Annäherung der leitenden Minister den europäischen Staaten eine erfreuliche Bürgschaft für- die Krhitttung-. des Friedens gewähre.

Berlin, 13. Juli. Rede des Kra-ffkn WnSrassy beim Congreßschluß: „Meine Herrrn! Jkn Mgenblich wo unsere Anstrengungen zu einem gemeinsamen lÄstverständi niß geführt baden, würde es unmöglich sekst', Sem tiorvvr ragenden Staatsmann, der unsere Arbeiten geleitet- hat, unsere Ehrerbietung nicht zu bezeugen. Unabänderlich hat er im Auge gehabt, den Frieden zu sickern und zu deseilige». Zu diesem Zwecke hat er alle seine Anstrengungen daraus gericktet, die Meinungsverschiedenheiten zu versöhnen und der Ungewißheit, die so schwer auf Europa lastete, so schnell als möglich ein Ende zu machen. Dank der Weisheit, der unermüdlichen Energie, mit der unser Präsident unsere Arbeiten geleitet, hat er in einem hohen Grade zu dem schnellen Gelingen des Friedenswerkes. daS wir gemeinsam unternommen haben, beigetragen. Ich bin daher sicher, der einmüthigen Zustimmung dieser hohen Versammlung zu de gegnen. indem ick Ihnen voricklage, Sr. Durchlaucht dem Fürsten Bismarck unsere wärmste Danbarkeit auszudrücken. Aus dem Punkte, uns zu trennen, glaube ich, Ihren Gejühlen am besten zu entsprecken, indem wir unseren ergebensten Dank für die liebenswürdige Gastsreundsckast bezeugen, deren Gegenstand wir seitens Sr- Majestät des deutschen Kaisers und der erhabenen kaiserlichen Familie gewesen sind." Sämmtliche Mitglieder erhoben sick zum Zeichen des Dankes von ihren Plätzen. Fürst Bismarck dankte für die ihm gewordene Anerkennung mil folgender Rede: Ich bin tief gerührt von den Worten, welche der Graf Andrassy soeben im Namen dieser hoben Versammlung geiprocken hak. Ich spreche dem Kongreß meinen lebbaiten Dank aus für die Freundlichkeit, mit der er diesen Worten sich angeschlossen hat, und ich drücke meinen Kollegen meine volle Dankbarkeit für die Nacksicht und die freundlichen Gesinnungen aus, die sie mir während des Verlaufs unserer Arbeiten zu erkennen gegeben haben. Der Geist der Versöhnlichkeit und das gegen­seitige Wohlwollen, von welchem alle Bevollmächligten be­seelt waren, hat mir eine Ausgabe erleichtert, weiche ich bei meinem Gesundheitszustand kaum hoffen durste dis zum Ende hinausführen zu können. Jetzt, da der Kongreß zur Zuirieben heit der vertretenen Regierungen und ganz Eui opas bei dem gewünschten Resultat angelangt ist, bitte ich Sie, mir ein freundliches Andenkenzu bewahren. Mir meinerseits wird die denkwürdige Epoche, die eben sich abschließt, unauslöschlich in der Erinnerung bleiben. Hierauf schloß der Präsident den Kongreß gegen 4 Uhr Nachmittags, indem er sagte: Ich konstaiire, baß die Arbeiten des Kongresses beendet sind, und Halle es für meine l-tzte Pflicht als Präsident, den Dank des Kongreßes auszudrücken denjenigen Bevollmäch­tigten, welche an den Kommissionen theilgenommen haben, besonders den Herren Desprez und Kürst Hohenlohe- Ebenso danke ich im Namen der hohen Versammlung dem Sekreta­riat sür den Ecker, den es gezeigt h -t, und welcher zur Erleichterung der Arbeiten des Kongreßes beigetragen hat. In den Ausdruck dieses Dankes schließe ich ein die Beamten und Oifizicre, welche an den Spezialarbeiten der Hohen Ver­sammlung theilgenommen haben. Mine Herren, jetzt, da wir im Begriffe sind, uns zu trenne», scheue ich mich nicht es auszusprechen, daß der Kongreß um Europa sich sehr verdient gemacht bat. Wenn es unmöglich war, allen Wünschen der öffentlichen Meinung gerecht zu werben, die Geschichte wirb tn allen Fällen unseren Bestrebungen, unserem Werke Gerechtigkeit widerfahien laßen, und die Bevollmächligten werden das Bewußtsein haben, in den Grenzen des Möglichen alles gethan zu haben, um Europa die hohe Wohllhat des Friedens, der so schwer bedroht war, zu erhalten und zu sichern. Dieses Resultat kann durch keine Kritik verkleinert werden, welche der Parteigelst in die O-ffentiichkeit hin­eintragen könnte. Ich habe die feste Hoffnung, daß das Einverständniß Europas mit Hilfe Gottes ein dauerndes bleiben werde, und daß das persönliche herzliche Vechättniß, welches sich während unserer A> Veiten zwischen uns gebildet hat, die guten Beziehungen unserer Regierungen stch-.rn und befestigen werde. Nochmals danke ich meinen Kollegen für das Wohlwollen, das mir zu Theil wurde, und indem ich mir diesen Eindruck hoher Dankbarkeit bewahre, schließe ich die letzte Sitzung des Kongreßes

