Wien, 11. Sept. Hochoffiziöse Quellen erklären alle bisherigen Angaben über die türkischen Bedingungen als bloße Kombination. Di« Absetzung Milans habe die Pforte niemals gefordei t, sondern blos eine neue Investitur aus formellen Gründen, damit ein neuer Jnvcstiturferman gleichzeitig den Fricdensvertrag bilden könne.

Wien, 12. Sept. Zwischen den Kabinetten ist ein Ideen- Austausch über eine Revision des Pariser Vertrags eingeleitet. Mehrere Stellen desselben sollen eine Abänderung erfahren. England beabsichtigt nochmals den Antrag auf eine Waffen-Ruhe in Konstantinopel zu stellen; die übrigen Großmächte sollen diesen Schritt unterstützen. In Belgrad wurde gestern der Namenstag des Zars demonstrativ gefeiert. (Fr. I )

Brüssel, 10. Sept. Bei einer Conserenz im Katholiken- Vcrein zu Gent konstatirte Migr. Nardi, Uditore de la Note, daß die protestantische Propaganda ziemlich Fortschritte in Ita­lien mache, wo unter zunehmender Gleichgiltigkeit gegen die re- ligöse Lehre der christliche Sinn im Sinken sei.

Aus Belgrad, 7. Sept, wird gemeldet: Es bestätigt sich, daß ein starkes Gefühl des Mißvergnügens ftch hier kund gibt. Ein Mitglied der Sknptschina, welches sich stark an der Verhetzung Serbiens zum Kriege betheiligie, ist gezwungen ge­wesen, seine heimische Stadt zu verlassen und in dem liberalere» Belgrad zu leben, in Folge der Gefahr, in welche es unter seinen Wählern gerathen. Die besseren Klassen in Belgrad haben alles Vertrauen in Berichten verloren, welche der Sache der Negierung günstig sind

Aus Deligrad berichtet Kapitän Archibald Forbes an dieDaily News" vom 6. d.:Die Rechnung der türkischen Grausamkeiten ist überreif. Sobald die Türken in den occupir- ten Orten einige Flüchtlinge ergreifen, martern und tödten sie dieselben. In Dsunis erzählte mir heute ein alter Mann eine schreckliche Geschichte. In einem der Dörfer an dem Abhang von Jastreboq ergriffen die Türken eine flüchtige Familie. Sie packten das kleinste Kind, spießten es, rösteten es lebendig und zwangen die Eltern, das Fleisch ihres eigenen Kindes zu essen. Dann wurden auch die Eltern abgeschlachtet. Der alte Mann bestätigt, daß er ein Zeuge davon war. Er ist ein Priester. Die Truppen waren Aegypter und General Tschernajeff erzählte mir, das? dieselben schlimmer sind als die Baschi Bozuks und die Tscherkefsen "

Kon stantinopel, 10. Sept. Die Pforte sandte an ihre Vertreter eine vertrauliche Note, des Inhalts, die Türkei sei zum Aeußersten entschlossen, und lasse dieungerechte" Einmischung der Mächte sich nicht weiter gefallen.

Konstantinopel, 11. Sept. Heute wurde in der Hohen Pforte ein kaiserlicherHat" verlesen, worin der Sultan alle Minister und Beamten in ihren Stellungen bestätigt Der Hat legt besonderes Gewicht aus eine gute Justizpflege, die Finanz- Controle, die Ausdehnung des öffentlichen Unterrichts und Re­formen in der Verwaltung überhaupt; er bezeichnet dieselben als die Grundlagen des Fortschritts und der Civtlisation der Völker. Die Minister werden angewiesen, alle durch die jetzige Zeit ge­botenen Maßregeln zu ergreifen, und insbesondere einen General­rath einzusetzen, welcher die Ausarbeitung neuer Gesetze, sowie das Einnahme- und Ausgabe-Budget überwachen soll. DerHat" bestimmt, daß olle Beamten verantwortlich sein und in ihren Stellungen befestigt werden sollen. Die Minister sollen Mittel vnd Wege finden, den Krieg zu beenden. Endlich wird die strengste Beobachtung der Verträge mit den befreundeten Mächten anempfohlen.

