worden sei, schreibt uns der crsterc, daß sich an der ganzen Geschichte kein wahres Wort befinde und er­sucht nur dahingehende Berichtigung des Artikels, was wir hiermit gern gethan haben wollen.

Aus dem Blaubeurer Bezirk, 20. Januar. Lin bedeutender Diebstahl wurde in diesen Tagen in einein Wirthshans in reißen im Betrage von etwa 8000 verübt. Alle Anstrengungen der Be­hörden, dem Dieb auf die Lpnr zu kommen, sind bis jetzt ohne Lrfolg gewesen. Zum Glück besteht der größere Theil der gestohlenen Lumme in Stcnits- vbligatioueu, die durch Zahlungssperre und Amorti- sirung für den Dieb werthloS gemacht werden können.

Pforzheim,. Jan. Leider ist von hier wenig Gutes in jüngster Zeit zu berichten. Auch heute muß ich Ihrem Blatte ein abscheuliches Ver­brechen berichten. Mitglieder einer hiesigen Jagdge­sellschaft fanden gestern Abend bei einem Pürschgange die Leiche eines braven, seit 0 Tagen vermißten Waldaufsehcrs, A'amens Britsche, eines Jamilien- valers von 0 Kindern, dessen Wittwe dazu noch in gesegneten Umständen. An der Leiche fanden sich im Unterleib und Brust eine größere Anzahl Stiche, der Hals durchschnitten. Als der That dringend verdächtig sind vier als Wilderer bekannte Subjekte gefänglich Ungezogen. (Ldsztg.)

Pforzheim, 27. Jan. Von den wegen Ver­dachts der Ermordung eines Jagdaufsehers Verhaf­teten hat einer, Jak. Brezing von Hairerbach, DA. Nagold, ein umfassendes Geständnis; gemacht.

Karlsruhe, die badische Residenzstadt, soll nach offizieller Entscheidung in Zukunft in amtlichen Schrift­stücken mit K geschrieben werden, während bis jetzt jede Behörde und jeder einzelne Beamte nach Be­lieben zwischen E und K abwechseln konnte. Der sprachlich unzweifelhaft richtigen Schreibung mit K hat die Thatsachc entgegengcstanden, daß in der Stif- tungsnrknnde >1715) dem damals herrschenden Zeit­geschmack zufolge CarlSrnhc steht.

Vor einigen Tagen erhängte sich in Laußig ein Mann im Ärmcnhause unter Umständen, wie sie wohl selten Vorkommen. Ein Zweiter sah der Vor­bereitung ganz ruhig zu. Als er befragt wurde, warum er den Mann nicht abgeschnitten, meinte er, daß ihm der neue Strick leid gethan habe.

Darmstadt, 26. Jan. In der letzten Ätzung der großh. Eentralstelle für Landwirthschaft ist die hochinteressante Thatsache constatirt worden, daß sich in Folge der hier mit äußerster Strenge gehandhab- ten polizeilichen Milchcvntrole die Sterblichkeit der Kinder an Diarrhoe gegen früher um fast 50 pCt. vermindert hat.

Kassel, 25. Jan. Während man in heutiger Zeit gar gern mit derMenschenwürde" paradirt und dieHumanität" nicht selten etwas zu weit treibt, vergißt man leider vielfach, daß es auch Be­stien in Menschengestalt giebt, die einer rücksichtsvollen Behandlung geradezu unwürdig sind. Sv erschien heute vor der hiesigen Strafkammer ein 29 Jahre alter Taglöhner Namens Ludwig, der sein 5 Jahre altes schwächliches Stiefkind durch Stoßen in einen eiskalten Bach, Treten, Schlagen bis fast zur Unkenntlichkeit ic. in wahrhaft scheußlicher Weise miß­handelt hatte: nur das zufällige Dazwischentreten dritter Personen rettete das arme Geschöpf vor dem ziemlich sicheren Tode. Das Urtheil lautete auf 9 Monate Gefängnis;.

Berlin, 24. Jan. Heute Nachmittag stattete der Kaiser dem Prinzen August von Württemberg zu dessen Geburtstagsfeier (geb. 24. Januar 1813) einen Gratulationsbesuch ab. Ans derselben Veran­lassung waren bereits früher der Kronprinz, sowie die Prinzen Karl, Albrecht und Alexander bei dem Prinzen August von Württemberg erschienen.

