bei solchen Leuten ja ohnedies keine Rede sein. Was nicht vorhanden ist, kann anch nicht verletzt werden.

(N.-Ztg.)

Ludwig sbnrg, 18. Jan. Gegen den immer mehr zn einer allgemeinen Plage und Gefährdung werdenden nnabläßigen Häu serbeltet arbeitsloser Handwerksgesellen, deren Mehrzahl sich leider so führr, das; anzunehmen ist, die Lust nach solider Arbeit feie ihnen abhanden gekommen, sind hier sowohl von Seite der städtischen Verwaltung als von einem Privat­verein zweckdienliche Einrichtungen getroffen worden, die ihre gut gemeinte und gut geleitete Wirkung nicht verfehlen. Die bürgerlichen Kollegien halnm im städti­schen Schießhans ein Nachtquartier für solche Durch­reisende einrichten lassen, in welchen überdies; Abends Brot und Morgens eine Suppe unentgeltlich verab­reicht wird, ferner iit eine Anzahl hiesiger Armen- srcnnde zniammengeireten und hat eine Snppenanstalt gegründet,in welcher jeder Durchreisende eine so genügende Erquickung finden soll, das; um so gewisser der Verzicht ans weiteres Almvsensnchen in hiesiger Stadt ihm zngemuthet werden könne."

Tübi» gen, 22. Jan. Heute Abend setzte sich ein junger Mann ans Untcr-Jesingen, der einzige Sohn des dortigen Schultheißen, der vor dem Schwnr- gerichtshos hier als Zeuge sich befunden hatte, aus einen Bierwagen, der in seine Heimath gehen sollte, um mit demiclben heimzufahren. Der Wagen sollte noch geladen werden und wurde bei dieser Gelegen­heit auf der dort äußerst abschüssigen, überdies mir Glatteis überdeckten Straße hin- und hergeschobcu. Plötzlich kam der Wagen in Schuß und übcrschlug sich, wobei der junge Mann so unglücklich unter den Wagen zu liegen kam, daß er auf der Stelle eine Leiche war.

Sch sei, Han sen, 21. Januar. Die gestohlene Geldkiste ist, ihres Inhaltes entleert, heute früh auf der Brücke hier, mitten im Ort, zwischen Post und Rathhans, anfgefunden worden.

Leonberg, 22. Jan. Als Beitrag zu der ge­genwärtigen Entartung der Jugend, die selbst nicht vor dem Morde zurückscheut, bringt die Glems- und Würm-Gau-Ztg. folgenden traurigen Fall. Der 15jährige Schreinerlehrling K. von Hausen a. W. stand in Wimshcim in der Lehre und machte kürzlich den Versuch, seinen Meister zu vergiften, indem er demselben zum Ncnjahrgcschcnk Branntwein verehrte, in welchen der Lehrling Schweinfurter Grün gemischt hatte. Der Meister genoß später von dem Trank, worauf cs ihm übel wurde und sich erbrechen mußte, glücklicherweise ohne weitere Folgen. Der Thäter entwich nach Hausen, wo er verhaftet wurde und jetzt hier in Untersuchung steht. Der Lehrling gibt als Grund an, er habe kein Schreiner werden wollen. Seine Eltern leben nicht mehr.

Das Regierungsblatt enthält eine Königliche Verordnung, betreffend die Ermächtigung der Stadt- gcmeinde Heilbronn zu Erhebung örtlicher Verbrauchs­abgaben von Bier, Fleisch und Gas.

Ans dem Bienenzüchter-Kongreß in Greiss- walde iabgehaltcn vom 10.15. Sept. v. II wurde einem Württemberger, dem Reallehrer Beßler in Bopfingcn, ein Eh'rendiplom zuerkannt.

Die Hinrichtung des Mörders Ulherr in Nürnberg steht bevor; die Guillotine ist bereits ein­getroffen. Ulherr hat bekanntlich sein Ijähriges Töch- terchen genothzüchtigt und dann auf scheußliche Art ermordet.

