Unter dem Verdacht, der Haupt-Urhsder des Verbrechens zu sein, ist in Mailand Marquis Montegazza verhaftet worden, der, wie man sagt, bei Hose keine fremde Persönlichkeit gewesen und zu anderen Zeiten vom Könige in der That Wechsel erhalten haben soll. Den ersten Verdacht schöpfte der Direktor der Volks-Bank (ösoos populsrs) in Bologna, welches Institut allein vier solcher Wechsel zu ö0,000 Fr. escomptirt hatte. Er bemerkte nämlich unter der Tinte die Bleististzüge, begab sich sofort nach Rom, nicht aber, um Erkundigungen direct beim Ministerium des königl. Hauses einzuziehen, sondern um mit dem Marquis Mvnte- gazza, für welchen sich der König mit seiner Unterschrift verbürgt haben sollte, sich zu besprechen. Die betreffende Unterredung sand im Hotel Rome im Beisein des königl. Flügel-Adjutanten Grafen Bagnasco statt. Montegazza iubstituirte zwei anders Wechsel zu 100,000 Lire, die gleichfalls die königl. Unterschrift trugen. Bagnasco bemerkte bei dieser Gelegenheit dem Bologneser Bank-Direcior, er habe zwar den König nicht unterschreiben sehen, sei jedoch in der Lage, erklären zu können, daß cs seine Unterschrift sei. Wenige Tags nachher wurden die beiden Wechsel der Verwaltung der Civii-Lisie zur Zahlung präsentirt, von dieser aber als gefälscht zurückgewiesen und die Anzeige an die Staats- Anwaltschaft gemacht. Auf ganz ähnliche Weise ging auch der englische Banquier Maquai in Florenz in die Falle. Andere Fälschungen sollen noch im Umlauf sein. Zu gleicher Zeit verschwanden aus Turin der Notar des königl. Hauses und mit ihm alle Werth-Depositen. Dieser Mann, der durch viele Jahre hindurch die notariellen Geschäfte der Krone besorgt, genoß das größte Vertrauen beim Adel und bei der Bürgerschaft, welche nicht unbedeutende Summen bei ihm deponirl hatten. Ob sein Verschwinden mir der großartigen Wechsetfälschung in Verbindung steht, konnte bis zur Stunde noch nicht ersehen werden. iF. I.)
Madrid, 4. März. Allen Carlisten, welche sich bis zmn 15. März unterwerfen, wird Amnestie gewährt.
Der Sultan hat der Bevölkerung Bosniens und der Herzegowina zweijährige Sleuersreiheit bewilligt.
Fünflinge, gesunde, hat kürzlich Frau Weishaus, eine Deutsche, in Lawrence, (Massachussels) geboren.
Allerlei.
Arabisches Sprüchwor! über die Ehe. Wer eine gute Frau genommen, hat die Hälfte seines Glaubens gerettet. Wer aber eine böse getroffen, der wird durch sie auch um den Rest seines Glaubens gebracht.
— Aus dem Thier leben. Der Jahresbericht der königl. zoologischen Gesellschaft von Irland theill mit, daß der zoologische Garten in Dublin während des abgelaufenen Jahres einen schweren Berlust in dem Tode der prachtvollen Löwin erlitt, welche familiär „Old Girl" genannt wurde. Sie war südafrikanischer Abstammung und wurde am 8. Sepi. 1859 in dem Garten geboren, und starb am 7. Okt. 1875 nach sechs- wöchenilichem Leiden an einer chronischen Bräune. „Während
ihrer langen und ehrenvollen Laufbahn" —- so heißt es in dem Berichte weiter — „beschenkte sie den Garten mit 54 Jungen, von denen sie 50 wirklich aufzog und demnach nur vier verlor. Dies ist etwas beispiellos in den Annalen von Menagerien und zoologischen Gärten. Es mag hinzugefügt werden, daß ihre Spröß- linge nicht allein die Frequenz des Gartens erhöhten, sondern auch, daß der Verkauf eines Theils derselben einen Erlös von L. 1400 Haares Geld brachte. Die letzten Wochen ihres nützlichen Lebens waren durch eine rührende Episode gekennzeichnet, welche mitge- lheilt zu werden verdient. Die Fleisch fressenden wilden Thiere haben im gesunden Zustande nichts gegen die Anwesenheit von Natten in ihren Käfigen einznwenden: im Gegentheil sie bewillkommnen dieselben eher als eine Abwechselung des monotonen Daseins, welches die größte Prüfung eines wilden Thieres in der Gefangenschaft bildet. So ist es etwas gewöhnliches, zu sehen, wie ein halbes Dutzend Rallen die Knochen benagen, deren Fleisch die Löwen verschlungen haben, während die satten Thiere zufrieden zusehe,; und den armen Ratten gelegentlich mit den schläfrigen Angen zublinzeln. Im kranken Zustande liegt der Fall anders, denn die undankbaren Ratten beginnen die Zehen des Königs der Wüste vor seinem Tode zu benagen und erhöhen seine Unbehaglichkeit beträchtlich. Um unsere Löwin vor diesem Ungemach zu schützen, so brachten wir in ihren Käfig einen hübschen kleinen Rattenfänger, der zuerst mit einem mürrischen Knurren empfangen wurde. Aber als die erste Ratte erschien und die Löwin sah, wie der kleine Hund sic in die Luft schleuderte, sie dann mit großer Geschicklichkeit zwischen den Lenden wieder ausfing und ihr dann den Garaus machte, begann sie zu verstehen, weßhalb der Hund da sei, sie lockte ihn durch Liebkosungen an ihre Seile und umschloß ihn mit ihrer Tatze, und jede Nacht schlief der kleine Rattenfänger an der Brust der Löwin von ihrer Tatze umschlossen, und sorgte dafür, daß seine natürlichen Feinde nicht die Ruhe seiner Herrin störten. Die Ratten hatten während dieser sechs Wochen eine böse Zeit."
