Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

, i Erscheint wöchcnllich llinal und kostet halbjährlich ! O ^ hier (ohne Trüiierlohn) l ,« 00 -l, in dem Bezirk j

" ^ j 2 .V, außerhalb deS Bezirks 2 40 -j. >

Ssmstsg den 8. Marx.

^ Jnstrlionc.qobiiyr siir die kspalti>;e Zeile aus m'- ! ^ j wohnlicher Schrift bei rinmaliger Einriickmig 0 ! 18^

i bei mehrmaliger je 0 -<>. >

Tages-Neuigkeiterr. Deutsches Reich.

IjM" Bestellrmgeu auf den Gesellschafter für dcu Monat Mar; nimmt jedes Postamt und die Post­boten entgegen. _

Eisenbshnzüge der Station 'Nagold

vom 15. Oktober an.

Mach Calw: 6,gg, 1.0,4^, 6,4,, 9,22.

Mach Horb: 5 ,^, 8,zn, 3 ,- 7,4. _

Amtliches.

Nagold.

Ginttfkttnng -er Ampfberirke pro 18V9.

Der Oberamtsbezirk ist pro 1879 in folgende Jmpifbezirkc eingctheilt und bestellt:

1) Oberamtsarzt Iris» in Nagold

siir Nagold, Ebcrshardt, Ebhauscn, Emmingen, Gültlingen, stNindersbach, Pfrondorf, Rohrdorf, Nothfelden, Sulz, Ober und Unterschwandorf, Walddorf mit Monhardt, Warth n. Wenden.

2> Oberamtswundarzt I>i'- Nudiaz in Nagold für Jselshaufcn, Schietingen, Ober und Un terthalheim;

3) Stadtarzt vr. HeiAerdinger in Haiterbach für Haiterbach mit Alt-Niiisra, Beihingen und Bösingen;

4> Stadtarzt Kllöller in Altenftaig

für Altenftaig Stadt, Mtenstaig Dorf, Benieck, Beuren, Egeichaufcn, Enzthal, Ettmamisiveiler, Fünsbronn, Garrweiler, Gaugenwald, Simmers feld, Spielberg und U eberberg:

5, Distriktsarzt I)r. Römer in Wildbcrg für Wildberg, Eff ringen und Schvnbronn. Dies wird der bestehenden Vorschrift gemüs öffentlich bekannt gemacht.

Den 4, März 1879.

K. Obcramt. K. Obcramtsphysikat.

Güntner. Jrivn.

t)c a g 0 l d.

A« dir GrtsvorstHrr.

Dieselben werden erinnert, für das Ausästen der Bäume und für die Ergänzung des Baumsntzes an den Straßen zu sorgen.

Den 5. März 1879.

K. Oberamt. Güntner.

Zur allgemeinen politischen Lage.

Ü.V.6, Die Schwierigkeiten, auf welche die Ausführung der bisher noch nicht ins Leben getrete­nen Bestimmungen des Berliner Friedens stößt, mehren sich. Die Frage der griechischen Grenzberich­tigung macht keinen Schritt weiter. Die Pforte hat zwar auf die dringende Vorstellung Frankreichs neue Vorschläge zu machen versprochen, die griechischen Commissare warten indeß bisher vergeblich auf solche und lassen sich nur durch Bitten der fremden Consnln bewegen, noch länger in Prevesa zu bleiben. Vor­aussichtlich werden auch die neuen Vorschläge der Pforte Griechenlands Ansprüche nicht befriedigen.

Noch bedenklicher gestaltet sich die Lage der Dinge in Ostrumelien. Zahllose Schaaren bulgari­scher Flüchtlinge folgen den abziehenden russischen Truppen, aus Furcht, von den fanatischen Muhame- danern mißhandelt zu werden. In Adrianopel hat nicht nur ein blutiger Coflict zwischen Bulgaren und Griechen, sondern auch ein Demonstrationsversuch bewaffneter Bulgaren vor dem englischen Consulat stattgefunden. Die Abgeordneten aus Thracien und Macedonien haben bei der in Tirnova tagenden bul­garischen Nationalversammlung mit ihren Forderungen wenigstens soviel Anklang gefunden, daß dieselbe eine besondere Commission zur Prüfung ihrer Wünsche eingesetzt und beschlossen hat, ein Memorandum

darüber an die Mächte zu richten. Rechnet man dazu »och die Ausschreitungen, deren sich albanesische Banden jüngsthin auf serbischem Gebiet schuldig ge­macht haben, so muß man gestehen, daß der Stand der Dinge südlich vom Balkan von Ruhe und Sicher­heit noch weit entfernt ist.