Viel Aufsehen macht nach demBernburger Wchbl." ein neues, von einem dortigen Chemiker er­fundenes Verfahren, nach welchem die Zuckerfabrika­tion eine totale Umänderung erfahren wird. Es be­steht einfach darin, mittelst einer chemischen Substanz, die aus die geschnittenen Rüben gegossen wird, den Zuckerstoff herauszuziehen, der weder gekocht, noch sonst präparirt zu werden braucht, sondern gleich der krystallisirte Zucker ist. Der Erfinder desselben soll bereits im Besitze eines Reichspatentes sein.

Die größte Fechheit, welche jemals ein Gauner an den Tag gelegt hat, ereignete sich wäh­rend der Kriminalsitzung am 15. d. M. vor dem Dortmunder Gericht. Der Puddlcr Hcrlingshaus, verschiedener Diebstähle im Rückfalle überführt, stakst in derselben Sitzung, in welcher er oben angeführter Verbrechen wegen zu 5 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde, unter den Augen des Staatsanwalts und der Richter ein Portemonnaie mit Inhalt, welches um Beweismittel diente. In der Zelle des Her- ö

linghaus wurde dasselbe, bereits in dessen Kleidern eingeuäht, wieder gefunden.

Berlin, 21. Jan. Das Kriegsgericht in Sa­chen desGroßen Knrfürfen" ist heute hier zusam- meugetreten.

Berlin, 21. Jan. Heute sind es ll Monate, daß das Sozialistengesetz in Kraft getreten. Ihm sind bistzer -II Zeitungen und 194 Vereine zum Opfer gefallen, während 229 Broschüren und Bücher verboten wurden. <Fr. J.s

Berlin, 21. Jan. DieNvrdd. Ällg. Ztg." bezeichnet das Gerücht, der Gesetzentwurf über die Strafgewalr des Reichstags sei bereits zur Zeit der letzten Reichstag-Zession in Angriff genommen, aber von dem Kronprinzen nicht genehmigt worden, als bloße Erfindung, gerade so wie das Gerücht, der Reichskanzler habe die nochmalige Auflösung des Reichstags verlangt, der Kronprinz aber dieses Ver­langen zurückgewieseu. Auch das Gerücht, das Staats­ministerium habe von dem Gesetzentwürfe nicht die mindeste Kenntnis; gehabt, ist vollkommen unwahr.

Berlin, 22. Jan. Daß der Reichskanzler in Wirklichkeit an die Zurückziehung des Gesetzentwurfes, betreffend die Strafgcwalt des Reichstages denke, ist eine leere Conjectur, für welche jeder Anhalt fehlt.

Tie nationalliberaleB. Antogr. Korr." schlägt in Betreff der Abänderung der parlamentarischen Ge­schäftsordnung vor, die Disziplinargewalt des Prä­sidenten dalstn zu erweitern, daß er bei besonders gravireuden Fallen die Entziehung des Worts sofort beim ersten Ordnungsrufe cintreten lassen nnd ohne erst an das Hans eine Anfrage richten nnd dessen Entscheidung abwarten zu müssen, selbständig das Wort entziehen könnte. TieNat.-Ztg." ist mit die­sem Vorschlag durchaus einverstanden: derselbe mache, meint das Blatt, zunächst jede weitere Maßregel überflüssig und tzalw in dieser Hinsicht etwas vom Ei des Columbus.

Die Trib." will von guter Seite gehört haben, es lasse sich schon jetzt mit Wahrscheinlichkeit absehen, daß die Mehrheit des Bundesraths sich für das Tabaksmonopol erklären werde.

