die Zeichen für den Winter widersprechen sich. Dachse, Hamster u. s. w. haben sich überreichlich verprovianlirt, Krommetsvögcl sind ziemlich selten. die Engerlinge liegen sehr lies, — das sind An,eichen eines harten Winters. — Es sind aber noch Staare da, die Bie nenoölker „wüchsen" nicht, die Eichhörnchen haben dünne Wolle, — das sind aliderechtigte Zeichen sür gelinde Winter. Auswahl steht frei.
Gaildorf, 16. Noo. Am Westheimer Wäldchen verunglückten gestern Vormittag 4 Eisenbahnarbeiter. Es brach nemlich das Gerüst an einer Auffüllung mit 3 geladenen Rollwagen. Die Arbeiter wurden 9 Meter lief hinabgeschleudert und waren 2 alsbald lobt und der dritte starb heute an seinen Verletzungen. Der 4. kam mit einer leichtere» Verwundung davon. Die Ursache des Unglücks ist bis jetzt »och nicht ermittelt, da das Gerüst ganz vorschriftsmäßig gebaut sein soll.
Mainz, 17. Nov In der heutigen Sitzung des Polizei-Gerichts wurde abermals ein hiesiger Mez ger, der zur Wurst-Bercuung Stärkemehl verwendet halte, in eine Geldstrafe von 120 veruriheilt. Die Staatsbehörde hatte !50 Geldstrafe nngeuage».
Das Taxis' sche Palaisin Frankfurt a. M., ehemals Sitz des Bundestages, wird in der nächsten Zeit käuflich an das deutsche Reich übergehen.
Berlin, 18. Noo. Ein Pole wurde gestern hier verhaftet, weil er sich eines beabsichtigten Attentats gegen den Kaiser und Bism a r ck verdächtig gemacht hatte. Ob eine Mystifikation oorliegt oder eine wirk Ische Absicht, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben.
Berlin, 19. Nov. Der wegen eines beabsich itgten Attentats verhaftete Pole ist 32 Jahre alt und heißt Lujewskt. Mitschuldige wurden bisher nicht ermittelt. Volle genaue Ermittelungen haben ergeben, daß Lujewski ein Schwindler und der Attentats-Plan Humbug ist. (Fr. I)
Zu der nicht geringen Zahl von wichtigen und umfassenden Gesetzentwürfen, die dem Bundesrath bereits vorliegen, wird in nächster Zeit der im Neichsjustizaml sertiggeftellte Entwurf einer Gerichtsgebühren Ordnung hinzutreken. Der Entwurf umfaßt das Gebührenwesen im Civilprozeß, im Strafprozeß, im Concursversahren und die Gebühren der Gerichtsvollzieher und Sachverständigen. Die Gebührenordnung sür die Rechtsanwälte ist noch im Rückstände, da es die Absicht ist, über den vorbereiteten Entwurf Sachverständige, bezw. Interessenten zu hören.
In der Borsig'schen Maschinenbauanstalt zu Berlin sind neuerdings wieder rahlreiche Arbeiter eingestellt, um die eingelaufenen Bestellungen erledigen zu können. Man betrachtet dies als ein Zeichen der beginnenden Besserung der wirthschastlichen Zustände überhaupt, weil es sich dabei nicht sowohl um Bestellungen sür Kriegszwecke, als vielmehr um Aufträge rein industrieller Art handeln soll. Wir wünschen von Herzen, daß das Hoffnungszeichcii sich bewähren möge.
Zur Zllustrirung der Friedensmediationsgerüchte, die noch immer nicht verschwinden wollen, kommen aus Rußland Nachrichten, welche eine vollständige Mobilmachung der gesammten russischen Armee in Aussicht stellen. So ist denn also angesichts der großen Vorkehrungen, welche türkischerseits getroffen werden, um den Krieg mit Nachdruck fortzuführen, das Achtzigmillionenreich gezwungen, seine gesummte Militärmacht im Kriege mit der Türkei, in der nur 12 Millionen Osmanen wohnen, zu verwenden. Ist da nicht auch etwas krank im Staate Rußland?
