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Schluß Tausende von Menschen so Mg es zu Paul Weiß, dessen großer Saal nicht alle faßen konnte, die der Feier beiwohnen wollten. Dieselbe be­stand in zahlreichen Reden, welche die Thaten der Sieger feierten; diesen wurden Lorbeerkränze überreicht; die Überreichung eines solchen vom Männer­turnverein an den Sieger des Turnerbundes, bekundete eine schöne und hoffentlich recht dauerhafte Verbrüderung der beiden Vereine. 'Noch viele Gut Heil" wurden ausgebracht auf die Sieger, auf die turnende Jugend, auf sämtliche Pceisturner, die keine Preise erhielten, auf den Kreisvertreter Langer-Biberach, aufsolche Schwabenstreiche" ic. Das Fest dauerte bis lange nach Mitternacht.

Ueber dis Ehrengaben, welche unsere Sieger, namentlich der erste Turner Deutschlands, L. Jennewein, erhalten haben sollen, sind die verschiedensten Lesarten im Umlauf. Wie es z. B. bei Schützenfesten, Sängerfesten, Rennen rc. der Fall, soll demselben eine Ehrengabe von großem Betrage überreicht worden sein. Das N. Tgbl. ist in der Lage, bestimmt Mitteilen zu können, daß Jennewein wie jeder andere Sieger mit einem Eichenkranz ausgezeichnet wurde, der den Wert von etwa 2 repräsentiert.

Aus dem Oberamt Neresheim wird uns unterm 29. d. M. ge­schrieben: Sowohl auf dem Härtsfeld als im Ries hat der Noggenschnitt begonnen und wird, wenn die Witterung gleich günstig anhält, die Ernte bald beendet sein. Die Gerste ist ebenfalls reif und trotz desrauhen" Härts­felds auf demselben etwas weiter voran als im Ries. Quantität und Quali­tät sind gleich gut, die Aehren vollkommen und ohne Rost oder Brand. Die Futterfrüchte, besonders Wicken und Klee, stehen im Ries ausgezeichnet. Auch Obst gibt es, allein nicht in allen Gemeinden. Es ist zu hoffen, daß bei der reichlich zu erwartenden Ernte der armen Verhagelten mehrerer Gemeinden im Oberamt reichlich gedacht wird.

Geradstetten (Remsthal), 30. Juli. In dem Weinberg des Joh. G. Beutel sind seit zwei Tagen gefärbte Clevner zu sehen. Der Stand der Weinberge ist ein sehr schöner. Kirschen gab es viel; dis beiden Orte Grunbach und Geradstetten hatten einen Erlös von ungefähr 50,000 c/lL

Mainz, 27. Juli. Ein pensionierter Reallehrer aus Darmstadt, der seinem hier wohnenden Bruder einen Besuch abstattete, wollte sich auch ein­mal die Sehenswürdigkeiten von Mainz ansehen, und da er ein vorzüglicher Zeichner ist, so beschloß er, eine Zeichnung der neuen Brücke seinem Skizzen­buch einzuverleiben. Zu diesem Zwecks ging Herr B. dem Kasteler Ufer entlang, ließ sich dorten nieder und begann zu zeichnen. Plötzlich ward er aber durch eine Wachepatrouille in seiner Arbeit unangenehm gestört, denn deren Führer forderte ihn auf, ihm das Skizzenbuch zu überlassen und ihm zu folgen. In Kastel wurde der Lehrer in die Kaserne abgeführt und ihm dorten eröffnet, daß er gegen das Strafgesetzbuch verfehlt, indem er einen Teil der Festung Mainz durch eine Zeichnung ausgenommen habe. Wie ein Verbrecher wurde nun nach dem M. I. der Lehrer unter Militärbedeckung nach Mainz abgeführt und dort der Hauptwache abgeliefert. Von Seiten der Militärbehörde wurde der Polizeibehörde von dem Vorfall Kenntnis ge­geben; aber nachdem zweifellos nachgewiesen worden war, daß der Mann gar nichts beabsichtigt hatte, als eine Zeichnung der Rheinbrücke seinem

Skizzenbuch einzuverleiben, wurde er am abend wieder aus seiner unfrei­willigen Situation entlassen.

Köln, 29. Juli. Der Kaiser hat aus seiner Privatschatulle zu Händen des hiesigen Regierungspräsidenten 1000 für die durch den Häusereinsturz Geschädigten übersenden lassen.

