großen Kosten, Zeit und Schwierigkeiten beschafft werden kann. — Abgesehen aber von diesem barbarischen Verfahren, welches nur die Nothwendigkeit in ganz besonderen Fällen rechtfertigen kann, sind die unausbleiblichen Folgen eine entstellende und verbleibende 'Karbe, welche den Werth des Pferdes vermindert. Eine Menge Mittel und Linimente sind seither erfunden und als allein rationell empfohlen worden, allein bei der Anwendung dieser an und für sich sehr lheuren Mixturen wurden die Wurzeln der Haare zerstört, große Stellen der Haut kahl gelegt und das Uebel zumeist verschlimmert. Schreiber dieser Zeilen, ein alter Pracliker, der schon so manches Lehrgeld bei seinem Probiren und Studiren zahlen mußte, glaubt im Interesse aller Pferdebesitzer zu handeln, wenn er, gestützt auf seine wiederholten und vielseitigen Ersah- rungcn, das Liniment Boyer-Michel empfiehlt, welches er mit außerordentlichen Erfolgen in vielen Fällen bei seinen Pferden in Anwendung brachte. Dieses durchaus solide und in seiner Zusammensetzung äußerst praktische, örtlich wirkende Mittel heilt untrüglich neueres oder veraltetes Hinken, Verrenkungen, Quetschungen, Buglähmungen, Rheumatismen, Schwäche der Beine, in Folge starker Anstrengungen rc. Von vortrefflicher Wirkung ist es bei Erweichung von chronischen Geschwülsten, Widerrist, Schopf, Unierbeinen, Rappen, Wurm- und Drüsenknoten. — In manchen Fällen kann es sogar bei der Rotzkranlheit, Wassersucht, Augenentzündungen, akutem und chronischem Brustfluß rc. mit bestem Erfolge gebraucht werden. So sehr ich jedem Landwirth, überhaupt Pserdebesitzer, aufrichtig wünsche, daß seine Thiere vor allen der genannten Uebel bewahrt bleiben möchten, so sehr kann ich nur aus eigener Ueberzeugung rathen, in allen Unglücksfällen sich dieses Mittels zu bedienen, überhaupt sollte eS in keinem Stalle fehlen, um dasselbe in der Roth stets bei der Hand zu haben. — Leider sind mir die verschiedenen Bezugsquellen nicht bekannt, ich bezog dasselbe von der Firma Elnain u. Co. in Frankfurt a. M. und kostete die große Flasche 4 -M 50 L. (S. A. Z.)
— In vielen öffentlichen Blättern wird des betrübenden Umstandes erwähnt, daß neuerdings so viele junge Leute von der Schwindsucht befallen und mit frühem Tod bedroht werden. Gegen dieses Uebel werden gleichzeitig die Guyot'schen Theer-Kapseln, als nahehin untrügliches Heilmittel, empfohlen. Der Schreiber dieser Zeilen ist nicht Fachmann, kann sich also auch kein Urtheil über den Werth des gerühmten Heilmittels erlauben. Aber einen Rath möchte ich unfern jungen Leuten geben, welcher (natürlich, wenn sie ihn befolgen) das oben genannte Arznei-Mittel vielfach überflüssig machen dürfte: ich meine das Unterlassen des Tabakrauchens, namentlich der Cigarren, in jüngeren Jahren. Meint aber je einer, es müsse durchaus geraucht sein, so benütze er eine Tabakspfeife mit einem 0,5 m langen Rohr. Diese Art des Rauchens ist nicht nur wohlfeiler, sondern gefährdet auch die Gesundheit weniger, als das Rauchen einer Cigarre. Zu dieser Aeußerung veranlaßt mich ein schon vor Jahren gelesener Bericht des Vorstandes des großen Wiener Hospitals, der mit trockenen Worten sagt: „"/» bis "/» aller Erkrankungen bei männlichen Personen lasse sich aus das zu frühe Rauchen von Cigarren zurückführen." Dieser Ausspruch eines weitberühmten Arztes ist so furchtbar ernst, daß alle junge Leute unter 18—20 Jahren, sowie Väter, Vormünder und Lehrherren ihn beachten und — sich darnach richten sollten! (Eßl. Ztg.)