Berlin, 27. Jan. Die Nationalzeitung erfährt von wohlunterrichteter Seite: das Staatsministerium sprach sich gegen das Tabaksmonvpol und für die Gewichtssteuer aus und überließ dem Finanzminister die Ausarbeitung der betreffenden Vorlage. (Die F. Ztg. hatte bekanntlich das gerade Gegentheil gemeldet.)

Der geschüftsführende Berliner Ausschuß für die Wilhelmsspende macht unter Dankesbezeugung bekannt, daß die Sammlungen mit den nachträglich von Deutschen im Anslande eingegangenen Beiträgen einen Reinertrag von 1,749,750 87 ^ ergaben.

Im preuß. Kriegsministerium wird nach der Trib." gegenwärtig ein Plan ausgestellt, in welcher Weise und in welchem Umfange eventuell ein Grenz­kordon zur völligen Absperrung der russisch-preußi­

schen Grenze behufs Abwehr der asiatischen Pest ge­zogen werden soll. Tie erhebliche» Ansprüche an Mannschaften können nicht durch die Garnisonen der Grenzstädte gedeckt werden: es. dürfte sich beschälst um die Heranziehung eines nicht unbedeutenden Kon tiugents des 1., 2., 5. und 0. Armeekorps nach Grenzorten, woselbst die Mannschaften nach einer gewissen Zeit von dem anstrengenden Dienst abzuivsen sind, handeln.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 26. Jan. Die gestrige Sitzung des Parlaments nahm nach derPost" einen stür­mischen Verlauf. Die liberale Opposition machte linerhörte Angriffe gegen die Regierung. Abg. Sturm erklärte, die Minister seien Versassungssreunde und fügte weitere Jnveetiven und Verdächtigungen hinzu. Der Minister Unger replicirtc, zitternd vor Aufregung, auf die Anklagen mit ergreifenden Worten. Die Op­position unterbrach den Minister wiederholt durch Hohn- lacheu, Zischen und großen Lärm. Der Präsident halte die größte Mühe, die Ruhe wieder herzustcllcn.

Wien, 26. Jan. Die Nachrichten aus Ruß­land lauten sehr ernst. Privatmeldungen koustatiren im Gegensätze zu den offiziellen Ableugnungen, daß die Pest-Seuche sich mit rasender Schnelle ausdehne und daß in Petersburg und Moskau große Aufre­gung herrsche. Blau verhehlt sich in unseren leiten­den Kreisen durchaus nicht den hohen Ernst der Situation, hält aber alle Maßregeln für unzureichend, wenn dieselben nicht gemeinschaftlich von sämtlichen Staaten Europa's, ob dieselben nun direkt oder in­direkt nlit Rußland im Verkehr stehen, getroffen wer­den. England hat bereits seine Bereitwilligkeit, sich den Schritten Oesterreichs und Deutschlands anzn- schließen erklärt. Schweden und Dänemark werden dazu aufgefvrdert und im Weigerungsfälle gleich Rußland durch einen Kordon abgesperrt werden. Italien, Spanien, Frankreich, die "Niederlande und Belgien erhalten die Beschlüsse der Pest-Kommission im offiziellen Wege und werden gleichzeitig cingeladen, ich allen weiteren Schritten der Regierung Deutsch ­lands und Oesterreichs anzuschlicßcn.

Italien.

Rom, 25. Jan. Anläßlich der letzten päpst­lichen Eneyklika sind aus verschiedenen Theilen,Euro­aas seitens der Internationalisten und Socialisten Drohbriefe im Vatican eingelangt. Es wird versi­chert, der Vatican werde dieselben den intcressirtcn Regierungen mittheilen. -- Die Verhandlungen des VaticanS mit Deutschland sollen gegenwärtig, nach­dem über einige Punkte ein Einverständnis; erzielt wurde, mit größerer Leichtigkeit statthaben.

Rom, 26. Jan. Die Dcputirtenkammer hat den Handelsvertrag mit Oe st re ich in geheimer Abstimmung mit 205 gegen 10 Stimmen angenommen.

Als wenn wir an der Panik über die Pest noch nicht genug Sensationsstoff Hütten, kam derStand­ard" mit dem gewiß sensationellen aber ganz unbe­gründeten Gerücht, die Jesuiten hätten den Papst vergiften wollen.