Merkwürdiger Weise thut Rußland dem An­schein nach Alles, was in seinen Kräften steht, um Ruhe und Ordnung nach den Abmachungen des Berliner Vertrags herzustellen. Es hat die Ruhe­störungen in Adrianopel mit Gewalt unterdrückt und Fürst Dondukoff-Ksrfakoff hat es den Abgeordneten ans Thracien und Macedonien nicht gestattet, sich mit denen aus Bulgarien zu vereinigen, sie vielmehr ausdrücklich auf die Nothwendigkeit, sich dem Berliner Friede» zu fügen, hingewicsen. Kaiser Alexander soll sogar den General Tschernajeff, der nach Make­donien gezogen war, um sich an die Spitze des Auf­standes zu stellen, zurückbcrufen haben.

Niemand glaubt indeß, daß Rußland darum seine bekannte Pläne in Bezug auf das Land südlich vom Balkan definitiv aufgegcben hätte. Allgemein ist vielmehr die Ansicht verbreitet, daß, es sein Ziel fortan aus diplomatischem Wege zu erreichen suche und sich nur deshalb gegenwärtig friedfertig zeige, um die Mächte günstig für seine Wünsche zu stimmen: möchte es doch auch die wichtige Angelegenheit der Balkanpüsse, welche dem Berliner Frieden zufolge bekanntlich von den Türken besetzt werden sollen, anders geordnet wissen. In der That verlautet denn auch neuestens schon, der Gedanke, gewisse Punkte des Berliner Vertrags durch eine neue Conserenz von Vertretern der Mächte regeln zu lassen, habe an Aussichten gewonnen, England sich gar schon bereit erklärt, an einer solchen Conserenz Theil zu nehmen.

Zeit und Umstände sind für die Ansführung dieses Gedankens offenbar nicht ungünstig. Zwischen Rußland und England, den beiden Hauptgegncrn, bereitet sich allem Anschein nach eine radicale Aen- derung der bisher durch Mißtrauen und Feindseligkeit verbitterten Beziehungen vor: darauf deutet n. A. der Wechsel in der diplomatischen Vertretung Eng­lands am russischen Hofe wie bei der Pforte hin. In einem Augenblick, wo die englische Regierung zu der Einsicht gelangt, daß Oesterreich ans der Balkan­halbinsel seine eigenen, von denen Englands verschie­denen Interessen verfolgt, wo sie zumal merkt, daß siie in Aegypten mit einem mächtigen Rivalen zu thun hat, der sich die Herrschaft über das Mittclmeer unter keiner Bedingung noch mehr als bisher beschränken lassen will, hat sie wahrlich Grund genug, die Hand der Versöhnung, die ihr von russischer Seite geboten wird, zu ergreifen, und die bisher unerledigten Fra­gen mit dem alten Gegner gemeinsam auf freund­schaftlichem Wege zu lösen. Der Empfang Lord Dufferins aus seiner Reise nach Petersburg seitens des Kaisers Wilhelm und des Fürsten Bismarck, sowie der Besuch, den der deutsche Kronprinz gerade jetzt in England abstattet, läßt ahnen, daß gegen­wärtig etwas Wichtiges hinter den Coulissen vorgeht. Hoffentlich erfolgt daraus der Beitritt Englands zu dem Dreikaiserverhültniß und damit eine dauernde Befestigu ng des Weltfriedens.

Seine Königliche Majestät haben vermöge Höch­ster Entschließung vom 5. März u. a. nachstehende Orden und Medaillen zu verleihen geruht: das Ritterkreuz erster Klasse des Fricdrichsordcns dem evangelischen Dekan Mezger in Calw: die silberne Verdienstmedaille dem Stadtschultheiß Brenner in Bemerk.

