gebrochenen Brand derart gestört, daß nach einigen Tagen die Aerzte nicht nur die Hoffnung einer Rettung gänzlich anfgaben, sondern der Unglücklichen nur noch eine kurze Lebensfrist prognosticirten. Dieselbe lag in den furchtbarsten Schmerzen und soll ihren darob verzweifelten Mann, mit dem sie in glücklichster Ehe lebte, um rasche Erlösung angefleht haben. Dieser habe sene Schmerzen nicht länger mit ansehen können, ergriff eine Schußwaffe und sagte seiner Ehefrau eine Kugel durch die Schläfe. Die Leiche der Dahingeschie denen wurde bereits verflossenen Sonntag zu Darm stadt beerdigt, während Landgerichtsassessor Aemendt in seiner Wohnung in vorläufiger Haft gehalten wird. Es sollen Anzeichen von einem geistigen Gestörtstein des bedauernswerthen Ehemanns oorliegen, auf welche dessen tadelloses Vorleben und die ganze Natur seiner That an sich schon Hinweisen müssen.
In dem Dorfe Sachsenhausen bei Treysa in Oberhessen fand neulich eine vom Felde heimkehrende Mutter ihr daheim zurückgelassenes dreijähriges Kind mit ausgeschnittenem Leibe in seinem Blute schwimmend Ei» siebenjähriges Kind aus der Nachbarschaft, das man in der Stube aniraf, gestand nach langem Leugnen, es habe auch einmal schlachten wollen und deshalb die Operation vorgenommen. Obgleich sofort ein Arzt zur Stelle war, ist das unglückliche Kind seinen Wun den erlegen.
Mainz, 22. Okt. Ein hiesiger Schreinermeister entließ, wegen Mangel an Arbeit am Samstag Abend einen seiner Gesellen, einen Burschen aus Wackernheim. Aus Rache hat nun der Geselle den Meister wegen Majestätsbeleidigung denuncirt und ist gegen diesen deshalb die Untersuchung eingeleitet worden.
Berlin, 22. Okt. In der gestrigen Bundes rathssitzung hat Reuß ältere Linie gegen das Sozialistengesetz gestimmt. Der Bundesrath wählt in den nächsten Tagen die Mitgliederjder Beschwerdekommission.
Berlin, 24. Okt. Die „National-Zeitung" bringt folgendes inspirirte Telegramm aus Wien: Authentische Nachrichten aus Konstantinopel signalisiren den erfolgten Ausbruch eines neuen großen bulgarischen Aufstandes in Rumelien und Makedonien, welcher von der Pforte und anderen diplomatischen Kreisen russischen Umtrieben zugeschrieben wird. Es scheint auch zwischen den bulgarischen Ausständischen und einer eventuellen griechischen Insurrektion ein Zusammenhang zu bestehen.
Durch das Sozialistengesetz sind in Berlin bereits 4 Vereine und 34 nichtperiodische, seit 1872 erschienene Druckschriften verboten worden. Auch das fernere Erscheinen der „Berliner Freien Presse" ist verboten worden.
Die sozialdemokratische „Freie Presse" in Berlin droht, daß sie sich auf die allgemeinste Verbreitung der Bibel und der Werke von Schiller, Goethe, Rückert, Geliert u. s. w. werfen werde; denn diese erleuchteten Geister sagten die kräftigsten Dinge über Arm und Reich und seien die eigentlichen Vorläufer der Sozialdemokratie. Hoffentlich führt das betr. Blatt seine Drohung aus und macht Millionen von diesen Geistern bekannt. Es wird dann viele Unkundige überzeugen, daß der Kampf zwischen Reich und Arm, zwischen guten und bösen Geistern so alt ist wie das Menschengeschlecht, daß er dauern wird, so lange es Menschen gibt, daß aber auch in keiner Zeit von der Gesellschaft und dem Staate so viel geschehen ist, wie in der neuern Zeit, um durch Gesetze, Einrichtungen und Anstalten die Gegensätze uud ihren Kampf zu mildern, um den Armen, Schwachen und Kranken zu helfen und das Wissen und die Bildung zu heben und zu mehren. Alle, denen Religion und Humanität mehr ist als eine klingende Schelle, sehen es als ernste Pflicht an, auf diesem Felde hier ihre Arbeit zu thun. Und selbst der eingefleischte und gedankenlose Egoist weiß durch Erfahrung, daß es ohne Fürsorge für Alle kein dauerndes Wohlbefinden gibt.
