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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 13. März.

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Philadelphia. 2lm 11. Febr. starb hier Johann Jakob Welker, 28 I. a., ans Egenhansen, am 17. ff-ebr. Josef Wehrstein, 50 I. a., eues Oiottelfingen, SA. Horb.

Die Schnlstelle in Beuren wurde dem Schulamtsver. weser Dieh daselbst übertragen.

Tages-Neuigkeiten.

Tcntschcs Reich.

Böblingen, 9. März. Unsere Stadtschult heißenwnhl ergab folgendes Resultat: Gerichtsnotar Widmaier erhielt 439, Gemeinderath Wanner 250 und Gemeindcrath Zweygart 110 stimmen.

Tübingen, 10. Mürz. Wie ans dem 2t.-A. ersichtlich ist, finden im ersten Ouartale d. I. hier keine Schwurgerichtssitzungeu statt.

Am 0.8. Juni d. I. wird in Rvttweil eine Bertheilung von Staatsprämien für Rindvieh zFar- ren, Kühe, Kalbelui in Verbindung mit einer Aus­stellung stattfinden. Bei derselben können nur Thiere des rothen und Fleckviehs «Simmeuthalcr-, Alb-, Neckar-, Haller- und verwandtes Bichs kvnknrriren und werden folgende Preise gegeben: für Farren: je 3 Preise zu 200, 160, 140, 120, 100, 80 c4L, für Kühe: je 2 Preise zu 160 und 140 und je 3 Preise zu 120, 100, 80, 60 für Kölbeln: je 2 Preise zu 160 und 140 cllk- und je 3 Preise zu 120, 100, 80, 60 cckL'. sodann 2 Ehrenpreise zu 300 cM und 240 cckL für Zuchtfamilien, wobei aus mindestens zwei Generationen der nämlichen Ab­kunft wenigstens 4 Stück vorgeführt werden müssen. Im Ganzen 52 Preise mit 6300 ZL Nähere Be­stimmungen s. Staatsauz. Nr. 57.

Ludwigsburg, 9. Mürz. Auch von hier ist über zwei Fülle von Trichinose zu berichten, 2e- kondelieutcnant Degen von Nordhausen, welcher seit einem Jahr vcrheirathet ist, mit seiner jungen Frau rohen westphälischen Schinken. Beide erkrank­ten in Folge dessen an Trichinose : die Frau ist wie­der als geheilt zu betrachten, während der Gatte noch schwer krank ist. Ein Freund desselben, eben­falls ein Norddeutscher, hat auch von dem Schinken gegessen, ist aber bis jetzt noch nicht erkrankt. - - Ein Offizier der hiesigen Garnison hatte kürzlich einen Selbstmordversuch gemacht, jedoch statt des Herzens die Lunge getroffen. Derselbe mußte sich nun kürz­lich einer furchtbaren Operation unterziehen. In das über den Rippen liegende Fleisch wurden oben über die Brust herüber und dann rechts und links nach abwärts Einschnitte gemacht, der ganze auf solche Weise losgetrcnnte Lappen znrückgeschlagen und aus der auf solche Weise blosgelegten Lunge Lust und Wasser, die cingcdrungen waren, entfernt. Gestern wurde derselbe im Wagen zu Verwandten nach Stutt­gart befördert. Die Verwundung ist immer noch als lebensgefährlich zu bezeichnen.

Dorn Han, OA. Sulz, 10. Mürz. Letzten Freitag brach im hiesigen Schulhans Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß cs trotz energischer Anstrengungen der Feuerwehr nicht mehr bewältigt werden konnte und binnen weniger Stunden das ganze Gebäude in einen Schutthaufen verwandelte. Schulmeister Vogt, welcher im abgebrannten Schul­haus wohnte, verlor hiedurch den größten Theil seiner Mobilien und ist zum Unglück nicht einmal versichert. Die Entstehungsursache wurde bis jetzt noch nicht ermittelt.

