seine Aufwartung gemacht und kehrt heute Nachts von Kissiugen zurück.
I» Ehrenthai iu Westpreußen ließ ein Elternpaar sein jüngstes halbjähriges Kind unter Aufsicht eines älteren iu der Stube; der ältere Knabe lief zum Spielen fort; ein Schwein drang iu die Stube, fraß dem armen Kinde Hände und Nase ab und richtete cs so furchtbar zu, daß es starb.
Wien, 4L Juli. Seit gestern will man hier wissen, daß man in Serbien bereits »ach einem Vermittler sür einen Waffen stillstand sucht. Wenn dies auch heute noch nicht Thatjache ist, so dürfte es doch bald eine solche werden. Derselben mag als Hinderniß nur die Macht der Omladiner-Partei entgegenslehen, ist diese einmal gebrochen, was wohl erst das Ergebnis; einer Reihe von Mißerfolgen der serbischen Armee sein wird, dann geht es auch mit dem Krieg zu Ende. In hiesigen Kreisen, die mit den serbischen Verhältnissen wohl vertraut und die gute Vertun düngen mit Serbien unterhalten, hat man von Anfang an nicht an der Niederlage der Serben gezweisclt. Man wußte, baß der Fürst und mit ihm die ganze wohlhabende gemäßigte Partei in Serbien von den Omladinisten znm Kriege gedrängt wurde, und daß sie denselben nur mit Widerwillen eröffnet. (Sch. M.)
Lonon, 12. Juli. Der König von Griechenland ist heute hier eingetroffen. (Sch. M.)
Die „Presse" läßt sich aus Wien, angeblich aus sicherer Quelle, telegraphiren, 1) daß der Fürst Milan sich an das Petersburger Cabinet gewendet habe, um dessen Vermittlung behufs eines Waffenstillstandes auzurufen; 2) daß der General Jgnalieff beauftragt worden sei, den Antrag des Fürsten dem Divan zu übermitteln; 3) daß der Divan geantwortet hätte, mit einem Rebellen könne man keinen Waffenstillstand abschließen. (F. I )
Wien, 14. Juli. (Allg. Ztg.) Das Wiener und das St. Petersburger Kabinet verständigten die Großmächte über die Reichstadter Abmachungen. Die in Aussicht genommene Salzburger Zusammenkunft des Fürsten Bismarck mit dem Grasen Andrassy unterbleibt, bis auf dem Kriegsschauplatz ein entscheidender Schlag gethan ist. Das Gerücht, Fürst Milan habe um Bewilligung eines Waffenstillstandes nachgesucht, wird dementirt. Zugleich wird ein eventuelles derartiges Ansuchen als aussichtslos bezeichnet. Sowohl Oestreich als auch Rußland würden die Vermittlung eines Waffenstillstandes ablehnen. — Serbische Truppen marschirten trotz eingelegten Protestes durch östreichisches Gebiet bei Drenkowa.
Wien, l4. Juli. Ein Telegramm meldet die Ermordung des Gouverneurs von Rustschuk, Assim Pascha, durch den dortigen Pöbel. (St.-A.)
Wien, 14. Juli. Ein vom auswärtigen Amte inspi- rirter Artikel des „Fremdenblatt" stellt ei» Unterliegen Serbiens in sichere Aussicht, namentlich Angesichts der mehr und mehr her- vortretcnden Sympathieen der bosnischen Bevölkerung sür Oestreich. Diese Sympathien gestatten nicht länger, die Eventualität eines Anschlusses Bosniens an Oesterreich unbedingt zurückzuweisen. — An den maßgebenden Stellen macht man kein Hehl mehr daraus, daß die Annexion Bosniens jetzt in das politische Programm Andrassy's ausgenommen sei. Dies wird als Wendepunkt der österreichischen Politik uns als die bedeutendste Frucht dere Entrevue von Reichstadt dargestcllt.
