Rechnet man nun zur Verzinsung und Amortisation der ansgewendeten Summe die bisherigen ianfenden jährlichen Ansgaben der Stadt und erhebt das Fehlende als Wasserzins von den verschiedenen Privatleitungen, wobei der Ansatz jedenfalls ganz niedrig sein könnte, so wäre nach einer gewissen Reihe von Jahren der ganze Aufwand bezahlt, die Stadtgemeinde käme in freien Besitz einer, man möchte fast sagen für ewige Zeiten ausreichenden Wasserversorgung. (Ein klein wenig dürfte bei dieser Berechnung der Schaden der Stadt und ihrer Einwohner bei einer etwaigen größeren Feuersbrnnst doch auch in Rechnung genommen werden.)
Ans diese Weise werden der Stadt bei einer derartigen Einrichtung durchaus keine weiteren Ausgaben zngemnthet, als sie bisher hat und dürste deßhalb auch der Einwand des Kostenpunkts beseitigt sein, und wäre zu wünschen, daß die bürgerl. Evllegien in richtiger Würdigung der Interessen der Stadt sich entschließen könnten, der Lache einmal ernstlich näher zu treten.
Es ist zwar »ach einem vor einiger Zeit ans der Mitte des BürgeransschnsseS gestelltem Antrag mit Mühe ein dahingehender Beschluß herbeigeiührt worden: es solle, um ein ans sachverständiges Gutachten beruhendes Urtheil zu gewinnen, das staatliche Bureau für ösfentl. Wasserversorgnngswesen (daS solche Arbeiten umsonst besorgt- ersucht werden, unser Brnn- nenstzstem zu untersuchen und Bericht zu erstatten: man hat aber die Sache mit der bekannten Energie ruhen lassen.
In der Voraussetzung, daß in Folge der schlimmen Erfahrungen bei dem jüngsten Brandnnglück wieder mehr Geneigt!,eit vorhanden sein dürste, sich mit obigem Projekt zu beschäftigen, erlaubt sich Einsender die Sache wiederholt nnzn- regen: es wäre aber zu wünschen, daß etwaige Schritte bald gethan würden, be-ondcrs hinsichtlich der Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der K. Staatsfinanzverwaltnng. Wenn im kommenden Frühjahr mit der abgesonderten Seminarlcitnng angefangen wird, ohne daß eine Vereinbarung erzielt wäre, so ginge der Staatsbeitrag und damit die für unsere Stadt so überaus günstige Gelegenheit für immer verloren.
<k.
In Folge der an den Seminarien zu Äünzelsan, Nürtingen und Eßlingen vorgenommenen ersten Dienstprüiung sind n. a. folgende evangelische und israelitische Lehrer zur Verseilung unständiger Lehrstellen an Volksschulen für befähigt erklärt worden: Alber, Gustav, von Liebelsberg, Bolay, Otto, von Herrenberg, Rüßle, Friedrich, von Oberjesingen, Sattler, Andreas, von Teckenpfronn, Schnitzer, Georg, von Gächingen, Süßer, Friedrich, von Deckcnpsronn, Bolz, David, von, Enzklösterle, Weik, Johannes, von Ebershardt, Wurster Heinrich, von Altenstaig.
Gestorben: Den 16. Dez.: Gr uns kl), Pauline, Pfar- rerstvchler, Mötzingen.
Tages-Nerrigkeiten.
Deutsches Reich.