Berlin, 13 Juli Daß Hövel zum Tode verurtheilt worden ist, konnte nicht überraschen; aber die unglaubliche Verkommenheil dieses Menschen, die sich bei der Gerichtsverhandlung dokumenürt, hat doch ein Staunen des Abscheues heroorgerusen In allen Blättern erhebt sich nur eine Summe darüber, und wo man im Publikum binhörl, hat die Lektüre der Sitzungsberichte dasselbe Gefühl des Eckels Hinterkassen. Man hat wohl Recht- zu sagen, daß solch eine boden lose Frechheit und Gemeinheit in deutschen Gerichts­sälen bisher noch unbekannt war. Heule verlangte Hövel von seinem Wärter Wein mit dem Bemerken, daß er einen solchen Anspruch nach statlgehabter Ver urtheilung erheben könne. Man erwiderte ihm, daß er Alles verlangen könne; ob er es aber kriegen werde, sei eine andere Frage.

Berlin, 14 Juli. Das „Montagsblatt" mel­det: Beaconssield bot Waddington die Annexion von Tunis an Frankreich an Waddmgion lehnte ab; er wolle mit reinen Händen nach Paris zurückkehren. Der Kongreß setzte drei Local Comites ein behufs Ueberwachung der Ausführung des Friedens: in Tir- nowo, Adrianopel und Erzerum.

Berlin, 15 Juli Gortschakoff wird heute um 1 Uhr von der Kaiserin, um 2 Uhr vom Kronprinzen empfangen; derselbe wird voraussichtlich Mittwoch nach Wildbad abreisen. Fürst Bismarck reist heute Abend nach Kissingen ab. — In Slambul wurde eine Ver­

schwörung entdeckt und zahlreiche angesehene Personen verhaftet.

l B e r li n, 16: IM. De» Mist» HM dM Für- !sten Bismarck sein sSn Winwrhallsr Mnaktks Wrtrait !in tekknSgrnßer ganzer Figur geW«zM; Wssetldr wurde gestern Abend- Sem Beschenkten- ädettirachr. — Der Kronprinz hülle gestern Nachmittag eine Eouserenz mit dem Reichsbanzier.

Fürst Bismarck soll nach der Frkf. Ztg. schon vor 14 Tagen, als er dem Bunöesrath die Vorlage wegen der Ausführungsdestimmungen suc die Tabak- enquele machle, dem Bunvesrattz Mittheilung in Bezug auf die Labaksbesteueruug gemacht habe», welche seine Berettivilttgkrrt bekstnöen, das Monopol füllen zu lassen und an Stelle desselben daS englische System mit einer Modifikation, welche den inländischen Ladaksbau be­stehen läßl, eiiiznsühreii. Dieses neue System, welches daraus hlnaustäujl, daß bei sehr hohen Emgangszöllen der inländische Tabaksvau in den einzelnen Gemeinden aus den bisherigen Umfang beschränkt bleibt und der Staat den Pflanzern allen Tabak abkauft, um ihn dann an die Fabrikanten in Auktion zu verkaufen, dürste in einet Denkjchttsl eines ootkswirihjchaftlich hervorragen­den Mitgliedes des Reichskanzleramtes (Geh.N. Mi­chaelis) ausführlich entwickelt sein.

Der VergoldergehNje Kusch, 18 Jahr all, wurde am Donnerstag Nachmittag in Berlin dabei betroffen, ats er zwischen dem Palais des Kronprinzen und dem Opernhaus« ein Plakat folgenden Inhalts ankteben wollte: „Neuestes Bulletin: Se. Majestät ver Kaiser ist wieberhergestellt, nun kann ver dritte Attentäter kommen." Der Bursche wurde festgenommen und zur Hast gebracht.