Wien, 15. Juli. Das „Telegr. Corresp.-Bureau" meldet aus Tuagno: Die Insurgenten griffen vorgestern die Türken zwischen Duca und Ranjevoselo an und warfen dieselben gegen Nepun zurück, wo sich ein heftiges Gsschützseuer entwickelte. Nach einem dreistündigen Kampfe zogen sich die Insurgenten gegen Gradac zurück. Beide Theile erlitten großen Verluste. Auch Montenegriner nahmen an dem Kampfe Theil. Pcco Paolovics und Musste sind am 13. Juli mit 4000 Mann bei Dubnavitza Oltaja eingetroffen.
Wien, 15. Juli. Die heutigen Berichte bestätigen, daß in den Gefechten bei W idd in schließlich die Türken Sieger blieben. Es wurde am 13. bis Mitternacht gekämpft. Die Serben verloren ihre Geschütze. Man hofft, das türkische Hauptquartier werde nächster Tage aus serbischem Gebiete sein. Die Serben gingen über den Timor zurück. Selbst in Belgrad wird von Ljeschanins Niederlage gesprochen und man fürchtet Unruhen.
(Sch. M.)
Die gemeldete und dann wieder in Abrede gestellte Nachricht von der durch Oesterreich verfügten Sperrung des Hafens von Klek sür die türkischen Truppentransporte wird jetzt von Wien aus hochosfiziöS bestätigt. (B. T.)
Lond on, 14. Juli. Beim Empfange von 2 Deputationen, welche sich zu Gunsten der Nichtinteroentions-Politik aussprachen, hielt Lord Derby höchst friedliche Reden: England Halle an der Politik der Nichtinteroention fest, ausgenommen wenn es sich um gute Dienste für den Frieden handle; auch die anderen Großmächte seien friedlich gesinnt; er befürchte nicht die Ausdehnung des Krieges auf Europa.
London, 15. Juli. Gestern sprang der Kessel des Panzer-Schiffes „Thunderer", dabei kamen 25 Personen mn's Leben, 56 wurden verwundet.
Bukarest, 15. Juli. In der Abgeordnetenkammer beantragte der Abg. Ghergel im Namen von 80 Deputirten, das vorige Ministerium in Anklage-Zustand zu versetzen.
Die Pforte soll ein Dekret beschlossen haben, welches die Absetzung des Fürsten Milan ausspricht und das serbische Volk aufforderl, zur Wahl eines neuen Fürsten zu schreiten. Dieses Dekret wird gleichzeitig den Mächten und dem serbischen Volke zur Kenntniß gebracht werden. Wirkung verspricht man sich in- deß wohl schwerlich davon. Man behauptet inzwischen, daß der L-ulta» kränker war, als man allgemein hier und anderwärts glauben wollte. Lebensgefährlich war wohl sei» Zustand nicht, aber er wurde die Nächte von heftigem Fieber geplagt, das manchmal bis zum Delirium ausartete. Nun ist er auf dem Wege der Besserung, aber es geht sehr langsam damit. In der Thal hat der Mann in der letzten Zeit eine Reihe von Aufregungen durchgemacht, die den kräftigsten Mann hätten niederwerfe» können. Murad V. ist aber kein Riese, und so ist denn auch sein Bart, den er seit seiner Thronbesteigung hatte wachsen lassen, in dieser kurzen Zeit grau geworden.
