiser auf die Ansprache des Bürgermeisters: Er wollte alles kostspielige Gepränge vermieden sehen und nahm den von der Wiener Gemeindevertretung angebotenen glänzenden Huldigungsact in dem Wunsche au, der schassenden Arbeit aus allen Gebieten des Gewerbefleißes, des Handels, Verkehrswesens und der schönen Künste den Beweis seiner Anerkennung ihres Werthes und seiner schirmenden Fürsorge zu geben. Er freue sich des seltenen großartigen Schauspiels und spreche im voraus der Gemeindevertretung, den genialen Künstlern, den Gesellschaften. Genossenschaften. Corporationen und einzelnen Persönlichkeiten, endlich sämmtkichen Theik- nchmern des Festznges seinen und der Kaiserin herzlichen Dank aus.
Italien.
Rom, 25. April. Tie „Nazione" erfährt, Rußland beantrage, eine gemeinschaftliche Aufforderung der Mächte auf die Einschränkung des Asylrechts der Schweiz hinznwirlcn.
Rom, 28. Avril. Ein Manifest Garibaldis an die Italiener verkündigt die Bildung einer demo- kratischen Liga beb iss Erlangung der thatsächlichen Ausübung der nationalen Souveränerät. Die Liga werde mit friedlicheil Mitteln arbeiten, insolange ihr Werk nicht durch die Regierung behindert werde. Schweiz.
Bern, 23. April. Der Richtstvllen im Gotthard-Tunnel ist während vergangener Woche um 68.80m vorgeschritten, so daß im Ganzen nur noch 2000 zu durchbohren sind. Aus diesem Fortgange der Arbeiten kann man laut einer dem Journal de Geneve aus fachkundiger Feder zngegangenen Mittheilung auf die vollständige Vollendung des Richtstollens bis Ende dieses Jahres oder spätestens bis 31. Januar 1880 schließen.
Frankreich.
Paris, 25. April. (Versicherung gegen die Pocken!) Eine Ncw-Aorker Versicherungsgesellschaft empfiehlt sich in Paris: Sie ist gegen die Pocken als die Zerstörer der menschlichen Schönheit gerichtet. Ta bei einer großen Anzahl junger Damen die Schönheit des Antlitzes die einzige und beste Mitgift ist, diese Schönheit aber häufig durch die Pockennarben Abbruch erleidet und somit die Heirathsaus- sichten der Betroffenen geschmälert werden, so will obige Versicherung den entstandenen Schaden durch eine Geldsumme, die der Geschädigten als Prämie ausgezahlt wird, decken. Der Beitrittspreis richtet sich nach der Höhe der Versicherung: eine Jury ent
scheidet jedesmal, bis zu welchem Grade die Schönheit beeinträchtigt worden, und klassifizirt danach die Prämien.
Paris, 28. April. Die Rcpnbliqne francaisc schreibt, daö Einverständnis; der Mächte in der griechischen Frage sei vollständig, nnd es gelte als wahrscheinlich, daß die griechische Frage der Bvtschafter- kouferenz in Kvnslantinvpel unterbreitet werde.
Spanien.
Madrid, 20. April. Die Infantin Christine ist gestern Abend gestorben. Der König reist heute nach Sevilla.
Belgien.
Brüssel, 27. April. An dem Briefwechsel zwischen König Leopold nnd dem Papst soll kein wahres Wort sein.
Rußland.
(Schlechte Aussichten für die Kurorte.) Nachrichten ans Petersburg zufolge soll unter den „strengsten Maßregeln", welche daselbst in Aussicht gestellt sind, auch eine weitgehende Beschränkung bezüglich der Ertheilung von Pässen nach dem Auslände geplant werden. Wenn man erwägt, daß die Zahl der Russen, welche alljährlich nach den deutschen nnd östreichischen Bädern ziehen, welche die Seebäder von Belgien, Holland, Frankreich nnd England übcrflnthen, nach statistischen Berichten die Zahl nahezu 100,000 Personen erreicht, so läßt sich ermessen, wie schwer durch diese Paßbcschränknug die Badeorte betroffen werde».