Der A lte nsta i ger Gewerbeverein hat in einer Versammlung den Beschluß gefaßt, die Aufhebung der Potizeiskunoe zu beantragen. Ein weiterer Berathungs- gegenstand war die Frage des Zollschutzes; inan beschloß, eine diesbezügliche Eingabe abzusenden
Stuttgart, 16, Dez, In ihrer gestrigen Sitzung beriech die Kammer der Abgeordneten den Etat des Ministeriums dcS I n n e r n. Einleitend bemerkte v, H o f a ck e r, dieser Etat sei der einzige, der eine nenncnsmerlhe Mehrausgabe nicht ausweise. Eine Debatte entspann sich zunächst beim Kapitel Arbeitshäuser, bei welchem Körner der im Umlauf befindlichen Gerüchte über Vergrößerung des Arbeitshauses in Vaihingen Erwähnung tliat und die Befürchtung aussprach, das Kleingewerbe in Baihingen würde geschädigt. Von verschiedenen Seiten Frlir. H. v. L w, Rapp u. A., wurde betont, daß die Meinung allgemein sei, die Gefangenen werden zu gut gehalten, ja selbst daS Verlangen nach Wiedereinführung der Prügelstrafe sei ein allgemeines. Schwarz bemerkte, das Verlangen nach Einführung der Prügelstrafe sei stets Zeichen einer Reaktion, auch 165,1 sei es so gewesen. Minister v. Sick vertrat ebenfalls mit warmen Worten den Standtpunkt der Humanität, zumal den Insassen der Arbeitshäuser gegenüber, die gar keine gerichtlichen Straigefangenen seien. Den Wunsch nach Aende- rnng unseres Strafverfahrens könne er nicht theilen. Bezüglich der Konkurrenz der Gesangenenarbeit gab er beruhigende Auskunft. Bei Kapitel 30, Epidemie- und Epizooiiekosten, erhob sich eine Debatte über das Impfen, insbesondere das Impfen von Arm zu Arm, denen Gefahren von den Abg. Wüst und Eggmann hervorgchobcn wurden, welche die Errichtung der Jmpsstofsgeivinnuugsanstalt Stuttgart begrüßten, wogegen Frhr, W. o, König und Lenz überhaupt gegen den Impfzwang sich anssprachen, Minister v. Sick stellte in Aussicht, daß von Reichswegcn die in Berlin wieder angeregte Frage in dem Sinn entschieden werden würde, daß ein Zwang zum Impfen von Arm zu Arm nicht mehr bestehen solle. Beim Kapitel 3-l, Centralstelle für Landwirthschaft, kam Nicolai aus die in diesem Jahre besonders stark gewesene zollfreie Einfuhr italienischer Trauben zum Zwecke der Weinbereitung zu sprechen und wünschte Abhilfe. Auch von mehreren andern Seiten wurde ein derartiges Verfahren als Umgehung deS Gesetzes bezeichnet. Sodann bei der Stelle eines Kulluringenicurs wurde von Frhr. v. Herrn an der Wunsch geäußert, der Kultur-Ingenieur sollte sich einen Stamm von tüchtigen Vorarbeitern heranziehen. M o h l sprach gegen weitere staatliche Beihilfe zu diesem Zwecke, die Wasserkräfte, die man für Wiesenbewässerung dienstbar machte, werden der Industrie, die ihrer doch so nothwendig bedürfe, entzogen. Bon andern Seiten, v. Morlok, Frhr.
v. Barnbüler, Frhr. H. v. Ow.st. s. w., wurde ihm theils letzteres bestritten, theils daraus hingewiesen, daß es sich um keine Mehrbelastung des Staates handle, da jene Vorarbeiten von den jeweiligen Unternehmern zu bezahlen sein würden. Die Berathung wurde hier abgebrochen.
Sluilgarl, 18. Dez. Die Firma Gebrüder Kröner dahier hal, wie wir aus guter Quelle erfahren, die hiesige» technischen Etablissements der I. G, Colla'lcheu Buchhandlung, also die Buchdruckerei, Schriftgießerei, Stereotypie, vom 1. Januar ab auf zehn Jahre pachtweise übernommen und wird künftig den Druck der Eolla'schen Buchhandlung besorge». Ihr eigenes Geschäft führen Gebrüder Kröner dabei sort, siedeln cs aber in das Colta'sche Anwesen in der verl. Hauplstätterstraße, welches neben den 14 Cotta' schen noch Raum für 18 Kröuer'schen Schnellpressen enthält, über. Das Colta'sche Verlagsgeschäft wird unverändert sortgcsührl und in der nächsten Zeit voraussichtlich eine sehr umfassende Thäligkeit entfallen.
Lndwigsüurg, 18. Dez. Gestern wu> de der Uhrmacher Schlee von hier wegen Ausgabe falscher Markstücke verhaftet. Man fand bei ihm 26 solcher Falsifikate. (N.-Ztg.)
Reutlingen, 16. Dcz. Die „Schw. Kr.-Z." schreibt: Hcutc früh halb 5> Ilhr wurde der Schreiber eines hiesigen Rechtsanwalts, Knoblich von Hellbraun, etwa 32 Jahre alt, erschossen auf dem Listplape aufgefuudeu. Derselbe war früher Fourier beim 7. Juf.-Regiment und ist Halbiuvalid.
