vorhanden, daß der Kaiser im Laufe des Sommers den Elsaß besucht.
Die Affaire Kolo w rat-Auersperg hat damit ihr Ende gesunden, daß der Kaiser kraft seines Begnadigungs-Rechtes die Einstellung der Untersuchung anbesohlen. Auch die über den Grafen Kolowrat verhängte Hast in der Kaserne ist aufgehoben, und demselben von Seiten des Platz-Commandos nur bedeutet worden, die Kaserne bei Tage nicht zu verlassen und sich überhaupt nicht auffällig zu zeigen.
Madrid, 13. Mai. Die Kortes nahmen mit 220 gegen 84 Stimmen den Artikel 11 der Verfassung über Religionsfreiheit an. Derselbe lautet: Die Nation verpflichtet sich zur Unterhaltung des Kultus und der Diener der kath. Religion, welche die Staatsreligion ist. Auf spanischem Äebieie darf 'Niemand wegen seiner religiösen Meinungen oder wegen Ausübung feines besonderen Kultus, unter Vorbehalt der der christlichen Sittenlehre gebührenden Achtung, verfolgt werden. Es sind jedoch keine anderen öffentlichen Zeremonien oder Kundgebungen gestaltet, als die der Staatsreligion.
Salonichi, 16. Mai. Die 6 Hauptschuldigen sind heute zum Tode verurtheilt und sofort hingerichtet worden. Die Untersuchung gegen die übrigen dauert fort, es herrscht vollständige Ruhe.
Sissek, 17. Mai. Nach hier eiugetroffenen Nachrichten hat bei Bugim in Türkisch-Kroatien zwischen 3Ü00 Türken und 1000 Insurgenten ein heftiger Kampf stattgefunden. Die Insurgenten griffen die Türken mit dem Bajonett an und schlugen sie in die Flucht. (H. T. B.)
Dr. Kühl mann, Direktor der türkischen Eisenbahnen, ist ermordet worden. Dieser noch junge Mann war ein Münchener, früher Advokat und ein eifriger Führer der liberalen Partei, zuletzt auch, ehe er die ihm nun so schlimm gewordene Stellung antrat, Abgeordneter für München im bayrischen Landtag. Er hatte eine Tochter des Dichters Oskar v. Redwitz zur Frau.
Die „Post" schreibt: In Konstantinopel gährt es sehr. Viele dort lebende reiche Europäer, namentlich auch die Diplomaten, haben ihre Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht. Der Sultan läßt sich nicht sehen. Aus Furcht, in seinem Palaste zu verbrennen, hat er sich ein ganz eisernes Zimmer errichten lassen, dessen Wände mit Eisen gepanzert sind, die Möbel sind ebenfalls von Eisen, und der Herrscher der Gläubigen hat sein Bett in einem eisernen Kasten aufgeschlagen. Dem Volke zeigt er sich selten und nur mit Benützung aller möglichen Vorsichtsmaßregeln. Der Thronfolger Mehemed Murad Effendi, Sohn des verstorbenen Sultans, Abdul Medschid-, ist entflohen. Man fürchtet, daß er sich bei einem Aufstande an die Spitze der Rebellen stellen will. — Ferner wird der „Post" aus Petersburg gemeldet, in dem bosnischen Städtchen Priedor wären von Selim Pascha 2000 Christen uiedergehauen, wie denn überhaupt von Petersburg aus aus die Lage der Türkei und namentlich die Aufregung in Konstantinopel mit den düstersten Farben geschildert wird.
Die Maurermeister von Glasgow beabsichtigen, dem „Glasgow Herald" zufolge, deutsche Arbeiter eiNzusührcn, die um 2'/, Sgr. die Stunde billiger arbeiten wollen als die
einheimischen Arbeiter. Auch die Zimmermeister von Southport wollen wegen des Slriks der Zimmerleute sich Arbeiter aus Deusch- land kommen lassen. Es ist nicht gar lange her, da versuchten die englische Grubenbesitzer ein gleiches Manöver, durch deutsche Arbeiter die finkenden Engländer zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Den deutschen Auswanderern mit ihrer geringen Sprachkenntniß, ihrer anderen Lebens- und Anschauungsweise, ging es schlecht, verzweifelt schlecht sogar in England; denn nicht nur, daß sie sich schwer zurechtfanden, es wurde ihnen auch das Leben von den einheimischen Arbeitern täglich bedroht. Schließlich kam der größte Theil der Auswanderer an goldenen Hoffnungen ärmer, an schweren Enttäuschungen reicher in die Heimalh zurück.
Der Prinz von Wales ist am 1t. Mai nach sechsmonatlicher Abwesenheit nach England zurückgekehrt, und ist ihm ein Empfang zu Theil geworden, wie er wärmer kaum hätte sein können, wenn der Prinz Indien statt besucht, erobert hätte.
