licher Schriften hat sich der Heimgegangene um die Verallgemeine rung der Naturkunde und somit um die Verbreitung der Bildung überhaupt außerordentliche Verdienste erworben.

DieNordd. Allg. Ztg." macht daraus aufmerksam, daß den überschwemmten Elsässern aus Paris bereits mehr als 100,000 Franken zugewandt seien, während sie ans Berlin Alles in Allem bis jetzt nur 2773 Mark 80 Pfenig erhallen hätten, darunter allein 1500 Mark vom Vaterländischen Fraucn-Verein. Lei die­ser Gelegenheit sei erwähnt, daß die Schäden an den der Ernte nahen Früchten sich auf mehr als 3 Millionen Mart belaujen. Allein in einer Ortschaft, Gersthetm, sind zwanzig Häuser völlig zusammengestürzt und etwa 80 soweit eingestnrzt, daß sie völlig unbewohnbar sind. Dazu treten dann die mittelbaren Schäden durch die Verwüstung der Aecker und Felder, welche aus Jahre hinaus fühlbar bleiben werden.

Ein Korrespondent der Magdb, Ztg. klagt über die un­geheure Hitze, 28 bis 30 Grad Roaumur im Schatten, welche den Besuch der Ausstellung in Philadelphia sehr veeinträchiigl. Er hebt zu Nuz und Frommen der Besucher die kühlen Plätzchen hervor, an denen man sich einigermaßen erfrischen kann, und beschreibt seines derselben folgendermaßen:Ein anderes kühles Plätzchen findet sich in der Maschinenhalle- Dort befindet sich nemlich ein von einer Fabrik ansgestellter Riesenvenlilaior, der im Stande sein soll, per Minute l00,000 Kuvikjuß Lust einzu- saugen und einem Menschen de» Kopf abzureißen. Wie es sich mit der letzteren Behauptung verhält, weiß ich nicht, da noch Niemand den Versuch des Kopfabreißenlassens gemacht hat, aber mit den 100,000 kann es seine Nichtigkeit haben. Der Luftzug in der Nähe des Ventilators ist so stark, daß man die Oessnung desselben mit einem Gitter versehen mußte, um Unfälle zu ver­hüten. Hüte, Schirme und Umschlagelücher verschwanden wie durch Zanbergewalt fortgeschlcudeit in dem weiten Schlunde und fanden sich später in einem sehr abgerissenen Zustande auf der anderen Seite wieder. Daß die amerikanischen Apotheker ihr Publikum erst durch den Verkauf von Eiswasser, unreifem Obst und verfälschten Fruchtsäften krank machen, um es nachher durch theure Medizinen wieder zu kuriren, ist eine bekannte Thalsache, aber der Ventilator übenrifft in dieser Hinsicht alles bisher Da­gewesene: er scheint geradezu im Interesse der Aerzte und Beer- digungsgesellschaflen errichtet zu sein. Wie die Mücken das Licht, umschwärmen ihn die vor Hitze matten Ausstellungsbesucher und Besucherinnen; und kommen sie so naß wie eine eben aus dem Wasser gezogene Katze, in zwei Minuten sind sie trocken und abgekühlt, als hätten sie den ganzen Tag über in einem Eishause gesessen. Wer sich da nicht gerade die Schwindsucht holi, geht mindestens nicht ohne einen tüchtigen Schnupfen nach Hause."

Während die Sommelheriiigssischerei in der Nordsee in die­sem Jahre bisher einen sehr geringen Ertrag gegeben hat, ist dieselbe dagegen in der Ostsee, besonders an der Südküste Schwe­dens und bei Bornholm sehr ergiebig gewesen. Am 21. Juli machten die zahlreichen schwedischen Fischerboote, welche de» ganzen Sommer hindurch bei Bornholm fischten, sowie die eigenen Fischer der Insel einen ungemein reichen Fang. Die meisten Bote waren mit Heringen überladen, und viele Fischer mußten sogar einen Theil ihrer Netze in See zurücklassen, weil die Boote den ganzen Fang nicht ausnehmen konnten. Der Preis fiel in Folge dieses reichen Fanges sehr bedeutend.