— (Einer, der sich genau kennt), ist der Schlossergeselle Carl Sch. aus Dresden. Er trat neulich in Breslau an den Postschalter und verlangte eine Einzahlung von 100 zu machen. Der Postbeamte richtet die Frage an ihn: „Wer ist der Absender?" „Carl Sch." — „Wie heißt die Adresse des Adressaten?" — „Carl Sch., poste restante, Dresden,"
— „Ist das Ihr Vater oder Sühn?" — «Kein, ich bin es selbst." — „Wie, Sie werden doch nicht eine Einzahlung an sich selbst durch die Post besorgen lassen?"
— „O ja, ich reise selbst dorthin." -- „Warum nehmen Sie das Geld denn nicht selbst mit dorthin?"
— „Ja, sehen Sie, damit hat es gerade seinen Haken", antwortete der Geselle, „wenn ich das Geld selbst mitnehmen werde, so wird es niemals nach Dresden kommen, da ich mich selbst kenne und weiß,^daß ich es vorher verjubeln würde, deshalb nehmen Sie rasch die 100 damit ich sie zu Dresden finde." Der Wunsch des Gesellen wurde nun selbstverständlich erfüllt.
— Liebestrank. Manche betrachten d'? Cho- kolade als Liebestrank, man kann sie aber literweise trinken, ohne liebenswürdig zu werden. Man hatte
schon in alten Zeiten Liebestränke für beide Geschlechter, welche die Kraft besitzen sollte», Liebe gegen gewisse Personen zu erzeugen. In Rom und Alexandrien war dies ein bedeutender Handelsartikel für die Juden. Der Römer Apulejus mußte sich gegen seinen christlichen Schwiegervater verlheidigen, welcher ihn angeklagt Halle, baß er seine Tochter mittelst eines Phillriums zur Hetrath bewogen habe. Noch im Mittelalter spielen Lledeslränke euie bedeutende Rolle im Volksglauben, und wir glauben bestimmt, wenn sie noch heutzutage ein speculatioer Johann Hoff fände, der einen Liebes- Malzextrakt ausböle, oder ein Kolbe, der ein abneigungswidriges Salycilsäure-Herzwasser entdeckte, so würbe er reichlohnendeu Absatz finden. Der beste Liebestrank ist und bteibl aber immer — liebenswürdig zu sein.
— Der englische Arzt Hup ly stellt die überraschende Behauptung auf, nur den alten Jungfern verdanke England seinen kräftigen und gesunden Menschenschlag. Er beweist es sogar auf folgende überraschende Weise: Der Engländer zieht seine Krast aus dem tüchtigen Fleische, dem vortrefflichen Rindvieh. Dieses gedeiht zunächst durch den rotheu Klee; der rotye Klee bedarf zur Samenbereitung des Besuches der Hummeln. Leider wird den Hummeln von den Feldmäusen nach dem Leben gestrebt. Wer aber vertilgt die Feldmäuse? Die Katze. — Und wer züchtet die Katze am besten, so daß sie sich zu Tausenden forlpflanzt? — Die alte Jungser. Auf diese unwiderlegliche Weise verdankt England den alten Jungfern seinen kräftigen Menschenschlag.
— In der Nähe des FeuerlandeS ist kürzlich eine feuerspeiende Insel auf der Oberfläche des Meeres erschienen und dann nach einiger Zeit wieder in den Wogen verschwunden. Der Capuän des dänischen Segelschiffes „Lutterfeld", I. O. Lunginers, hat darüber in Valparaiso folgende Erklärung abgegeben. Gegen Milte Dezember kam er an die Feuerlandsküste, 140 Seemeilen von der Magellansstraße, an der Seile des stillen Oceans. Das Schiss war nach Valparaiso bestimmt, als es sich unter Ob" 15' 10" südlicher Breite und 7b" 12' 10" westlicher Länge befand, bemerkte der wachthabende Matrose (»4 Uhr Morgens am 10. Dezember in geringer Entfernung ein beträchtliches Stück Erde oberhalb der Wasserfläche in Gestalt eines circa 30 M. hohen Hügels. Unter der Gefahr, mit dieser Masse zusammenzustoßen, gelang es dem Steuermann mit genauer Roth, das Fahrzeug zu
wenden, während der Capitän sich nur vorsichtig wei
terbewegte und sorgsam dieSeekarte studirte, um nicht vom rechten Weg abzukommen, indessen fand er auf keiner das neugefundene Land verzeichnet und beschloß daher, das Tageslicht abzuwarten, um genauer die Entdeckung zu untersuchen. Gegen '/»6 Uhr Morgens erschien die Masse bereits bedeutend geschmälert, nichtsdestoweniger ließ er ein Boot aussetzen und fuhr mit
dem Piloten und 4 Matrosen nach dem Eilande. Bei
näherer Forschung ergab sich, daß seine Gestalt kegelförmig war und die Seitenflächen in etwas steiler Neigung sich senkten; einer der Matrosen sprang auf einen Ausschnitt des Kegels, um das Schiffstau an einer Felsspitze zu befestigen, mußte sich jeooch schleunigst zurückziehen, da der Boden unter seinen Füßen eine unerträgliche Glut ausströmte, ohne Ranch auszulassen. Daraus erkläre sich auch das Brodeln und Zischen an den Rändern des Kegels, die mit dem Meerwasser in Berührung kamen; allmählig begann dann die Masse zu sinken, bis gegen 8 Uhr Morgens ihre letzte Spur verschwand. Eine Stunde später fuhr das Schiff ohne irgend welche Gefahr durch die Wasserstrecke, welche das vulkanische Eiland eingenommen halte. Man bringt dieses Phänomen mit den zahlreichen Erdbeben in Verbindung, die die Westküste kürzlich so hart mitgenommen haben.