Die Norbd. A. Z. schreibt, anknüpsend an Bis­marcks Schlußworte in der letzten Kongreßsitzung: Das mehrwöchenltiche persönliche Zusammenwirken der europäischen Saatsmänner, der zwischen ihnen be­standene und den Kongreß überdauernde freundschaft­liche Verkehr, gewähren jo außerordentliche Bürgschaften, wie sie dem WeMheit in der 2. Hälfte des Jahrhunderts wohl noch nicht geboten worden sind. In ganz besonderer Weise haben neben Schuwalofs die Vertreter Frankreichs und Italiens, Wavdingion und Cortl sich ein hohes Verdienst um die erzielte Vereinbarung er­worben, ein Verdienst, welches hoffentlich in ihren Heimatländern und Seitens der politischen Parteien derselben ebenso gewürdigt werden wird, wie eö Seitens der Vertreter aller andern europ. Mächte aufrichtig und dankbar anerkannt worden ist.

Der „Pol. Korresp." wird ans Berlin vom 13. gemeldet: „Der Kongreß nahm in den beiden letzten Sitzungen noch einige Aenderungen vor. Unter An­derem wurde verfügt, daß die von den Serben erober­ten Distrikte von der Kapitalisicuiig der Entschädigung ausgeschlossen sind, welche Serbien an die Pforte sür den Wegfall des Tributes zu leisten verpflichtet ist. Die zwischen dem Fürsten Gortschakoff und Lord Bea- konsstelv in Betreff Cyperns statlgefnndenen Pourpar­lers sollen zur Entwerfung von Grundlagen für eine eventuelle englisch-russische Verständigung geführt haben.

Die Genesung des Kaisers Wilhelm schreitet so sicher fort, daß tägliche Bulletins nicht mehr aus­gegeben werden.

Wer denkt nicht an die Verdienste unserer deut­schen Feldpost im Kriege von 1870? Da war es mit der russischen Feldpost im Kriege gegen die Türken anders. Briefe.und Pakete aus Odessa nach Adriano- pel brauchten oft ein halbes Jahr, ein ungeheure Masse verschwand spurlos. Von den spitzbübischen Kniffen dieser Leute Folgendes: Geldbriefe wurden absichtlich ausgehalten und nach blutigen Schlachten die Adressen mit den Listen der Gefallenen verglichen; dann wurde den Ueberlebenden ihr Geld übermittelt, die Summen der Gefallenen aber in den Taschen der Postbeamten beerdigt Romanus, der Chef dieser Feldpost, ist ab­gesetzt und vor das Gericht gestellt worden.

Die „Soziale Frage" will berechnet haben, daß bis zum 5. Juli die Höhe der in neuester Zeit erkann­ten Strafen für Majestätsbeleidigungen auf 360 Jahre sich belief. Nach andern Aufstellungen betrug die Gesammtzahl der allein im Monat Juni erkannten Strafen mindestens 600 Jahre.

Den deutschen Sozialdemokraten fließen von allen Seiten, aus der Schweiz, Belgien, England, Oesterreich-Ungarn, Frankreich und selbst aus Amerika zahlreiche Beiträge für ihre Wahlfonds zu. Der Leip­ziger „Vorw." bemerkt dazu: Man sieht, das Prole­tariat hat seine Solidarität begriffen und die Devise: „Proletarier aller Länder vereinigt Euch!" ist keine „alberne Phrase".

sDer photographirte Kongreß.) Nach Schluß einer der Kongreßsitznngen der letzten Woche ersuchte, wie das „Berl. Frdbl." berichtet, der Fürst

Bismarck mit geheimnißvollem Lächeln die vollzählig anwesenden Kongreßmitglieder, noch sür einige Minu- test> PaH M behalten. Willig folgten die Bevoll- mächMten Reser Aufforderung in der Erwartung, noch eine WitthAkuug hochwichtiger Art vernehmen zu sollen. Zu cküg^Minem Erstaunen öffnete sich in diesem Augenblick die Thür des Kongreßsaales und von zwei Dienern getragen wurde ei» schwarz behangener Kasten hereingebracht, dem ein junger Herr folgte. Uessieni-s, begann letzterer, j'ai reou la Mission konorsble cks pronckre I« xortrait ä'une seanee än eongres; je vons xrierais llono sie vous tenir penllant gueigues instants Jians uns Position tranguills st aises. (M. H !. Mir ist der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden, die photographische Aufnahme einer Kongreßsitzung zu be­werkstelligen; ich bitte Sir demnach einige Augenblicke eine ruhige Haltung und eine heitere Miene annehmen zu wollen.) Die Delegjrten lachten über den Einfall und da der Photograph inzwischen seine Vorbereitungen beendet hatte und zur Aufnahme geschritten war, wird das Bild den Kongreß wohl in sehr heiterer Stim­mung darstellen.

