zu bringen wäre. Auf diese Fragen gaben die Proben, welche mit den Schienen einer 100 Fuß weit ausgelegten provisorischen Eisenbahn vorgenommen wurden, beflimmte Antwort.

(Neue Sildergrnbe».) Lci den Arbeiten in den Gruben des Knpferwerkes Omdal in Thelemarken ist man vor Kurzem auf eine Silber führende Gebirgsformatiou von solchem Reich- thum gestoßen, daß man hofft, aus diesen Grube» einen noch größeren Ertrag von Silber, als aus dem berühmten Silber- bergwerk Kongsberg zu erhalten.

K o st a n tin o p e l, 13. Dez. Die Nothweudigkeit der Ein­setzung von christlichen Gouverneuren in den ausstäudischcn türki­schen Provinzen scheint unter den Koufeienzmitgliedern anerkannt zu sein. (Sch. M )

Nicht minder wichtig als die orientalische Frage erscheint mir das, was sich jetzt in den Bereinigten Staaten vorbereitet. Wer auch zuletzt noch dort als Präsident ausgeriisen werden wird, Tilden oder Hayes, wird Präsident mit der Majorität von nur einer Stimme, und diese Majorität wird in jedem Falle von der unterliegenden Partei bestritten. Ich sehe darin den Anfang gefährlichster Wirren, deren Rückwirkung auch Europa fühlen wird! Das Giant'sche Regiment ist ei» schlechtes und unmorali­sches gewesen. Der Betrug schien Negierungsgrundsatz geworden zu sein. Und daran kann die Union zu Grande gehe». (D-Zig.)

Lesfing als Sohn.

Von Emilie Heinrichs.

(Fortsetzung.)

e1.ä libitum!^ rief Jener nchselzuckeno, zwingen mag und will ich Dich nicht, zumal der Halbgott auch gegenwärtig sein wild, um die schöne Seraphine, den Engel des Abgrunds, als Lisetle schon in der Probe zu kritisicen, wie schade, Golihold! daß Du nicht einige Brocken für den götlergleichen Gottsched und seine gelehrte Frau eingeschoben hast Sie würden von den rei­zenden Lippen seiner Amour himmlisch genug für seine langen Ohren klingen."

Doch Gotthold Lessing lachte nicht mehr; seine gute Laune war dahin, die Erinnerung an die Schauspielerin Seraphine, wie an den aufgeblähten Dichter Gottsched, der im Verein mit seiner Frau dieSchaubühne" heransgab und das deutsche Theater mit kläglichen Originalen und elenden Uebersetzungen, besonders in jenem Zeiträume, versorgte, halte seinen Mißmulh und Aerger erregt, denn Seraphine hatte sein junges, glühendes Herz mit Begeisterung zum ersten Ideal sich geschaffen, als sein goldener Liebeslraum schon im Entstehen wie ein graues Nebelvild zerrann, und aus den goldumsäumten Wolcen eine abscheuliche Tcufelslarve ihn angrinste. So ungefähr waren des armen Gottholds Ge- fühle, als er den lichten Engel in den Armen des verhaßten KunstrichterH und Afterdichters Gottsched einst überraschte. Gottsched war demnach des jungen, kühn strebenden Dichters zwie­facher Feind, der große Beherrscher der damaligen Kunst und Wissenschaft ahnte mit unbehaglichem Gefühl den neuen Prome­theus und haßte ihn schon mit heimlicher Erbitterung.

Weiße, dessen Namen uns die Nachwelt ebenfalls aufbe­wahrt, wollte sich kopfschüttelnd entfernen, als ein rascher Tritt die Treppe hcraufstürmte und die Thüre ohne vorherige Anmel­dung geöffnet wurde. Der Herausgeber desNaturforschers", einer Wochenschrift, Christoph Mylius, der als Freigeist arg verschrieen war, trat in das bescheidene Stübchen des jungen Studiosen.

