der Feindseligkeiten. Man spricht von persönlichen Schritten, welche zu diesem Zwecke der Zar bei seinem Oheim, dem Kaiser Wilhelm, unternommen haben soll, und erwartet von demselben bereits in nächster Zeit ein definitives Resultat. Im Zusammen­hang mit diesen Gerüchten, welche von gewöhnlich glaubhafter Seile verbreitet werden, scheinen die Nachrichten zu stehen, welche eine Mediation der Großmächte für bevorstehend erklären." Demselben Blatt schreibt man aus Berlin:Serbien kan» jetzt die Waffen noch nicht niederlegen, ohne sich moralisch zu vernich ten, und es hat zu einem voreiligen Friedensschluß um so weniger Veranlassung, als selbst die Einnahme Belgrads durch die türki­schen Truppen nichts ändern kann, daß die Großmächte der Psorle nicht gestatten werden an der Stellung zu rütteln, welche der Pariser Vertrag und die F-ermans von 1862 und 1867 Serbien gegeben haben. Die Fortsetzung des Krieges kann schlimmsten Falls, d. h., wenn die serbischen Waffen in Zukunft nicht gluck sicher sind als bisher, nur größere Opfer an Menschenleben und an materiellem Besitz fordern. Aber Menschenleben sind im Orient immer sehr niedrig taxirt, und die materiellen Existenzbedingun­gen aller jener Völkerschaften sind so einfach, in Folge der geringen Ansprüche der Bewohner und der mühenloscn Ergiebigkeit des Bodens, daß jene Opfer der Möglichkeit einer erfolgreicheren Vertheidigung gegenüber nicht in Anschlag gekommen "

Königsberg, 13. Ang. Rach übereinstimmenden Be­richten vom Lande ist der Wasser-Mangel so groß, daß ganze Dorfschaflen und Güter ihr sämmlliches Vieh oft bis über eine halbe Meile zur Tränke zu treiben gezwungen sind. Nicht nur die meisten Brunnen sind versiegt, sondern auch Bäche, Teiche und Gräben, die bis dahin noch nicht ansgetrocknet waren, haben jetzt schon seit vielen Wochen keinen Tropfen Wasser mehr. Das Uebel wird außerdem noch dadurch größer, daß die Mehrzahl der Brachfelder in ihrem zusammengetrockneten Zustande gar nicht umgepflügt werden kann.

Frankfurt, 17. Ang. Heute Morgen schlitzte sich in Bornheim ein Metzger beim Ansschlachten, indem er mit dem Messer auSglitt, den Leib auf. (Fr. I )

Kchwetzau, (Kreis Fraustadt.) Am Mittwoch Nachmittag um 2 Uhr brach in einem kleinen, einem Schuhmacher gehörigen Hause, Feuer aus, welches bei der gewaltigen Dürre so rasch um sich griff, daß gegen Abend zwei Drittel der Stadt vernichtet waren. (B. T )

Fn voriger Woche wurde die Stadl Szydlowice, im GonvernemenlRadow (Polen), größteulhcils einRaub derFlammen. Das Feuer wülhete zwei Tage laug und legte 285 Häuser in Asche; gegen 4000 Personen sind obdachlos.

Wien, 18. Aug. (Privatdepefche derAUg. Ztq." Die ungebetenen guten Dienste Englands wurden von beiden knez führenden Theilen ubgelehnt.

Aus der bissigen Nnnziatnr bat man verläßliche Nachrichten, daß keineswegs Kardinal Franchi, wie allgemein angenommen wirb, sondern Kardinal Bilio zum Nachfolger Aulonelli's ernannt werden sott. Die Auflösung des Letzteren wird täglich erwartet.

Wien, 19. Aug. O e st r e i ch, D e u t s ch l a nd, Fr a n k- reich »nd Italien haben ähnliche Noten nach Kon- stantinopel abgehen lassen, wie diejenige, welche Lord Derby, vom 9. August datirt, durch den englischen Bot­schafter Ellio! überreichen ließ, in der bekanntlich die Forderung aus­gesprochen wurde, den Grcuellhalen ein Ende zu setzen. (Rußland will seine Note durch den General Jgnatieff, der augenblicklich noch von Konstantinopel abwesend ist, persönlich übergeben lassen )

Dns Allerneueste ist, daß auch Italien feine große Welt­ausstellung haben wird, und zwar im Jahre 1880 in Rom, angeregt von einer französischen Gesellschaft; so sagen wenigstens einige Blätter. Von dem Plane bis zur Ausführung ist indeß unseres Bednnkens noch ein weiter Weg.

