Tage auf dem Prager Bahnhose angethan; die mittelbare Eifer­sucht, indem beide noch jugendliche Duellanten sich um die Gunst einer und derselben Dame bewarben. Die unsinnige Duell- wuth kostete auch einem Polytechniker in Darmstadt das Leben und in Wien liegt ein junger Markgraf schwer verwundet dar­nieder.

Am 5. d. M. feierte die entthronte Kaiserin Eugenie ihren 50. Geburtstag. (Der 5. Mai ist zugleich der Todestag Na­poleons I.)

London, 9. Mai. Nach einer Meldung der "Times" aus Athen vom 8. d. M. hätte sich der Ausstand in Bulgarien auf das Rhodopegebirge ausgedehnt und nehme ernstere Gestalt an; die Pforte sende alle verfügbaren Truppen vermittelst der Eisenbahn nach Adrianopel.

In Belgrad wechseln die Ministerien wie Aprilwetter. Das Ministerium Ristic hat am Sonnabend die Geschäfte über­nommen und sie an demselben Tage auch schon wieder niedergelegt und an seine Stelle ist ein Cabinet aus lauter Rothen getreten. In Constantinopel gehls ziemlich ebenso und haben abermals Veränderungen in der Besetzung der höchsten Staatsämter statt­gefunden.

Die Unzufriedenheit der Bulgaren muß schon ganz be­sonders hoch gestiegen sein. Weiß man doch sogar von einer Petitiou an den Sultan, welche unter dem loyalen und wohl­habenden Theil der bulgarischen Bevölkerung kursirte, und deren Ziel nichts Geringeres, als die Schaffung eines konstitutio­nellen Staates im absoluten Staate bildet. Mit der Mo- tivirung, jedem etwaigen gewaltsamen Umstürze des Bestehenden begegnen zu wollen, wird der Sultan ehrfurchtsvoll gebeten, seinem bulgarischen Vilajet eine Reihe von Z ugeständ nissen gewäh­ren zu wollen, welche die Ruhe desselben und die loyale Treue seiner bulgarischen Unterthanen für ewige Zeiten verbürgen sollen. Die Petition verlangt:1) Bulgarien soll fortan ein eigenes Königreich bilden; 2) der Sultan istKönig der Bulgaren"; 3) Bulgarien erhält eine Rep r äse n tat iv - V er­fass ung und eine aus Christen und Muhamedanern gebildete Regierung, die der nationalen Vertretung und der Krone ver­antwortlich ist; 4) die nationale Vertretung wird in Rust schuk tagen; 5) die Zen tra l - R egier un g in Konstan- tinopel behält nach wie vor die Leitung des Kriegswesens und der auswärtigen Angelegenheiten " Mit einem Wort, der Sultan kann von sich sagen:Und fallen seh' ich Zweig auf Zweig."

Ueber die Vorfälle in Saloniki hat man bis jetzt blos eine offizielle türkische Darstellung, die lediglich einen am 7. Mai in Konstantinopel eingelangten telegraphischen Bericht des General-Gouverneurs von Saloniki zur Grundlage hat. Der genannte General-Gouverneur meldet feiner Regierung den Her­gang in folgender Weise: Ein junges christliches Landmädchen, welches zum Islam übergctreten war, kam auf der Eisenbahn nach Saloniki, wo sie auf dem Bahnhofe einige Zaptios (Gens- darmen) erwarteten und dem Herkommen gemäß nach der Residenz des General-Gouverneurs führen wollten. Da sammelten sich aus Anstiftung des Konsuls der Ver. Staaten beiläufig 150 Personen, überfielen das junge Mädchen, entrissen ihr ihren Schleier und Mantel und entführten sie gewaltsam in das Haus eines Christen, welcher Vorgang die Muselmänner, die Zeugen dieses gewaltthätigen Auftritts waren, im hohen Grade erbitterte. Alsbald wälzte sich die in Aufruhr gebrachte Menge zur Residenz des Gouverneurs, um mit Beharrlichkeit zu verlangen, daß die junge Muhammeda­nerin in die Residenz zurückgebracht werde. Um die Ankunft derselben zu erwarten, versammelte sich die Volksmenge einstwei­

len in einer Moschee. Alle Bemühungen, sowohl Seitens der Behörde, wie auch der Notablen, um auf die Menge, welche nicht anders als durch das Erscheinen des jungen Mädchens oder durch das Einlangen von Truppen zu zerstreuen gewesen wäre, Einfluß zu erlangen, blieben ganz ohnmächtig. In diesem Augenblicke wurde der General-Gouverneur benachrichtigt, daß die Konsuln von Deutschland und Frankreich in die von der Volksmenge besetzten Moschee eingedrungen seien. Er gab sich unverzüglich persönlich dahin, um die Gemüther zu beruhigen. Aber alle seine Bemühungen waren vergeblich. Sowie die Volks­menge sah, daß das Mädchen nicht eintraf, riß es die Gitter­stöcke heraus, bewaffnete sich damit, verschaffte sich andere Waffen, und stürzte sich auf die Konsuln. Wiewohl der Generalgouver- neur verzweifelte Versuche machte, die Angegriffenen mir seiner Person zu decken, so blieb er doch ohnmächtig sie zu schützen und erlagen dieselben schließlich unter den Streichen der Angrei­fer. In Folge dieses Geschehnisses eilten Truppen, sowohl von dem türkischen Slationsschiffe, als auch aus der Kaserne herbei und es gelang ihnen schließlich, die Aufrührer zu zerstreuen. Der Generalgouverneur traf sofort weitere Vorsichtsmaßnahmen, indem er die Konsulate und einige andere Privatwohnungen mit Gensdarmen und Schildwachen zum Schutze versah. Alsbald, nachdem die Ordnung hergestellt war, wurde die Verfolgung und Verhaftung der Schuldigen eingeleitet. Dieses schmerzliche Ereig­niß hat die h. Pforte so tief bewegt und hat dieselbe beschlossen, rasch und mit der größten Strenge gegen die elenden Urheber dieser Missethat vorzugehen. Zu diesem Behufe wurden sofort zwei kaiserliche Kommissäre, mit Vollmachten ausgerüstet, nach Saloniki entsendet und werden dieselben von Delegieren der deutschen und französischen Botschaftern in Konstantinopel begleitet. (Privatnachrichten zufolge sind die Konsuln nach der Moschee geschleppt und dort mit Säbeln niedcrgehauen worden. Eine andere Nachricht läßt sie auf der Straße mit eisernen Stan­gen niedergeschlagen werden. Der Name des deutschen Konsuls ist Henry Abbot, derselbe war im Jahre 1871 zu seiner Stellung in Saloniki berufen worden und gehörte einer seit Jahren dort ansäßigen englischen Familie an.)