K o n sta n t i n o p e l, 12. Juli. Zahlreiche Freiwillige, darunter auch einige aus der christlichen Bevölkerung, haben sich anwerben lassen. Die Regierung hat an die militärischen Befehlshaber die Weisung erlassen, die Freiwilligen gleich den regulären Soldaten zu behandeln, auch darüber zu wachen, daß sämmtliche Heeresangehörige beim Einmärsche in Serbien und die aufständischen Gebiete die Pflichten der Menschlichkeit gegen friedliche Einwohner beobachten. Der Sultan und dessen Mutter haben 20,000 Livres sür Kriegszwecke gezeichnet. — Ebenso meldet die „Polit. Korr." aus Bulgarien: „Viele griechische Gemeinden Bulgariens haben sich erboten, dem Sultan Freiwillige zu stellen. An mehreren Orten in Bulgarien sind griechische Freiwillige mit bulgarischen Insurgenten handgemein geworden. Das Verhältniß zwischen Griechen und Bulgaren wird immer gespannter." —
Konstantinopel, 15. Juli. Die Journale veröffentlichen eine Erklärung der Negierung, milche, indem sie die Verantwortlichkeit für den Kampi auf Serbien schiebt, sagt: die Pforte werde sich bemühen, den Kampf rasch zu beendigen, um die beabsichtigten Reformen und Verbesserungen durchführen zu können. Heute hat ein wichtiger Ministerrath, zu welchem auch andere hohe Würdeultäger zugezogen waren, srattgefunden.
Kalafat, 12. Juli. Soeben um 1 Uhr Mittags greifen 8 Bataillone, 2 Batterien und Tscherkessen die bei Gensovac (in der Nähe von Widdin) verschanzten »nd vereinigten serbischen Slreifkolonneu an. Der Kampf dürfte erst morgen entschieden werden. — Den >3. Juli. Nach Mündigem Kampfe wurden die Serben aus ihrer Ausstellung bei Gensovac bis nach Brigova am Timok zurückgeschlagen. Morgen wird Fasli Pascha, verstärkt durch Achmed Pasch, bei Brigova den Timok forciren. Abdul Kerim Pascha soll bis zur Formirung von dreißig Reservebataillonen in Sofia verbleiben.
Die Ungewißheit über die wirklichen Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze ist heute dieselbe wie gestern. Aus beiden Lagern treffen fortwährend Siegesdepeschen ein und doch ist es erwiesen, daß bis in die letzten Tage ein wirklich ernstes Gefecht kaum vorgekommmen ist. Aus Serbien kommt folgende Depesche: Der Gouverneur von Bosnien meldet: Ich habe am 11. Juli Nachrichten erhalten, welche bestätigen, daß die türkische Armee bei allen ihren Stellungen bei Widdr», Nissa, Novi-Bazar, Nissegrad und Bjolina die Serben siegreich zurückgeworfen und daß diese große Verluste an Mannschaft und Kriegsmaterial erlitten hat. (Des serbisch-russischen Generals Tschernajeffs Abschneidung und Jsolirung soll sich nach der „A. A. Ztg." bestätigen.)
Vom Kriegsschauplätze fehlen neuere und einschneidende Nachrichten. Aus allen Meldungen geht hervor, daß von hüben und drüben jedes kleine Engagement gleich zu einem kleinen „Sa- dowa" oder „Sedan" fürs Ausland aufgebläht wird. Die gegenseitigen Stellungen am Timok sind noch unverändert. Alle bisherigen Gefechte fanden nur zwischen Irregulären und serbischen Streifkolonnen statt; letztere haben vielen Schaden und Schrecken verursacht. Es wird jedoch zu Bekämpfung dieser Freischaaren bei Belaraba, drei Stunden von Widdin, aus neu dorthin gesandten Truppen unter Fazyl Pascha ein größeres fliegendes Korps zusammengestellt. In Widdin treffen täglich per Schiff größere Verstärkungen aus Asien ein, weßhalb bald eine entscheidende Aktion erwartet werden kann. Ebenso verhält es sich bei Nisch, wo Tschernajeff wohl Terrain gewinnt, ohne daß eben ein ernsteres Treffen stattgefunden hätte. So meldet ein türkenfreuudlicher Bericht, während man aus Belgrad von serbischer Seite ebenfalls depeschirt: Die militärische Situation ist unverändert. Beide Theile behaupten ihre Stellungen. Es haben nur unbedeutende Zusammenstöße ftattgefunden. Die türkischen Schiffe bombardiren die insurgirten türkischen Dörfer bei Widdin.
Geldkurs der k. Ltaat-kaffenverwaltung
vom 13. Juli 1876.
20-Francenstücke. 18 14 ^