Wie die N. Allg. Ztg. hört, steht die Ankunft des Kaistrs und der Kaiserin von Rußland in Berlin auf deren Reise nach Jugenheim binnen Kurzem zu erwarten:

In H'a n otu ist den Soldaten der Besuch von 32 Wirthshänsern verboten worden, in denen der svziäld-. „Volksfreund" aufliegt.

Eittzland.

London, 1i. Juli. Man schreibt ver „Kölir- Zlg." u. A.: Der englische Generalkonsul Fnwcett der den darbenden Flüchtlingen im Süden des Rho- dope-Gebirges Vorräthe zugeführt halte, ist nach Kou- stautinopel zurückgekehrt. Was er hinübergebracht hatte, war gleichsam nur ein Tropfen gegenüber der Wüste von Hunger und Elend, die in jenem Bezirke herrschen, und die milden Gaben gelängten leider nicht einmal immer in die rechten Hände. So verkaufte ein Kaimakan das für die Armen bestimmte Getreide zu seinem eigenen Vortheil. Der Bericht, welchen Farvcett über die Greuelkhaten der Bulgaren und Kosaken — mitunter nahmen sogar die regulären russischen Soldaten daran Theil — erstattet., enthält schreckliche Einzelheiten. Fast scheint es, als verfolgten jene U'ebelkhäter den Plan, Me Muselmänner und nicht minder die diesen gewogenen Christen auszurotten odeb völlig zu vertreiben. Im Bezirk von Domodea allein wurden in den letzten Monaten nicht weniger denn 53, im Bezirk von Haskiev 23 und in dem von Phi- lippopolis 12 Dörfer geplündert und niedergebrannt. Dabei wurden an vielen Orten unerhörte Grausam­keiten begangen, Frauen und Mädchen geschändet, Männer und Weiber bei lebendigem Leibe verbrannt. In einem Falle z. B. ward eine alte Frau in ein brennendes Haus geworfen. Der schreckliche Inhalt des Berichts muß leider als wahrheitsgetreu anerkannt werden, denn für ihn birgt das Ansehen eines der ehrenwerthesten englischen Beamten und der unter sei­nem Auftrag Handelnden. Herr Fawcett gedenkt, den Bericht den Botschaftern Englands, Oesterreichs und Frankreichs vorzulegen, um diese zur Entsendung einer Untersuchungs-Kommission nach dem genannten Bezirk zu bewegen.

Handel und Verkehr re.

Mittlere Fruchtpreise per Centner

vom 3.

bis 9.

Juli.

Kernen.

Roszen.

Gerste.

Haber.

Wangen . .

. 12. 52.

8 80.

—. —.

7. 76.

Giengen

. 12. 30.

9. 20.

9. 20.

7. 20.

Ebingen. .

. 13. 5.

—. —,

—. —.

7. 28.

Geislingen .

. 12. 12.

9. 5.

— —.

—. —.

Hall . . .

. 11. 53.

8. 75.

— —.

—. —.

Heidenheim.

. 12. 48.

9. 31.

—. —.

7. 11.

Nagold . .

. —. —.

9. 99.

10. —.

7. 98.

Urach . .

. 12. 50.

—. —.

——.

7. 23.

Kirchheim .

. 12. 88.

—- —.

9. 75.

7. 45.

Leutkirch:

. 12. 11.

9. 3.

—. —.

7. 28:

Riedlingen .

. 11. 87.

8. 50.

8. 30.

6. 90.

Tuttlingen.

. 12. 2.

——.

—

7. 49.

Waldsee

. 11. 66.

8. 90.

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7. 26. sSl.-Anz.)

Mannheim, 12. Juli. In Folge der günstigen Ernteaussichten gehen Me Frachtpreise fortwährend zurück. Sowohl aus Deutschland, als aus Oestreich-Ungarn, der Schweiz, Belgien, Holland, Frankreich, England, Italien, Spanien und Rußland wird ein immer stärkeres Angebot gemeldet, welches stark auf Me Preise drückt und in einigen dieser Länder auf die bedeutende Zujuhren aus Amerika zurückzuführen ist. Leider macht sich, im Widerspruch mit der Theorie, ein mit dem Sinken der Fruchtpeise im Einklang stehender Abschlag des Brodpreises ebensowenig bemerklich, als das Rückgehen der Weltpreise auf den Preis des Fleisches seine Wirkung äußerte.

U l m, 13. Juli. (Repspreis.) Zufuhr 1629 Ztr.