Seine Königlich« Majestät haben den Titel eines Oberförsters u. a. den Revierförstern Landenberger in Hil­drizhausen, Griiningcr in Altenftaig, Bosch in Wildbad gnädigst verliehen. -

* Nagold, 7. Mürz. Zu Ehren des Ge- burtsscstcs Sr. Majestät des Königs hatte neben der herkömmlichen kirchlichen Feier ein zahlreich besuchtes Festessen im Gasthos zur Post statt, wobei Herr Obcramtmaiin Güntner den offizielle» Toast auf Se. Majestät de» König, Herr Dekan Kein ml er einen solchen ans Ihre Majestät die Königin, deren edles wohlthätiges Wirken besonders betonend, aus­brachte. Auch wurde ein Begliickwüuschungstele gramm au Seine Majestät den König abgesandt. Die hiebei seit ein paar Jahren in Hebung ge­brachte Geldsammlung für die Unterstimuiigskasse der Honoratiorentöchter brachte über 19 Ais ein; dieselbedürfte aber unseres Dafürhaltens an einen andern Ort und in andere Kreise verlegt werden, da solche Festdiners gar zu verschiedene Stände repräsentiren. Abends hatte ebenfalls zu Ehren des Tages, veran­laßt durch den Militär- und Veteranen-Bcrein, eine gesellige Unterhaltung im Gasthaus zum Pflug statt, die hauptsächlich durch die trefflich vorgetcngenen Lie­der des Liederkranzes eine sehr animirte war. Das Toastiren kam hiebei, nachdem Herr Stationskom­mandant Staiger den Zweck und die Aufgabe des Militär- und Veteranen Pereins in poetischer Form und nachher auch noch in einer weiteren Rede dar- gekcgt und das erste Hoch aus Seine Maj. den König ausgebracht hatte, auch bald sehr in Fluß und galten die Toaste dem patriotischen Streben des Militär- und Krieger-Vereins, dem Vaterlandc, Ihrer Maje­stät der Königin, dem zur Verherrlichung derartiger Festfciern immer bereiten Liederkranze. Auch launige Deklamationen hatten wieder nicht gefehlt. Der Wirthschaftsranm vermochte die Theilnehmer kaum

z -s- In voriger Woche kamen in Berneck ge­gen Abend einige Fuhrleute von O.-H. mit zwei Schlitten Sägwaaren, die sie desselben Vormittags in A. geladen hatten, bereits in angetrunkenem Zu­stand an und stellten in einer dortigen Wirthschast ein, wo sic bis Mitternacht zechten und johlten. End­lich wurde des Heimgehens gedacht, von den gewissen­losen Menschen aber der unmenschliche Entschluß ge­faßt, einander die steile nach M. führende Steige nicht vorznspannen, sondern die Pferde, die ohne Zweifel indessen nicht eines solch übermäßigen Ge­nusses wie ihre Herren sich zu erfreuen hatten, hinaufzuprügelrtt. Gesagt - gethan; aber nur eine kurze Strecke gelang diese Unthat. Die Pferde wur­den nun lvsgemacht und entsprangen, wahrschein­lich in Folge der Mißhandlungen. Ihre Lenker aber kehrten zurück und verlangten in einer andern Wirth- schaft Einlaß, wo ihnen eindringlich zugeredet wurde, in erster Linie nach ihren Pferden sich uinzusehen. Nachdem sie endlich zum Luchen sich bewogen gefühlt hatten, fanden sie deren zwei, über eine Mauer ge­stürzt, aber unverletzt vor: nach den zwei übrigen wurde vorerst nicht gesucht. Erst am andern Vor­mittag wurden dieselben weit abseits im Schnee vor- gefunden, wo sie diese lange Zeit hatten zubringen müssen. Die Schlitten waren inzwischen mitten in der Straße, dieselbe versperrend, stehen geblieben. Wie wir hören, soll von Seiten der Polizeibehörde nicht der des Orts Untersuchung eingeleitet sein und es wäre sehr zu wünschen, daß solch un­menschliches, gewissenloses Treiben exemplarisch be­straft würde. ,

Böblingen, 4. März. In Weil im Schön­buch ist, wie demBöbl. B." mitgetheilt wird, ein altes Haus letzten Sonntag Nachts unter großem