so groß wie jener der Montenegriner, weil letztere den Türken keinen Pardon gaben. Fürst Nikita soll unter dem Vorwände, die Gefangenen seien ihm nur eine Last, seinen Truppen befohlen haben, keine Gefangenen zu machen, sondern erbarmungslos niederzumachen.
Al exin atz, 12. Aug. Vor einer Woche trafen i» Nisch Baschi-Bozuks ein, und sofort begann eine unglaubliche Verwüstung der ganzen türkisch-serbischen Grenze. Man brennt die Dörfer nieder, die Bevölkerung flüchtet sich, ringsum ist der Himmel vom Feuerschein gerölhet. Die Serben vermögen nicht jedes Dorf zu besetzen, was aber nicht besetzt ist, wird geplündert und eingeäschert. In der Umgegend von Alexinatz und Gramada sind 44 Dörfer niedergebrannt.
„Kelet Repe" veröffentlicht einen Wiener Brief, demzufolge General Jgnatieff sofort nach seiner Rückkehr auf den Konstan- tinopeler Posten der Pforte eine Note überreichen wird, in welcher die russische Regierung wegen der seitens der Türken in Bulgarien und Serbien verübten Grausamkeiten Beschwerde erhebt. Den Regierungen Ocstreich Ungarns und Deutschlands ist es nicht gelungen, die Ueberseudung dieser Note zu verhindern; doch haben sie erwirkt, daß manche starken Ausdrücke gemildert wurde». (St -A.)
Nisch, 20. Aug. (Amtliche Meldung.) Die Türken haben den im Gebirge bei Alexinatz concentrirten serbischen Truppen eine gänzliche Niederlage beigebracht und die Stellungen und Befestigungen derselben genommen, die Verluste der Serben sind beträchtlich. (Die Belgrader offiziellen Berichte bezeichnen dagegen die Koustantinopler Telegramme für unrichtig.)
Immer zu spät.
Humoreske von Emilie Heinrichs.
(Fortsetzung.)
„So glaubst Du wirklich, Papa, daß die Mama oder ich den guten Onkel gehcirathet hätten, wenn er Euch zuvorgekommcn und sich früher erklärt hätte?" fragte Lina erstaunt.
„Gewiß hättet Ihr das gethan, Kinder!" erwiderte der Vater äußerst trocken. ,,Jch sehe gar nicht ein, aus welchem Grunde Ihr einen solche» höchst rcspcctable» Mann einen Korb hättet geben können, — aber so viel steht fest, dem Uebelstande oder vielmehr Schicksale wäret Ihr nicht entronnen, vor dem Altar noch ans den Bräutigam warten zu müssen, auch da wäre der Unglücksmensch sicherlich zu spät gekommen!"
„Wie konntest Du ihn denn aber zum Senator vorschlagen, Papa!" fragte Lina schelmisch.
„Still, Kind, ich glaube, er kommt, — im Vertrauen ge- gesagt, habe ich's als eine Art Sühne betrachtet, um ihm für die Täuschung Revanche zu geben."
„Ich glaubte immer, Du hättest mich nur zur Frau Senatorin machen wollen."
„Auch das, Spottvogel!" lachte der Bürgermeister. „Ucb- rigens kommt er auch immer zu spät auf's Rathhaus, darum rechnen wir gar nicht mehr auf fein Velo und nennen ihn „Levator Ucberzähling". passender wäre freilich der Name „Zu spät." .
„Ach, wie könnt Ihr seiner noch so grausam spotten", sprach die Bürgermeisterin, eine noch immer sehr hübsche und stattliche Dame. „Mir thut es so leid um den armen Adalbert, er ist zum häuslichen Leben und zur Ehe wie geschaffen. Darum habe ich es mir als Sühne auferlegt, ihm eine passende Fran zu suchen —"
„Erspare Dir die Mühe, es hieße Eulen nach Athen tragen, Schatz!" siel der Bürgermeister unerbittlich ein. „Adalbert macht mit seinem Zögern uud Zaudern alle menschliche Berechnung zu Schanden, Du kannst Dir bei ihm keinen Kuppelpelz verdienen. Lassen wir den armen Schicksalsheldcu seinen Weg einsam sort- setzcu, vielleicht begegnet ihm eine barmherzige Schwester, die resolut genug ist, um ihn zu werben, wie er das im Ernste bei unserer Lina voraussetzie. Ich wasche meine Hände in Unschuld, das ist die beste und billigste Seife. — Apropos, Kinder, das Wetter verspricht, ein recht beständiges zu werden, wie wäre es, wenn auch ich die Allerwelts-Ferien benutzte und mit Euch die lange schon projectirte Rheinreise ausführte?"
„O, wie prächtig, Papachen!" rief Lina entzückt. „Für diesen Entschluß muß ich Dich küssen!"
„Pah, Kind, an Dich dachte ich dabei im Grunde gar nicht!" meinte der Vater kopfschüttelnd. „Wer sollte sich denn in dieser Zeit Deiner Kinder annehmen?"
„Ich, mein bester Freund!" tönte es am Eingang, den Herrn Adalbcrt's imposante Gestalt wie eine dunkle Wolke aus- füllte. „Vorausgesetzt, wenn die Frau Hauptmännin ihre Kinder meiner Obhut anverlranen will."
„Ach, Onkel Abalbert" ries Lina beschämt, „In diesem Augenblick kamst Du früh genug, um mich an meine Mutter- pflichien zu erinnern!"
„Nun, Gott sei Dank", schmerzte dieser, „so scheint sich mein Fehler zu bessern, — ich glaube fast, es ist das erste Mal in meinem Leben, daß der Dämon „Zu spät" von mit abläßt. Doch Scherz bei Seite, Kind, - ich wiedeihole meinen Vorschlag so ernsthaft und ausrichtig wie möglich; cs sollte mir leid thun,
wenn Du um eine solche Reise, die Jeder im Leben einmal machen müßte, kommen solltest."