Die Lebensversicherungs- und Ersparnißbank in Stuttgart hat im abgelaufenen Jahre 1877 trotz der allgemeinen Ungunst der Zeitverhältnisse äußerst befriedigende Resultate erzielt. Es sind bei ihr 3446 Anträge mit ^ 18,113,700 eingsreicht worden und fanden davon 3042 Anträge mit 15,735,700 Aufnahme. Nach Gebietstheilen fallen von diesen Aufnahmen auf Württemberg, Baden und Bayern ca. ^ 9'/, Millionen, auf Preußen und Sachsen ca. 5 Millionen und auf die Schweiz ca. 1'j» Millionen Mark. Die Sterblichkeit blieb wieder in mäßigen Grenzen: inclusive 12 Selbstmordssälle sind 350 Personen, versichert mit -/A 1,522,770, gestorben. Die wegen Nichtzahlung der Prämien und Kündigung der Versicherung erfolgten Löschungen beziffern sich auf 450 Policen mit 1,814,600 — ca. 1'/, "/o der Gesammt-Verfiche- rungssumme.
Dieser geringe Abgang verdient in Berücksichtigung der geschäftslosen Zeit ganz besondere Beachtung und dürfte darauf znrückzuführen sein, daß das Institut nur solide und haltbare Versicherungen abznschließen sich bestrebt.
Nach Abrechnung der Löschungen ergib! sich für das Jahr 1877 ein reiner Zugang von 1791 Policen mit ^ 11,506,700 und der Gesammt Versicherungs- stand erreicht 31.956 Policen mit ^ 126,223.400.
Dieses günstige Resultat ist um so anerkennens- werlher, wenn man bedenkt, mit welch' geringen Unkosten die Bank verwaltet wird.
Die Rechnungs-Ergebnisse pro 1877 sollen, wie man hört, wieder eine reiche Dividende in Aussicht stellen. Deit dem Bestehen der Bank (1854) wurden bei derselben für 184'/, Millionen Versicherungen beantragt, die Aufnahmen beziffern sich auf ca. ^ 142 Millionen. Für Slerbsälle wurden bis jetzt ausgezahlt:
10,264,229 und Dividenden an die Versicherten znrückoergület ^ 6,067,000, wobei insbesondere zu betonen ist, daß jede Prämienzahlung Anspruch auf Dividende hat und daß sich diese Dividende im Durchschnitt ans 37,» "> der Prämie berechnet. Der Durchschnitt der Verwaltungskosten berechnet sich auf nur 5'/, "/o der jeweiligen Jahrcseinnahme.