Wie derTimes" ans Madrid telegraphirt wird, herrscht in Spanien eine fürchterliche Hitze. Die Temperatur ist fast 3l «R. in schattigen Zimmern. Madrid ist gänzlich verödet und seine Straßen sind schweigsam. Nach einem andern Tele­gramm sind in Sevilla vierzig Feld-Arbeiter dem Sonnenstich erlegen. Die Weinstöcke verdorren in Folge der glühende» Hitze

Brüssel, 17. Aug. Nach einer Pariser Miiiheilung der Jndep. belge." ist General Berthand, der neue französische Kriegs- Minister, ein Zögling Niels, Republikaner vom linken Centrum und sehr antibonapanistisch. (Fr. I.)

Eine auffällige Nachricht bringt Hirich's Telegrapbenbureau untecm 15. ds. aus Ldessci. Nach demselben wurdeein östreichischer Paffagier- Lampsir mit vielen von Äonslantinopet flüchtenden Bulgaren und Ticher nagorzen auf offener See von einem englischen Kriegsschiffe angedalten und nach Waffen durchsucht ; gegen 40,0MGewehre und Hiebwaffen wurden demselben abgenommen." Hätte ein türkisches Kriegsschiff den östreichi- schen Dampfer angehalten und die Kriegskontrebande konfiszirt, oder hätte ein östreichischer Rcgierungsdampier seinen Landsmann ins Gebet ge­nommen, so wäre Rechtens geschehen. Wie aber eine neutrale Macht dazu kommt, kür eine der kämpsenden Parteien aus offener See Polizei- dienste zu versehen und ein Schiff, das noch dazu unter der Flagge eines anderen neutralen Staates fährt, anzubatten und auszuplündern denn im vorliegenden Falle hat Las englische Kriegsschiff einsach Seeräuberei betrieben, das geht doch selbst über die äußerste Grenze der Gemüth- licbke t. die Gras Andrafsy im diplomatischen Verkehr hegen darf. (In unterrichteten Kreisen ist von diesem Vorgang nichts bekannt.)

Dem am 15. d auf Arenenberg von der Ex-Kaiserin Eugenia und dem Prinzen Louis Napoleon abgchaitenen Empfang

wohrtten gegen 20 Treu-Gebliebene bei, worunter auch Nouher. Morgens ertönten Böllerschüsse, und Fest Gottesdienst wurde ab- gehalten, Mittags war Festdincr mit M,,sst und Abends Feuer­werk. Das sonstige militärische und diplomatische Element fehlte.

^Ber», 15. August. Unter den Telegrammen und Briefen, welche dem Fürsten Gortschakoff nach dem ans ihn ausgeübten Attentat zuge­gangen sind, befindet sich auch ein Beglückwünschungslchreiben der At- lentäterin selbst, was sür deren Geisteszustand gewiß bezeichnend ist. Für die ihr zu Theil gewordene rücksichtsvolle Behandlung, welche jedoch nicht verhindert habe, daß sie mit 2 gemeinen Diebinnen in die gleiche Zelle eingesperrt worden sei, dankend, empfiehlt sich dieselbe in diesem L-chreiben schließlich der gütigen Fürsorge des Fürsten, weites ihr pein­lich sei, auf Kosteneines kleinen, armen Gedirgslandes" ernährt zu werden. Betreffend ihre Tbat versichert sie dem Fürsten, sie Habs der Welt nur beweisen wollen, was eine auf das Aeußerste gebrachte Frau zu lhuu fähig sei.

Belgrad, >8. Ang. Die Türken haben einen Angriff auf die serbischen Vorposten bei Bielina gemacht, wurden aber zurückgeworsen.

Ragusa, 17. Au^. (Privatdepesche derFranksnrler Zeitung".) Die Türken gestehen ein, bei Mednn geschlagen zu sein. Die Montenegriner behaupten, daß sie 5000 gegen 20,000 gewesen seien. Die Türken sind bis Djnosi zurückgeworsen. Im montenegrinischen Bulletin heißt es: Jedes Bataillon metzelte über 1000, das Mattniceer-Bataillon allein 2000 Türken nieder. 11 türkische Fahnen wurden erobert. Der türkische Verlust wird auf 10,000, der der Montenegriner auf 400 angegeben. Ein­zelne Montenegriner lödtelen 6 Türken; den Preis aber errang Nooak Milosev, der mit dem Handschar 17 Türken tödtete. Großer Jubel herrscht in Ccltinje.