(Dur ch den eigen en Vate r.) Einffchrecklicher Unglücks­fall ereignete sich auf der Farm des Wm. Miller in Caledonien im Staate Wisconsin. Herr M. war damit beschäftigt, das hohe Unkraut auf seinem Hofe abzuschneiden. Er hatte bereits einen Rundgang mit dein sogenannten Mäher gemacht, und eben im Begriff, den zweiten anzntreten, sah er zu seinem Entsetzen seinen kleinen Knaben mit abgeschnittenen Füßen über den Mäher falle?:. Das arme Kind hatte sich unbemerkt aus dem Hause entfernt und in das hohe und dichtstehende Unkraut begeben.

' Durch ministerielle Verordnung ist vom 1. April d. I. ab durch ganz Japan der Sonntag als allgemeiner Ruhetag einge­führt worden, nachdem bis jetzt der 1., 6., 11., 16, 21., 26. jedes Monats als Fciertaa gegolten hat. Schon Ende 1872

beabsichtigte der Mikado zugleich mit Einführung des abendlän­dischen Kalenderjahres (an Stelle des Mondjahres) die Einsetzung des Sonntags; jetzt ist erst gelungen, was damals durch eine antichristliche Reaktion vereitelt wurde.

In Kalifornien soll jetzt die Zuckerbereitung aus Melonen in großem Maßstabe betrieben werden.

A Her I - i.

(Das Barometer und das Wetter.) Das Barometer zeigt eigentlich nue de» Luftdruck an. Bei feuchter Atmosphäre ist der Lustdruck größer, daher das Fallen des Queck­silbers, und bei trockener Lust das Steigen desselben. Folgende einfache Regeln lassen sich für die Witterungsbeobachtung in An­wendung bringen: 1s Ei» steigendes Barometer: Ein rasches Steigen zeigt unbeständiges, ein langsames Steige» beständiges Wetter an. Steigen bei trockner Lust und vermehrter Kühle im Sommer läßt Nordwind und, wenn Regen voransgegangen, bes­seres Weiter erwarten. Steigen mit feuchter Luft und niedriger Temperatur zeigt Wind und Regen aus Norden an. Steigen mit Südluft verkündet schönes Weiler. 2) Ein beständiger Ba­rometerstand mit trockener, der Jahreszeit angemessener Temperatur weist auf beständiges Wetter hin. 3) Ein fallendes Barometer: Ein rasches Fallen zeigt stürmisches Wetter an. Ein rasches Fallen mit Westwind verkündet stürmisches Wetter aus Norden. Ein Fallen bei Nordwind zeigt im Sommer Sturm mit Regen und Hagel und im Winter Schnee an. Ein Fallen mit vermehr­ter Feuchtigkeit in der Luft und steigender Wärme läßt Wind und Regen aus Sude» erwarten. Ein Fallen bei trockener Luft und kälterer Temperatur zeigt im Winter Schnee an. Ein Fallen nach sehr ruhiger und warmer Witterung verkündet Regen und Wind (Gewitter.) Jedes Barometer sollte nach der Seehöhe des O'tes, wo es sich befindet, regulirt sein. Die Aufschriften, wieschönes, beständiges Wetter" rc. haben außerdem gar keinen Zweck. Zur Beurtheilung der Witterung sollte man stets auch ein Thermometer und Hygrometer zu Rathe ziehen.

