Pretiosen, sowie auch — wahrscheinlich zu ihren Gunsten erschlichenen — Akten und Testamente. Hoffentlich wird die bereits eingeleitete Untersuchung die Folge haben, daß die Beschuldigte zur wohlverdienten Strafe herangezogen werden kann.
Hamburg, 24. Juli. Das Zentralhallentheater ist in verflossener Nacht total abgebrannt. Kein Theaterbesucher wurde beschädigt. Einzelne Mitglieder des Theaterpersonals und der Feuerwehr erhielten Brandwunden. (Sch. M.)
Wien, 21. Juli. Das „Tagblatt" meldet, daß zwischen de» Mächten ei» Gedanken-Austausch eingeleitet sei über das Verlassen des Nicht-Jntcrventions-Princips, damit die Menschen- Schlächtereien aufhöreu.
Wien. 22. Juli. (Allg. Z) Kaiser Wilhelm versprach auf seiner Rückreise von Gastein der Kaiserin in Ischl einen Besuch abzustatten. — Sultan Murad empfängt in der nächsten Woche das diplomatische Korps.
Wien, 24. Juli. Der serbische Ministerpräsident Ristics erklärte einem Korrespondenten, die Serben werden demnächst die Offensive ergreifen; man bereite sich auf eine Entscheidungsschlacht vor. (Schw. M)
Wien, 24. Juli. Das „Telegraphische Korrespondenzbureau" meldet aus Belgrad, 24. Juli: Der serbische General stab beschloß, daß General Tschernaseff Akpalanka, Babina Glava, sowie alle diejenigen Positionen räume, welche der Seraskiar Abdulkerim Pascha leicht einnehmen könnte.
Wien, 24. Juli. Die Pforte hat die wichtigsten Forderungen Rumäniens abgelehnt und besonders das Verlangen einer Gebietsabtretung und der rumänischen Jurisdiktion über die in der Türkei wohnenden Rumänen als undiskutirbar bezeichnet. — Die östr. Regierung hat der Pforte den vertraulichen Rath gegeben, das Anerbieten der in Konstantinopel ansässigen Ungarn zur Bildung einer Freiwilligenlegion abzulehnen, um ihr keine Verlegenheiten zu bereiten.
(Tod durchTürke n.) Die orientalischen Wirren haben in Paris einer unglücklichen alten Frau das Leben geraubt. Die Aermste, sie zählt 70 Jahre, hatte fast ihr ganzes Vermögen von 70,000 Franken in türkischen Papieren verloren. Im Hotel de la Bourse miethete sie sich Donnerstag ein Zimmer; als sie Freitag nicht herabkam, sah man im Zimmer nach und fand sie als Leiche. Mit einem Revolver hatte die Greisin dem Jammer über den Verlust ihres Vermögens ein Ende gemacht.
Petersburg, 22. Juli. Die Geldsammlung für Serbien, Montenegro und Bulgarien haben in ganz Rußland einen großen Umfang angenommen. In allen Kirchen werden Predigten für die Sammlung gehalten. Die Moskauer Landschaft hat 15,000 Rubel gezeichnet, die Moskauer Börseuältesten je 2000 Rubel, Philippesco, der diplomatische Agent von Rumänien, ist von hier abberufe» und abgereist.
In Basel hat am 20. d. M , wie die „N. Z. Z " erfährt, ein Sträfling, der sich aus seiner Zelle freizumachen wußte, zwei Wärter ermordet und dann, als er nach heftiger Gegenwehr eingefaugen wurde, sich selbst getödtet. Vorher hatte er noch einem andern Sträfling seine Zelle geöffnet, der gleichfalls einen ihm begegnenden Wärter umbrachte. Als auf den Verbrecher Jagd gemacht wurde, suchte er, ohne Aussicht zu entkommen, sich zu entleiben, wurde aber noch zu rechter Zeit ergriffen und sicht nun in strengem Gewahrsam der Strafe für sein Verbrechen entgegen.
