daß seine Macht und Stärke auf die Dauer durch die Kraft des Hohenzollernhaufes hergestellt seien. Deutsch­land habe den Widerstand des Auslandes nicht mehr zu fürchten, sobald die Nation den ernsten Willen zeige, ihr Schicksal selbst mitzubestimmen. Mit unseren Für­sten, Heerführern und Heeren, welche die Franzosen schlugen, seien wir Mannes genug unser Hausrecht zu wahren. Deutscher Sang erklang und heitere Stim­mung herrschte unter der zahlreichen Versammlung, die einzelne Scherflein dem Kassier des Vereins als Ehren gäbe Übermächte. Am Montag Vormittag fand die bezügliche Feier in beiden Schulklassen stall, der eine Brezelnvenheilung aus den Mitteln der Gememeinde- kasse nachsolgte. Sonntagsopfer für die Kaiser- Wilhelms-Stiftung 5 -10 L

In N e u b » l a cd, Oberamts Calw, Hute sich am 28 d. M. der Unglücksfall zugetragen, daß ein 60 Jahre alter Mann aus Nerrhansen, als er eine eben gekaufte Kuh abführen wollte, von derselben so in'S Auge gestoßen wurde, daß er nach 2 Stunden den Geist ansgad; er mußte als Leiche nach Hause geführt werden. (S. B)

Stuttgart, 20 Aug. Obwohl das Gerichts kosrengesetz erst im nächsten Jahr in Wirksamkeit treten wird, so beschäftigt mau sich doch jetzt schon angelegeut lrch mir dessen Inhalt, da es besonders für Würtlern berg einschneidende Aenderungen herbciführt. Die bis­herigen Sporteln bei Prozessen waren nach Procenien zu berechnen, während das neue Gesetz feste Werlh- klassen bestimmt. Unser bisheriges Sporlelsystem be­ginnt mit wenigen Pfennigen, und kann in erster Instanz nur eine höchste Gebühr von 480 und in zweiter eine solche von 600 erhoben werden; das neue Gesetz kennt eine Begrenzung der Gebühren nach oben nicht, und steigt mit dem Welche des Prozeß­gegenstandes diese Gebühr. Es kann also nicht der Fall Vorkommen, daß von einem Prozesse, der sich durch viele Jahre, mit vieler Arbeit hinzieht und um viele Hnndeilianjende geführt wird, nur 480 cck entrichte! werden und daß die rrnbetheiliglen Steuerzahler die Piozeßkosteu anderer zu zahlen haben werden. In kleinen Processen wird aber das neue Gesetz sich in unangenehmer Weise .fühlbar machen. DerStaalL- Anzeiger" führt Vergleiche aus dem Rechtsleben an. Nimmt man z. B. zunächst einen Streitwerth von 40 an, bei welchem unser Urtheilssportel l 44 L beträgt, mag der Rechtsstreit in kurzem Ver­fahren oder mag er noch so langwierig verlaufen sein, so beträgt dagegen die reichsgesetzliche Gebühr für die gerichtliche Verhandlung oder den gerichtlichen Vergleich 2 40 und bei Beweisaufnahme 7 oL 20 L,

also bedeutend mehr, als nach unserem jetzt geltenden Sportelsystem. Die Gemeindebehörden als Ortsgerichte, welche dem neuen Gerichtskostengesetze nicht unterstehen, werden deßhalb viel wehr Fälle, als bisher, zu erle­digen haben. Ans dem jetzt tagenden Gemeindetag in Heilbromi hat man zu der wachsenden Bedeutung der Ortsgerichte Stellung genommen.

Stuttgart, 30. Aug. Ihre König!. Majestät empfingen heute den Besuch der gegenwärtig auf Schloß Arenenderg weilenden Kaiserin Eugenie und Sr. Kai­ser!. Hoheit des Prinzen Louis Napoleon.

Als Geschworene für das 3. Quartal beim Kgl. Kreisgerrebtshos Tübingen haben rr. a. zu sungrren: Aichsle, Gottlob, Gemeiuderatb von Decksnpfronn. Beer- stecher, Christof Martin, Gemeinderalh von Kuppiirgen. Bürkle. Johann Michael, Gemcindepsteger von Altenstaig Dorf. Dingler, Michael, Gemeinderath von Pfrondorf. Kempf, Johannes, Privatier, von Altenstaig Stadt. Leu schnei, Michael, Gemeinberath von (Zärtlingen. Pflei- derer, Gottlob Carl, Tuchmacher von Calw. Schill, Jo­hannes, Gemeinderalh von Ebhausen. Schlotter, Anton, Raiserwirth von Oberthalheim. Schmidt, Friedrich, Ge> meinderath von Kayh. Ziegler, Johann Georg, Schultheiß von Cffringeir.