Nürnberg, 8. März. Gestern Morgen zwi­schen 9 und 10 Uhr hörte der Thürmer des Vest- nerthvrthurmcs beim Herabgehen am Ende der Treppe leises Aechzen. Derselbe durchsuchte den finsteren Raum und fand in einem Winkel unterhalb der Treppe ein ganz mit Ruß und Staub bedecktes, ca. 18 Jahre

altes Mädchen, welches so schwach war, daß cs nicht mehr zu sprechen vermochte. Ans bei der Polizei erstattete Anzeige wurde das Mädchen sofort in das allgemeine Krankenhaus verbracht, wo es jedoch kurz nach seiner Aufnahme starb. Wie ermittelt wurde, ist die Verstorbene mir der ledigen Arbeiterin Anna Lehubauer von Lauf identisch, war bis vor 14 Tagen bei einem hiesigen Spielwaarensabrikantcn beschäftigt, wurde aber um genannte Zeit wegen einer Unregel­mäßigkeit entlassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Mädchen, seit 14 Tagen arbcitS- und obdachlos, verhungert.

München, 8. Mürz. Der König hat durch den baperischen Gesandten in Berlin, Geh. LegationS- rath v. Rudhart, dem Generalseidmarschall Grafen v. Moltke, welcher heute sein 60jähriges Dicnstjubi- läum feiert, ein allerhöchstes Glückwunschschreiben überreichen lassen.

DerFranks. Ztg." wird iclegraphirt: Tic bayerische Regierung beantragt, den Zoll auf baum­wollene Garne, welcher bisher per Zentner 12 betrug, aus 30 zu erhöhen. Es verlautet, die Tabak-Steuer-Vorlage enthalte einen Satz von 90 auf ausländischen und 60 auf inländischen Tabak pro Ccntner. Die Schutzzöllner versuchen einen Kom­promiß mit den Landwirthcn zu erzielen und zwar auf Grundlage der Bewilligung eines Zolls von 25 aus Getreide gegen einen Zoll auf Eisen und andere Industrie-Artikel.

Laurahütte. In den letzten Tagen sind hier­orts zwei Personen durch Verbrennung jämmerlich ums Leben gekommen, ein Kind von 5 und ein jun­ger Mensch von 16 17 Jahren. Das Kind war

von seiner Mutter, der Wcrkarbeiterfrau .Hesse von hier allein in der Stube gelassen worden, während die Mutter mit der Wäsche zur Rolle gieng. Als sie nun bald daraus wiedcrkehrte, bot sich der Un­glücklichen ein jammervoller Anblick dar. Das Kind lag todt und mit verbranntem Körper an der Thür, zn der es in seiner Angst wahrscheinlich gelaufen war, um ins Freie zu gelangen. Ohne Zweifel war das Kind am Ofen gewesen, um sich zu erwärmen und seine Kleider hatten Feuer gefangen. Tie Häufig­keit solcher llnglückssüllc sollte doch endlich dazu bei­tragen, daß die Eltern nicht mehr kleine Kinder un­beaufsichtigt in der Stube in strafwürdiger Sorglosigkeit allein lassen. - DaS zweite Brandunglück fand auf einem hiesigen brennenden Grubenfcldc statt, dort wurde vorgestern Morgen ein junger Mensch fast verkohlt vorgefunden. Wahrscheinlich war er dort­hin gegangen, um sich zu erwärmen, hatte sich nie­dergelegt und betäubt von den ausströmendcn Gasen wurde er bei lebendigem Leibe gebraten.

Berlin, 7. Mürz. Die Rede Bismarcks, in welcher er zum Beweise für die Unzulänglichkeit der bestehenden Bestimmungen die Handlungsweise des Präsidenten v. Forckenbeck gegenüber dem Abg. Hasselmann bei Gelegenheit der Bcrathung des Sozialistengesetzes im Herbst einer leisen Kritik un­terzog Bismarck sagte, das Urthcil Forckenbccks, die Ausdrücke Hassclmanns grenzten an Aufreizung zum Aufruhr, sei zu milde gewesen, cs sei schon viel­mehr thatsächlich Aufreizung gewesen, und diese Er­mahnung habe bei Hassclmann gar keine Wirkung hervvrgebracht, da er gleich darauf noch viel stärkere Ausdrücke gebrauchte diese Rede hätte beinahe zn einer Präsidcntenkrisis geführt, indem sich Herr v. Forckenbeck durch die Bismarck'sche Kritik seiner Amts­leitung beleidigt fühlte und zum Rücktritt entschlossen war: doch hat er auf Bitten seiner Freunde und auch konservativer Abgeordneter den Gedanken fallen

lassen, zumal er doch sofort wieder per Akklamation gewählt worden wäre.