Semlin, 17. Aug. Der russische Czar hat die Pctthen- stelle beim serbischen Prinzen angenommen.

Ausführliche Nachrichten über die Schlacht bei Podgorizza sind bis zur Stunde noch nicht eingetroffen, dagegen verschiedene sogar linkische Bestätigungen der großen Niederlage Mahmud Paschas. Der Kampf war ein grauenhaft erbitterter, Pardon wurde von Montenegrinern wie Türken weder gegeben noch ge­nommen. Ei» gefangen genommenes türkisches Bataillon wurde, statt in Kriegsgefangenschaft abgefnhrt zu werden, bis auf den letzte» Mann niedergemetzelt. ^B. T.)

K o n st a n i i n o p e l, 18. Aug. Die Polizei kam auf die Spur einer Verschwörung: achlundvierzig Individuen sind ver­haftet worden. Der Plan ging dahin, Konstantinopel von Tera- via, Bujukdere und Enilei aus an zuzünden. Hier lebt Jedermann in ewiger Furcht. Man hält den Ausbruch einer Revolution für unmittelbar bevorstehend.

K o n st a » l i n o p el, 15. Ang. Die Affaire von Salonichi ging bloß von Stallen in Folge eines gewissen Telegramms, das folgende» Inhalt hatte:Der Deutsche Kaiser fordert sofortige Grnnglhiuiug. Geben Sie diese Mittheilnng als von Ihm kom­mend. Fruchtet sie nicht, so werden wir Maßregeln zu neh­men wissen, um die Würde des Reichs zu wahren "

Cincinnati, 28. Juli. Die Geschäftslosicsteit in den Vereinigten Staaten scheint sich mit jedem Tage eher zn verschlimmern, als zu bes­sern. Gestern hielten hier die beschäftigungslosen Arbeiter eine öffent­liche Versammlung ab, um die städtische» Behörden auszufordern, dem Nothstand der Arbeiter Abhülfe zu schaffen. Glücklicherweise befinden sich die erregten Geinntber ohne einen geeigneten Führer, sonst könnte es leicht zu ernstlichen Ruhestörungen kommen, denn schon gestern ver­kündete einer der Redner, daß das Motto der Beschäftigungslosen in Zukunft:Brod oder Blut!" lauten müsse.

Die Zeitungen und die Post.

(Schluß.)

Jetzt noch Zweckund lech nische Einrichtung der Zeitung.

Die Zeitung sollte von Haus aus nichts sein, als eine treue Chronica des Ortes und Tages, ein fortlaufendes Tagebuch; wie sie fortlaufend benützt wird, wissen wir.Heutzutage wird seiten der Jahrgang einer Zeitung Blatt sür Blatt aufbewahrt, obschon derselbe als eine gute Chronik der Weltbegebenheiten an­zusehen ist " Denn:die Zcytung ist ein vielseitiges Diorama, in dem sich aus einer Reihe beweglicher wechselnder Bilder Alles abspiegelt, was die Neugier reizt und die Geister entflammt, die Gedanken des Genies und die Jrrthümer des großen Haufens, die Träume der Staatsmänner und die gewaltigen Krastäußerungen der Völker."

Woher derMeidinger" kommt? Meidinger hat im Jahre 1845 eine sehr umfassende Uebersicht über die publicistischen Ar­beiten Deutschlands geschrieben, und was nicht in Meidinger, ist nicht.

Technisch betrachtet zerfällt die Zeitung in 4 Theile:

1) den politischen, wo bei den größeren auch die Leaders, die

Leiter, Leitartikel drin stehen,

2) die Correspondenzen,

3) das Feuilleton, das bei den großen unter dem Strich ist,

4) der Annoncen- oder Jnieratentheil.

Wegen des letzteren heißen auch die Zeitungen Jntelligenz- blätter, nicht deßhalb, weil sie Intelligenz verbreiten, sondern weil bei den Annoncen Intelligenz räthlich ist.

In Preußen wurde das Jittelligenzblattwesen im Jahre 1727 eingerichtet und das Berliner Jntelligenzblatt erschien am