dclsminister Turban wird Staatsmi'nistrr und übernimmt zugleich das Aeußere, Finanzminister Ellstätter bleibt, Landes-Commissär Siöffer in Mannheim wird Präsident des Minisitriumsdes Innern und Fis­cal-Anwalt Dr. Erlmm Präsident deS Ministeriums der Justiz und des großh. Hauses. Justizminister v. Freydorf tritt in den Ruhestand.

München, 24. Sept. Adele Spitzevkr hat alsbald »ach ihrer Entlassung aus dem Gesängniß sich nach Wildbad (Würlt.) begeben, um dort Heilung ihres gänzlich gelähmten linken Beines zu suchen. (Schw. M)

München,. Sept. Vorgestern hat hier wieder eine jener Gerichtsverhandlung stattgesunden, welche niemals ohne psychologisches Interesse und allgemein menschliche Theilnabme vorübergehen, die aber wegen ihrer leider häufige» Wiederkehr einen immer schmerzlicheren Eindruck machen. Der kalhot. Vinrrer Scherbauer von Sauerlach war angeklagt und gestand in grober Reue zu, das; er jonntagSschulpslich- tige Mädchen im Alter von 14-!6 Jahren zu sich in sein Zimmer ge­lockt und da zu mehreren Malen unsittliche Handlungen an ihnen ver­übt hatte. Der Veribeidiger des Angeklagten legte den Richtern in sehr warmer Rede ans Herz, wie leicht es geschehe, bah ei» zu ewiger Entsagung gezwungener Man» in einem Momente schwach werde; denn der Mensch bleibe Mensch auch im Prieslerrocke und er plaivire darum wenigstens aus die Annahme mildernder Umstände. Der Gerichtshof verurtheilte den Pfarrer zu 4 Jabren Zuchtbaus und 5 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, woraus dieser, ganz zerknirscht, wie er während der ganzen Verhandlung gewesen, in die Frohnseste zurückge­bracht wurde. (Schw. M.)

Der König Albert von Sachsen ist in Wien cingelrosfen. Er wurde am Bahnhos vom Kaiser empfangen Die Majestäten, welche langjährige, innige Frinndschaft verbindet, begrüßten sich in der herzlichsten Weise.

Berlin, 25. Sept. Sicherer Information zufolge steht der Friedensschluss bevor. Der Waffenstillstand bis Mitte Okto­ber ist türkischerseits angenommen. Rußland stimmt den türkischen Bedingungen im Allgemeinen zu. (Fr. I.)

Das Geschick reißt ost Menschen unbarmherzig auseinander, oft führt es sie .auch wieder in Augenblicken der höchsten Roth ganz uner­wartet zusammen. Diese Erfahrung hat vor einigen Tagen ein Zwillings­paar gemacht, das seit vielen Jahren von einander getrennt war. Dem Mechaniker M. in Berlin wurde vor etwa 26 Jahren ein Zwillings­paar ein Mädchen und ein Knabe geboren. Als die Kinder etwa acht Jahre alt waren, starb der Vater, und die arme Wittwe war ge­zwungen, ihre Kinder fremden Leuten zu übergeben. Eine russische Fa­milie, die sich damals in Berlin aushielt, nahm Len Knaben zu sich und reiste bald darauf in die Heimath. Kinder vergessen bekanntlich sehr lerckt die früheren Verhältnisse, besonders wenn sie in ein ganz verän­dertes Leben eintreten. So geschah es auch mit dem Knaben In den ersten Jahren schrieb er zuweilen an Mutter und Schwester, aber nach und nach wurde jede Verbindung abgebrochen, und da die russische Fa­milie ihren Aufenthalt ost wechselte, wußte man schließlich nicht, ob und wo er lebte. Die Mutter starb, und das Mädchen, das nun aus sich selbst angewiesen war, arbeitete in einer Fabrik und ernährte sich kümmer­lich. Ein junger Mechaniker, der früher bei ihrem Vater war, sanv Gefallen an dem schönen braven Mädchen und heiratvelt es. Beide lebten zufrieden und als ihnen ein Töchterchen geboren wurde, iehtte nichts zu ihrem Glück, Venn der Mann arbeitet« ganz fleißig unb sorgte voll Liebe für seine kleine Familie. Nach etwa drei Jahren verunglückte der Mechaniker bei einem Falle derart, daß ihm der rechte Arm ampu- tirt werden mußte. Die langwierige Krankheit brachte die braven Men­schen in unsägliches Elend, und sie mußten, trotzdem die Frau wieder !n der Fabrik arbeitete, ost am Hungertuche nagen Vor einigen Tagen stand die unglückliche Frau in der Nähe des Frankfurter Bahnhofes ur Berlin; dort sand sie eine Portefeuille, in dem eine nicht unbedeutende Summe lag. Die Versuchung süc die arme Frau war groß; sie eitle «ach Hause und zeigte ihrem Manne das Portefeuille. Bei näherer Durchzuevung fanden sie einen Brief, Lessen Adresse an einen russlschen Herrn nnKaiierhofe" lautete. Die Frau geht sofort mit ihrem Manne in das Hotel und übergibt das Portefeuille Mit seinem vollen Inhalte. Der Russe bietet ihr eine reiche Belohnung an und sragt sie nach ihren Verhältuisien. Sie erzählte ihm ihre Lehens- und Leidensgeschichte, und nach wenigen Minuten liegen sich Beide in den Armen das Zwillings­paar halte sich wiedergesuiideii, und von diesem Augenblicke an war sür die brave Familie alle Noth vorüber.