Siehe da, der Weiße auch schon," ries Mylius, Beiden die Hände darrcichend,da war's gut, daß der Schwarze, wofür ich nun einmal gleichbedeutend mit dem Höllenfürsten bei unseren Orthodoxen und demzufolge auch natürlich bet'm übrigen süßen Pöbel gelle, ebenfalls zum Herrn Gotthold Ephraim Lessing sich bemühte, sintemalen er selber das leidige Grau, was Weiß und Schwarz Hervorbringen, für treiflich incarniret."

Ach, der gute Gotthold ärgert und grämt sich in seinen jungen Jahren schon über die Treulosigkeit dieser Welt," lachte Weiße,und wenn er so forlfähret, wird er grau zeitlebens bleiben."

Zum Henker mit Eurem Grau!" rief Lessing, halb lachend, halb ärgerlich,ich bedanke mich für die Farbe des Esels und will lieber dafür die verschrieene schwarze Livree tragen, wozu ich doch stark inclinirc. Doch lassen wir das, mich soll weder Engel noch Teufel im Leben mehr bezaubern oder schrecken, ich erkläre Beiden den Krieg, sintemal sie Beide dem Lügengeiste entsprungen sind."

Sachte, sachte," versetzte Mylius, den Zeigefinger drohend erhebend,in des Magisters Hanse zu Kamen; steckt die Ruthe noch hinterm Spiegel."

Lessiags Wanze wurde heiß, doch entgegnete er unmuthig:

Ah, verehrter Freund! sollte man an dem ewigen Geiste alles Wahren und Schönen nicht irre werden dürfen, wenn man die Verhunzung desselben durch Menschen sieht, welche die Welt als Halbgötter und Reformatoren, als die neuen Messiasse der Kunst anhängt und preist! Beim Apoll! ich habe diesem Pyg- mäengcschlecht den Krieg erklärt und will dagegen kämpfen, dis ich siege oder erliege."

Ein ganzer Titan," applaudirte Mylius vergnügt,nur weiter, junger Held! Wir werden also nicht ehrsamer Magister der heiligen Theologie?"

Lessing schüttelte traurig den Kopf und sein erglühtes Ant­litz wurde plötzlich sehr bleich.

Armer Vater, noch ärmerer Sohn!" murmelte er,ich kann dem flackernden Jrrlichte nicht folgen, kann meinen Geist nicht in die Eisenfesseln des Dogma's pressen, ich muß trinken aus dem Born der Wahrheit, muß den Grund der Dinge erforschen und der Menschheit Licht und Leben bringen. Ich kann den en­gen Kreis des blinden Buchstabenqlaubens nicht betreten und ewig an diesen Felsen geschmiedet bleiben, ohne von den Geiern des Wahnwitzes zerhackt zu werden."

Der junge Mann schwieg und sank erschöpft in seinen Sessel zurück, während Weiße und Mylius fast erschrocken und betroffen auf den ungestümen Ausdruck dieses kühnen Geistes blickten.

Der Letztere ergriff endlich seine Hand und sprach mit sanftem Ernste:Fassen Sie sich, mein lieber junger Freund! Und wenn mein Wort nur ein wenig Gewicht bei Ihnen hat, so möchte ich Ihnen den freundschaftlichen Rath geben, weder rechts »och links auf die Irrlichter der Theologie als Ihre Bestimmung, noch auf den Liebilngswnnsch des Vaters, mehr ängstlich zu schauen, sondern gelrosten Muthes und Hellen 'Auges dem Ziele entgegen zn wanteln, das der Geist der Wahrheit und Erkenntniß Ihnen leuchtend entgegen hält. Glaubt, mir, meine Freunde! Gotthold Ephraim Lessing ist ein Name, den die Nachwelt mit Bewunde­rung neben Leibnitz nennen wird. Folge Deinem Genius, mein theurer Sohn! an vem deutsche Kunst und Wissenschaft ihe Wohl­gefallen haben werden," fuhr er mit prophetischer Begeisterung fort,und die Menschheit wild Deinen Namen und Dein An­denken in den Ehrentempel der Unsterblichkeit schreiben."