Kriegervereinssache. Der württ. Krieg erbrind versendete seinen ersten Geschäfts- nnd R e ch e n s chaftsb er i ch t, pro 1877 an die Vereine rc. Der erste Gedanke zur Schaffung dieses Bundes wurde gesagt 4 Jahre nach dem großen Kriege; zwei Versuche, die voraus- und neben einander hergegangen, hatten gezeigt, das; entweder die rechte Richtung oder die rechte Führung nicht gefunden war, um das Gros der in den Zivil- stand iibergctretenen Krieger nach sich zu ziehen. Vorbereitung nnd Anfang fallen in das Jahr 1876, die verschiedenen Momente bis zur Eröffnung des Bundes am 2. April 1877 wurden seiner Zeit bekannt gegeben. Der Zweck des Bundes ist: Pflege der Kameradschaft, gegenseitige Unterstützung, Aufrechterhaltung der großen Erinnerungen der Nation, Verbreitung patriotischer Gesinnungen im Volk nnd treue Wacht über des Vaterlandes und seiner Führer Ehre nnd Ansehen. Verhandlungen nnd Bitten betreffenden Drts führten dazu, daß Seitens des Kvnigl. Wiirttembergischen Generalkommandos fernerhin sämtliche offene nnd zu besetzende Stelle» für Militärnnwärter im Bundesblatt Veröffentlichung finden. Der Vermittelung des Bundes verdanken einige Kameraden bereits ansehnliche Hilfeleistung. Bei Festlichkeiten sind vit die Glieder des Bundes, die Kriegcrvcreine, es allein, denen beim Ausdruck patriotischer Gesinnung die Initiative obliegt. Der Bund ist im vergangenen Jahre nur neun Monate in Thätigkeit gewesen: aber er zählt 125 Vereine mit 5516 Mitglieder: seine Jahreseinnahme betrug 1410 8
(Die Zahl der Vereine hat sich seitdem ans 150 gehoben^. Die Vereine haben beschlossen, im 1. Jahre eine Unterstützung aus der Bnndcskasse nicht in Anspruch zu nehmen, sondern die Einnahmen dieses JahreS zu kapitalisircn nnd als Fonds zu re- serviren. Die Vcrwaltungskosten sind ganz unbedeutend.
Es ist zu wünschen, daß die Kameraden in ihrem Theil dazu beitragen, daß der Bund wachse nnd an Ansehen gewinne vor Hohen und Riedern.
Vieles ist erreicht. Immer weitere Kreise schließen sich dem Ganzen an. Auf einer Seite sind hohe und höchste wohlwollende Interessen erregt, auf der anderen schwindet mehr und mehr das Mißtrauen, mit dem der schwäbische Charakter dem Neuen und Größeren, das er mit dem ersten Blick nicht ganz zu übersehen vermag, gcgenübertritt.
Was dem Bunde noch fehlt, das ist ein äußeres, weithin leuchtendes Zeichen der Allerhöchsten Huld und Anerkennung: es ist der Stempel der Reinheit der Absichten der Krieger, der Zweckmäßigkeit der Bestrebungen, der Dauer der Krieger- vcreinseinrichtnngen.
Geruht eines glücklichen Tages Seine Majestät unser vielgeliebter König Karl, zu gestatten, daß der württ. Kricgcrbnnd Seines Protektorats sich erfreuen darf, so werden diesem Bunde Quellen der geistigen und materiellen Unterstützung und Hilfe eröffnet werden, welche erst das Wirken der Bnndesmitglieder in seiner ganzen Ausdehnung segensreich, welche den Namen des Bundes hochgeachtet und die Kriegergesellschaft gesucht werden lassen,
Wünschen wir von Herzen, der württ. Kricgerbund möge dieser Ehre bald theilhaftig werden!
Jllnstrirte Welt. Deutsches Familienbuch. 26. Jahrgang 1878. In lltäaigen Heften s nur 30 Pfg- Stuttgart, Verlag von Ed. Hallberger. Es dürfte wohl kaum ein Unterhaltungsblatt geben, das so mannigfaltig und reichhaltig im Text, so gediegen unv überraschend schön ausgestattet durch Bilderschmuck ist, als die „Jllnstrirte Welt", bei wirklich erstaunlicher Billigkeit. Das neueste Heft dieses Familienblattes, das ja ein stets neu ersehnter Gast bei Hnnderttansenden ist, bringt uns einen ebenso heiteren wie das Gemüth auf's Tiesste ergreifenden Roman: „Stolz und Liebe", bearbeitet nach englischem Stoff von Vacano, neben dem merkwürdigen Roman: „Gräfin Sibylla" von Alexander Römer. Passauer hat eine reizende, originelle Novelle zu diesem Hefte beigesteuert. Gustav Rasch bringt einen interessanten Artikel: „Ein Besuch bei Liliputanern". Daneben eine Fülle von anregenden Artikeln aus allen Gebieten des öffentlichen wie gewerblichen und wissenschaftlichen Lebens, welche die Lektüre von Dutzenden von Tagesschristen und Fachblättern ersetzen. Es ist unmöglich, mehr Unterhaltendes und Anregendes, Belehrendes und Gemeinnütziges in Wort und Bild für die Familie zu bieten, als die „Jllnstrirte Welt" dieß in ihren Heften für nur wenige Pfennige thut. Dieß Blatt ist in Wirklichkeit ein Schatz für jede Familie.
Verantwortlicher Redakteur: Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.