Belgrad, 23. Juli. Offiziell. In dem Gefechte vom 22. d. bei Rakitnitza am Timok (wahrscheinlich Rakovitza, das hart an der Mündung des Timok in die Donau liegt,) wurden die Türken vollständig in die Flucht geschlagen.
Belgrad. 24. Juli. (Offiziell.) Die Türken griffen am 21. Juli mit 2000 Nizams und Artillerie die serbischen Velschanzungen bei Klein-Zwornik an, indem sie ihre Hauptgewalt gegen die Redoute richteten, welche das türkische User beherrscht und die Verbindung mit Groß-Zwornik und Bjelina erschwert. Diese Redoute wurde nur durch zwei Kompagnien vertheidigt; die Türken wurden auf ollen Punkten geschlagen und ließen 100 Todle auf dem Platze. Der türkische Verlust bei dem am 20. Juli auf die serbischen Verschanznngen unternommenen Angriff betrug 1000 Mann, der serbische Verlust 200 Mann an Tobten und Verwundeten. Gestern fand bei Rakitnitza am Timok ein Gefecht statt, worin die Türken vollständig in die Flucht geschlagen wurden. In der Schlacht bei Veliki-Jzwor am 18. Juli war das Feuer sehr heftig. Die serbische Artillerie fügte den Türken einen auf zwei bis drei Tausend geschätzten Verlust zu, worunter mehrere höhere Offiziere. Die Serben verloren bei dieser Gelegenheit keine Kanone, wie türkischerseits behauptet wird, sammelten vielmehr eine bedeutende Anzahl tür> kischer Gewehre auf. (St.-A)
Ko nstanti n op el, 22. Juli, Abends. (Amtliche Meldung.) Eine Adtheilung von 5000 Montenegrinern, welche den türkischen Posten bei Brana (?) angrfffen, wurden nach hartnäckigem Kampfe unter Zurücklassung von 200 Tobten zur Flucht genölhigt; die montenegrinischen Verschanzungen wurden zerstört.
Konst ant in ope l, 22. Juli. (Offiziell.) Hier selbst
sind 6000 Freiwillige eingeschrieben. Die Negierung hält die Zahl für genügend, und nimmt keine weiteren Anmeldungen an. Aus Widdin wird gemeldet: Die Türken schlugen ein serbisches Korps bei Nowoselo, letzteres hatte beträchtliche Verluste.
Konstantinopel. 24. Juli. Regierungstelegramm aus Mostar den 24. Juli. Mukhtar Pallcha stieß gestern Morgen bei Bielina unweit Newesinje auf den Feind und nahm nach 3stün- digem Gefecht alle Stellungen der Montenegriner, welche unter großen Verlusten sich zurückziehen mußten. (Bielina, selbstverständlich nicht zu verwechseln mit dem an der Drina befindlichen, liegt eine Meile nördlich von Nevesiuje. Es scheint, daß die Montenegriner zum Theil über Blagaj direkt, zum Theil mit dem Umweg über Bielina auf Mastor vorrückten.) (Sch. M.)
Auch die Ausstellung in Philadelphia arbeitet mit einem Deficit Ihre Tages-Einnahmen sind nicht einmal so groß, daß sie die Tages-Ausgaben aufwiegen.
Der Ammeister von Straßburg.
(Fortsetzung.)
„Als Eure Schwester meine Schuld erfahren und sich dann voll Entsetzen von mir gewandt, durchirrte ich Frankreich wie ein Verbrecher und war oft nahe daran, durch Selbstmord ein Leben zu enden, das mir verhaßt und zur Last geworden. Nur der Gedanke an meine Mutter und die Sehnsucht, durch irgend eine Thal meine Schuld in etwas zu sühnen, trieb mich ruhelos weiter. So kam ich zufällig nach Gucrat im Mittlern Frankreich und traf hier Euren Vater im Exil, doch nicht trostlos und verlassen, Katharina war bei ihm und galt in Männerkleidung, welche sie, um nicht entdeckt zu werden, beibehalten, für seinen Diener. Herr Dominikus Dietrich hat mir verziehen um der Rettung seines Kindes willen, er trug mir tausend Grüße an die Seinen auf, als er erfuhr, daß ich heimkehren wolle, um meine Mutter wiederzusehen, und läßt Ihnen durch meinen Mund den Trost sagen, daß Gottes Hand bis hierher ihn schützend bewahrt und mit Kraft erfüllt habe, und daß die Seinen nicht aushören sollten, zu beten und zu hoffen. Die List der Feinde solle an ihm zu Schanden werden."