Die „Vossische Zeitung" berichtet: „Für den Gebrauch des Fürsten Bismarck ist vor einigen Tagen auf Anordnung des General-PostmeisterS auch in Vurzin ei» Telephon ausgestellt und mit Berlin in Verbin düng gesetzt worden. Der Erfolg ist als ein überaus günstiger und gelungener zu bezeichnen. Nach Varzin sühn eine größientheils oberirdische Leitung, es ist also die Anwendbarkeit derselben sür das Telephon schon aus einer ansehnlichen Strecke praktisch erwiesen, nachdem man anfänglich zu der Annahme geneigt war, daß dazu nur unierirdische Kabel-Leitungen geeignet sein würden. Zur Verständigung mittels des Telephons sind, ähnlich wie beim Typendrnck-Tclegrainm, zwei Lei luugen erforderlich, so daß ans jeder derselbe» nur nach ! einer Richtung hin gesprochen werden kann, west sich die Lurch Jndnctions-Sü öi»e weiter geführten Schall- Wellen beim zufällig gleichzeitigen Sprechen von beiden Endpunkten aus gegenststig ausheben würden, also eine Unlerbrechnng des Redenden oder Gegenfragen unmöglich wären. Da dem Auswärtigen Amte eine aus- l reichende Anzahl von Drähten zur Verfügung steht, jo j ist cs dem Reichskanzler jetzt möglich gemacht, auch s
aus der Ferne her sein Wort im amtlichen Verkehr mündlich in der Reichs-Hauptstadt vernehmen zu lassen."
Wien, 17. Noo. In dem in Bozen gegen den Engländer Tourville wegen Gattenmords verhandelten Prozesse hat der oberste Gerichts- und Kassationshos heule die vom Angeklagten gegen das verurtheilende Er- kenntniß des Schwurgerichts eingewendete Nichtigkeitsbeschwerde verworfen.
Wien, 19. Nov. Aus London wird gemeldet: Beaconsfield äußerte im Carlton-Club: Wen» Plewna gefallen sei und die Russen gegen Csnstantinoprl mar- schirien, werde die britische Flotte mit hinreichenden Truppen sich zum rechtzeitigen Schutze Konstantinopelü in Bewegung setzen. — Die,,Wiener Abendpost" meint, die Pforte werde auch nach dem Fall von Kars den Krieg aufs Aeußerste forlsetzen. — Einige Blätter Hallen die englische Vermittlung sür bevorstehend.
W l e n Die Brauereien von hier und Umgegend haben den Zcilverhälinissen und dem bedeutend herab- gemindertcn - Verbrauch Rechnung getragen, und seit 1. d. M. die Preise des Lager- und Abzugbieres um 1 fl. pr. Hektoliter herabgesetzt. Der Mindcrvcrbrauch an Bier in Wien soll in den ersten 6 Monaten dieses Jahres an 1'/, Mill. Eimer betrage» haben, und die großen Bierlokale Wiens, in denen vordem kein Plätzchen zu finden war, thatsächlich seit geraumer Zeit so schwach besucht gewesen sein, daß die einzelnen Gäste förmlich Furcht vor euiander bekommen hätten.
Dem „Neuen Wiener Tagblatt" wird aus Po radim, vom 16. November, gemeldet: In dem heute "Nacht staUgchabteu Kampfe wurde General Skobeleff in Folge seiner Tollkühnheit leicht verwundet, derselbe kampirl schon seil zehn Lagen in der Vorpostenlinie. Mehrere seiner Adjutanten wurden theils verwundet, theils getödlet, fünf Pferde wurden dem General unter dem Leibe erschossen. Er führt trotz seiner Verwundung das Commando weiter und behauptet die Positionen am „Grünen Berg."
Zara, 20. Noo. Vierhundert Türken verletzten die österreichische Grenze bei Llavaniskahrda, sie plünderten Häuser, zündeten dieselben an und trieben Vieh weg.