(Wo sind die Millionen geblieben!) Aus den Erläuterungen, dieser englische Finanzdevollmächtigte Cave über den eigentlichen Bestand der egyptischeu Schuld, wie er ihn befunden hat, giebt, erhellt, daß das jüngste Finanzdekret des Vizekönigs die Schuld Egyptens um zwei bis drei Millionen Pfund S t e r li» g zn hoch beziffert, von denen man nichts positiv weiß, von wannen sie kommen noch wohin sie gehen. Nur vermuthungsweise darf vielleicht gesagt werden, daß der Vizekönig als Entschädigung für seine letzthin dem Finanzstudium gewidmete kostbare Zeit diese Kleinigkeit von 40—60 Millionen Mark für seine Tasche hat herausrechnen lassen. Das wäre allerdings ein ganz angenehmes Privatgcschäftchen.
Allerlei.
(Ueder die Tageszeit,) in der die meisten Todesfälle Vorkommen, enthält ein Schreiben des vr. Lawson an die West Riding Asylum Medical Reports mehrere interessante Beobachtungen. vr. Lawson hat gefunden, daß bei chronischen Krankheiten die Todesfälle am zahlreichsten zwischen 8 — 10 Uhr Vormittags Vorkommen und am seltensten zwischen 8—10 Uhr Abends sind. Was die acuten Krankheiten betrifft, so hat sich heransgestellt, daß die meisten Todesfälle entweder ganz früh Morgens oder spät Abends stattsinden. Diese Beobachtungen stimmen mit der Theorie vollkommen überein. Ta früh Morgens die Lebensthätigkeit am geringsten ist und im Laufe des Nachmittags ansteigt, so ist darin die Thatsache erklärt, daß die chronisch Kranken am häufigsten Morgens und am seltensten Abends sterben. Die Todesfälle bei acuten Krankheiten am Abend erklären sich aus dem regelmäßigen Anschwellen der Fieberbewegungen in den Abendstunden und der dadurch hervorgerufenen Consumtion der Lebenskraft.
— Gesichert. Schaffner, „Bitte meine Herren, die Billete." — Reisender- „Ei, Himmelkreuzschockschwerenothsdonnerwetter, sollen mich doch gleich 10 Millionen Tonnen Teufel Haarweib fressen, wenn ich nicht gleich mein Billet finden kann! Ah da ist's ja; nach Elberfeld." — Mitreisender: „Aber, lieber Herr, wenn sie so gar gotteslästerlich fluchen, kommen Sie mit Ihrem Billet sicher eher in die Hölle, als nach Elberfeld." — Reisender: „Das schad't gar nix; ich habe ein Rückbillet."
Amtliche und Privat-Bekauntmachnngen.
Gültlingen,
Oberamts Nagold.
VergkbunA »lttl Bauarbeiter«.
Die hiesige Gemeinde beabsichtigt, nachstehende Bauarbeiten im Wege der schriftlichen Submission zu vergeben:
Bauobjekt.
Grab-,
Maurer
und
Steinhau- , erarbeit.
Gipser
arbeit.
Zimmer
arbeit.
Schreiner
arbeit.
Schlosier-
arbeit.
Glaser
arbeit.
Flaschner
arbeit.
Anstrich-
arbeit-
Pflaster
arbeit.
I. Umbau des Rathhauses....
1247
45
508 81
268 7
987 39
480 25
r/6l
74 90
-/h
289 57
233 —
-6,
II. Einrichtung eines Schulabtritts .
221
61
— —
106 2
47 42
67 60
10 29
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III. Baureparatur auf dem Haselstal- ler Hof.
I
IV. Verblendung des neuen Schulhauses rc.
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417 39
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127 11
320 —
Tüchtige Handwerksleute werden eiugeladen, ihre Offerte, in welchen die Angebote für die einzelnen Bauobjekte und der Abstreich an den Ueberschlagspreisen in Procenten auszudrücken ist, schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift
„Angebot für (Bauobjekt I, II., Hl. oder IV. ) in Gültlingen (.Arbeit)"
versehen längstens bis
Montag den 22. Mai, Vormittags 10 Uhr,
auf dem Rathszimmer in Gültlingen abzugeben, zu welcher Stunde die urkundliche Eröffnung der eingelausenen Offerte statlfindet, welcher die Submittenten anwohnen können.
Pläne, Kostcnvoranschlägc und Bedingungen können bei Unterzeichnetem eingefehen werden. Unbekannte Unternehmer haben ihren Offerten Vermögens- und Fähigkeits-Zeugnisse beizuschiießen.
Nagold, den 11. Mai 1876.
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A. A.: H- Schuster, Oberamtsbaumeister.