von Oesterreich begab sich nach Prag. — Die ganze Zusammenkunft, welche zunächst den Charakter einer rein persönlichen Begegnung der Monarchen und ihrer leitenden Minister an sich trug, gestaltete sich zu einer von so warmem und herzlichem Charakter, daß sie aus das beste und vollständigste Einverständniß beider Staaten schließen läßt.
Metz, 9. Juli. In Spittel hat ebenfalls ein großes Grubenunglück stattgefunden. Bon 150 Arbeitern, welche in der Nacht vom 5. auf den 6. d. M. in dem Kohlenschachle beschäftigt waren, kamen nur drei ohne Verletzungen davon; 38 blieben auf der Stelle todt; 106 wurden zum Theil so erheblich verletzt, daß mehrere im Laufe des folgenden Tages starben. Am härtesten von dem Unglück betroffen ist das Dorf Lauterbach, das allein 18 Tobte und 24 Verwundete zählt. Mehrere Familen habe» fämmtliche erwachsene Mitglieder verloren. Etwa 2 Drilttheil der Verunglückten sind Familienväter, welche ihre Angehörigen im bittersten Elende zurücklassen.
Wien, 8. Juli. (Allg. Ztg.) Eine Pcivatbepesche meldet die Niederlage des in Bosnien eingefallenen Generals Zach und das Nachdriirgen der siegreichen Türken auf serbisches Gebiet.
Wien, 9. Juli. (Allg. Ztg.) Der Kaiser auf der Rückreise von Reichstädt begriffen, erklärte auf dem Bahnhof zu Aussig den Abgeordneten Ruß und Wolfrum: er kehre freudig und zu- frieden von der Begegnung mit dem Kaiser Alexander zurück. Die Herren könnten beruhigt sein.
Einem Telegramm der „Allg. Zlg." aus Wien, 10. Juli, zufolge hätte die deutsche Flotte Salonichi mit versiegelter, erst auf See zu öffnender Ordre verlassen. (St A.)
Wien. 10. Juli. Das „Telcgr. Korrefp.-Bureau" meldet: Ueber das Ergebniß der Kaiserbegegnung in Reichstadt verlautet: Die beiden Großmächte stimmen in dem Prinzipe der Nichtintervention überein und behalten sich vor, sobald die kriegerischen Ereignisse eine Entscheidung herbeigesührt haben, mit allen christlichen Großmächten ein vertrauliches Einvernehmen zu erzielen. Der Eindruck im ganzen ist der, daß jede Gefahr, den Krieg über die bisherigen Grenzen nach Europa getragen zu sehen, als beseitigt angesehen wird.
London, 10. Juli. Dem „Rcuter'schen Büreau" geht aus Athen folgende Meldung zu: Die griechische Negierung hat am Sonntag Abend ein Telegramm aus Salonichi erhalten, wonach die Garnison von Salonichi plötzlich zur Verstärkung der Türken bei Mitrovitza (im Sandjak Novibazar) mittelst der Eisenbahn abgesendet wäre. Die Serben seien im Vormarsche gegen Mitrovitza; cs werde besürchtet, daß die Verbindung zwischen der türkischen Armee und Salonichi unterbrochen werden könnte.
Zürich, 10. Juli. In Elgg, im Kanton Zürich, sind Samstag Nacht 52 Häuser abgebrannt, wobei zwei Frauen umkamen; ein der Brandstiftung verdächtiger Mensch ist verhaftet worden.
Belgrad, 11. Juli. Die Serben nahmen das türkische Lager bei Jaruna (?). Der serbische Oberst Ostoitsch besetzte die von Widdin nach Nisch führende Heeresstraße und schnitt die türkischen Verbindungen ab.