Wieder „Augsburger Allgemeinen Zeitung" aus P e st mitgelheilt wird, soll sich die östrcichisch-ungarische Regierung darüber schlüssig gemacht haben, eventuell drei Armeecorps ausznstellen: eines in Siebenbürgcn in der Gegend von Kronstadt, um die Szekler und sonstigen Türkenfreunde im Schach zu Hallen, dos andere in Slavonien zwischen Milrowitz und Pancsova, das dritte an den Grenzen Dalmatiens. Das zweite Armeecorps hat die Aufgabe, nach der von Rußland signalistrteir, nahe bevorstehenden Katastrophe von Plewna sofort nach Bosnien einzurücken und sonach.die „Parallel-Action" zu inanguriren.
Paris, 18. Nov. Der „Moniteur" meldet als angeblich feststehend, das Amtsblatt vom Dienstag werde die Annahme des Enllassungsgesuchs der Minister Seitens des Marschall-Präsidemen verkünden. Demselben Blatt zufolge herrscht in der constitulioncllen Gruppe des Senals, obwohl dieselbe immer noch schwanke, doch die Ansicht vor, daß der Marschall Präsident bei der Zusammensetzung des neuen Ministeriums bis zum linken Centn,,n gehen solle; indessen scheine der Marschall nicht geneigt, diesem Rath zn folgen.
Versailles, 17. Noo. In der Sitzung des Senals kündigt der Senator Kerdrel eine Interpellation an bezüglich der Maßregel», welche die Regierung zu ergreife» gedenke in Letress der von der Depulirtew kammer beschlossenen Enquete. Jules Simon und Dufaure protestiren gegen diese Interpellation als un- consiitutionell. Auf Antrag Broglie's wurde die Interpellation aus die Tagesordnung am Montag gesetzt. Die Gruppen der Rechte» haben im Anschlüsse an die Interpellation folgende Interpellation vorbereitet: Der Senat, indem er die Erklärungen der Negierung billigt und, eistsprechend den konservativen Grundsätze», welche er stets unterstützt hat, von dem Strebe» beseelt, die Prärogative, welche jeder der öffentlichen Gewalten zu- kommcn, aufrechizuerhalten, geht zur Tagesordnung über.
Versailles, 19. Nov. Der Senat hat mit 142 gegen 138 Stimmen die von der Rechten beantragte motivirte Tagesordnung angenommen.
Madrid, 18. Nov Es wurde hier eine Verschwörung entdeckt, deren Zweck war, das Opernhaus zu sprengen' während der Anwesenheit des Königs. Das Haus wurde polizeilich geschlossen, mehrere Personen ve> hastet.
Petersburg, 18. Nov. Amtlich wird aus Werankaleh von heute gemeldel: „Kars ist heute erstü r mt wprde n. . Der Kampf, der gestern Abend
9 Uhr begönne» hatte, war heute Morgens 8 Uhr beendigt. Ueber die Trophäen, sowie über die Verluste ! der Russen ist noch nichts bekannt."
Petersburg, 19. Nov. Eine Depesche de- ! „Goloö" aus Werankaleh vom 18. November meldet: Die Russen kämpsten bei der Erstürmung von Kars mit beispielloser Tapferkeit; auch die Türken verlheidig, len sich mit verzweifelter Bravour. Ein Theil der Garnison versuchte gegen Olli hindurchzubrechen, wurde aber durch Kavallerie abgeschnitten. 7000 Türken wurden gefangen genommen, darunter zwei Pascha's und der Stabs-Ches der Artillerie. Die Deute der Russen bestand in Fahnen, 300 Geschützen, Gewehren, Munition und Proviant. Ihre Verluste sind noch nicht bekannt. (Fr. I.)
Petersburg, 20. Nov. Osficiell wird aus Werankaleh vom 19. d. gemeldet: Der Sturm auf Kars wurde gegen die südöstlichen Forts geführt, mit Demonstrationen gegen die übrigen Forts. Die Forts Häfiz, Kanli und Siwari wurden durch Sturm-Colon- nen genommen, Karadagh und Arab durch Freiwillige überrumpelt, ersteres vom Rücken, das zweite von der Front aus. Morgens versuchte die Garnison der verlassenen Forts in bie Berge zu flüchten, wurde aber umzingelt und gefangen genommen. Wir haben über 10,000 Gefangene gemacht und 300 Geschütze sowie massenhafte Vorräthe erbeutet. In den Spitälern wurden 4500 Verwundete und Kranke vorgefunde». Der Verlust auf unserer Seite beträgt gegen 2500 Tobte und Verwundete.