Der Allkatholikenkongreß in Breslau beschloß durch amt­liche Anfrage der Synode bei den Regierungen eine Erklärung darüber herbeizuführen, ob von Seite des SkaatS Hindernisse gegen die Aushebung des Zwangzölibatgesetzes vorhanden seien, ferner von jedem altkatholifchsn Geistlichen ein Botum über die Aushebung des Zölibatszwanges einzufordern, endlich bei den einzelnen Gemeinden eine Beschlußfassung hierüber zu veranlasset. Der nächste Kongreß wird 167? stältstnden.

Bremen, 25. Sept. Der volkswirthschastliche Congreß ist heute eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde Dr. C. Braun gewählt. Auf heutiger Tagesordnung stehen die Fragen über Werth oder Gewichts Zölle, Handels-Verträge und die Eilen- Zölle; letzteres auf Antrag von Danitenberg (Hamburg).

Weisscnburg, 25. Sept. Das heutige Cavallerie-Ma- növer ist bei prachtvollem Wetter und großem Menschen-Andraugc glänzend verlaufen. Um 3 Uhr fanden ein Offiziers-Steeple-Chase und zwei Elsässer Bausen Nennen statt. Oie Begrüßung des Misers durch die Bevölkerung war sehr enthusiastisch und steigert sich fortwährend. Der Kaiser sprach sich erfreut über die Herz­lichkeit des Empfanges aus.

Weiß eiibu r g, 26. Sept. Der Kaiser vertheilie gestern eigenhändig die Preise an die Sieger im Pferderennen. Die elsässcr Bauernmädchen waren in festtäglicher Nationaltracht, die am Nennen theilnehmcnden Bauern in vollem Jokey-Costüm er­schienen Im Ganzen mochten 20,006 Personen anwesend sein. Am Abend brachte der Straßburger MännerrGesang-Verein dem

Kaiser eine Serenade. An eine Deputation desselben lichtete Se. Majestät eine sehr freundliche Ansprache. Heute findet Gefechts- Exerzieren der Kavallerie und sodann Besichtigung des Schlacht­feldes statt.

Marpingen, 20. Sept. Der Madonnenschwindel dauert fort; neuerdings findet sich in der uiiramonianen Saar-Zeitung wieder eme Millheitung über die wunderbare Heilung eines kranken Kindes. Inzwischen ist der Gemeinde durch Regierungs- Verfügung die Zahlung einer Summe von 5000 für die durch die bekannten Uedcrwachungsmaßiegeln >:. s. w. erwachsenen Kosten auserlegt worden. Dieselbe soll durch Zuschlag von 115 pCt. zur direkten Steuer aufgebracht werden. Wenn die Heilige l» dieser Weise fortfährt, unbequem zu werden, so dürfte sie bald den Zuspruch verlieren.