Am 11. Juni des nächsten Jahres feiert der Kaiser seine goldene Hochzeit. Die letzte goldene Hochzeit, die ein Fürstenpaar beging, war die des Königs Johann von Sachsen im Jahre 1872. In Berlin ist noch nichts von Vorbereitungen zu der Feier der goldenen Hochzeit des Kaiserpaares bekannt geworden, aber vom Rhein her weiß man schon seit geraumer Zeit, daß es sich dort in Frauen Vereinen geheimnißvoll regt und daß man dort seit einiger Zeit bereits glänzende Gcschencke für das kaiserliche Paar vorbereitet.
Nach einer offiziösen Meldung wird sich der Kaiser Anfangs nächsten Monats nach Wiesbaden begeben. Die Absicht, Anfangs Dezember nach Berlin zurückzukehren, wird bis jetzt noch sestgehalten. Wenn
das Befinden des Kaisers die Ausführung dieser Absicht gestattet, so wird derselbe sich sicherlich nicht durch die zahlreichen anonymen Briefe abhallen lassen, mit denen er, wie man hört, nach wie vor in Baden-Baden heimgesucht wird und die ihn mit neuen Attentaten bedrohen, für den Fall, daß er es wagen sollte, nach Berlin zurückzukehren. Inzwischen ist der Kaiser nicht der einzige Empfänger solcher Drohbriefe. Während man den Kaiser bedroht, im Falle seiner Rückkehr nach der Hauptstadt, bedroht man den Großherzog von Baden für den Fall, daß er es nicht angelegen sein lasse, den Kaiser zum Verlassen des badischen Gebiets zu bestimmen. Wie lange wird die Nichtswürdigkeit dieses Treibens noch dauern?
Die „Nordd. A. Ztg." unterzieht die namentliche Abstimmung des Reichstages über das Sozialistengesetz einer näheren Betrachtung, welche also schließt: ,,So lange eine Partei existirt, welche sich äußerlich als Vertreterin katholischer Interessen geriet, in Wirklich keit aber, wie die neuliche Abstimmung schlagend beweist, in feindseligster Haltung gegen die Reichsregierung und im Bunde mit allen negirenden Tendenzen und deshalb im direkten Widerspruch mit den wahren Interessen der Kirche, lediglich politische Ziele verfolgt: so lange um diese Partei als Klystallisanonspnnkt alle Elemente sich gruppircn, welche die Institutionen des Reichs und des preußischen Staats mit blindem Hasse verfolgen, — so lange wird selbstverständlich jeder Versuch resultatlos bleiben, den „Kulturkampf" im Wege friedlicher Verständigung zu beenden. Einer solchen Partei gegenüber wird auch bei den wohlwollendsten Intentionen des römischen Stuhles keine Garantie dafür geboten werden können, daß der kirchliche Friede in Deutschland zur Wahrheit werde."
Oesterreich—Ungarn.
Wien, 22. Okt. Graf Tr a u tm a n n sd o r f,f ist endgültig zum Botschafter für Berlin bestimmt. Die Versetzung des Grafen Beust nach Paris, jene des slaven-freundlichen Grafen Bochuslaw Chotek nach Petersburg und diejenige des seit mehreren Jahren in Disponibilität befindlichen Grafen Trautmannsdorff nach Berlin sind, wie man jetzt erfährt, ohne Vorwissen Andrassy's, „gegen dessen nachträgliche Zustimmung" beschlossen und angeocdnet worden, und erst hernach wurden dem Minister des Aeußern die bezüglichen Mittheilungen gemacht. Wie begreiflich, werden in eingeweihten Kreisen an diese Thatsachen allerlei Bemerkungen geknüpft. Wäürend die Einen daraus auf eine Erschütterung der Position des Grafen Andrassy schließen, glauben andere vorläufig nur einen Beweis dafür vor sich zu haben, daß der Minister in Allem und Jedem der Geschobene sei, anstatt selber zu schieben, und daß er sich gewissen Einflüssen am Hofe gegenüber nur so lange zu verhalten vermag, so lange er sich eben schieben läßt und allerlei Dispositionen, die über seinen Kopf hinweg getroffen werden, stillschweigend hinnimmt.