DieNat.-Ztg." schreibt: Der Herzog von Cumberland hat gutem Vernehmen nach in dem No- risikationsschreiben, welches er bezüglich seiner Ver­mählung an verschiedene deutsche Souveräne gerichtet hat, die Anrede: »öloinnvnr man krörM gebraucht. Man darf gespannt darauf sein, zu erfahren, welche Aufnahme und Erwiderung diese Anzeige seitens der betreffenden Adressaten gefunden haben wird. Für uns Deutsche zeigt die gewählte Form sehr deutlich, daß der Herzog von Cumberland auf dein Stand­punkte, welchen er seinerzeit in dem an den Kaiser gerichteten Schreiben eingenommen hat, mit Ostcnta- tion beharrt. Prätensionen dieser Art haben ihre lächerliche Seite, aber sie haben zugleich einen sehr ernsten Hintergrund, da sie von der Welfenpartei benutzt werden, um die Agitation in Hannover im­mer von neuem an,zuschüren.

OesterreichUngarn.

Wien, 21. Jan. Behufs Errichtung eines Pest-Kordons an der russischen Grenze wird demnächst eine Kreditforderung an den ReichSrath gelangen.

Italien.

König Humbert nnd Gemahlin haben dem hei­ligen Januarius, dem Schutzpatrone von Neapel, ein goldenes mit Edelsteinen reich verziertes Kreuz mit einer goldenen Kette dazu als Geschenk übersendet. Das Kreuz, das einen Werth von 20,000 Lire hat, wurde in der Schatzkammer dieses Heiligen hinterlegt. Wie die neapolitanischen Blätter melden, hat König Humbert mit diesem Geschenke nur ein Gelübde erfüllt, das er gleich nach dem Attentat Passante's dem Schutzpatrone von Neapel gemacht hatte.

Spanien.

Madrid, 21. Jan. Nach einer hier vorlie­genden amtlichen Depesche ist die Cholera in der asiatischen Türkei im Znnehmen begriffen.

Handel L Merk ehr.

Reutlinger Alb, 17. Jan. Immer mehr hat der Landmaim Ursache zur Unzufriedenheit. Handel und Verkehr scheint einqeschlasen oder eingefroren zu sein. Weder nach Dinkel noch nach Haber ist Nachfrage und dcszhalb sind auch die Preise äußerst niedrig. Die Hcustöcke in den Scheuern nehmen rasch ab, weil das so naß ausgewachsene Futter nur wenig Nahrungswerth hat. Dazu soll es auch recht ungesund sein für das Vieh. In einem unserer Orte hat eine nicht kleine Anzahl Kühl vertragen, wie der Thierarzt meint, in Folge des schlechten Futters. Auch einige Pferde sind in einem anderen Orte rasch verendet, ohne daß eine besondere Krankheit

hätte uachgewiesel! werden können. Mancher Bauer verbessert seine Fütterung durch Korn oder Hader, und da der Preis des Viehes noch ein hoher ist, wird er wohl auf diese Weise einen höheren Ertrag aus seinem Getreide erzielen, als durch Verkauf auf der Schranne. - Unsere Wintersaaten konnten bedeutend besser stehen.

Bielefeld, 18. Jan. Im Ganigeschäft machte sich diese Woche eine etwas größere Lebhaftigkeit bemerkbar, und es wurden anch einige größere Abschlüsse auf Lieferung gem«cht. Preise für Werggarn sind unverändert fest, für FlachSgarne müssen bei größeren Abschlüssen Cvnzessionen gemacht roerven, lohnend für die Spinner sind fcdoch die Preise beider Sorten noch nicht. - - Sowohl Leinen crls Wäsche-Artikel begegnen et­was besserer Nachfrage, so daß der Absatz jetzt in Anbetracht der schlechten Geschäftslage ein ziemlich besriedigxndcs zn nen- m» 'st. (Fr. J.>

N uriiber g. 31. Ja». (H §p f eDer mutige Markt hatte ea. 1VV Ballen Zufuhr und nur schwaches Geschäft, wäh­rend gestern ca. UVV Ballen Absatz fanden, wurden heute kaunr 150 Ballen verkauft. Die Lagervvrräthe sind sehr bedeutend,, enthalten aber größtentheils mittet und mißfarbige Sorten, die ganz unbeachtet liegen. Preise und Stimmung sinld matt. ES notiren: Marklhopien 15-45, Aischgründcr 20 -65, Haller­tauer 65 -70, prima bis ll5. Württemberger 30 65, prima bis IlO, Elsässer 25- 75, Polen 40- 95 .tit

Die letzte Hypothek.