Wien, 7. Aug. Der türkische Waffenerfolg bei Knjassevatz war ein so bedeutender, daß man in hiesigen politischen Kreisen ernstlich davon spricht, derselbe werde als die erwartete Enlschei-' düng betrachtet werden, so daß die großmächtliche Friedensoer- mitilung that sächlich ihren Anfang nehmen könnte. Ich kann allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen, ob diese Anschauung voll­kommen zutreffend ist; soviel jedoch darf als gewiß angenommen werden, daß namentlich in Rußland sehr lebhaft für ein Eingreifen in den Krieg agitirt wird, und daß man auch in den hiesigen maßgebenden Kreisen diese Erscheinung aufmerksam verfolgt. Nicht uninteressant ist, daß die türkischen Waffen ihren Erfolg eigent­lich einem Preußen zu verdanken haben. Blum Pascha, ein Preuße von Geburt, hatte dem türkischen Generalissimus einen Kriegsplan vorgelegt, ein zweiter wurde von General Klapka, dem militärischen Beirath der Pforte, dieser unterbreitet, und Abdul Kerim Pascha, der jetzige Oberbefehlshaber der türkischen Streitkräfle gegen die Slaven, verwarf in dem betreffenden Kriegsrath den Plan Klapkas und nahm jenen des Preußen Blum an, auf Grund dessen der Durchbruch der serbischen Ver- theidigungslinie am Timok erfolgte.

Wien, 8. Aug. Nachdem der deutsche Kaiser die Einla­dung nach Bayreuth angenommen hat, wird der vorgehabte Besuch in Ischl entfallen.

W i e n, 8. Aug. Die Pforte ordnete, um die Ischerkessischen Freiwilligen im Zaume zu halten, deren Einreihung in die Ar­mee an. (Sch. M.)

Wien, 9. Aug. Saitschar wurde von den Türken ohne Schwertstreich genommen, da die Serben es am 6. bereits ver­ließen. Osnzan Pascha hat jetzt dort sein Hauptquartier. Da­mit ist die ganze Timoklinie von den Serben aufgegeben. Lesch-

janin und Milutin sollen als Schuldträger der Niederlage vor das Kriegsgericht kommen. Auch Negotin soll schon von Türken besetzt sei». (Schw. M.)

Wien, 9. August. DiePolit. Correjp." meldet aus Belgrad vom heutigen Tage: General Tjchernajeff vereinigte sich gestern mit Oberst Horoaiovirs. Beide Armee-Corps nahmen Ausstellung, welche die Desilees von Banja und die außerhalb derselben liegenden Anhöhen vollständig beherrscht. Serbien Hai bis jetzt offiziell keinerlei Waffenstillstand oder sonstige Me­diation nachgesucht. Man hofft noch, würde aber Friedeusoer» Handlungen mit dem voraussichtlichen Ausgangspunkte der Wie­derherstellung des 8tatus puo ants gerne anknüpsen, jedoch ohne eine» Wechsel in der Person des Herrschers. Aus der Her­zegowina meidet diePolu. Correjp.": In Trebinje üble Aussichten. Moukhtar Pascha mußte seine Truppen auf halbe Ration setzen. Die türkische Bevölkerung der Stadt ist in hohem Grave enlmuthigt. Die Hoffnung auf Entsatz ist gering.

Ischl, 29. Juli. Heute Nachmittags passirle der Kaiser Franz Joseph, von seinem Adjutanten begleitet, dieRellenvach- Wildniß" ln dem Momenie, als ein etwa 4jähciger Knabe, welcher aus eine unaufgeklärte Weise an eine» steilen Abhang hinange- kletterl war, in die schwindelnde Tiefe stürzte. Auf das Ge schrei des Kindes übersetzte der Kaiser als gewandter Gebirgsjäger ein ca. 5 Meter breites Felsenriff, erfaßte mit sicherer Hand das an einer Wurzel über dem Abgrund hängende Kind und ließ eS durch Len herbeigeeilten Adjutanten in die Rettenbachmühle führen, wo sich die Mutter des Kindes, ein Salmen-Arbeiteriveib, befand. Der Kaiser erlheilte der Muiier einen strengen Verweis über die mangelhafte Beaufsichtigung ihres Kindes.

Agram, 8. August. Laut hier eingetroffene» zuverlässigen Nachrichten fand heule bei Topusko aus österreichischem Gebiet zwischen geflüchteten Insurgenten und verfolgenden türkischen Trup­pen ein bedeutendes Gefecht statt.

Lemberg, 7. Aug. Gestern wurde die Stadt Horodenka von einem großen Brande heimgesucht. 72 Häuser dortiger Israe­liten sind abgebrannt. Der Schaden ist größtentheils versichert. Gleichzeilig brach ein großer Brand in Kristianopel ans. 45 Häuser wurden ein Raus der Flammen. Zwei Einwohner sind ums Leben gekommen.