Lessing blickte still und erschüttert, doch auch mit einer Art Beschämung vor sich nieder.

Dann schlug er mit einem unbeschreiblichen Ausdruck das klare, glänzende Auge zu den Freunden empor und versetzte lang­sam:Weh' mir, würde solch' verdammlicher Ehrgeiz, welcher nur den eitlen Nrchruhm vor den Augen hat bei seinem Streben, mein Herz jemals umstricke», wo bliebe dann das Ziel, dem auch Christus, der erhabenste Messias, einst nachstrebte? O nein, verehrter Freund! nicht also, es regt und wogt in meiner Brust, wie eine ungeheure Schöpfungskraft, und der Menschheit zum ewige» Heit, der finsteren Geistesdespotie znm Verderben, soll diese Kraft geweiht fein, das schwöre ich in dieser Stunde, wo der Kampf in meinem Herzen zu Ende und das Loos meiner Zukunft unwiderruflich geworfen ist. Ich habe diesem Kunst- despcneu Gottsched den Fehdehandschuh hingeworfeu, und kein Friede zwischen uns, bis Einer von uns Beiden unterliegt. Was ttefert dieses Gottschedische Dichtergespaun dem deutschen Volke? In den Originalen verwässerten Wein und in den Uebersetzungen französischer Meisterwerke reine Wassersuppen. Wie erscheinen uns Corneille, Racine, Voltaire und vollends Moliöre? Pah, ihr Geist und Witz wird in der Sündfluth Gottschedische» Ge­wässers verschwemmt und ersäuft. Sie wissen Beide nicht, was Styl heißt, wie sieht's also mit dein Dialog aus? Bei ihm schwerfällig, wie er selber ist; bei ihr preciös und geziert, wie ihre eigene werthe Persönlichkeit!"

Amen!" riefen Weiße laut lachend und Mylius fröhlich; der Aerger des jungen Dichters hatte die pathetische Begeisterung rasch verwischt.

Mich ärgert nur Eins," fuhr Weiße fort,und dos ist die Bosheit der Geschichte, welche dereinst, um Lessing zu ver­herrlichen, auch den Namen Gottsched der Unsterblichkeit bewah­ren wird."

Ei darin finde ich just ihre Gerechtigkeit," versetzte Mylius eifrig,glänzen doch auch Namen wie Nero und Herostrat in ihren Blättern; solche Namen bilden die Folie der großen Geister; in der Finsterniß strahlt das Licht am hellsten."

Ja wohl, so ist's," fiel Lessing mit wieder gewonnener Laune ein,und das Tröstliche bei dieser Gottschedischen Unsterb­lichkeit ist dann doch auch die Gewißheit, daß bei diesem berüchtig­ten Namen und der Lessing'schen Berühmtheit auch die verdienst­vollen Namen Mylius und Weiße nimmer fehlen werden."

In der That, das ist logisch I" rief Mylins heiter,jetzt Freund Weiße, muß es unsere doppelte Ausgabe sein, den aus­gehenden Stern in seine richtige Bahn zu lenken und darüber zu wachen, daß uns unser Theilchen Unsterblichkeit nicht entgeht. Es ist für uns eine absolute Nothweudigkeit geworden, wollen wir anders nicht in ewige Obskurität sinken."

Pah, das ist nur das Loos der kleinen Obskuranten," meinte Lessing,welche zu verbissen in ihrem eigenen Blödsinn hängen, um dem freien Geist mit offenen Waffen entgegen zu treten. Mein Glück ist bei alledem, daß mein Vater, der ehr­würdige Prediger und Katechet, ein geistvoller, verständiger, ja selbst aufgeklärter Mann ist, der bald genug erkennen wird, daß der Magister nicht für seinen Gotthold paßt."

In diesem Augenblick klopfte es auf's neue, die Hauswirthin lugte herein und hielt ihm einen Brief entgegen. (Forts, folgt.)