größere Anzahl Auswanderer, namentlich von Reutlingen und Umgegend, nach Amerika und wenn wir nicht irren, nach Texas abgereist sind, wo selbst solche von der dortigen Regierung in mannigfacher Weise Unterstützung erhalten. Die Veranlassung zu dieser Auswanderung ist großentheils einem Vortrage zuzuschreiben, welchen Herr Rechtsanwalt Hahn von Reutlingen, der persönlich Einsicht von jenen Ländereien nahm, unlängst in Reutlingen hielt und in dem er jene Ge gend in vielfacher Beziehung empfahl.
Stuttgart, 15 Okt. Im K. Gemeinderathe wurden nach dem „St.-Anz." in de» litzlen Tagen die Entwürfe eines Forststrasgesetzes, eines Gesetzes über Aendcrungen des Landespolizeistrasgesetzes vom 27. Dezember 187 l und das Verfahren bei Erlassung polizeilicher Strafverfügungen, endlich des Finanzgesttzes nebst Hauptfinanzetat durchberathen. (Neue Z )
Stuttgart. Die von Hrn Braun etablirte Pferdeschlächterei in der Thorstraße ersten! sich eines guten Absatzes; es werden jede Woche ein Paar Pferde geschlachtet und das Kilo zu 60 verkauft.
Eßlingen, 15. Okt In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde die Einführung der Konsumstener auf Bier, Fleisch und Gas beschlossen, und zwar soll von 100 Liter Bier 65 L, von 1 Kilo Fleisch 6 L und von 1 Kubikmeter Gas 2 L erho bei werden. Der zu erzielende Reinertrag ist auf ca. 72,000 <^ih berechnet und zwar vom Bier 22,000 -ck, vom Fleisch 40,000 und vom Gas 10,000
Carl Mayer, der Abgeordnete von Eßlingen, hat gegen die Nordd. Allg. Zig. in Berlin Verlenm- dungsklage erhoben, weil in einer Korrespondenz ds. Bl. gesagt ist, er habe sich als Redakteur des Beobach ters von Frankreich mit Geld bestechen lassen.
Grob-Glattbach, OA. Vaihingen, 14. Okt. Heute Abend 8 Uhr brach hier in einer Scheune Feuer aus, welches diese zerstörte und das angebaule Wohnhaus stark beschädigte.
Tettnang, 15 Okt. Aus Langenargen berichtet der „O. A " einen schrecklichen Kindsmord. Ein Dienstmädchen von >8 Jahren gebar ohne Beihilfe ein Kind, das ihr zu viel war; sie nahm das Kind an den Füßen und schlug dessen Köpfchen zweimal kräftig aus den Boden, so daß das Kind sterben mußte. Hernach warf sie den Leichnam in einen Abort. Alsbald wurde man die Sache gewahr und es ist gerichtliche Untersuchung im Gange. (Neue Zig.)
Von der Schüssen, 15. Okt. Heute früh ist das Anwesen des Oekonomen Eberle in Neuhaus, Gemeinde Obertheuringen, Wohn- und Oekonomiegebäude nebst Scheuer, ein Raub der Flammen geworden.
Salzungen, 14 Okt. Hier sind vorgestern zwei Kinder verbrannt. Dieselben waren allein in dem kleinen Stübchen eines Hauses, als die Dielen zu brennen anfiengen und den armen Kleinen ein jähes Ende bereiteten.
Frankfurt, 15 Okt. Die Frankfurter Zeitung bringt unter gleichzeitiger Veröffentlichung des amtlichen stenogr. R.T. Berichts eine geharnischte Erklärung ge gen den Reichskanzler wegen seiner Aeußerungen in der Sitzung vom 9. Okt. In dieser von fünf Redac- teuren des Blattes Unterzeichneten Erklärung sagen dieselben am Schluß: „Die Behauptung, die Frankfurter Zeitung unterhalte irgendwelche Beziehungen zur französischen Regierung, ist eine Verläumdung, und jede juristisch unfaßbare Anspielung auf solche Beziehungen, dazu bestimmt, im Publikum den Glauben daran zu erwecken, eine frivole Verdächtigung " — Man darf nun begierig sein, welche Antwort den Unterzeichnern so schwerer Beschuldigung zu Theil wird. Jedenfalls ist das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen.