Wie verlautet, beabsichtigt die österreichische Negierung vorzuschlagen, den deutsch-österreichischen Handelsvertrag bis 1. Juni 1879 zu prolongiren, und es heißt, daß man in Berlin der weiteren Prolongation keine Schwierigkeiten bereiten werde. Sehr förderlich für Heilung des Handels und der Gewerbe sind freilich solche kurze Provisorien nicht.
Italien.
Genua, 22. Okt. Von einer Sendung Werthpapiere, welche seitens der Filiale der Nationalbank in Ankona nach Genua übermittelt wurde, find 2'/, Million Lire unterschlagen worden. Drei Beamte sind verhaftet.
Holland.
Als 1870 der König von Holland seinen Ministern erklärte, er werde mit Frankreich ein Bünd- niß schließen und sein Heer mit den Franzosen gegen Deutschland marschiren lassen, da erklärte der Ministerpräsident furchtlos, dann werde ihm und seinen Collegen nichts übrig bleiben, als die Generalstaaten einzuberufen, durch dieselben den König als unzurechnungsfähig zu erklären und eine Regentschaft einzusetzen. Der König erschrack und der Krieg unterblieb. — Jetzt ist die Heirath des 62jährigen Königs seinem Volke und seiner Familie nur ein Aergerniß. Alle sehen die verwickelt- sten und ärgerlichsten Verhältnisse voraus. Die Vermählung des Prinzen Heinrich dagegen haben Alle freudig begrüßt.
Griechenland.
Alexandrien, 24. Okt. Die Ueberschwemmung verursachte beträchtlichen Schaden, der auf 500,000 Pfund Sterling geschätzt wird. 250 Menschen sind ertrunken und die Eisenbahnverbindung ist unterbrochen. Die Einwohner beschuldigen die Regierung, die Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen zu haben.
England.
Es stellt sich heraus, daß die neu entdeckten Goldfelder in Transvaal sehr reichhaltig sind. Ein einzelner Sucher fand in 14 Tagen fast 1 Kilogramm reinen Goldes. Bekanntlich hat ein deutscher, Karl Mauch, aus Württemberg, zuerst Goldfelder im Transvaalstaate entdeckt.
Rußland.
Petersburg, 22 Okt. Der „Regierungsbote" veröffentlicht folgendes Telegramm des Gouverneurs von Bessarabien, Generals Schebeko, an den Kaiser, «i. ci. Ismail, 21. d.: „Heute proklamirte ich feierlich die Vereinigung des rumänischen Bessarabien mit unserem Territorium. Die Zollgränze ist bis zum Pruth und der Donau vorgeschoben. Das Territorium wurde durch die rumänischen Delegaten uns offiziell übergeben. Die Freude der Bevölkerung ist grenzenlos. Der Bischof von Ktscheneff celebrirte den Gottesdienst, den Segen Gottes auf Ew. Majestät herabflehend. Sämtliche Stände des Volkes drücken die loyalsten Gefühle für Ew. Maj. aus."
Petersburg, 23. Okt. Dem Blatte „Golos" wurde die Erlaubniß zum Straßenverkauf wegen eines Artikels über das deutsche Sozialistengesetz entzogen.
Die türkischen Kriegsgefangenen in Rußland. Ans einem Schreiben eines Offiziers theilt die ,,Pet. Z." mit: Die Hälfte der in Polawa internirten Kriegsgefangenen war schon abgezogen. Damen, verheirathete und unverheiratete, ja selbst Gymnasiastinnen, begleiteten die Abziehenden und küßten dieselben zum Abschiede öffentlich auf dem Bahnhofe, umarmten sie, fielen in Ohnmacht u. s. w. Zur Abkühlung mußte die Polizei einschreilen. Fünf Gymnasiastinnen, Töchter guter und geachteter Familien, sind aus der Schule ausgeschloffen worden. Der Polizeiminister hat dafür Sorge getragen, daß solche Abschiedsscenen mit den Türken sich nicht mehr abspielen können. Wer erinnert sich da nicht an gewisse Vorgänge aus deutschen Bahnhöfen im Jahre 1871!