Paris, 6 Aua- Aus dem geheimen Archive der Geschichte er­hält derDaily Telegraph" von seinem Pariser Speciat-Corccspondcnten unter der lleberichriflGeheime Verträge von 1866" ein Tele­gramm mit Aufschlüssen über d e Entstehungs-Geschichte des Krieges von 186o. Danach deltanden in oe» Tniterien zwei Parteien: die österreichi­sche der Kaiserin und die Bismarct'jche des Prinzen Napoleon. Der Kaiser ienvele seinen Beller nach Floren;, nm Italien zu einem Schutz- und Trutz'Bündnlge mit Preuße» zu bewegen unter der Versprechung Venetiens. Gleichzeitig ward der Herzog v. Gramont nach Wien gesen­det, um ooczujchtagen. Venetien solle an Italien zurnckgegebeii werden als Entgelt für seine Neutralität, falls Krieg mit Preußen ausdräche. Wider Vermalhillig Napoleons lll. nahm Oesterreich diesen Borschlag an. der Kauer war rathtvs an) rieth dann Italien zum Hinausschieben des Krieges mit Österreich. Die italienische Negierung. die Preußen zur Kriegs-Erklärung gedrängt hatte, ändert nun tzlöptich ihre Politik/da Venetien ihr so wie so in den Schooß fallen mußte, und nun kam Bis­marck durch die schteumglte .Kriegs-Erklärung zuvor. Nach Sadowa rieth dann Dronyn de Lhuys Napoleon IU. zum Kriege gegen Preußen. Die Dekrete waren zur Veröffentlichung imMoniteur" fertig. Aber in der­selben Nacht trug Rouher den sieg über Dronyn de Lyuys davon, und die Kriegs-Idee ward jallen gelassen. (Fr. I.)

Paris, 10. Aug. DerAgence Havas" wird ans Bern vom heutigen Tage teleqraphirt: Gestern Abend schoß eine Russin zwei Mal aus einem Revolver auf den russischen Gesandten, Für­sten Gortschakoff, ohne ihn zu treffen. Die Frau ist verhaslet.

In Frankreich hat, wie derSchw. Merk." schreibt, die letzte Zählung im deutschen Reiche eine lebhafte Aufmerksamkeit erregt. An der Hand der Ziffern, welche die letzte deutsche Aufnahme geliefert hat, stellt man Vergleiche an zwischen der deutschen und französischen Bolkskrast. ImCorrespondant", einer wissenschaftlichen Wochenschrift, bespricht der ehemalige Abgeordnete Raudot vieles Thema. Indem er einen Zuwachs der Bevölkerung des deutschen Reiches von 1,700,0011 Seelen in vier Jahren lediglich in Folge des Ueberschusses der Geburten über die Sterbe-Fälle und trotz der Auswanderung seststellt, ruft er kla» gend aus:Sind diese Ziffern für Frankreich nicht schreckenerregend, dessen Bevölkerung, abgesehen vom Verluste Elsaß-Lothringens, von 1868 bis 1872 fast um eine halbe Million Köpfe abgenommen hat?" Gegen­über dem landläufigen Pochen auf den Geld-Reichthum Frankreichs und dem Gerede von der Verarmung Deutschlands trotz der Milliarden be­merkt Raudot, dadurch könne fich nur die Oberflächlichkeit beruhigen kaffen. Heute zähle Frankreich 6,029,899 Bewohner weniger als Deutschland. Bleibe das Verhältniß in den nächsten l6 Jahren gleich, so werde sich im Jahre 1892 ein Unterschied von über 13 Millionen Seelen zu Gunsten Deutschlands ergeben. Dieselbe werde sür Frankreich um so nachtheliger sein, als die militärische und auch productive Kraft eines Volles nicht btos in der Zahl der Männer reiferen Alters, sondern in der Zahl junger und krästiger Männer bestehe. Je mehr Geburten in einem Lande, desto mehr Rekruten nach 20 Jahren. (Fr. I.)

Das englische Kriegsministerium hat bestimmt, daß in Zu­kunft Offiziere, die sich Trunkenheit haben zu Schulden kommen lassen, vor ein Kriegsgericht gestellt und im Wiederholungsfall« schwer bestraft werden sollen.

Belgrad, 9. August. Offiziell wird gemeldet: Tschcr- najeff wurde durch fürstliches Dekret zum Oberkominandanten der vereinigten Timok- und Morawa-Armee ernannt. Es wurde ein« neue Operationslinie angenommen und in Folge dessen Saitschar ohne Kampf verlassen. Die Lini« Saitschar-«njazewatsch wurd«