Nordhei m, 30. Aug. Wie der Z.B. mittheilt, hat sich heute Vormittag halb 10 Uhr der hiesige Po­lizeidiener Bäuerle im Rrthssaal erschossen. ' Das Motiv der Thal ist nicht bekannt.

In Riet beim saß eine 93 Jahre alte, körperlich und geistig noch ganz gesunde Frau ihrer täglichen Gewohnheit gemäß auf einem Bänkchen vor dem Hause, um sich an der Sonne zu wärmen, ats einige von der Tränke zurückkom­mende Kühe an ihrem Haus passtrten, um wieder in den eMail zu gelangen- Eine von diesen Kühen rannte nun plötzlich auf die Frau los und schlitzte ihr mit Len Hörnern den Bauch aus. Durch den schleunigst herbeigerusenen Arzt, Tr. Zeller aus Münsingen, wurde die etwa 20 cm. lange Wunde zusammengenäht und verbunden, und ist »u» Las Befinden der Frau bis jetzt ein solch' gutes, daß nach dem Ausspruch des Arztes alle Hoffnung vorhanden sein soll, sie am Leben zu erhalten. (T. Ehr.)

Pforzheim, 30. Aug. In der letzten Zeit wurde ein bedeutender Golddiebstahl entdeckt; mehrere des Diebstahls und der Hehlerei verdächtige Personen

befinden sich in Hast; die Untersuchung ist in vollem Gange. (T. Ehr.)

Eisenach, 2. Sepl. Die Stadt Vacha (zwi­schen Eisenach und Hersfetd) ist heute Nacht zum mehr als vierten Theil abgebrannt.

Der Reichs- und Landlagsabg. vr. Franz aus Breslau übernimmt vom 1. Okl. ab die Redaktion der Germania, und Majrrnke scheidet mit diesem Tage aus der Redaktion aus In llr. Franz verliert die klerikale Partei Schlesiens ihren begabtesten Hanpt- Agitaior; mit Recht konnte der Kultusminister Falk denselben als den O'Connell der Provinz Schlesien bezeichnen. Bei seinem Scheiden aus Breslau wird dem I)r. Franz von der klerikale» Partei Schlesiens ein großes Ehrengeschenk gemacht werden. (S. M)

Gera, 27. Aug DieGeraer Zeitung ' enthält heute eine Bekanntmachung des Unteriuchungsnchlers vom Krcrs- gericht zu Zeitz, die aus ein furch lbares Verbrechen schließen läßt. Im Eisterfiusse wurde am 22. August der Leichnam eines 3 drs 4jährigen Kindes, weiblichen GejchtechlS gefunden, welches trotz vorgeschrittener 'Verwesung noch deut­liche Lrpuren einer Ermordung an sich trug. Der Unler- iuchungSrichler fordert dringend aus, ihm alle, auch die anscheinend geringsügigsten Verdachtsmomente auzuzeigen, welche sich aui die Person des Krudes ober seines Mörders beziehen. Bis jetzt ist soviel jepgestellt, Lab zu Anfang die­ses Monats, irr der Nähe der jetzigen Fundstelle, eines Abends von verschiedenen Personen die Klagerufe eures Kindes gehört worden sind, welches anscheinend lernen Pater um L-chonuirg anstehle. Alan hörte die klagenden Rufe: Papa, Papa, mein Papa!" Unbegreiflich ist es, weshalb jene Perjvnen damals dem Äiigllrase des Kindes nicht näher nachsorjchleii und dürfte eine derartige Theilnahmtosigleit wohl nicht ungestraft bleiben. Am 1s. August, also ca. 14 Tage später, wurde von Bewohnern eines 'Nachbarortes die Kinvesttrche bereits >»r Wasser liegen gesehen und am User ein braunes Strohhütchen nufgeiunden, mit Zeichen von Biulspuren. AVer auch daraushin scheint man noch keirre Anze.ge beim Gericht gemacht zu haben, den» die gerichtliche 'Aufhebung des Krudes erfolgte, wie oben erwähnt, erst am 22. August Das Kind war für das angegebene Atter ziem­lich groß (87 Cent,».), gut genährt nnv vollständig bekleidet.