„Ich danke Dir aus vollem Herzen, Du bester aller Onkel des ganzen Erdenrundes!" rief Lina, ihm die Hand gerührt entgegenstreckend. „Du bist ein Engel an Aufopferung und Her» zensgüte, doch darf ich mich als Mutter nicht von Dir beschämen lassen. — Nein, nein, Onkel Adalbert", setzte sie hastig hinzu, als er Einwendungen mache» wollte, „ich bin fest, wie der Granit, und bleibe bei meinen Kindern, Du aber reisest mit!"
„Habe den Rhein ja schon genug gesehen, Kind!"
„Thut nichts, er wird nicht uninteressanter dadurch. Nicht war, Papachen, der Onkel reist mit Euch?"
„Habe so wie so fest darauf gerechnet, mein Bester!" versetzte der Bürgermeister, gravitätisch das Haupt neigend. „Nur fürchte ich, daß Sie den Zug verpassen und uns überall auf jeder Station als Eilgut nachexpedirt werden müssen."
„Beschwöre doch den Dämon nicht wieder herauf, Mann!" bat die Bürgermeisterin. „Unser Freund soll unter meiner Obhut schon gänzlich davon befreit werden."
„Für dieses Wort muß ich Ihnen die gütige Hand küssen," sagte der Senator artig, „welche freilich Wunden zu schlagen, aber auch wieder tröstend zu heilen vermag."
„Reist denn mein Mann ebenfalls mit?" fragte Lina kleinlaut.
„Natürlich, Kind!" rief der Hauptmann, welcher mit einem Kinde auf jedem Arme jetzt vor der Laube erschien. „Ich bin der rechte Quartiermacher, die Avantgarde."
„Dann seien Sie lieber Arrieregarde", lachte Herr Adalbert gutmülhig. „Da wäre ich doch sicher vor dem Zuspälkommen."
„Der Herr Hauptmann bleibt daheim", entschied der Bürgermeister kategorisch. „Wir Drei wollen einmal so ganz gemächlich unter uns sein; auf der Reise stört mich die Uniform, Herr Sohn!"
Daß der Senator dem Bürgermeister gehorchte, war natürlich, und die Reise wurde mit raschem Entschluß auf den dritten Tag festgesetzt.
m.
Brausend durchschallt das Dampfschiff die ruhigen Fluchen des Rheinstroms, während die Reisenden auf dem Verdeck standen, um die wunderbar schöne Gegend an sich vorübergleiten zu lassen.
Und wer es auch noch so häufig sah, er kann den bezauberten Blick doch nicht abwenden von den Ufern des deutschen Rheins.
Der Bürgermeister Kleiupaul stand mit seiner Gattin und dem Senator ebenfalls aus dem Verdeck und explizirte als gereister Mann die vorzüglichsten Punkte.
„Wir reisen ganz nach Heidelberg hinunter", sprach er in seiner etwas lauten Weise. „Dort muß ich einen alten Univer- sitätssreund, der Gott weiß was schon Alles seit unserer Trennung geworden ist, nochwendig Wiedersehen, — ich freue mich wie ein Kind darauf!"
„Ist er denn verheirathet?" fragte seine Gattin neugierig.
„'Natürlich!" Was sollte ein solcher Mann ohne Frau beginnen? — er lebte ja nur halb. Ich will darauf schwören, daß er ein halbes Dutzend heirathsfähiger Töchter hat, wovon Sie eine heirachen, bester Kühn."
Der Senator schaute mit einem wehmüthigen Lächeln in die Wellen des Rheins hinab; es war ihm, als ob die Nixen ein hohnlachendes „Etsch —Etsch" ihm zuwinkten.
„Daß Sie hier nicht zu spät kommen, Freundchen," fuhr der Bürgermeister in seinem Eifer fort, „dafür lassen Sie mich und meinen alten, guten Waldner sorgen."
„Um Entschuldigung, mein Herr!" wandte sich plötzlich ein in der Nähe stehender, sehr schmächtiger Herr mit corputenter Dame am Arme in der artigsten Weise zu ihm. „Sie sind wohl aus Heidelberg, wenn ich eigentlich so fragen dürfte?"
„Das nicht", antwortete der Bürgermeister ebenfalls sehr höflich, „doch geht unsere Reise dorthin."
„Sie nannten vorhin den Namen Waldner, wenn ich eigentlich recht gehört", fuhr der Fremde fort. „Meinen Sie vielleicht den Doktor der Theologie Waldner damit? Der ist eigentlich mein Schwager!"
Der Senator mußte sich abwenden, um ein Lächeln über diesen curiosen Mann, der eigentlich, wie er dachte, ein wenig zudringlich war, zu verbergen, während die corpulente Dame mit einem äußerst beweglichen und große innere Aufregung ver- rathendeu Mienenspiel die kleine Gesellschaft musterte, wobei sie besonders unfern guten Herrn Senatoraus's Korn zu nehmen schien.
(Fortsetzung folgt.)
A ll - r l e i.
— Zur Verschönerung der weiblichen Gestalt schlägt ein englischer Arzt vor, in Schulen und Familien die bei den Hindumädchen übliche Sitte einzusühren, ein kleines Gesäß mit Wasser auf dem Kopfe zu tragen, wodurch die Haltung aufrecht, der Gang elastisch, die Brust breit, Rücken und Schultern schön geformt werden. Dieselbe Gewohnheit bringe die gleichen 1 Resultate im südlichen Spanien und Italien hervor.