Rom, 27. Jan. Die Journale bringen einen Brief des Jesuitengencrals Beckx, worin derselbe erklärt, daß die Beschuldigungen gegen seinen Orden wegen Politischer Umtriebe ungerecht, da der Jesui­tenorden keinerlei politische Thätigkeit übt und seine Mitglieder die Anweisung haben, überall die Gesetze des Landes als gute Bürger zu befolgen.

Pabst Leo XIII. hat laut einer telegraphischen Meldung derAgenzia Stefani" alle Kardinäle aufgefordrt, sich am 20 Febr. in Rom einzufinden. Der Pabst wird an der Kongregation der Kardinäle theilnehmen und denselben seine Absichten bezüglich der Ernennung neuer Kardinäle und anderer die Kirche betreffenden Fragen mittheilen.

Schweiz.

Locarno, 25. Jan. Der Große Rath hat heute mit 42 gegen 18 Stimmmen die Wiederbe­völkerung der Klöster beschlossen.

Frankreich.

Paris, 26. Jan. DieAgence Havas" mel­det aus Pera vom 25. d.: Der Sultan ist krank.

lieber eine neue Zahnoperation haben die Herren David und Magitot der französischen Akade­mie in Paris kürzlich Mittheilungen gemacht. Es handelt sich um die Verpflanzung von Zähnen an Stelle ausgezogener. Ein so eingepflanzter gesunder Zahn soll in 1012 Tagen festwurzeln. Von 62

solchen Operationen sollen dem Erfinder 57 gelun» gen sein.

Rußland.

Ein russisches Blatt schreibt, daß dieKrank- beit" auch unter dcu Bauern des Dorfes Wischenki, im Bezirk Rusa, ausgcbrochcn sin. Es sind dasselbst 15 Bauern erkrankt, ohne daß ein Arzt nach dein Dorfe gekommen wäre. Wie den MoskauerSsvw- remennyia Jswestia (Zeitgenössische' Nachrichten) ge­schrieben wird, herrscht im Gouvernement Astrachan eine schreckliche Panik. Die Apotheker sind nicht im Stande, so viel Carbolsäure herzuschaffen, als ver­langt wird. Alle Orte des Gouvernements sind von PiquetS umgeben. Die Lage der Einwohner, beson­ders der ärmeren, ist unerträglich.

Handel § Verkehr.

Stuttgart, 27. Jan. (Landesprodnktenbörse.) Au unserer Börse hat seit mehreren Wochen der Verkehr in cnnerik. nnd rnss. Weizen wesentlich nachgelassen, da dieselben bei den jetzigen Preisen keine lohnende Rechnung geben und die Umsätze beschränken sich deshalb säst ausschliesslich aus nngar. und daher. Waare. Das Geschäft war auch heute bei matter Stimmung schleppend. Wir »obren per 100 Kilogr: Weizen rnss. 2l 15 .1. dto. daher.. 19 > « 25 4-20

50 4. dto. nngar. 20 20 50 4. Kernen 19 75 4

bis 20 50 4. Dinkel 11 60 4-12 4t 40 4. Roggen,

amerik. 14 .x 50 4. Mehlprelse pro 100 Kilogr.: Mehl Nr. 1: 32 . « 50 4 33 50 4. Nr. 2: 29 .«! 50 430

50 4. Nr. 3: 24 .« 50 4 25 .«l 50 4. Nr. 4: 21 4L 50 4 22 50 4.

Mittlere Fruchtpreise per Ceiitner

vom t5. bis 20. Januar.

Backnang . . .

n'crne».

4

Regg-». .« 4

G-r,1e.

.« 4

Habec.

4

5. 23.

Biberach . . .

9. 28.

7. 90.

7. 71.

5. 57.

Jsny.

. 11. 26.

8. 97.

6. 88.

8. 87.

Winnenden . . .

8. 80.

. .

5. 10.

Bopfingen . . .

9. 90.

7. 70.

7. 30.

5. 35.

Ebingen ....

9. 22.

7. 41.

5. 11.

Geislingen . . .

9. 48.

. .

. -.

..

Hall.

. 9. 42.

.

Heidenheim . . .

9. 78.

. -.

7. 29.

5. 18.

Nagold .... Rottweil ....

8. 8.

8. 28.

5. 87.

9. 40.

. -.

..

8. 2.

Ulm.

8. 80.

7. 85.

8. 84.

5. 61.

Urach.

