zuftelleu. Welch' großartige Entwickelung dieses Verkehrsmittel inzwischen gefunden und welch' ungeheuren Einfluß es auf den Handel und daS gewöhnliche Leben ansgeübt hat, ist Ihnen be­kannt.

Ich möchte hier einige Notizen darüber beifügen, welche Verbreitung die Eisenbahnen gefunden haben und wie sich die Gesetze der einzelnen Staaten in dieser Sache verhalten.

England hat 25,892 Kilom. Eijenbahnlänge. Es sind dort nur Privatbahnen. Welch' großen Einfluß die Eisenbahn­gesellschaften dort errungen haben, mögen Sie daraus entnehmen, daß nach einer Notiz in öffentlichen Blättern aus neuester Zeit 200 Eisenbahndirektoren im engl. Parlamente sitzen.

Frankreich hat 24,484 Kilom. Länge. Charakteristisch ist dabei, daß fast alle Eisenbahnen in den Händen von 0 großen Gesellschaften sich befinden und daß sich Alles in Paris concen- trirt. Vielfach besteht Staatsgarantie ans 50 Jahre für 4 */» Zinsen und 0,65 Tilgungsquote vom Lankapital.

Oestreich hat keine Staatsbahnen, wohl aber Ungarn. Die Privatbahnen sind vielfach so concessionirr, daß nach Ablauf von 90 Jahren das Eigenlhum an der Eisenbahn ohne Entgelt an den Staat übergeht, oder daß Letzterer das Recht hat. nach Ablauf von 30 Jahren die Eisenbahn zu kaufen.

Dabei bestehen Zinsengarantien in der verschiedensten Form, zum Theil in der Art, daß die vom Staat bezahlten Summen als Vorschüsse angesehen werden, welche zurück zu bezahlen sind, sobald die Bahn Ueberschüsse über den garanlirten Zins macht. Es bestehen 31 garantirte Bahnen.

Preußen. Der Staat concessionirt Privatgesellschaften, wobei er sich das Recht vorbehält, nach Ablauf von 30 Jahren die Abtretung der Bahn gegen volle Entschädigung zu verlangen. Der Preis ist der 25fache Betrag der durchschnittlichen Divi­dende der letzten 5 Jahre. Späterhin kam auch 3(r Zin­sengarantie und Uebernahme von der Aktien und in neuester Zeit Staatsbahnbau, resp. Ankauf von Bahnen durch den Staat vor.

In Baiern ist die Staatsbahn vorherrschend. Privatbah- ncn sind in Rheinbaiern mit Zinsengarantie concessionirt. Die in Folge der Garantie bezahlten Summen werden aber als Bor­empfang auf spätere Ueberschüsse behandelt.

Sachsen hat Staatsbahnen.

Baden bei 1127 Ktlom. Länge tza: hat ganz vorwiegeno Staatsüohnen.

Württemberg, welches auf Grund des Gesetzes von 1843 mit dem Eisenbahnbau begonnen hat, besitzt 1260 Kilom. Länge Staalsbahnen und dazu die 2 Privatbahnen von Metzingen nach Urach und von Unterboihingen nach Kirchheim. (Forts, f.)

LageS-Rettigl'ejreu.

** Nagold, 12. Jan. Heute schied von hier zu großem Bedauern der ganzen Stadt Herr Helfer Elsaß er, um in Tübingen eine ähnliche Stelle anzutreren. In den 8(- Jahren seiner gesegneten Wirksamkeit unter uns hat er sich als treuer Seelsorger und guter Prediger allgemeine Liebe und Verehrung erworben, da er sein Am! in allen Theilen mit großer Ge­wissenhaftigkeit verwaltete. Insbesondere war der Scheidende ein Muster von Demuth, Sanflmuth und Geduld, wie überhaupt eines echten Christenstnnes. Er hatte ein Herz für Leidende, Bekümmerte und Angefochtene und sorgte väterlich auch für die Armen. I» den Kinderlchren unterrichtete er die Jugend mit herzlicher Liebe, so daß trotz der Freiwilligkeit fast keine Ver­säumnisse vorkamen. Seine Abschiedspredigt am letzten Sonntag über Römer 12 1 5 wird allen Zuhörern unvergeßlich sein. In derselben legte er noch einmal ein freudiges Bekenntniß seines lebendigen Glaubens an Christum ab. Das Abschiedsständchen, welches der Kirchengesangverein am Sonntag Abend dem ver­ehrten Geistlichen brachte, versammelte viele hiesige Einwohner vor dem Helferhause, welche in andächtiger Stille den Gesängen zuhörien. Möge der gütige Gott dem treuen Hirten reichlich vergelten, was er während seiner Amtsthätigkeit hier und in Jselshausen Gutes gewirkt hat. Möge der wackere Prediger auch in seinem neuen Amte sich immer einer zahlreichen Zuhörer­schaft erfreuen dürfen! Sein Andenken unter uns bleibe stets im Segen!