In Belgrad fängt man an große Augen zu machen. Die ersten Verwnndeten-Transporte langten an, da die Feldfpitäler nicht ausreichten. Man klagt bereits über Mangel an Aerzten. Dagegen läßt sich die Geldfrage etwas besser an. Dem serbischen Minister Protisch ist es gelungen, bei bulgarischen und griechischen Bankhäusern in Odessa einen Theil der türkischen Staatsanleihe unterzubringen. Die russische Regierung hat dagegen die offizielle Auflegung der Subskription an der Moskauer und Petersburger Börse nicht gestattet. Es war aber sehr Zeit, daß Geld anlangte; denn es droht ein seltsamer Strike. Da nemlich die Beschränkung der Gehälter der Staatsbeamten auch auf die Vertreter im Auslande erstreckt wurde, haben sich einige dieser diplomatischen Vertreter bei Ristics beklagt und bemerkt, daß sie unter solchen Verhältnissen nicht im Stande sind, auf ihrem Posten zu verbleiben. Der Minister des Aeußern hat eine besänftigende Antwort ertheilt und die unverkürzte Auszahlung der Bezüge in Aussicht gestellt. Und so bleibt, Dank der Hilfe aus Odessa, Alles beim Alten. (B. T.)
Aus Bosnien meldet die Pol. Correspondenz: Die katholischen Bosniaken sind in großer Bewegung gegenüber den Absichten Serbiens auf die Eroberung Bosniens, und beabsichtigen einen Appell an Oestreich wegen Schutzes ihrer Interessen.
Der Correspondent der „Daily News" bestätigt den Bericht über die in Bulgarien begangenen Scheußlichkeiten. Nach authentischen Nachrichten wurden 40 Frauen lebendig verbrannt und der Bericht eines Consuls spricht von 12,000 Todten. (Sch. B.)
Cettinje, 11. Juli. Die Montenegriner erstürmten Gaczko (früheres Hauptquartier Mukhtar Pascha's), der Dugapalast wurde von Türken ganz gesäubert.
Konstantinopel, 8. Juli. Nachricht der Regierung vom Kriegsschauplätze. Bei dem Kampf am 6. Juli (nach den serbischen Berichten unentschieden) bei Sienitza im Kreise Novibazar verfügten die Serben über Streitkräste von 15,000 Man«; der Divisionsgeneral Mehmed Ali Pascha konnte nur 9 Bataillone entgegenstellen; trotzdem wurden die Serben zurück
geworfen und bis in die Verschanz»,igen von den Türken verfolgt. Die Serben verloren 1500 Tobte und ebenso viel Verwundete. Eine beträchtliche Anzahl von Gewehren und viel Munition wurde erbeutet.
K o nst a n l i n o p e l, 10. Juli. Der Regierung geht vom Kriegsschauplätze folgende Meldung zu: Am Freitag wurden die Befestigungen von Novi-Bazar von den serbischen Truppen angegriffen, diese aber unter Zurücklassung von 500 Todten und zahlreichen Verwundeten vollständig zurückgeschlagen. Ebenso erlitten die serbischen Truppen, welche am Samstag die türkische Stellung bei Sokidja angriffen, eine gänzliche Niederlage. Sie verloren 300 Tobte, viele Waffen und 2 Kanonen. Der Vertust der Türken ist geringfügig.
K o nst anl i no p e l, 11. Juli. Nach einem Regierungs- Telegramm fand bei Sabahkadi (Bezirk Belgradschick) ein fünfstündiger Kamps statt. Oberst Hassan Bey schlug ein serbisches Corps von 2000 Mann und verfolgte es bis zu einem auf serbischem Gebiete gelegenen Dorfe, welches im Laufe des Gefechts abbrannte. Die Türken eroberten viele Waffen und Munition.
Der Befehlshaber des Reservecorps griff die Insurgenten bei Sobire (Bosnien) an und zwang dieselben nach zweistündigem Kampf auf östreichisches Gebiet überzutretcn. (Fr. I.)
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben am 4.
Juli das 100jährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeitserklärung, ihren Geburtstag, gefeiert. Der Schauplatz dieser weltgeschichtlichen Thal war am 4. Juli 1776 die Stadt Philadelphia, in ihr saub vaher auch die Hauptfeier des Erinnerungsfestcs statt, wie denn auch die Ausstellung ihr zu Ehren veranstaltet worden ist. — Auch in Newyork und allen großen Städten wurde der Festtag durch Läuten der Glocken, Kanonenschüsse, Festzüge, Vor- lefen der Unabhängigkeitserklärung und patriotische Reden gefeiert.
