sullatlos im Sande verlausen werde, polemistrt und dir Nothwendigkeit des ÄltkatholizismuS sür den im Kampfe mit dem Ultramontaiiismus liegenden Staat dargethan wird. Die Beweisführung ist nicht sehr scharf zu nehmen. Von Interesse sind eigentlich nur ein paar Sätze. Erstens der Passus, der „die Solidarität der innersten Interesse» der Altkatholiken mit den Institutionen des nationalen Staates, die in der unverbrüchlichen Treue zu Kaiser und Reich ihren Aus druck findet", betont, und zweitens die Stelle, worin die jedenfalls etwas kühne Behauptung ausgestellt wird, „daß, wenn der Alikaiholizismus im Sande verläuft, es auch um die Selbständigkeit des deutschen Staates geschehen sei". Die im Schooße der allkniholischc» Bewegung ausgcbrochenen Streitigkeilen und die genügen Fortschritte der ersten» weide» aus — der Wichtigkeit der Bewegung erklärt, und schließlich wird die schöne Hoffnung ausgesprochen, „daß die deutsche Kirche im deutschen Staate kein Phantom bleibe." Das Uebei, woran der Allkatholizismus krankt, ist einzig und allein die Unentschiedenheit seiner Führer, welche zu energischem, einschneidend reformaloiischem Handeln zu schwach sind. Im Uebrigen glaube ich, daß wir jetzt in einer Epoche leben, welche weder der Existenzsähigkeil neuer Religionsbekenntnisse besonders günstig, noch dazu angethan ist, die Existenz des Staates durch ein Glaubensbekennt- niß zu gefährden. (Fr. I)
Fürst Putbus Wechselschulden betragen ziemlich 3 Millionen Mark, seine gesammten Schulden (Aufnahme auf seine Güter) 7'/r Mill. Mark. Es gibt Leute, die ihn darob beneiden und sagen: Himmel, wie reich muß der Mannsein, der solche Schulden machen kann.
Wien, 25. Sept. Die „Wiener Abendpost" constatirt mehrfache Niederlagen russischer Abtheilnngen durch Chesket Pascha im Westen von Plewna, wonach eine Verstärkung Osmans, sowie dessen Versorgung mit Lebensmitteln und Munition stattgesunden hat; die übrigen Blätter erklären den Entsatz Plewna's sür gleichwerthig mit einem Sieg der Türken. Die „Presse" erfährt aus Sistowa: Ein Beamter mit Namen Lew- kowitz entdeckte vielfache Unterschleise an Kriegsvorrälhen. Auf Befehl des Großfürsten Nikolaus wurden 4 Beamte erschossen, die anderen Schuldige» einem Kriegsgerichte übergebe». (Fr. I )
Wien, 25. Sept. Der Pesler Lloyd meldet: In Konstautinopel wurde dem aus eigenem Antriebe bezüglich der G en e i gt h e i t zum Friedensschluss anklopfenden England geantwortet: Jetzt und jederzeit sei die Pforte zum Friedensschluß geneigt, aber nicht eher, bis der letzte Russe das türkische Gebiet verlassen habe. Ein Waffenstillstand sei nur möglich, wenn eine Verständigung über gewisse Fricdensbedingungen vorausgegangen sei. (B. T.)
Wien, 26. Sept. Der,,N. Fr. Pr." wird aus Paris gemeldet, daß nach Berichten aus Moskau der Czar sehr niedergeschlagen sei und daß zwischen ihm und dem Großsürsten neuerdings eine Spannung eingetreten sei. (B. T.)
Wien, 26. Sept. Das „Tagblatt" meldet aus Belgrad: Die serbische Negierung hat gestern eine Note an die Pforte abgesandt, wovon Abschriften den hiesigen Vertretern der Mächte übergeben werden sollen. Unter der Versicherung, daß Serbien nie an einen Friedensbruch gedacht, verlangt die Note die Entfernung der an der Grenze angehäuften türkischen Truppen.
Krakau, 26. Sept. In Russisch-Polen notiren die Behörden neuerdings die Personen, welche im Privatbesitz von Silbergeräthen sind. (B. T.)
Pesth, 2. Sept. Wie sehr man sich in Paris mit den Aeußerungen Deutschlands über Frankreich beschäftigt, geht daraus hervor, daß in Paris dieser Tage Telegramme, welche von Wiener Zeitungskorrespondenten an Pariser Blätter gelangten, blos deß- halb unterdrückt wurden, weil dieselben meldeten, daß in Salzburg auch von westlichen Angelegenheiten die Rede gewesen sei. (B. T.)