Aus der Schweiz, 31. Juli. Die Folgen der anhaltenden trockenen Witterung machen sich vielerorts geltend; mit der Klage über Verdorren der Sommergewächse ertönt auch der Notruf nach Trinkwasser. Der Winter war nicht reich an Niederschlägen, und darum sind manche Wasseradern versiegt. So wird Wassermangel berichtet aus Solothurn und Baselland. Neuenburg hat während der Nacht die Wasserleitungen abgeschlossen.

LittevcrviscHes.

Man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, daß der im Verlage von I. H. Geiger (Moritz Schauenburg) in Lahr erscheinendeGroße VolkSkalenVer des Lahcer Hinkenden Boten" au Gediegenheit und Mannigfaltigkeit des Inhalts wie der Ausstattung allen andern Littcratur-Erzeugnissen gleicher Art siegreich die Spitze bietet. Das beweist wiederum der soeben erschienene Jahrgang >836. In praktischer Weise ist das übersichtlich zusammengestellte und mit Notizen und Sprüchen versehene Kalendarium mit gutem Schreibpapier durchschossen, so daß neben jedem Monat etwaige Bemerkungen an passender Stelle verzeichnet werden können. Der unterhaltende und belehrende Teil, reich an vortrefflichen Illustrationen namhafter Künstler, bietet eine fast überschwengliche Fülle des Guten und Schönen, und zwar alles Momente, die aus dem tiefen und ursprüng­lichen Borne des Volkslebens geschöpft sind und nun in jener nur demLahrer Hinkenden" eigenen echt volkstümlichen Weise dargestellt werden, deren Ton so sehr zum Herzen dringt und das Gemüt ergreift und fesselt. Da finden wir gleich anfangs eine prächtige, mit 7 Illustrationen verzierte Erzählung Balduin MöllhausenS, die uns ein interessantes Stück ans dem nordamerikanischen Ansiedlerleben vorführt. Ferner außer vielen humori­stischen Skizzen eine allerliebste Novelle .Nach 22 Jahren", der eine ergötzliche Hu­moreskeDer geheimnisvolle Besuch im Pfarrhaus e" von Albert Jaenich mit 3 Bildern von W, Claudius folgt. Ganz vortrefflich ist auch die Dorfhumorcöke aus dem Kdtzenellenbogener Lande .Ländliche Hagestolze" von E. Merusll, die samt ihren trefflichen 6 Illustrationen von W. Claudius so recht als ein Griff in das volle Menschen­leben bezeichnet werden kann, un» welche in launiger und dabei treuherziger Weise die Geschichte von den drei Brüdern erzählt, die nicht heiraten wollten und doch alle drei heiraten mußten. Sehr niedlich erzählt uns auch H. Willfried-Villinger eine lustige Historia von einem kleinen Ziegen- und einem noch kleinern Gänsehirten,Kastor und Pollux" betitelt. Und doch steckt unter dem heitern Gewände ein ernster, ticfsittlicher Kern verborgen. Auch die folgenden Beiträge: .Am Schlachktagc von Weißenburg', (mit ö Bildern von A. v. Rößler),Eine geographische Verwechslung", (Hu­moreske von Viktor Blüthgcn, mit 2 Bildern von Erdmann Wagner), .Die Narren- Rosel", (von H. Villingcr, mit 4 Bildern von Karl Becker),Was Kathrin er­lebte". (Geschichte einer Bäuerin von Matthias Warnatz, mit 4 Bildern von Georg Hahn),Pagenlrebe", (eine Ballade von Schulte von Brühl) rc. rc. bieten durch ihre Lektüre in der That einen fesselnden und anregenden Genuß. Die Quintessenz aber sind und bleiben die vomHinkenden" erzählten und mit 16 Bildern von Karl Becker illu­striertenWeltbegebenheiten". In solch eigenartig witziger, derber, gemütlicher, humorsprudelnder Sprache vermag eben nur derHinkende" allein zu schreiben. Bemerkt sei noch, daß dem Kalender als Gratis-Beilage das vortreffliche, von Laschs kunstfertiger Hand entworfene und in Lichtdruck hergestellte Titelbild .Kinderlust" beigcgcben ist. Eine interessante Schilderung der Einweihung des ersten deutschen Reichs Waisen­hauses bei Lahr, sowie ein Rechn ung S n ach w ei S des ReichSwaiscnhausfondS und der höchst drastische und originelle R ed aktiv n ö bri ef k a sten bilden den Schluß des Buchs, zu dessen Empfehlung jedes weitere Wort überflüssig ist, da es sich schon längst durch seine Gediegenheit zur Lieblingslektüre in ganz Deutschland und weit darüber hinaus zu machen verstanden hat.