Der Ammeister von Straßbnrg.
(Fortsetzung.)
Der Ammeister Dominikus Dietrich war mittlerweile in Paris angelangt und in einem anständigen Gasthvf, wo es ihm au nichts mangelte, untergedracht worden.
Man begegnete ihm sogar mit vieler Achtung und Höflichkeit, und vergebens zerbrach sich der würdige Mann den Kopf, was man hier eigentlich mit ihm bezwecke.
Er halte die königliche Weisung erhalten, täglich in feinen Amtskleidern, in denen er sonst im Rath zu sitzen pflegte, bei Hofe anfzuwarten.
Dort mußte er stundenlang in den Vorzimmern harren, bis ihm gesagt wurde, daß er gehen könne.
Daß eine solche Prozedur die ärgste Demüthigung und Folter für eine» Mann wie Dominikus Dietrich sein mußte, ist wohl erklärlich, wenn man sich den freien deutschen Reichsbürger damaliger Zeit vorstellt und nun gar einen regierenden Bürgermeister, wie dieser Greis es gewesen, deutsch vom Scheitel bis zur Sohle, von redlicher und aufopferndster Gesinnung, der so lange die Freiheit der ihm anvertrauten Stadt mannhaft gewahrt und nicht gewankt hatte, soviel er auch von dem listigen Ludwig ! und seinen Räthen in Versuchung geführt worden war. ^
Einmal wagte er es, um eine Erklärung dieser so seltsamen ! Maßregel zu bitten, r
Da ließ ihm der erste Minister Louvois, in dessen Vorzimmer er wie gewöhnlich warten mußte, sagen: „Man würde es ihm mittheilen, wenn es Zeit wäre." j
Traurig kehrte der unglückliche Mann in den Gasthof zu- ! rück. Er bemerkte es nicht, daß ihm ein junger Mann vom könig- ^ lichen Schlosse folgte und zögernd nach ihm den Gasthof betrat. !
Trostlos saß der Ammeister in einem Sessel, sein Schicksal überdenkend. Fern von der geliebten Vaterstadt, fern von Seelen, die er so sehr liebte und die er vielleicht im Leben nicht wieder sehen sollte, einem ungewissen Loose, einer täglichen Erniedrigung preisgegeben, kam noch der große Schmerz um das große Unglück Straßburgs und zum Schluffe die fürchterliche Erinnerung um die verlorene Tochter hinzu, um ihn vollends zu zermalmen.
Dann aber rang sich die geistige Kraft des Greises wieder mächtig empor, das fromme deutsche Herz suchte Schutz und Hülfe bei Dem, der die Mächtigsten der Erde zerschmettern kann mit seinem Blitzstrahl, und ein inniges Gebet stärkte wunderbar den sinkenden Much des so schwer Geprüften, der, auf die wilden Wogen des Lebens hinausgeworfen, Alles ringsumher versinken sah, was ihm lieb und theuer und wofür er so mannhaft gekämpft.
„Dein Wille geschehe, Herr!" betete er mit fester Stimme.
Da wurde die Thür geöffnet, — der Wirlh fragte an, ob dem Herrn der Besuch eines Fremden willkommen sei.
Die Thür schloß sich hinter dem Eintretenden, der mit gesenktem Haupte demüthig stehen blieb.
Herr Dominikus betrachtete ihn forschend; eine seltsame Aehnlichkeit machte ihm das Herz schneller schlagen.
Jetzt blickte der Fremde auf und begegnete dem starren Auge des Ammeisters, welcher die Hand gegen die Stirne preßte, als ob er seinen Sinnen nicht trauen dürfe.
Der Fremde legte bedeutungsvoll den Finger auf die Lippen, um anzudeujen, daß jedenfalls draußen gehorcht werde.