Bulgarien.
Wrnvwa, 20. April, Mittags. Der Prinz von Battenberg wurde einstimmig durch Acclamation unter dem Namen Alexander I. zum Fürst von Bulgarien gewählt. (Fr. I.)
Amerika.
St. Louis, 26. März. Eine Depesche ans Fort Scott meldet: Gestern wurde Bell Howard, ein Neger, der sich an einem 12jährigen Mädchen brural vergangen hatte, in einem alten Schacht unweit der Stadt entdeckt. Er lieferte sich selbst aus, nachdem man ihm versprochen hatte, daß man ihn nicht mißhandeln wolle. Etwa um 2 llhr kamen die Leute in der Stadt an und der Gefangene wurde ins Gefängnis; gesteckt. Die Aufregung steigerte sich bis zur Fieberhitze und es wurden mit dem größten Nachdruck LynchdroHungen ausgestoßen. Um 7 Upr heute Aöend marschirten etwa 1000 Mann in Begleitung von 30 maskirten Männern in geschlossener Reihe mit gezogenen Revolvern in ihren Händen nach dem Gefängnis;. Sie überwältigten allen Widerstand, rissen die Eisengitter von den Fenstern der Zelle Howard's und nahmen ihn mit Gewalt heraus. Man legte einen Strick nur seinen Hals und unter Schreien und Rufen wurde er von hundert Händen fvrtgcschteppt nnd an einen Lampenpsostcn gehängt. Der wüthcnde Pöbel, dessen Raserei alle Gränzen überschritten hatte, nahm, nachdem die Leiche etwa 15 Minuten gehangen hatte und das Geschrei: „Verbrennt ihn, verbrennt ihn!" ertönt war, den Körper von dem Lampenpsosten herunter und schleppte ibn auf den öffentlichen Platz. Hier wurde die Leiche buchstäblich in einen: Feuer, das man mit Kisten nnd Kohlenöl nährte, gebraten und verbrannt.
Fräulein Julia Evelina Smith, von Glas- tonbury, Com:., die sich, ebenso wie ihre verstorbenen Schwestern, durch ihre konsequente Stcuerverweige- rnng, so lange das Frauen-Stimmrecht nicht eingeführt, notorisch geinacht, hat sich in dem nicht mehr allzu jugendlichen Alter von 86 Jahren mit dem gleichaltrigen AmoS G. Parker, von Ncw-Hampshire, in Hymen's Fesseln schlagen lassen.
Handel ü Verkehr.
Stuttgart, 29. April. (Pserdemarkt.) Der Markt ist außerordentlich stark befahren: cS sind über 1800 Pferde zu Markte. Käufe sind bis jetzt nur etwa 100 nugcnieldst: Preise gedrückt, die Verkäufer wollen bis jetzt nicht abgeben. Zweiter Tag 12 Uhr Mittags: Verkauf etwas lebhafter als gestern, bis jetzt wurden 150 Käufe abgeschlossen.
Stuttgart, 28, April. (Landcsproduktenbörsc.) Tie heutige Börse war stark besucht, das Geschäft blieb jedoch beschränkt, da Käufer fortwährend eine zurückhaltende Stellung ciunahmen. Wir notiren per 100 Kilogr.: Weizen, russ. 21 50 -1. dto. Kaper. 20 50 1-21 -/7 25 >1. dto nngar.
20 -17 75 .1-21 .77 75 Kernen 20 -77 50 -1-21 -77 70 Dinkel 18 .77, Haber 18 -77 20 1—14 .17 Mehlpreise pro 100 Kilogr,: Mehl Nr. 1: 82 -77 50 .1—34 -77 Nr. 2: 29 „« 50 1-80 -« 50 1. Rr. 8: 25—26 -77, Nr. 4: 22 -23 -«7
Mann Heini, 27. April. Die Stimmung im Getreide- Handel war während abgclaufener Woche ruhig bei behaupteten vorwöchentlicheu Preisen und notiren wir: Weizen je nach Qualität -77 19.75 22.75, Roggen 18.14 -15,50 16,75,