Amtliche Kekanntmachnngeu.

Calw.

Rotgerberei-

Berkauf.

Das K. Amtsgericht Calw hat am 21. Juli 1885 die Zwangsvollstreckung in das

^-unbewegliche Vermögen des

Christian Bozenhardt, Rotgerbers von Calw, angeordnet und den Ge­meinderat hier als Vollstreckungsbehörde mit dem Vollzüge beauftragt. Als Ver­walter ist bestellt Gemeinderat Feder­haff hier. Mitglieder der Verkaufs­kommission sind Stadtschultheiß Haff- ner und Gemeinderat Hayd und in deren Verhinderung Gemeinderat Keller.

Demgemäß kommt die hienach be­schriebene Liegenschaft am Montag, den 7. September 1885, vormittags 11 Uhr, auf hiesigem Rathause zum erstenmale zur öffentlichen Versteigerung.

Haus Nr. 114:

1 a 48 gm ein Zstockigtes Wohn­

haus mit eingerichteter Rotgerberei, Stadtmauer, Werkflätte, östlich am Haus,

Hofraum, worauf 9 Sohlledergruben, Winkel mit Nr. 115 gem einschaftlich,

2 » 79 gm in der Lederstraße, zwi­schen dem sogenannten Gerber«

- 4

- 24

- 98

gäßle und Anton Mich! er, Schreiners Witwe, -hinten die Nagold,

St.-A. 12,800 B.-V.-A. 12,000tL

Parz. Nr. 230:

1 a 69 gm Gemüsegarten,

6 Ma uer,

1 a 75 gm hinter dem eigenen Haus Nr. 114 an der Lederstraße, neben Fr. Schaub er und demGerber- gäßle.

St.-Cl. NI. 32 kr. Gesamtanschlag 10,000 ^ Unbekannte Kaufslustige haben vor der Versteigerung beglaubigte Ver- mögenszeugniffe vorzulegen.

Den 31. Juli 1885.

Gemeiuderat

als Vollstrecknngsbehörde.

Namens desselben:

Stadtschultheiß Haffner.

Calw.

Zwangsverkanf.

Im Vollstreckungswege wird am Samstag, den 8. d. M., nachmittags 5 Uhr, der Oehmdgrasertrag von ca. 90 Ar Wiesen vor der Ziegelhütte in der Eisel- stätte gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich versteigert.

Den 3. August 1885.

Gerichtsvollzieher Wochele.

Unterreichenbach.

Im Wege der Zwangsvollstreckung verkaufe ich

Dienstag, de« 4. Angnst, nachmittags 5Vs Uhr in Dennjächt:

7 Bienenstöcke, ca. 2V Ctr. Den,

1 Partie Uoggengarben.

Zusammenkunft beim Rathaus.

Gerichtsvollzieher.

Privat-Aryeigen.

Calw.

Eine silberne

Armspange

ist verloren gegangen. Man bittet, dieselbe gegen Belohnung im Hotel Waldhorn abzugeben.

Vor einiger Zeit blieb in einer Wirtschaft ein leichter, schöner

Stock

mit elfenbeinernem Pferdefuß-Griff stehen. Der Finder wirv freundlichst gebeten, denselben gegen gute Belohnung abzugeben im Compt. ds. Bl.

Gesucht auf Martini oder früher

für eine kleine Familie ein Helles

Logis

von 23 Zimmern, womöglich in der mittleren oder äußeren Stadt.

Von wem? sagt die Red. ds. Bl.

Mn Laufbursche

wird gesucht. Näheres bei

C. Feldweg, Biergaffe.

Jgelsloch.

Verloren

ging auf der Calw-Wildbadersiraße, Markung Jgelsloch, am Samstag, den 1. August d. I., ein Notizbuch mit 3 Wnrtt. Zinscoupons,

1-. 0. Nr. 8,974,

8,975,

15, i17.

Der redliche Finder wolle Genanntes abgeben an

Straßenwärter Holzäpfel _in Jgelsloch.

Ein freundliches, möbliertes

Zimmer

ist sofort an einen Herrn zu vermieten. Zu erfragen bei der Red. ds. Bl.

Nach von

Hamburg Mittwochs u. Sonntags, von Havre Dienstag«

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