Berlin, 15. Okt. Die Ernennung des Grafen Beust zum österreichischen Botschafter in Paris hat hier in politischen, wie in parlamentarischen Kreisen den allerpeinlichsten Eindruck gemach«. Man braucht in der Entsendung des Grafen Beust noch nicht den Vorboten eines am Horizont heraufsteigenden neuen Krieges mit Frankreich zu erblicken und kann doch das Wiederauftauchen des in London so lange „kalt gestellt" gewesenen Staatsmannes mit unverhohlenem Mißtrauen bewachten. Ein solches Mißtrauen ist denn auch augenblicklich die Signatur des Tages, dem gegenüber es ein völlig müssiger Streit ist, ob Graf Andrassy sich durch diese Ernennung mit seinen bisherigen Gegnern zur Rettung seines Portefeuilles abzufinden betrachtet oder ob — wie Einige wollen — das Hervortreten des ehemaligen österreichischen Reichskanzlers nur als das erste Anzeichen des bevorstehenden Sturzes des Grafen Andrassy anzusehen sei. In jedem Fall ist der Argwohn unserer politischen Welt in unverkenn
barster Weise rege gemacht und man erwartet mit Spannung die Kommentare und Auslegungen, mit denen die Wiener Osficiösen nicht verfehlen werden, die Ernennung zu beschönigen.
Berlin, 15. Okt. Eine Petroleumquelle soll, wie man der „Tribüne" schreibt, ganz in der Nähe von Berlin entdeckt worden sein. — 'Verhandlungen mit Oesterreich-Ungarn wegen Abschluß eines neuen Handelsoertages werden vorläufig nicht stattsinden; österreichischerseils wird eine Verlängerung des bestehenden Vertrags bis Ende Juni 1879 beantragt.
Berlin, 15. Okt. Zwischen der zweiten und der drillen Lesung des Soziatisten-Gesetzes sollen Verhandlungen von Vertrauesmännern der Fraktionen der Neichslagsmehrheit stallfinden, um eine Verständigung über die §§ 6 und 16 herbeizuführen. Die nationalliberale Partei ist entschlossen an den Kommissionsbeschlüssen festzuhalten.
Berlin, 17. Okt. Gestern wurde die zweite Lesung des Sozialistengesetzes beendigt und beginnt nun morgen die dritte. Da i» der ersteren verschiedene Lücken in das Gesetz gebracht wurden, so ist es die Aufgabe der dritten Lesung, diese Lücke in geeigneter Weise auszufüllen, wodurch dann dieselbe eine ungewöhnliche Ausdehnung erhalten nnd nochmals zu verschiedenen aufregenden Debatten Anlaß geben wird. Als Geltungsdauer des Gesetzes wurde in der 2ten Lesung eine Frist von 2'/, Jahren festgesetzt, die auch von der Regierung angenommen werden dürste. Ebenso wurde der sogenannte Belagerungs Paragraph, wornach die Negierung in gewissen Fällen über einen einzelnen Ort eine Art Belagerungszustand verhängen kann, mir ziemlicher Mehrheit angenommen und dadurch der Staatsgewalt eine sehr schneidige Waffe in die Hand gegeben. (Neue Z.)