Das Reichsgesetz über die Beurkundung des Personen­standes und über die Eheschließung ist seit dem 1. Jan. auch bei uns in Wirksamkeit. Die Zeit ist natürlich zu kurz, um schon jetzt über die Wirkungen dieser neuen Ordnung irgend welche bestimmte Wahrnehmungen machen zu können. Es ist die Zeit des Ueberganges, wo nicht bloß die Gemeindeglieder, sondern auch die mit der Handhabung der gesetzlichen Bestimmungen Be­auftragten sich erst in die neuen Verhältnisse hineinzufinden und hineinzuleben haben. Wo die Standesbeamtung mit der poli­tischen und kirchlichen Gemeinde zusammeufällt, wird dies auch keine besonderen Schwierigkeiten haben. Anders aber verhält es sich mit den Gemeinden, die einer auswärtigen Beamtung zngeiheilt sind. Diesen ist durch diese Zutheilung nach auswärts eine große Beschwerung auserlegt, und wird dies von denselben auch als eine Last mehr und mehr empfunden werden. Schon

die Zurückstellung gegen andere Gemeinden des Bezirks, die der Seelenzahl nach nicht größer -sind, wird je länger je mehr von denselben als eine Unterschätzung ihrer Verhältnisse und Bedürf­nisse angesehen und beklagt werden. Warum z. B. Spielberg, der Sitz eines Pfarramts, nach Allenstaig eingetheilk ist, warum Bösingen und Beihingen nicht wenigstens zu Einer Standesbe- amiung vereinigt worden sind, warum Ebershardt nach Ebhausen und nicht in den Mnlterorl Warth gewiesen ist, ist auch uns keineswegs klar, um so weniger, da die Zerreißung der zu einer Pfarrei gehörigen Lite die Fortführung des Familien-Registers nur erschweren kann. Es wäre diesen wie noch andern Ge­meinden des Bezirks gewiß zu gönnen, wenn diese Zntheilung nicht schon als eine für immer gültige anzusehen wäre, sondern eine Aenderung und Erleichterung noch stattfinven könnte. Eine Aendcrung aber, wenn sie nicht bald bewirkt werden wird, dürfte wiederum ihre Schwierigkeiten haben, durch die Art und Weise, in weicher, wie wir hören, die Standesbeamtnngen ihre Ein­träge zu machen haben, nemlich daß die Geburts- und Todesfälle, sowie die Eheschließungen eines Standesbezirkes, auch wenn verschiedene politische Gemeinden demselben zngeiheilt sind, mit fortlaufenden Nummern nach der Zeit in Ein Register einzu- lragen sind, anstatt daß für jede selbstständige Gemeinde ein vesonderes Register angelegt worden ist. Dies wird in Zukunft den schon durch die neue Mühewaltung belastelen Beamten viele nnnöihlge Schwierigkeiten und vermehrte Arbeit herbeiführen. Wenn z. B. jedes Jahr für das statistische Bureau die Zahl der Geburts- und Todesfälle und der Eheschließungen zu be­rechnen sind, so hat dies für jede politische Gemeinde besonders zu geschehen, wenn Jmpflisten, wenn späterhin Rekrutirungslisten zu fertigen sind, so sind wiederum diese Auszüge für die einzel­nen Gemeinden abgesondert nicht für den Standesbezirk als solchen zu machen. ES liegt ans der Hand, daß solche Auszüge aus Einer Liste viel mühsamer zusammenzustellen sind, was leicht zu vermeiden gewesen wäre, wenn die Standesbeamten von zu­sammengesetzten Bezirken für jede selbstständige Gemeinde je besondere Listen zu führen hätten. Würde letzteres geschehen, so hätte auch eine Aenderung in der Zmheilung zu einem Standes- dezirk spÄer, wenn etwa eine Aenderung in den Verhältnissen einer Gemeinde die Errichtung einer eigenen Standesbamiung erleichtern würde, keine Schwierigkeit; es würden in diesem Falle einer solchen Gemeinde die dieselbe betreffenden Verzeichnisse zu übergeben sein, während dies bei fortlaufenden Nummern in Einem Register schon mühsame Auszüge für die betreffende Ge­meinde erfordern und die ursprüngliche Liste verstümmeln müßte. Hieraus bei Zeiten aufmerksam zu machen, ist der Zweck dieser Zeilen. Ein Entscheid des K. gem. Oberamls auf eine dies- sallsige Anfrage dürfte auch andere Stellen interessiren, daß nemlich die Verordnung, nach welcher die Leichenscheine von den Pfarrämtern auszubewahren sind, auch jetzt noch nicht aufgehoben ist, sondern es bei der bisherigen Behandlung sein Verbleiben hat. Hofsmann.