Berlin, 9. März. Der hiesige Universitäts- Professor Dr. Lewin erwiderte aus diesseitige Anfrage telegraphisch aus Petersburg vom 8. d. M.: Bei Prokojcff fand ich keinerlei Pest-Symptome. Seine Drüsen - Anschwellungen sind Uebcrbleibsel der vor mehreren Jahren überstandcueu, jetzt nicht mehr vor­handenen Syphilitis. Auch sonst habe ich in den Spitälern Fälle verdächtiger Art nicht vorgesuuden.

Berlin, 10. März. Das Befinden des Kaisers ist heute besser, der.Husten geringer: die Anschwellung an der Hüfte zertheilt sich immer mehr. .Heute Mittag cmpficng der Kaiser den Fcldmarschall Gras Moltke, der gestern hierher zurückgckchrt ist.

Ter Neichstagsabg. v. Bühle r «Württemberg! hat zum Militäretnt folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen, den Fürsten-Reichs- kanzlcr zu ersuchen, einen europäischen Staatcukon- greß zum Zwecke der Herbeiführung einer wirksamen allgemeinen Abrüstung etwa auf die durchschnittliche Hälfte der gegenwärtigen Friedensstärke der europäi schen Heere für die Tauer von vorläufig 1015 Jahren zu veranlassen." «Warum nicht ganz und auf ewige Zeiten? Halbheit!s Nachschrift: Der An­trag Bühlcrs wird abgelehnt. Für denselben stimm­ten drei Mitglieder des Eentrums, die Lvcialdcmv- kraten und Abg. Sonnemaun.

lieber die letzte Samstags-Soiröe beim Fürsten Bismarck berichtet diePost" u. A.: Fürst Bismarck ließ sich au einem Tische nieder, an welchem eine kleine Anzahl von Herren, u. A. die Herren v. Marschall und Ttälin «Calws, Platz ge­nommen heckten, und verweilte dort längere Zeit in lebhaftem Gespräche, welches, wie erzählt wird, namentlich die Zollsrage betraf, aber auch anknüpsend an den von Herrn v. Bühler eingebrachten Abrü- stungSantrag, die auswärtige Politik gestreift haben soll, wobei die guten Beziehungen Deutschlands zu den benachbarten Mächten von dein Kanzler nach­drücklich betont worden sein sollen, ohne daß deßhalb die stets schwierige Lage Deutschlands in der Mitte- großer Militärstaaten verkannt wurde."

Fürst Bismarck und der Reichs tja gsab- geordnctc Richter. Sv wäre denn das Zauber- mittel gefunden, mittelst dessen der Reichskanzler Fürst Bismarck in die Flucht zu schlagen ist. Dse letzte Reichstagssitzung hat's enthüllt.Der .Herr Ab­geordnete Richter Heck das Wort!" verkündet der Präsident, und in derselben Sekunde erhebt sich Fürst Bismarck und verläßt unter dem schallenden Gelächter des Hauses den Saal. Der Reichstag hatte sich nicht geirrt, als er sofort annahm, Fürst BiSmarck weiche blos dem grimmen Richter-Hagen, gehe bloß, um diesen argen Sünder gegen die Nerven Seiner Durchlaucht nicht zu hören. Kaum hatte Richter gecndel, als der Kanzler wieder in den Saal trat. Wer übrigens noch im Zweifel war über die Absicht, in der Bismarck den Saal verlassen, dem mußte dieser Zweifel schwinden, als das lustige Schauspiel sich gleich daraus wiederholte.Der Herr Abgeordnete- Richter hat das Wort!" verkündetete abermals der Präsident, und in derselben Sekunde sprang Fürst Bismarck wieder aus mit einer Elastizität, die ihm nicht immer eigen ist, und verließ eilends den Saal. Schallendes, langanhaltendes und immer wieder sich erneuerndes Gelächter begleitete den Fliehenden, solgte ihm nach. Das Gelächter galt nicht dem Fürsten Reichskanzler, sondern der äußgxst komischen Situation. Das Verhalten des Fürsten Bismarck ist durchaus nicht ganz heiter zu nehmen. Ter Herr Präsident