. 9. 80.

8. 80.

7. 15.

5. 69.

Kirchheim . . .

9. 88.

. . .

7. 89.

6. 18.

Lenlkirch ....

. 10. 8.

..

..

6. 16.

Rledlingcn . . .

9. 8.

8. 50.

6. 19.

5. 13.

Tuttlingen . . .

. 8. 90.

7. SO.

5. 95.

Cannstatt, 28. Jan. Allgemein war hier die Klage, daß die Cannstaiter Mezger ihre Waare, inbesvnderc das Schweinefleisch, um 810 o.s, thenrer verkaufen als diejenigen in Stuttgart. Wenn sich irgend Jemand beigehen ließ, dem einen oder dem andern dieser Geschäftsleute entsprechenden Vor­halt zu machen, so wurde ihm die Antwort:wir können'S nicht billiger geben" oder:dann kanft'S eben in Stuttgart" n. dgl. Gestern hat nun ein Stuttgarter Mezgermeistcr durch Thatsache bewiesen, daß man daS Schweinefleisch in Cannstatt nicht nur eben so billig, sondern sogar uni 10 billiger verkaufen könne als in Stuttgart. Derselbe mietete ein Parterre-Lokal inr Gasthaus zum Hirsch, in welchem er Schweinefleisch das Pfund zuerst zu 52 4 und später zu 48 4 aushieb. Darauf hin eta- blirte ein hiesiges Geschäft eine Kvnkurrenzfleischbank, in welcher sie das Pfund zu 45 4 anshaueu ließ. Der Zudrang der Kaufslustigeu war so gvß, daß nahezu die Straße gesperrt war und Einzelne über eine Stunde warten mußten, um Fleisch zu bekommen. Um 10 Uhr kam die Polizei und gebot Schlie- hung wegen des Sonntags-Gottesdienstes, so daß gewiß 50 Personen unbefriedigt abziehen mußten. Amüsant war cs, den Zorn der hiesigen Schweincmezger mit anznsehen: eine heilsame Wirkung aber dürfte ans dieses hin wohl nicht ansbleiben.

Mannheim, 15. Jan. Im hiesigen Hafen und in Ludwigshafen, schreibt man derKöln. Ztg.", liegen gegen­wärtig über 200 Fahrzeuge. Die Menge des im Jahre 1878 aus dem Rheine cingeführten Getreides übersteigt die inr vor­hergegangenen Jahre zu Schiff bergwärts cingeführten um 1,368,500 Centner.

Laut Bericht von Mannheim und Kehl liegen in Mannheim vom letzten Jahr noch 59,900 Stämme Flößholz, in Kehl 1214,000 Stämme und cs dürften die Aussichten für den Verkauf noch viel schlechter werden, als sie jetzt sind, da die Preise zu hoch waren und die Händler mit großem Verlust abgeben müssen. Da man nach dem Niederrhein schon flößen konnte, müssen die Geschälte dorten gerade so flau sein, wie bei uns. Unter diesen Umständen wird es angezeigt sein, wenn die Herren Wäldbcsitzer, statt an eine Erhöhung der Holzpreise, an eine Minderung denken, wenn sie den Zeitver­hältnissen Rechnung tragen wollen.

Mühlhausen, 22. Jan. (Baumwolltüchermarkt.) Die Stellung des hiesigen Marktes ist unverändert geblieben trotz der neuerdings eingctrctcnen Festigkeit des Rohmaterials; doch scheint für gewisse Sorten mehr Nachfrage zu herrschen, was insbesondere für gefärbte Köper der Fall ist. Die Einkäufe der Druckereien bleiben auch befriedigend und es ist zu hoffe», daß die Lager Ende dieses Monats doch etwas weniger belastet sein werden, als um diese Epoche vorigen Jahres. In ge­bleichten Shirtings, Madopolams re. hat der Verkauf auch zu­genommen. Alle Course jedoch bleiben, wie schon erwähnt, auf dem alten Niveau.

Bielefeld, 25: Jan. Das Garngeschäft war diese Woche etwas lebhafter, jedoch werden Flachgarne meist immer nur in kleineren Posten und ans prompte Lieferung gekauft; Weragarne sind dagegen fortwährend gefragt. Einige Sor­ten Leinen finden zwar besseren Absatz, im Ganzen ist aber das Geschäft noch nicht, wie es um diese Zeit sein müßte.