In Höflein in Ungarn lebte die junge Wittwe eines Gärtners, die sich und ihr einziges Kind, ein Mädchen von 6 Jahren, von dem Ertrage eines kleinen Gemüsehandels ernährte. Die Frau war hübsch und fleißig und bald fand sich sür sie ein zweiter Gatte. Die Ehe wäre eine glückliche zu nennen gewesen, hätte nicht gar bald die Frau bemerkt, daß dem Manne ihr Kind aus erster Ehe im Wege war. Die Frau faßte einen gräßlichen Entschluß. Unter dem Hause, in welchem sie wohnte, lag ein tiefer, feuchter Keller, mit einem kleinen Fenster, das nach dem Hvlzplatz sah. Eines TaaeS nahm sie ihr Kind bei der Hand und stieg in den Keller hinab. „Hier bteibst Du, Lcni", herrschte sie die Kleine an, und ohne auf das Weinen des armen Kindes zu achten, schloß sie die schwere Thür zu und entfernte sich. Zwei lange Tage vergingen, ehe die Frau in der Dämmerung wieder hinab stieg zum Keller. Sie lauschte an der Thür; aber Alles war still. Sie rief: „Lenerl!" — Da vernahm sie die Stimme ihres Kindes, Klagelaute so rührend,
daß sich ein Stein erbarmt hätte. „Mutter, Mutter," rief das Kind, „nur a Stückt Bcod!" aber die teuflische Mutter wandte sich ab und stieg wieder hinauf. Wiederum vergingen 24 Stunden und, als es dunkelte, stieg das Weid abermals hinab und ries durch die Thür: „Lenerl! Lenerl!" — „Mutterl, Mutlerl!" rief das Kind mit schwacher, schon erlöschender Stimme „nur a Stück! Brod!" — Aber die Thür öffnete sich nicht und während vielleicht das Kind noch flehte, saß die Mutter schon in der Stube mit dem Manne beim Abendbrot». Als der Abend des vierten Tages gekommen war, da stieg sie zum dritten Mal« hinab in den Keller und rief: „Lenerl, Lenerl!" Da drang ein leises Stöhnen a» ihr Ohr und ausmerksam lauschend hörte sie wieder die verhäng- nißvollen Worte: „Multerl, Multerl. nur a Stückl Brod!" aber diesmal nur wimmernd; der Engel des Todes hatte sich schon über das Kind gebeugt. Und die Rabenmutter ging davon, teuflischen Zorn im Herzen, und erst nach weiteren drei Tagen stieg sie wieder hinab und öffnete die Thür; da lag das Kino — iodt- In der Frühe des nächsten Morgens hörten die Nachbarn aus dem Hose der Rabenmutter ein eibärmliches Klagegeschrei, und als sie bestürzt hinzutraten, sührte sie das böse Weib, das sich wie eine Verzweifelte geberdete, in ihre Kammer. Hier lag die kleine Helene auf ihrem Beltchen. Das bleiche Gesichtchen zeigte keine Spur des ichcecklichen Kampfes, dem die Erbarmungswürdige unterlegen. Man rief einen Arzt herbei; er blickte flüchtig aus die Leiche, und da jede äußere Verletzung fehlte, so stellte er den Todlenichein aus. Tages daraus fand daS Begräbniß statt. Dem Sarge solgle eine Schaar Kinder, die Gespielinnen des kleinen Lenchens, einige Nachbarinnen hatten sich ebenfalls dem Zuge angeschlossen, auch ein Priester solgle. Als man den Sarg hinabgejenkt, betete der Priester das „Vaterunser". Nur ein Augenpaar meinte nicht und jolgte doch mit Beben den Worten des Priesters, es war die Mutter, die ihr gemordetes Kind begrub: als aber der Geistliche die Worte sprach: „Unser täglich Brod gieb uns heute", da schlug es wie ein Donncrjchlag an das Ohr des schuldigen Weibes: mit einem fürchterlichen Angstschrei stürzte die Verbrechen» besinnungslos zusammen — sie erwachte als Wahnsinnige unv erzählte unter Lachen und Tdränen ihre ruchlose Thai. Am 5. b. Mts. wurde die Rabenmutter in die Preßburger Irrenanstalt überbrachl.
Aus Nom wird der Times unterm 2l. d. telegraphier: Die italienischen Konsuln senden fürchterliche Berichte über die Hinrichtungen in Bulgarien durch die türkische Regierung ein. Der ital. Konsul in Tripolis meldet, daß 2000 daselbst von einem tür kischen Truppenschiffe gelandete Bulgaren nach der Wüste im Innern Afrikas gesendet wurden. Hinrichtungen und Deporlolionen entvölkern Bulgarien.