„O, habt Dank, tausend Dank für diese tröstliche Nachricht," ries Armgard, tiefbewegt die Hand ihm reichend, „wenn das Böse auch für Augenblicke Gewalt über Eure Seele gewann, so wird doch Gott Eure Rene und Buße gnädig ansehen und das Gebet Derer anhöcen, denen Ihr Gutes gelhan."
„Ich danke Euch, edle Jungfrau," versetzte Günzer leise, „ja beict für mich, das Gebet eines reinen Herzens wird eine Leuchte sein auf meinem dunkeln Wege. Hakt Ihr mir etwas für Euren Vater aufzutrageu? Ich kehre ohne Säumen zu ihm zurück."
„Ei» Schreiben könnt Ihr verlieren und Euch selber damit iu's Unglück bringen, dem Vater aber und uns nur noch mehr schatwu," sprach Armgard sinnend, „Worte könnt Ihr in Eurer Brust verschließen; so bringt ihm denn unsere tausendfältigen Grüße zurück, sagt ihm, daß wir im Gebete Trost fänden und auf ein Wiedersehen hofften, segnet die Schwester, daß sie den Weg zum Vater gefunden und sein Stab geworden sei mitten unter den Feinden. Lebt wohl, Günzer! auch Ihr werdet den Frieden mit Euch selber und mit Gott wiederfinden.
Sie drückte ihm die Hand, nickte der alten Frau einen Gruß zu und schritt zur Thür.
Frau Günzer begleitete sie hinaus, vorsichtig die Hausthüre öffnend.
Da fühlten sich plötzlich die beiden Frauen zurückgedrängt, der Schein einer Blendlaterne fiel auf ihre schreckensbleichen Gesichter und angstvoll flüchteten sie in die Stube, wohin ihnen auf dem Fuße einige französische Soldaten folgten.
Die arme Mutter hatte nicht so viel Zeit, den Sohn zu warnen, der sich beim Anblick der Gefahr doch nicht feig zurückgezogen hätte.
„Im Namen des Gesetzes!" ertönte die Stimme des Prätors, der hinter den Soldaten auf der Schwelle stand und in diesem Augenblick den Stadtschreiber gewahrte.
„Sieh' da," setzte er überrascht hinzu, „ergreift den Burschen, er ist ein Spion und heimlich von seinem Posten gewichen."
Die Soldaten zögerten, sie schienen den Stadtschreiber zu erkennen, der als Freund der Franzosen bekannt war.
„Was zaudert Ihr, Eure Pflicht zu erfüllen!" fuhr Obrecht zornig fort, auf meine Verantwortung ergreift ihn und führt ihn in die Wache!"
Die Soldaten drangen auf Günzer ein.
Mit einem herzzerreißenden Angstschrei umschlang die unglückliche Mutter den Sohn, um ihn mit ihren schwachen Armen zu schützen.
Sanft machte er sich von ihr los und ließ die Halbohnmächtige in einen Lehnstuhl gleiten.
„Wollt Ihr mich der Vaterstadt als Sühnopfer ausliefern, Ulrich Obrecht?" sprach er ruhig, „das wäre fürwahr ein trauriges Schauspiel und könnte Euch wenig nützen. Lebend bekommt Ihr mich nicht in Eure Gewalt, seht her, dieses Messer ist zweischneidig, es könnte in der Verwirrung selbst dem mächtigen Prätor eine tödtliche Wunde schlagen."