Brackenheim, 18. Dez. In der Rächt vom 16. aus 17. d. M. wurde auf dem Raihhaus in Cleebronn etngebiochen und die Sporielkasse des Orts Vorstehers, ca 806 <^K, nebst einigem Prioalgeid entwendet. Der Verdacht der Thälerschafr lenkte sich auf emen ledigen Bauern und ist die Untersuchung im Gang — In Stock heim fand man am 16. d. M. euien alten Mann in seiner Miethivohnung erhängt. Die Untersuchung gab Anhaltspunkte dafür, daß kein Selostmocd vorliege, die Thai vielmehr durch den HauSelgenlhümer vollsührt worden und derselben eine Erdrosselung ooransgegangen sei. Der Verdächtige ist denn auch sofort in Haft genommen worden. — In Bracke »heim ist die Abrcichnng eines Stadtge iqenks von je 10 an durchreisende Handwerksbursche wieder eingesühn worden. (N.-Ztg.)
Ravensburg, 18 Dez Heule 'Rächt ist hier das Fabrikgebäude des Esstgsabrlkanle» Beck abgebrannt.
Vom Kocher, 17. Dez Wegen des Auftretens des Scharlachfiebers und der Halsbräune in Hall, wiewohl nur vereinzelt, ist gestern bie städtische Töchterschule daselbst vorläufig geschlossen worden. In mehreren angesehenen Familien ist durch den Tod hoffnungsvoller Kinver, bie der bösartigen Krankheit zum Opfer fielen, liefe Trauer eingekehrl. Ueberall, wo die Schließung der Schulen bei derartigen Vorkommnissen angeorbnet wurden, hrt sich diese Vorsichtsmaßregel aufs Beste bewährt. (R. T.)
Dem „Lad. Beobachter" wird aus Herrischried- als zuverlässig mitgetheilt, daß die Gensdarmerie in dem nahen Orte Girsbach einer Fa ls ch mü n ze rb a n d e auf die Spur gekommen sei, welche Einmark- und Fünffrankenstücke anserligte.
Ein ungewöhnliches Iägerglück begünstigte am 13. Dez Herrn Rest mraieur Vogt von Waldshui, der an jenem Tage anj dem Kalvarienberge 6 Dachse erlegte.
AuS der Baar, 16. Dezbr. Guggenmüller Held in Döggingeu schmierte die Transmission, während die Dreschmaschine im Gange war. Die Maschine erfaßte sein blaues Hemd und den Arm und riß ihm denselben vom Leibe. Der Tod erlöste ihn, einen Vater von 8 Kindern, in einigen Stunden von den gräßlichen Schmerzen. Eine wiederholte Warnung, bei Maschinen vorsichtig zu sein.'
München, 16. Dez. Vorgestern Abend kam ein junger Mann, sich für einen Mediciner ausgebend, mit einem Mädchen, das er seine Schwester nannte, in ein hiesiges Hotel, wo sie sich zwei Zimmer geben ließen. Rachoem nun gestern Vormittag das Paar nichts von sich hören ließ und man die Thüren verriegelt fand, wurde von einem dritten Zimmer aus in das Gemach gedrungen, in welchem das Paar zu Belte lag, das Mädchen mit einem Revolverschuß in dem Kopfe, während sich an der Stirne des jungen Mannes 2 Schußwunden zeigten. Beide wurden in das allgemeine Krankenhaus verbracht, wo der junge Mensch heule Nacht gestorben ist und das Mädchen hoffnungslos darniederliegt. In dem Besitze des jungen Menschen wurde eine Baarschaft von 3 Pfennigen vorgefunden, sowie ein 6läufiger Revolver mit noch 3 Patronen. lieber die Identität des Paares, sowie über die Beweggründe zu diesem Selbstmorde hat bisher noch nichts festgestellt werden können.
Würz bürg, 17. Dez. Unsere Stadt ist in
großer Aufregung über die in vorgestriger Nacht statt« gefundene Erschießung eines Stud irc nden. Ich höre über den traurigen Vorfall folgendes Nähere: Karl Sicken, esuä. msfl. aus Lichtenau in Westfalen, ein als sehr anmaßend und exzessiv geschilderter Stu- dirender, verhöhnte um Mitternacht den Militärposten an der Brückenwache, indem er ihn, da er auch Soldat gewesen, das Exerziren lehren wollte Er wurde von der Wache verhaftet und sollte mit 3 Soldaten nach der Hauptwache auf dem Restdenzplatze eskortirl werden. Am Vierröhrenbrunnen schloß sich eine Anzahl Studirender an, und der Zufluß wurde so stark, daß die Soldaten nicht ordentlich maschiren konnten. Fortwährend suchte der Verhaftete den Sergeanten zu höhnen, daß er ihn nicht einmal militärisch zu esko-r- tiren verstehe. Nach ZurLcklegung der Hälfte des Weges am Harmoniegrbäude versuchte der Verhaftete plötzlich zu entfliehen. Da fällt ein Schuß, und der Verhaftete stürzt mit dem Ausrufe: ,,Getroffen, ich bin- lobt!" entseelt zu Boden. Ungeheure Aufregung. Ob eine Ueberschrertung seiner Dienflinstruktisn vorlag, was von militäricher Seite oernemt wird, wird die Untersuchung Herausstellen.