Berlin, 1. September. Die Sozialdemokralle Deutschlands hat den Todestag Ferdinand Lajsalles (3l. August) festlich begangen. In Berlin wurde am Sonntag, 1. September, die Toocsserer in 3 Lokalen durch Instrumental- uno Vokal-Konzert begangen und die betreffenden Lokale mit Blume», rochen Bändern und Schleifen dekorirt, die Büste Lassallcs auch festlich geschmückt. Dre bekannteDeri. srere Presse" schließt crnen, dem Andenken Lassalles gewidmeten Leitartikel mit den charakteristischen Worten:Einiger und stärker denn je steht nunmehr trotz allen Verfolgun­gen, Bubenstücken und drohenden Ausnahmegesetzen die Sozialdemokratie Deal sch laudü da, stolz im Bewußtsein ihrer Macht, die rm Volke wurzelt. Das deutsche Volk, die ansgektärlen Arbeiter und die ehr­lichen Männer der Wissenschaft Hallen treu zur Fahne und tragen sie immer weiter in rastloser Agitation durch die deutschen Lande. Lissalles aber, der uns solchen Kampf, solche Agitation gelehrt, des großen Volks- Helden, wollen wir heute uns dankbar erinnern und geloven, ihm iiachzuerfern für und für, ihm,dem Den­ker und dem Kämpfer."

Berlin, 2 Sept. DerReichanzeiger" enthält eine von Graf Stolberg als Stellvertreter des Reichs­kanzlers erlassene Bekanntmachung, wonach die Eröff­nung des Reichstages am nächsten Montag Nachmittags 2 Uhr im weißen Saale statlfindet.

Berlin, 2. Sepl. Die Feier des S e d a n t a g e s ist hier trotz der wiederholten störenden Regengüsse unter zahlreicher Betheiliguirg des Publikums von Stat­te» gegangen. Nur die Sozialdemokraten, welche gestern in 3 Lokalen den Todestag Lasalles feierten, und die Uitramontanen fchloßen sich davon aus. Die Germa­nia macht ihrem Haß gegen das Nationalfest in sol- gender Verunglimpfung Luft:Würden nicht noch hier und da aus kommunale Kosten die Schulkinder mit Graiissemelir bcwirlhet, die Sache wäre bereits auf das Flaggenaushängen der Hoflieferanten und das Diniren strebsamer Beamten beschränkt. Kommt nun gar der Friede zwischen Kirche und Staat zu Stande, geräth dadurch alsdann die Kulturpaukerei vollends in Mißkredit, dann hat es auch mit der Herrlichkeit des heiligen Sedan ein Ende."

Was wir für den September vor allem brauchen, ist gutes Wetter. Gutes Wetter und Sonnenschein für die Frucht draußen im Lande und für die Ernte, und gutes Wetter für den Reichstag, der am 9. September seinen Anfang nimmt. Welches Wetter ungefähr im Reichstag wird, können wir aus den Präsidentenwahlen abnehmen; denn bei diesen werden die Parteien zuerst ihre Kräfte messen. Forckenbeck zwar hat sich durch Talent, Geschick, Festigkeit und Unparteilichkeit in solchen Respekt gesetzt, daß ihn alle Parteien zum ersten Präsidenten wählen werden, wahr­

scheinlich sogar diejenige, die am liebsten keinen Präsi­denten, d. h. Keinen hätte, der etwas zu befehlen hat, es sei denn sie selbst. Der Kampf um die Vicepräsi- dcnten wird zwischen den Conservativen und Ultramon­tanen und den beiderseitigen Parteigängern entbrennen. Und darin wird's zu dem Schwersten kommen, zu dein Sozialistengesetz, dessen Schicksal noch dahin steht. Der Reichskanzler Bismarck wird in den Streit persönlich eingrcifen und dazu von Bad Gastein zurückkehren. In Gastein hat er sich die Frische gesammelt und in Kissingen die Soole oder das Salz. Glück aus!

Einer der blühendsten Geschäftszweige in Preußen ist augenblicklich die Massenfabrikation. Die größeren Waffensabriken sind namentlich mit russischen Aufträ­gen beschäftigt und hier wieder ist die Anfertigung von Mitrailleusen besonders zahlreich bestellt. Und zwar handelt cs sich um eine nrue Art dieses Geschützes nach einem schwedischen Modell, welches an Schnelligkeit und Massenhaftigkcit der gleichzeitig abzufeuernden Kugeln alles bisher Dagewesene in Schallen stellen soll. Diese Mitrailleusen, rvelche obenein eine große Trag­weite haben, sollen dazu bestimmt sein, Torpedofahrzeuge unschädlich zu machen.