Winters Abschied.
So sehen wir den Winter langsam scheiden,
Der, ein Despot, nun lang regieret hat:
L-ein Gehen wird uns wenig Schmerz bereiten:
Nur wenig Freunds hat ein strenger Potentat.
Nicht einen Liebenden seh'n wir ihn ziehen.
Jedoch voll Achtung blicken wir ihm nach.
Ihm dankend für sein thatenreich Bemühen,
Uns freuend, daß sein hartes Joch nun doch zerbrach.
Lehrer Schmierer.
Nagold.
Zurücknahme einer Schul- denliqmdationstagfahrt.
Die Gantsache des Jakob Rudolf Walz, Zeugmachers in Oberschwandorf, ist-durch außergerichtlichen Borg- und Nachlaß Vergleich erledigt und wird deßhalb die auf den 24. April d. I. anberaumte Tagfahrt zur Schnldenliquidation zurückgenommen.
Den 3. März 1876.
K. Oberamtsgericht.
Kißling.
N a g o l d.
Vermögeus-
Beschlagmhme.
In der Untersuchungssache gegen den Bierbrauer Johann Georg Gärtner von Wildberg wegen Ungehorsams in Erfüllung der Militärpflicht wurde von der Rathsund Anklage-Kammer des K. Kreisgerichs- hofs in Tübingen am 15. v. M. beschlossen:
1) den Beschuldigten Johann Georg Gärtner vor die Strafkammer des K. Kreisgerichtshoss in Tübingen zur Abur- theilnng zu verweisen unter der Beschuldigung: daß er, nachdem er im Jahre 1875 das militärpflichtige Alter erreicht hatte, sich dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres dadurch zu entziehen suchte, daß er sich ohne Erlaubniß außerhalb des deutschen Reichs-Gebietes aushält;
,2) das Vermögen des rc. Gärtner in Beschlag zu nehmen und zu verordnen, daß demselben jede gerichtliche Geltendmachung von Rechten auf dem Wege der Klage, sowie jede Ausübung seiner staatsbürgerlichen Rechte untersagt sein solle.
Den 3. Mär; 1876.
K. Oderamtsgericht.
H.-R. Frey.
Amtliche und H)rivat-Dekanntmach»uge».
Nagold.
Die Lieferung und das Setzen von ca.
128 Men KillWumn
zur Nagold-Haiterbacher Straße wird am Samstag den 11. d. M., Nachmittags 2 Uhr,
auf der Kanzlei des Unterzeichneten wiederholt verakkordirt werden.
Den 4. März 1876.
Cassier:
Oberamlspfleger Maulbetsch
Extr.l; u g.
Aus Veranlassung des Calw er Marktes wird am Mittwoch 8. März 1876 ein Extrazug von Calw nach Nagold abgeferügt, welcher mit Wagen dritter Classe ausgestattet ist und auf den Unterwegsstaiionen anhält.
Abgang des Zugs in Calw 6 Uhr Abds., in Teinach 6 Uhr 7 Min., in Wildberg 6 Uhr 22 Min., in Emmingen 6 Uhr 33 Min., an in Nagold 6 Uhr 42 Min. Calw, den 4. März 1876.
K. Bahnhofinspektion. _ Proß. _
W a l d d o r f,
OA. Nagold.
Hopfenftaugeu-Verkuus.
Aus den hiesigen Gemeindewaldungeu werden am
Montag den 13. d. M., Vormittags 9 Uhr,
2602 Stück Hopfenstangen an den Meistbietenden auf hiesigem Ralhhaus verkauft, wozu die Liebhaber hiemit eingeladen werden.
Schultheißenamt.
Gänßle.
Forstamt A l t e n st a i g, Revier Enzklösterle und Simmersfeld.
Hoh-Verkauf
am Donnerstag 16. März d.
den I"
'von Vormittags 9'/, Uhr an,
im Waldhorn in Enzklösterle
1) vom Revier Enzklösterle
aus dem Staatswald Schöngarn Abth. 2 (Kohlsiich):
5 Stück Nadelholz Langholz IV. El-, mit 1,3 Fm., 81 Gerüststangen, 10290 Hopfenstangen, 4125 Floßwieden;
1 Rm. erlene Prügel, 7 Rm. tannene Scheiter, 27 Prügel, 20 Anbruch, 17 Rm. tannene Reisprügel und 200 Schlagraumwellen;
2) vom Revier Simmersfeld
von 11 Uhr an,
aus dem Staatswald Unterer Kleinhummelberg :
1120 Stück Nadelholz Lang- und Klotzholz (Forchen) mit 665 Fm., und 2400 Nadelholzwellen ungebunden. Altenstaig, den 4. März 1876.
K. Forstcmit. _ Herdegen.
H a i t e r b a ch.
Gläubiger-Ausruf.
Die unbekannten Gläubiger des kürzlich verstorbenen Michael Etting, gewesenen Schreiners von hier, werden ausgeforvert, ihre Ansprüche unter Vorlegung der Beweismittel
binnen 15 Tagen
beim Waisengericht hier geltend zu machen, widrigenfalls sie bei der Verlassenschafts- theilung unberücksichtigt bleiben würden. Den 2. März 1876.
Waisengericht.