Paris, 25. Sept. In Brest ereignete sich vorgestern ein furchtbarer Vorfall: Ein Wirth der wahnsinnig geworden war, lödtete drei seiner Miether und brachte zweien schwere Verwundungen bei. Er schlitzie sich dann mit dem Rasirmesser. dessen er sich gegen seine Opfer bedient halte, den Bauch aus.
Paris, 27. Sept. Das republikanisch-sozialistische Komile in Paris veröffentlichte sein Wahlprogramm, worin die Politik der gemäßigten Republikaner angegriffen wird. Das Programm verlangt unter anderem Amnestie, Streichung des KuUusbudgets, Jesuitenaus» Weisung, ausschließlichen Laienunterrichi, sofortige permanente Volksbewaffnung, Beseitigung des stehenden Heeres, Wahl aller Beamten, Abschaffung aller Steuern und ihre ^Ersetzung durch eine einzige Progressivste»«!, Aufhebung des Senates und der Präsidentschaft, Ein- setzung einer einzigen permanenten Kammer, welche alle zwei Jahre zu erneuern ist. Das Aktenstück ist unterschrieben von 48 Radikalen und Sozialisten. — Allöu schlug eine Kandidatur im achten Arrondissement aus.
In Frankreich lassen die Republikaner alle Minen springen, um bei den Wahlen zu siegen, und den etwaigen Eindruck des Mac Mahon'schcn Manifestes zu verwischen. Sie haben nicht blos alsbald ein republi kanisches Manifest veröffentlicht, sondern bald darauf ei» zweites, in welchen sie daS Mac Mahon'sche zu widerlegen suchten. Jetzt rufen sie selbst die Todten zu zu diesem Zwecke an, indem sie auch ein von Thiers kurz vor seinem Tode entworfenes Wahlmanisest veröffentlichen, das an die Wähler des 9. Arrondissements von Paris gerichtet ist und zum Festhallen an der Republik eindringlich ermahnt. Mit welcher Heftigkeit übrigens die Kritik des Mac Mahon'schcn Manifestes von den republikanischen Journalen gehandhabt wird, zeigt ein Artikel von Lawino im „Journal des Debats" in welchem es heißt: Es ist unmöglich, einem ganzen Volke gröber heraus zu sagen, daß man sein Gutachten einholt, um es nicht zu befolgen, und daß man es nur befragt, um sich über seine Antwort lustig zu machen. Es ist die ewige Wiederholung der ewigen Formel: „Macht was ihr wollt, ich gehe doch nicht." Ei, Ludwig XIV. wollte auch nicht gehen, Napoleon I., Karl X., Ludwig Philipp, Napoleon III. wollten ebenfalls nicht gehen, und sie sind doch gegangen rc.
Grsvy nimmt die Kandidatur im 9. Wahlbezirk von Paris an; das ist der Bezirk, den Thiers früher inne hatte. Damit ist indirekt angezeigt, daß der Präsident des Abgeordnetenhauses die politische Erbschaft des Verstorbenen antritt.
^ Petersburg, 27. Sept. (Offiziell auLGorni- Studen vom 26.): Am 22. Sept. durchbräche» gegen 10,000 Mann türkischer Infanterie mit aus Sofia kommender Artillerie unsere Kavallerielinie und twangen in Plewna ein Näheres noch unbekannt. Bbi der Nustschuker Kolonne und am Balkan ist cs ruhvg.
Ueber Stimmung und Gesundheilszustand-- des russischen Kaisers treffen von den verschiedensten Seiten beunruhigende Berichte ein. Sie entstammen möglicher Weise blos unliebsamen Gerüchten, deren es seit den Niederlagen vor Plewna in Bukarest und im russischen Hauptquartiere die schwere Menge gibt, dürfe» aber doch nicht ganz mit Stillschweigen Übergängen werden. Die Melancholie des bedauernswerthen Monarchen hat — so wird der „Köln. Zig." versichert — in den letzten Tagen einen besorgnißerregenden Grad erreicht. Seine Schlaflosigkeit quält ihn mehr al4 je, beeinträchtigt seine Gesundheit, drückt auf seinen Geist. Er brütet den größten Theil des Tages schweigend vor sich hin, hört zuweilen wichtige Rapporte anscheinend theilnahmslos an, meidet seine Umgebung und speist oft allein, während er bisher in Gesellschaft seines Stabes gespeist hatte Seine Leibärzte, auf deren Rath er die quälende Stille von Petersburg mit dem Lärm des Kriegsschauplatzes vertauscht hatte, dringen jetzt auf seine zeitweilige Entfernung. Um dieser einen gefälligen Vorwand zu bieten, sei die Kaiserin zu einer Reise nach Rumänien bewogen worden. Ihr Gemahl werde nicht umhin können, ihr entgegen zu reisen, und wenn er nur einmal die Donau hinter sich habe, werde er leichter bewogen werden können, sich mit der Kaiserin nach Li- vadia oder einem sonstigen Ueberwinterungspnnkie zurückzuziehen. Thüle er dies nicht, dann wäre das Schlimmste für ihn zu besorgen. Dies und Aehnliches wird gemeldet. Ob mit Recht oder Unrecht, läßt sich nicht ermitteln.