Kiel, 14. Okt. Der heutige Tag wird für die deutsche Marine ein Gedenktag sein; denn an ihm verließ ein Enkel unseres Kaisers, der Prinz Heinrich, zweiter Sohn des Kronprinzen, die deutsche Erde, um eine zweijährige Rsise um die Welt anzutreten. Daß der Kaiser seinen Enkel, der Kronprinz seinen Sohn den nicht geringen Strapazen, ja, selbst Gefahren einer Weltumsegelung preisgeben, beweist, welch hohes Interesse beide an einer gedeihlichen Entwicklung unserer Kriegsmarine nehmen. Es soll der Prinz seinen Berns als Seemann gründlich kennen lernen und sich von Jugend auf in strenger Schule vorbereilen, um dereinst als künftiger Admiral Deutschlands Flagge auch auf dem Meere mit gleichem Ruhm, wie Vater und Großvater dies auf dem Festlande thaten, zu beschützen. Die Korvette Prinz Adalbert, Kommandeur Kapitän zur See Mac Lean, auf welcher wir den jungen Prinzen in der einfach kleidsamen Uniform eines Seekadetten, umgeben von seinen Kameraden, sahen, ist ein schönes neues Schiff mit 12 schweren Geschützen und mit ausgesucht tüchtiger Mannschaft von 386 Köpsen. Das Schiff wird zuerst Plymouth, dann die Insel Madeira, Rio de Janeiro anlaufen und dann nach China und Japan segeln, wo es die Korvette Leipzig, Kommandeur Kapitän zur See Paschen ablösen soll.
Oesterreich —Ungarn.
Wien, 14. Okr. Für dieses Jahr braucht man noch 35 Millionen Gulden für die Okkupation Bosniens. Leichten Muths verkünden dies die 'Amtlichen, während den Steuerzahlern bei dieser Märe schwül und gruselig zu werden droht. 35 Millionen bis Ende Dezember und dann —? Daß die österreichischen wie ungarischen Delegationen den Nachtragskredit von 35 Millionen bewilligen werden,? daran zweifeln Graf Andrassy und seine Getreuen nicht im Geringsten und in diesem Falle — und das ist die Pointe der Geschichte — würde sich auch die ungarische Ministerkrise erledi gen, und zwar auf die einfachste Art von der Welt: „durch Netablirung des Ministeriums Tisza", das sich für den ausgcschiedenen Finanzminister Szell nur einen andern Kollegen beilegen müßte. Die Komödie, welche die Heren in Budapest aufführen, wäre zum Lachen, besäße sie nicht einen so traurigen Hintergrund. Neue Opfer werden verlangt, das alte Spiel der Unklarheit aber wird unverdrossen weiter getrieben. Summa Summarum ist die allgemeine Lage heute noch so unklar wie sie gestern, vorgestern, vor acht Tagen war und nur das Eine steht fest in der Flucht der Zeiten und Erreignisse, daß wir zu den bereits in Bosnien „angebauten" 60 Millionen Gulden neue 35 Millionen „schwitzen" müssen, ohne das Andere, was noch nachkommt.
Die östreichisch-ungarische Regierung ist der Hohen Pforte die Antwort auf deren jüngste Zirkulation nicht schuldig geblieben. Dieselbe ist tele
graphisch an die östreichisch-ungarische Botschaft in Pera gesandt und bereits gestern in Konstantinopel überreicht worden. Dieselbe enthält zwar wie ei» Wiener Privattelegramm der „Fr. Z." versichert, keine Drohung, weist aber die türkischen Anklagen und die Forderung den Vormarsch einzustellen, entschieden zurück. Auf den Wunsch der Pforte, noch Freundschaft mit Oesterreich- Ungarn zu halten, wird gesagt, daß einzige Mittel dazu sei die strikte Erfüllung des Berliner Vertrages. — Diese Nase hätte sich bei auch nur einigermaßen reiflicher Ueberlegung die türkische Regierung auch ersparen können.
Griechenland.
Athen, 15. Okt. In der Kammer gab Kom- munduros Ausschlüsse über die Haltung der Regierung seit der letzten Session. Griechenland habe an dem Kriege nicht aus Furcht, sondern auf die Versicherungen Englands hin nicht Theil genommen, daß die griechischen Interessen gewahrt werden würden. Der Berliner Kongreß habe einen Griechenland günstigen Beschluß abgelehnt. Ec hoffe, es werde zu einem freundschaftlichen Einvernehmen zwischen Griechenland und der Türkei kommen. Auf alle Fälle, wenn die Pforte sich weigere und wenn Europa Griechenland sich selbst überlasse, so werde eine starke Armee Ereignisse herbeiführen, welche die Mächte zwingen würden, sich mit der Frage zu beschäftigen. Der Minister schloß seine Darlegung mit der Forderung eines Kredits von 35 Millionen zu dem Zwecke, die griechische Armee auf 40000 Mann zu bringen. Wenn seine Politik die Billigung der Kammer nicht finde, so sei er bereit, sei» Portefeuille abzugeben.