(Die Verfluchten.)Es ist jeder menschlichen Krea­tur zur ewigen Seligkeit nothwendig, dem römischen Papste un­terworfen zu sein." Das ist römisch-katholische Glaubenslehre seit dem 18. Juli 1870. Wer's nicht glaubt, ist ebenso verflucht, wie alle dem Papste nicht unterworfenen Menschenkinder. Wie viel das wohl ungefähr sein könnten? Nun, vr. Hurst, ein Engländer, zählt die Menschen nach ihren religiösen Bekenntnissen also: 200,339,000 römische (davon 50.931,083 in der neuen Welt), 76,390,000 griechische, 131,007,449 protestantische Christen, 200,000,000 Muhamedaner, 7,000,000 Juden, 390.000,000 Buddhisten, 170,000,000 Brahmanen, 80,000,(>00 Konsuzianer und 174,000,000 Bekenner anderer Neligionssysteme. Von den circa 1400 Millionen Menschen kommt ans den unfehlbaren Papst nur ein Siebentel, ja sogar unter Abrechnung der Altkalho- liken und Derer, die von Rom nichts wissen wollen, nur ein Neuntel, die andern acht Neuntel sind alle verflucht! (Fr. I.)

Zur Gesundheitspflege und Heilkunde. Der Mai­länderPerseveranza" wird aus Neapel eine Mittheilung gemacht, die, wenn sie sich bestätigte, von hoher Wichtigkeit wäre, und welche wir, um in Niemand unsichere Hoffnungen zu wecken, nachstehend ohne irgend welche Znthat ihrem Wortlaute nach rcproduziren:Der ärztliche Kon- sejl des größeren Spitals iür die Unheilbaren," so schreibt man diesem Blatte,hat nach einigen Indizien und Fakten, die er der Beachtung in hohem Grade wetth befunden, beschlossen, in dem Krater derSolfatara" zwischen Neapel und Pozzuoli die direkte Kur der Schwindsucht zu beginnen, indem er dieser Tage in derselben eine Anzahl Zimmer Herrichten und von einigen Schwindsüchtigen des ersten und des zweiten Stadiums bewohnen lassen wird. Der Dunst, welcher jenem Krater ent­steigt, ist, wie es heißt, nicht blos von Schwefel, sondern auch von Ar­senik geschwängert. Der Beschluß wurde gefaßt, nachdem in mehr als einem Falle der vorgeschrittensten Schwindsucht volle und radikale Hei­lung erfolgt war, sobald die Kranken eine oder die andere Woche in jenem Krater gewohnt batten. Derselbe ist Dominialant und gegenwärtig von dem Proieffpr Sebastiane de Luca der Neapler Universität, welcher aus ihm einige chemische Präparate gewinnt, in Pacht genommen." Hoffen wir, daß dieses von einer hochangesehenen ärztlichen Körperschaft angerathene Experiment zum Vortheile so vieler tausend unglücklicher Qpfer der Schwindsucht, dieser bisher für unheilbar gehaltenen Krank­heit ausschlage.

Von Lust und Liebe.Lieber Lmil!" lispelte eine junge Dame ihrem Anbeter zu.Du glaubst gar nicht, wie wenig ich esse, ich lebe eigentlich nur von der Lust!" Es war gerade Frühstückszeit und die Köchin rief in demselben Augenblick durch die Thüre, ohne den An­beter bemerkt zu haben:Fräulein! Soll ick nanu det Eisbeen und die beeden Schweinsohren 'reinbringen oder nich?"

Amtliche und Prival-Be^annlmachungen.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

I. im Register für Ginzelfirmen:

Grricktsstelle,

welche die Bekanntmachung erläßt:

Oberamtsbezirk,

für welchen das Handeks- register geführt wird.

Tag

der

Eintragung

Wortlaut der Firma; Ort der Hauptniederlassung! und der Zweignieder­lassungen. ^

Inhaber der Firma.

Prokuristen;

Bemerkungen.

K. Oberamtsgericht Nagold.

^8. Sepibr, ! 1876.

Conrad Wolf, in Nothfelden.

jConrad Wolf ist gestorben, das Geschäft ipird unter derselben Firma fortgeführt von der Wittive Anna Maria Wols. '

I. Oberamtsrichter Ki ßl ing.