Stuttgart, 10. Jan. (Lanbesproduktenbörse.) Unsere heutige Börse verkehrte ebenfalls unter dem Einfluge der flauen Berichte von auswärts und die Umsätze beschränkten sich hauptsächlich auf Brodsrüchte. Haber war etwas gesuchter. Wir notiren: Weizen, baver. 11 M. 4560 Pf-, amerikanischer 11 Ai. 50 Ps-, Kernen 11 M. 2040 Pf., Dinkel 6 M. 90 Pf. bis 7 M-, Haber 7 M. 70 Pf. bis 8 Ai. SO Pf.. Rübenreps 16 M. 40 Ps-, Hvpsen 48 M. Mehlpreise pro 100 Kilgr. sammt -Lack: Nr. 166 At., Nr. 2 3166 M , Nr. 6 2426 M., Nr. 4 21-26 M.

Stuttgart, 10. Jan. Die ietztverflossenen Tage brachten dem Nill'schen Thiergarten sehr angenehme Ueberraschungen. Am vorigen Mittwoch bereicherte das braune Bärenpaar im ersten Zwinger den Thiergarten um einige Jungen. Im zweiten Bären­zwinger sind seit etwas mehr als einem Jahr eine braune Bärin und der ehemals in Werners Eigenthum gewesene Eis­bär vereinigt. Am Sonntag Vormittag wurde das zottige Paar durch Nachkommenschaft erfreut, die aber von der Mutter so sorgfältig gehütet und so verdeckt wird, daß die Zahl der Jungen sich vorerst nicht bestimmen läßt. (Sl.-A.)

Freudenstad t, 8. Jan. Unser Kgl. Hüttenwerk Friedrichs­thal wird zur Weltausstellung in Philadelphia ein würdiges Kontingent stellen. Die Hüttenverwaltung gedenkt auf die sinnigste und ansprechendste Weise ihre Hauptprodukle, in Sensen, zur Darstellung zu bringen, nämlich in der Gestalt eines Tannen­baumes. Zur Probe der gelungenen Idee war hier letzter Tage ein Baum aufgerichtet, oben mit einem vergoldeten Phönix gekrönt, während in absteigender Linie 214 Sensen der mannig­faltigsten Größe die Zweige des Tannenbaumes nachahmten. Am Fuße desselben waren Sensen, Strohmesser in bunt schillernden Naturfarben und seinen geschmackvollen Verzierungen ausgelegt. Von Bremen aus wird dieses eigenthümlichs Schwarzwaldprodukt auf dem von Grupp in Essen ausgerüsteten Dampfer über den Ocian wandern. (St.-A.)

Tuttlingen, 10. Jan. Gestern Mittag um 1 Uhr lie­ßen mehrere Böllerschüsse von Honberg auf etwas Ungewöhnli­ches schließen. Sie galten, wie man bald ersuhr, der ersten hier vorgekommenen Civiltrauung, welcher heute in Rottweil, der Heimath der Braut, die kirchliche folgte.