Das Frauenstu diu m macht in der Schweiz ungeahnte Fortschritte. Jüngst ist von der medizinischen Fakultät der Hoch­schule Zürich die 13. Dame nach wohl erstandener Prüfung zum Doktor der Medizin ernannt worden. Da auch an der Univer­sität Bern eine ansehnliche Anzahl junger Damen studirt, über deren Fleiß und Betragen die Herren Professoren nur Rühmendes sagen können, so ist das Problem des Frauenstudiums, wenigstens in der Schweiz, als gelöst zu betrachten.

Philadelphia, 10. Mai. Die Weltausstellung wurde durch Präsident Grant eröffnet in Anwesenheit des Kaiserpaars von Brasilien, der Minister, yieler Kongreßmitglieder und der Spitzen der Militär- und Civilbchörden. 50,000 Zuschauer waren zugegen. Die Eröffnungsrede Gant's betont, daß die auswärtigen Nationen eingeladen seien, Zeugniß adzulegen von dem aufrichtigen Wunsche Amerikas, die Freundschaft zwischen den Gliedern der großen Familie der Nationen zu pflegen. Er dankt dafür, daß die eingeladeucn Nationen dem Wunsche Amerikas aufs bereitwil­ligste entsprochen haben, und heißt ihre Vertreter herzlich willkommen^. Das Musikkorps spielte die verschiedenen Volkshymnen. Nach dem amtlichen Verzeichnisse der auswärtigen Kommissare sind im ganzen 40 Länder vertreten.

(Sonst und jetzt.)

Es spann sonst jedes deutsche Weib

Zum Nutzen und zum Zeitvertreib.

Fragt Jemand, was sie jetzt beginnen?

Sie hecheln meist und lassen spinnen.

rtuEche und Privat-Bekannimachnngen.

Nagold.

Hunüksperrk.

. Der gestern hier durchgekommene, wuth- verdächtige Hund (schwarzer langhaariger Pudel) wurde gestern noch in Wildberg erlegt und ist nach der vorgenommenen Sektion des Cadavers und dem Benehmen des Hundes im lebenden Zustande an dem Vorhandensein der Wuthkrankheit nicht zu zweifeln; es verbleibt daher bis auf weitere Anordnung bei der gestern eröffnten Hundesperre. Während der Dauek der­selben ist jede Wegbringung eines Hundes aus dem Orte verboten und jede Ueber- trctung des Verbots strafbar. Freilau­fende Hunde sind einzufangen und werden sogleich gelödtei; außerdem ist der Eigen- thümer eines solchen Hundes neben empfindlicher Strafe zu Bezahlung der Fanggebühr von 2 Mark verpflichtet.

Den 11. Mai 1876.

Stadtschultheißen. Amt.

Engel.

Liegenschafts-Verkauf.

Aus der Gantmasfe des Johann Friedrich Lenz, Steinhauers von Rohrdorf,

wird das vorhandene Grundstück,

Acker Zeig Bergach:

11 Ar 35 m K. HI- 348/- Acker im vorder» Berg neben Ben­jamin Seeger und Johann Georg Lutz, Metzger,

Anschlag 170 ^ am Montag den 22. Mai 1876, Vormittags 11 Uhr,

auf dem Rathhause in Rohrdorf im ersten öffentlichen Aufstreich verkauft.

Nagold, den 15. April 1876.

K. Gerichts-Notariat.

B u z e n g e i g e r.

Revier Simmersfeld.

Holzbeifirhr-Mord.

Die Beifuhr von 800 Rm. Nadelholz­scheitern auf den Bahnhof Wildbad aus

den Staatswaldungen bei Simmersfeld und im Enzthal wird am

Mittwoch den 17. d. M., Vormittags 10 Uhr,

im Waldhorn in Enzklösterle verakkordirt.

K. Revieramt. Er har dt.

F or st a m t Wildberg, Revier Stamm heim.

Reisach-Verkans

aus dem Staats- f wald Wafferteich, oberhalb des Hasel- ^stallerhofes,

>"am Dienstag den 16. Mai:

1780 buchene,

3010 gemischte und 140 Nadelholz-Wellen. Zusammenkunft Morgens 9 Uhr bei der Saatfchule im Staatswald Wafferteich.