(Fortsetzung.)

Allein nicht Krieger allein war in dem Geschäft Geber's thälig; er beschäftigte außerdem eine- Menge mehr oder minder heruntergekommener Subjeete, wie ich solche in den großen Städten gleich den Wanzen einzunisten pflegen. Zn unserem Bedauern müssen wir constatiren,. daß ein großer Theil dieser proble­matischen 'Naturen sich vom Lande her rekrntirt. Ist dort die Karre fest geschoben nnd will es mm nicht mehr weiter gehen, dann zieht man in die Großstadt und verliert sich dark in dem Strom der Menge; es ludet sich da immer noch ans die eine oder andere Weise ein Stück Bwk, und sollte es dadurch gefunden werden, daß man die Mitgäste i'n> der Kneipe-. in der inan verkehrt nnd auf dem Billard seine Fertigkeit zeigt, um kleinere sder größere Summen cmvumpt, deren Rückzahlung in den meisten Fällen vergessen wird.

So ein Spürhund, wie deren Herr Geber ver­schiedene beschäftigte, war anch Hnrr Direktor Gaimne. Ans welche Weise der Mann zn dem TitelDirektor" gekommen war, das wissen die Götter, genug rr nannte sich so nnd schließlich nannte ihn alle Welt Direktor. Seines Zeichens Qeksnom, war Herr Gamme Wirth- chasts-Jnspektor gewesen, in Folge dessen er sich wohl den Titel Wirchschaftsdirektor, gekürzt iw Direktor beigelegt hatte. Er hatte dann eine Wittwe als ehe­liches Gemahl heimgeführt mit etlichem Vermögen, zog eS aber vor, der Landwirthschaft den Rücken zu kehrew und sich in der Stadt niederzulassen, um hierGe­schäfte" zn machen. Die muffen aber jedenfalls nicht allzu günstig ausgefallen sei», denn gar bald befand sich Herr Gamme mit den Dienern des Gesetzes auf äußerst gespanntem Fuße. Schließlich behauptete sogar die böse Welt, er habe als Vertreter irgend einer Gesellschaft das Mein und Dein nicht zu unterscheiden gewußt und verschiedene an ihn gemachte Einzahlungen zu eigenem Bedarf verwendet. Ganz klar ist die Sache nie geworden, denn Herr Gamme hatte das Verständ­nis; dafür seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Das bewies er anch in einem anderen Falle, in wel­chem er wegen Schulden verklagt wurde. Er leistete tapfer den Manifestationseid, und da er somit nichts hatte, mußte man ihn laufen lassen, zumal auch das Meublement in seiner Wohnung ihm nicht gehörte, denn er wohnte ja bei seiner Schwiegermutter zn Miethe, welche die Zimmer möblirt hatte.

Herr Gamme war aber gerade der Mann, wie ihn Geber für gewisse Geschäfte gebrauchte. Es ist eben nicht jeder geeignet, im Schmutz herumzuwühlen, und aus demselben das herauszuholen, was sich zu Capital schlagen läßt.

Der sogenannteClub der Oberamtmänner", in welchen wir unsere Leser bereits eingeführt haben, war für Geber eine wahre Goldgrube, denn in demselben befanden sich eine Menge recht wohl situirte Herren, welche oft in Verlegenheit waren, wie sie ihre flüssig werdenden Gelder unterbringen sollten. Ihnen konnte geholfen werden! Krieger frequentirte also die Gesell­schaft sehr fleißig und war in Folge seines heiteren, geselligen Wesens gewissermaßen schon alsCollege" ein gern gesehener Gast. Er hatte anch bereits ver- schiedentliche geschäftliche Beziehungen angeknüpft, wohl­weislich aber zu vermeiden gewußt, daß man irgend klar sein Verhältniß zu Geber hätte sehen können. Jetzt nun hatte er sein Augenmerk auf Herrn Werner gerichtet, und suchte er sich ihm und dessen Frau so