In dem oberfränkischcn Dorfe Pautzfeld sind von 76 Schulkindern 69 cm Diphteritis und Scharlach erkrankt.
Darm stabt, 18. Dez. Soeben, um 5 Uhr Nachmittags, ist das Leichenbegängmß der Großherzogin uns Rosenhöhe beendet. Dasselbe fand unter Teilnahme des Prmze» von Wales, des Prinzen Leopold von England, der Prinzen Heinrich und Wilhelm, sowie der Spitzen sämtlicher Militär- und C-ivilbehör- den und unter einer enormen Betheilrgung des Publikums statt.
Aus Kurhessen, 15- Dez. Ein merkwürdiger Fall ist vor einigen Tagen in dem Dorfe Jsch- wode, unweit Witzenhausen, vorgekommen. Ein nicht bedeutend erkrankter Bauer sollte plötzlich gestorben sein. Am Tage vor der Beerdigung gingen die erwachsenen Mitglieder seiner Familie früh Morgens zum Dreschen in die Scheune, und da steht der Verstorbene, mit dem Dreschflegel in der Hand, um mit zu dreschen. Alle erschraken über den vermeintlichen Geist ss heftig, daß sie erkrankten. Der Bauer, der 2 Tage im Starrkrampf gelegen, war zu sich gekommen und wollte seine gewohnte Arbeit wieder aufneh men. Er ist wieder gesund, aber jetzt besorgt um seine nicht unerheblich erkrankten Angehörigen.
Frankfurt, 16. De-.. Die hiesige Deutsche Reichspost meldest daß der bekannte Schriftsteller Karl Gutzkow, seit einigen Jahren in Sachsenhausen wohnhaft, vergangene Nacht gestorben ist
Leipzig, 17. Dez. Die Polizei-Behörde hat eine Belohnung von 200- ausgesetzt auf die Entdeckung des Schreibers einer Postkarte, die Bebel zugegangen ist und ihn mit einem Angriff auf sein Leben bedroht. Rach den „Leipz. Nachr." ist die Karts unterzeichnet: „Ein Sozialdemokrat." Als Grund der Bedrohung wird angegeben, daß Bebel „sich gegen früher nicht mehr als Sozialdemokrat offen bekenne", sosann, daß er „Hausbesitzer sei" und „während er andere zum Theilen anffordere, dies selbst nicht thue."
sEine drollige „Ehrenerklärung"^ enthält das „Seelfelder Kreisblatt". Sie lautet: Meine angeblich gethane Beleidigung, die ich beim Nahen einer Schafheerde gesagt haben soll: „Jetzt kommt der Schmiedefelder Gesaugverei", nehme ich hiermit zurück. Wallendorf, den 2. Dez. 1878. Adolf Kohl.
Durch den Untergang der „Pommerania" ist die gesamte deutsche, dänische, schwedische und norwegische Post, zusammen mit 14,027 Briefen und 429,280 Gramm Drucksachen verloren gegangen.
Die Tabak-Commission hat das Monopol, das Halbmonopol und die Fabrikatsteuer verworfen, dagegen die Gewichts steuer angenommen. Fast einstimmig wurde die zu erzielende Reineinnahme auf 50 bis 70 Millionen Mark normirt.
Vor einigen Tagen hielt der Abgeordnete Dr. Zimmermann einen Vortrag über die Frage: „Was zahlt Berlin?" wobei er einen Ueberblick über die Sttuerverhältnisse Berlins gab und ausführte, daß im vorigen Jahre allein bei der Erhebung der Classen- und Einkommensteuer mehr als 400,000 Executionen haben vollstreckt werden müssen, von denen mehr als 120,000 fruchllos waren, und daß auch beider Mieths- steuer mehr als 200,000 Executionen vorgekommen sind. Rechne man hierzu noch die beim Stadtgericht und die beim Polizeipräsidium vocgekommenen Fälle, so sei unzweifelhaft nachgewiesen, daß wir zur Zeit den Höhepunkt der Steuertcaft fast überschritten haben. Redner kam zu dem Schluß, daß man jede Ausgabe