Bukarest, 17. Nov. Durch fürstliches Dekret sind die Kammern auf den 27. November einberufen.
Bukarest, 20. Nov. Nachrichten aus Poradim zufolge erregte die Eroberung von Kars großen Enthusiasmus bei den russischen Truppen vor Plewna. Alle Batterien gaben dreimalige Salven ab, um die i glänzende Waffcnthat zu feiern. — Auf der Eisenbahn ' Bender-Galatz ist der erste Zug in Tabacz eingetroffeii. >
— Hier ist schönes Wetter.
Auf dem Viehmarkte in Jslington hat man ! am 11. Oki., wie die „Times" schreibt, glückliche Ver- ! suche gemacht, auf schnelle Weise das Vieh mittelst > „Dynamit zu schlachten," Herr Thomas Johnson töd- ! tete drei Ochsen aus diese Art. Die Ladung aus Nobel'schem Dynamit betrug ungefähr eine Unze. Die Patrone wurde vermillclst eines an den Hörnern be- ^ festigte» Netzes mitten aus die Stirne des Ochsen gelegt, worauf durch den Zünder die Explosion erfolgte. In zwei Fällen trat der Tod des Thieres augenblicklich ein. DaS Dynamit Halle ei» Loch in die Stirne geschlagen und das Gehirn zerdrückt. Dabei war die Erschütterung der Explosion so local beschränkt, daß dicht dabei Stehende nichts davon merkten und nur den Knall hörten. Bei dem ersten Versuch hatte man die Patrone etwas zu niedrig befestigt Das Thier wurde zwar zu Boden geworfen, war aber noch nicht lobt und wurde von dem bereilstehenden Schlächter mit dem Beil sogleich gelödiet.
Die Erstürmung von Kars, worüber der Telegraph heute Details bringt, ist eines der bedeutsamsten Ereignisse im bisherigen Verlaufe des russisch türkischen Krieges. Der Besitz dieses Platzes macht die Russen zu Herren von Armenien. Es ist daher erklärlich, daß man sich ganz besonders inEngland mit dem Ereigniß beschäftigt. Der „Daily Telegraph" sagt: Die Türken denken nicht an Uebergabe, so lange sie fechten können, Darüber ist die Pforte einig. Die Türkei kämpst Englands Schlachten und wenn Armenien gerettet wird, entgeht England durch türkische Anstrengung einer großen Gefahr. Auch die „Daily News" meint, der Krieg sei nicht beendet, so lange die Pascha's in Stambul Macht besitzen. Die Entscheidung wird vielleicht von einem General an der Spitze der türkischen Armee erzwungen werden müssen. Doch bis dahin werden noch viele Schlachten geschlagen werden.
In Armenien ist die Eroberung Erzerums durch die Russen in Folge der am 9. d. M. von ihnen erlittenen Niederlage wieder ziemlich in die Ferne gerückt. Da die Russen den mißlungenen Angriff nicht erneuern konnten, haben die Generale Heimann und Tergukassoff ihr Hauptquarlier zurückverlegt. Die militärische Situation ist durch den türkischen Erfolg verändert, da dieser die Festung von der jüngst besorgten Gefahr einer unverzügliche» Einnahme befreit hat und Mukhiar Pascha Zeit gibt, seine Vextheidigung zu organisiren, Verstärkungen heranzuziehen und den Math seiner Truppen wieder zu heben. Die Russen werden, da ihr Versuch, Erzerum durch einen Handstreich zu nehmen, mißglückt ist, keine Winterquartiere haben und sie können während der Winterzeit keine schweren Belagernngsoperatiünen aüsführen, da sie den Belagerungspark von Alexandropol