Handel Verkehr rc.
Güglingen, 22. Okt. Das Kraut ist schön und reichlich gewachsen. Krauthäupter von 13 und 18 Pfund wurden auf srischumgebrochenem Boden erzielt. 100 Stück 4 »«
Heildronn, 22. Okt. Heute wurde Mostobst zu 5 »« niederster, 6 »« 20 4 mittlerer und 6 60 höchster Preis
verlaust. — Kartoffeln zahlten 3—3 »« 50 -4, gelbe und rothe 4 »«, blaue 4 »« 70 -4 per Ctr.
In Weitingen, O.A. Horb, sind in den jüngsten Tagen zahlreiche kleinere Partbien Hopsen zum Preise von 25 bis 75 »« pro Ctr. verkauft worden. Der Hopsen hat in der jüngsten Zeit sehr abgeschlagen.
Stuttgart, 24. Okt. Zu der am Freitag den 25. d. M. stattfindcnden Hopsenauktion in der hiesigen städtischen Hopfenhalle, Seidenstraße Nr. 36, sind bis jetzt über 500 Ballen von etwa 120 Einsendern aufgestellt. Es werden ca. 100 Nummern zur Versteigerung kommen, die sich aus Partien von einem Ballen bis zu 25 Ballen zusammensetzen. Der Besuch der Halle von Bierbrauern und Händlern, die sich zur vorläufigen Orientierung bereits eingesunden, läßt auf ein lebhaftes Geschäft schließen. (Neue Z.)
Böblingen, 22 Okt. Unser städtischer Hopfen, 30 Ztr., wurde ü Ztr- zu 62 an ein Nürnberger Haus verkauft, «sonstige Hopsenverkäufe in hiesiger Gegend zu 60—50 »« Noch viel und schöner Vorrath.
Nürnberg, 22. Oktober. Der heutige Verkehr in Hopsen muß im Verhältniß zur Vorwoche befriedigend genannt werden. Bei unveränderter Preistendenz gingen bis jetzt Mittags 600 Ballen ab, wobei feinste Waare am gesuchtesten, aber selten zu finden war und zu guten Peisen übernommen wurde. Württemberger prima notiren 95—110 -6. sekunda 60—80 »«, Marktware prima 55—60 »«, sekunda 35—50 ««
London, 21. Okt. Die sich schon lange hinschleppende Geschäftsstockung in England nimmt Angesichts der politischen und finanziellen Ereignisse, die Britannien hcimsuchen, schärfere Formen an- So wird unter Anderem aus Sheffield, dem Hauptort der englischen Messerschmied-Industrie/gemeldet, daß der Rückgang in der Eisenbranche noch nicht zum Stillstand gekommen: hier sowohl wie in Birmingham und anderen Orten liegt das Geschäft vollkommen darnieder; die Ueberproduktion des verflossenen Jahres in Verbindung mit den gegenwärtigen Banken-Kalamitäten macht ihren Einfluß immer mehr geltend. Es sind neue Lohnreduktionen von 5 bis 10°/° den Arbeitern proponirt worden; einige der größten Fabriken und Eisenwerke haben erklärt, sie würden schließen, wenn die Arbeiter die Reduktion nicht akzeptiren sollten.
London, 24. Okt. Die „Times" melden: Mathew Buchmann und Komp, sallirten. Passiva betragen 1250000 Pfd. St. (20500000 »«)
W e i n P r e i s e.
Rothenberg, 23. Okt. Käufe zu »« 48.66 u. 50 Ziemlich Vörrath.
Wangen, 23. Okt. Heutige Preise 30-50 per Hekt. Erzeugniß geschätzt zu 4000 Hektl.
Fellbach, 23. Okt. Käufe sind bis jetzt nur wenige abgeschlossen und zwar zu 105 und 108 »« per 3 Hekt. aus dem Niederfeld.
Grunbach, 23. Okt. Weinpreise de deutend gefallen. Verschiedene Käufe zu 33»« 66 >4 und 35 »« per 1 Hl. Das Meiste noch unverkauft. — Käufer erwüns cht.
Stadt Vaihingen, 23. Okt. Weinpreise im Rückgang, bereits zu 33'/- »«pro Hl. verkauft. Käufer erwünscht.