Bukarest, 26 Sept. Auf allen Punkten des Kriegsschauplatzes ist in Folge des seit drei Tagen ununterbrochen niederströmende» Regens eine vollkommene Stagnation in den Operationen eingetreten. Selbst die Beschießung von Plewna geht nicht von Siatten. Die Aktion sämmllicher Punkte beschränkt sich auf belanglose Vorposten-Scharmützel. Die Russen leiden von den Unbilden des Wellers enorm. Krankheiten räumen unter allen Truppengattungen in erschrecklicher Masse auf. Das Odeffaer 48er Infanterie-Regiment beispielsweise ist auf 160 Mann zusammengeschmolzen. Der Czar ist mit der bisherigen Kriegführung sehr unzufrieden und beabsichtigt angeblich persönlich das Oberkommando zu übernehmen. Viele rumänische Offiziere, darunter Oberst Marescheanu, wurden wegen Feigheit vor dem Feinde degradirt. (B. T.)
Brüssel. 27. Sept. Eine Sinke ist in Charleroi ausgebrochen, 500 Arbeiter stellten die Arbeit ein.
Aus Mons berichtet die Jndependance, daß der Streik der Grubenarbeiter immer größeren Umfang gewinnt, die Zahl derselben beläuft sich schon aus 20,000. Gewaltthätigkeiten sind aber nicht wieder vorgekommen, obgleich das Elend groß ist und die Arbeiter in Verzweiflung sind.
Washington, 25. Sept. Die westliche und die nördliche Oberetage des Patentamts sind niedergebrannt; 50,000—75,000 Modelle, einschließlich der zurückgewiesenen, darunter viele hochwichtige, sind vernichtet. Die in den unteren Etagen befindlichen Dokumente, Zeichnungen und Urkunden sind gerettet. Di« Akten und Schriftstücke der in den unteren Etagen befindlichen Bureaus des Ministers des Innern sind gerettet, aber vollständig durcheinander geworfen. Geschäftsstockung empfindlich. Verlust groß und unschätzbar.
Handel und Verkehr rc.
Horb, 26. Sept. Die Hopfenernte ist nünmehr im diesseitigen Oberamt vollständig beendigt. Dieselbe kann sowobl hinsichtlich der Quantität als der Qualität als eine gute Ernte bezeichnet werden. Der Bezirk Horb ist mjt einem Gesammtertrag von ca. 2000 Centnern. wovon ungefähr die Hälfte auf die Stadt fällt, der viertstärkste Produzent unter allen württembergischen Oberamtsbezirken. Namhafte Verkäufe hat erst Freiherr von Ow in Wachendorf abgeschlossen zu 110 pro Centner la Frühhopsen. Das höchste Angebot, das für andere gemacht wurde, beträgt 100 ohne daß dieser Preis übrigens acceptirt wurde. — Nicht so ergibig wie die Hopfenernte war dagegen bei uns die Obsternte. Zwar gab cs ziemlich viele Birnen, aber nur sehr wenig Aepfel, während es an Steinobst vollständig mangelt. Daß die Trcmben, die bei uns nur in sehr heißen Spätsommern vollkommen ausreifen, unter der gegenwärtigen herrschenden arktischen Kälte es höchstens zu einer leisen Anwandlung von Weichheit bringen werden, vervollständigt noch das trübe Bild unsers „Herbstes." (N- T.j
Stuttgart, 27. Sept. Wilheimsplatz: Obstmarkt. Mostobst 300 Säcke » 5 50 -t bis 6 50 -t pr. 50 Kilo.
Leondardsplatz: Kartoffel markt. 200 Säcke » 3 pr. 50 Kilo.
Heildronn, 25. Sept. (Obst- und Kartoffel