DieNationalzeitung" meldet: Herr von Starrf- serrberg hat das Central-Wahlkomrte ermächtigt, der nattonalliberalen Partei zu erklären, daß er die Ber­liner Reichstagskandidatur dankend ablehne.

In den Lorbeeren, die Graf And rassy in Berlin geerntet hat, säuselt der Herbstwind und ent­blättert sic. Wenn's für Staatsmänner eine Hausse und Baisse gibt, wie für die Papiere an der Börse, so ist Gras Andrassy dem Falle näher als dem Steigen. Daran ist der Feldzug irr Bosnien schuld. Er hat ihn im 'Auftrag der Berliner Conferenz unternommenzur Paziftcation" des Landes, aber er hat sich vorher nicht überzeugt, ob Oesterreich das mit dem Blat seiner Soldalen pazificirte Land auch behalten dürfe. Und das nimmt man ihm übel; denn der kurze Feldzug hat schon große Opfer gekostet, die Wiener Zeitungen dringen viele Spalten lange Verzeichnisse von Todtcn und Verwundeten, und man steht erst am Anfang. Wofür und zu wessen Gunsten fließt das Blut? fragen die Oesterreicher Mil 60,000 Mann rückten wir ein, 2mal 60,000 Mann haben wir schon nachgeschickt oder müssen sie noch nachschicken; solle» wir unsere Haut nur für die Türken oder für die Großmächte zu Markte tragen? Andrassy deutet zwar, wie s Z. Benedek, auf seinen geheimen Plan hin, allein es fehlt der Glaube an sein Geheimniß und in den Wiener Blättern rauschr's unheimlich vom Fall des Grafen. Es ist ein Glück für ihn, daß er sich seit Jahren als guter Freund Deutschlands erwiesen hat und mit Bismarck auf gutem Fuß steht. Das kann ihm jetzt nützen und am allerwenigsten wird Graf Beust sein Nachfolger werden, wie Manche fürchten, Andere hoffen. VestiZia torrant. B. B. d. h. Bismarck und Beust werden nie Compagnons werden. (Drfz.)

OesterreichUngarn.

Wien, 31. Aug. An Stelle der fortwährend nach Rußland abrückenden Gardetruppen sollen 50,000 Mann frischer russischer Truppen über den Balkan in Rumelien einmarschiren. In Betreff der griechi­schen Frage hat die Pforte noch immer keinen Be­schluß gefaßt. Gerüchtweise verlautet, daß eine Note des griechischen Kabinets die Vermittlriug der Mächte anrufe.

Wien, 31. Aug. Aus dem Rhodopebalkan ein- gelangte Meldungen wollen wissen, daß die dortigen Aufständischen von den Russen die Aufforderung erhalten haben, die Waffen niederzulegen. Nachdem diese Aufforderung vergeblich blieb, schritten die Russen zum Angriff. Nach 3tägigen Kämpfen, während welcher viele Ortschaften im Ardathale in Asche gelegt wurden, sollen die Russen die Offensive bis zum Eintreffen von Verstärkungen eingestellt haben.

Wien, 2. Sept. In Sarajewo erschien gestern die erste Nummer des AmtsblattesBosansko Herze- govacke Nomine". Der amtliche Theil desselben publicirt das Standrecht und sonstige Verfügungen. Ein Leit­artikel beschwichtigt und warnt. Derselbe schließt folgendermaßen:Wenn aus die Bösen eine Hand des Kaisers zerschmetternd niederfällt, so hebt desselben Kaisers andere Hand alle Guten mit väterlicher Huld aus vierhundertjähriger Knechtschaft voll Elend und Schrecken zu Freiheit, Wohlstand und menschenwürdigem Leben empor. Beben und Zittern mögen die Schlech­ten! Sie werden ausgerottet! Heil und Segen allen Griten! Deß seid eingedenk bei Allem, was Ihr thut." Im Feuilleton begrüßt ein Fransziskaner die neue Aera mit einem schwungvollen Gedicht. (Fr. I.)

Pesth, 31. Ang. Das furchtbare Unwetter der