Rußland.
Warschau, 10. Okt. Die Regierung hat in letzter Zeit einer Anzahl römisch-katholischer Geistlicher, welche als Fanatiker und Obscuranten bekannt sind, die Ertheilung des Religionsunterrichts in den Volksschulen entzogen, um den fanatisirenden Einfluß derselben auf die Schuljugend zu beseitigen. Der hiesige „Przegld Tygodniswy" (Wochenrevue) findet diese Maßregel prinzipiell durchaus gerechtfertigt.
Türkei.
Mostar, 16. Oktbr. Feldmarschall Lieutenant Jovanovic hielt heute feierlichen Einzug in das mit Triumphbögen, österreichischen und nationalen Fahnen geschmückte Mostar. Ein zahlreiches, aus Christen und Türken gebildetes Banderium ritt dem Commandanten entgegen und geleitete denselben in die Stadt, wo beide Bischöfe, ein türkischer Geistlicher, Würdenträger und die Schuljugend den Commandanten erwarten. Der Empfang war ein enthusiastischer. Heute wird die Stadt festlich beleuchtet. (Fr. I.)
Weinpreise.
Horkheim. Viele Käufe von 163—171 pro 3 Hektol. Noch Vorratb.
Nordheim, O.A. Brackenheim, 15 Okt. Mehrere Käufe zu SN per Hekt. für ausgelesenes rothes Gewächs. Noch viel Vorrath. Käufer sehr erwünscht.
Dürrenzimmern, 14. Oktober. Mehrere Käufe schwarzrothes Gewächs zu 154—165 per 3 Hekt. Die allgemeine Weinlese hat begonnen.
Schwaigern, 15. Okt. Mehrere Käufe schwarzes Frühgewächs zu 125 ^ per 3 Hsktl.
Cleebronn, 14. Okt. Frühgewächs gebeert, Käufe zu 135—150 pro 360 Liter, Gewicht 95 Grad. Gemischt Käuse pro 3 Hl. zu 1l0—120 ^ Gewicht 80—85 Grad.
Besigheim, 15. Okt. Einige Käuse zu 45, SO und 51 per Hekt. Das rothe Gewächs, welches hier vorherrscht, ist vollkommen reis, gesund und hat von Fäulniß nicht gelitten. Lese in vollem Gang. Erzeugniß ca. 2000 Hektol.
Sontheim. Roth Gewächs verkauft von 50—60 per Hektl. Gewicht 90 Gr. Noch Vorratb-
Thalheim, 16. Okt. Rothwein Käufe zu 174, 171, 170, 165 auch ein Kauf gemischtes Gewächs zu 140 ^ per 300 Liter. Preise sinken. Qualität gut. Käufer sehr erwünscht.
Lauffen a. N-, 1b. u. 16. Okt. Rothes Gewächs zu 140, 150, 160, 168, 170, 171 je per 3 Hektl. Trollinger 180 per 3 Hektl.
Brackenheim, 16. Okt- Käufe von 135—140 pro 3 Hektl. Verkauf geht langsam. Käufer erwünscht. Lese dauert fort.
Nachdem bereits viele Tausende, welche an Gicht, Rheumatismus, an den durch diese Krankheiten entstandenen Lähmungen re. litten, durch die neue Heilmethode des Herrn L. G. Mösfinger in Frankfurt a. M. von ihrem, zum Theil langjährigen, unsäglichen Leiden befreit wurden und ihre volle Gesundheit wieder erlangt haben, sollte Niemand verfehlen, der mit diesen schmerzhaften Leiden behaftet ist, selbst wenn durch nutzlose Anwendung aller erdenklichen Mittel und Kuren die Hoffnung auf Wiedererlangung der Gesundheit bereits aufgegeben ist. die Brochüre des Herrn Mösfinger, welche von ihm xrstis bezogen werden kann, durchzulesen.
Hiezu eine Beilage.