Wien, 21. Sept. (St N. B.-Ztg.) Darüber sind alle Gelehrten einig, daß die gegenwänigen tnrkisch-serbisch-montene- gnuischcn Frieoeusoerhandlungen höchstens einen saute» Frieden ober gar einen fröhlichen Krieg ergeben werden, je nachdem Rußland oder die Türkei gestimmt sind Daß Rußland den jetzigen Moment für günstig hält, um seinen Plan am Balkan durchzufnhren, ist kein Zweisel. Nun werden die Frievensdedingu»- gen der Türkei dem Moskowiter zum Vorwände dienen. Sind die Bedingungen den Vasallen günstig, so hat Rußland ohne besondere Kosten seinen Zweck erreicht, sein Einfluß auf die Süd- jtaoen ist gewachten und die Türkei gründlich gedemüthigk. Er­folgt jedoch das Gcgentheil, dann hätte Rußland einen prächtigen Vorwand, der y. Pforte den Krieg zu erklären, und es ist nun die Frage, wie sich die andern Großmächte dem gegenüber griip- piren werden. Durch die Haltung der Whigs in England ist die Regierung Beakonsields etwas unsicher und hiedurch Rußland in der Aggression ermuihigt worden, Frankreich tritt sür jetzt aus der Unthäligkeit nicht heraus, Deutschland bleibt bis zu einem gewissen Momente neutral und Oestreich-Ungar» wird sich kaum dazu entschließen, daS Dreikaiserbünduiß ohne deutschen Sukkurs zu sprengen. In den ersten Stadien eines eventuellen Krieges wird Rußland allein aus der Bildfläche des Kampsbodens am Balkan agiren. Daß aber i» diesem Falle die Mohamedaner von der asiatischen Welt die Reihen der Türken verstärken wer­den, darüber herrscht kein Zweifel. Das kann ein gewaltiger Krieg zwischen dem orthodoxen Christenlhum und dem Mohame- dauismus Werdens So eine Arl dreißigjähriger Krieg in ver­schärfter Auflage. Hat die neue Zeit nicht genug Kriege erlebt, ist nicht genug Blut geflossen seil 1848, als daß man sich nach neuen Älutströmen sehnen sollte? Oie FriedenSgesellschafteu, wo bleiben sie? Es ist als wenn die Kiiegssurie einen Hohn auf die Friedensbeftrebunge» der Cultur ausüde» wollte. Da jedes Zettereigniß aus die Grundbeslimmung der Epoche einen Lichtstrahl wirft, so scheint der Moment nicht ferne, wo der Mohamedanis- mus aus europäischem Boden nicht mehr sein Bleibe» finden wird, außer daß Asien a» der untern Donau seine Grenze für immer bestätigt erhalt. Das wird eben durch den bevorstehenden Krieg seine Lösung erlangen. I» diesem Falle wird jene Ansicht der Cullurhistonker, welche die Weichsel- und Thcisgebieie, zu Halbasien zählen, an Bedeutung gewinnen.

Wien, 25. Sept. Die Proklamirung Milans zum König der Serben ist wahrscheinlicher geworden. Die dritte Klasse der serbischen Reserven wurde einberufen und geht demnächst ins Feld. Die in Böhmen lebenden wehrpflichtigen Russen wurden heimberusen. (Schw. M.)

Paris, 21. Sept. Der Aeqninocüal-Sturm am Sonntag war sehr stark; ein schrecklicher Orcan hauste an der nordameri­kanischen Küste; mehr als hundert Schiffe scheiterten und viele Menschen fanden in den Wogen ihren Tod.

Ragusa, 23. Sept., Abends. Der Fürst von Montene­gro hat den aus Anlaß der Waffenruhe beurlaubten Militärs besohlen, sofort zu ihren Abtheiliingen zurückzukehren.

Konstantinopel, 24. Sept. Gestern begaben sich die ersten Dolmetscher der sechs Garantieniächte zur Pforte und riechen, wie ü0n unterrichteter Seile verlautet, nachdrücklichst zur schleunigen Gewährung des Waffenstillstandes. De? Großve- zier ist erkrankt.

Konstantinopel, 26. Sept Die Pforte gestand eine achttägige Verlängerung der Waffenruhe zu in der Hoffnung, die Nlächir werden ihre FnedenSbediiigmigen innerhalb dieser Frist bekannt geben. DieAgence Haväs" vernimntt, die Botschafter werden morgen der Pforte die Seitens der Mächte festgestellten Friedensbedingnugen mitcheilen, welchen sich auch Rußland prin­zipiell angeschloffen habe. (R. T.)

K on st anl i nopel, 26. Sept. Die Pforte hat der nach Bulgarien gesandten Commission 1,800,000 Gold-Piaster für die dringendsten Bedürfnisse der Opfer des Aufstandes zur Verfügung gestellt. Zugleich werden Maßregeln für den schleunigen Wieder­aufbau der niedergebrannien Dörjer getroffen üUd wird sür Her- beischaffung von Bau-Material gesorgt.

Allerlei.

- (Ohne Rath.) In derSüdaustralischen Ztg." finden wir folgendes Inserat: Gestern hat es dem Schicksal gesallen, meine mir