Pforzheim, den 5. Jan. Nicht unmLMsani dürfie das Ergebuiß aus der hiesigen Volkszählung sein, daß die Einwohner­schaft unserer Mtadt nur zur kleineren Hälfte aus Badenern be­steht. Unter den 23,500 Einwohnern befinden sich allein etwa 10,000 Württembcrger. Rechnen wir die 3500 nuf andere deutsche Länder, so bliebe für Einwohner badischen Stammes nur noch die Zahl 10,000 übrig.

In der letzten S wurgerichts-Sitzung zu Freiburg ist ein in den Annalen der Criminal-Geschichte selten verzeichntes Verbrechen bestraft worden. Der verheiralhete Georg Beuer und dessen Mutter waren der Blut-Schande angeklagt und wurden durch die Verhandlungen dieses Verbrechens überwiesen. Die Frau des Angeklagte» halte in einer Ehe-Scheidungs-Klage das unnatürliche Verhältniß zwischen Mutter und Sohn zur An­zeige gebracht. Die abscheuliche Mutter erhielt eine Zuchthaus­strafe von 10 Jahren, der Lohn eine Gefänzmßstruse von 7 Jahren.

M ünchen, 5. Jan. Das Ehepaar, welches am 8. d. M. die erste Eivilehe hier einging Hk. Stabsarzt Dr. Ändert und Frl. Karoline Leulner) hat sich nicht auch kirchlich trauen lassen. Vor dem hiesigen Srandesamte werden in kommender Woche zum ersten Male zwei Ehen geschlossen werden, von welchen der eine Theil dem Christen- und der andere dem Jndenlhum ange­hört. Die Mehrzahl der hiesigen Wirihe hat sich dahin ge­einigt, das Liter Winterbier zu 23 Pf. abzulassen, ' - Liter zu 12 Pf. zu verzapfen.

München, 6. Jan. Der Papst har in den letzten Wochen gegen die vermeintliche Verletzung des mir Bayern abgeschlossenen Konkordats, welche in der Einführung des Reichsgesetzes zur Beurkundung des Personenstandes, resp. der Zivilehe liegen soll, feierlichen Protest erhoben und diesen Protest nicht durch seinen hiesigen Nuntius der Negierung überreichen, sondern in Rom dem bei ihm beglaubigten bayr. Gesandten, Grafen Paumgaricn, zustellen lassen.

Das bayerische Cultusmin isterrum hat Len Gebrauch der neuen Auflage des Stadelbaurschen Religionsbuches für Mit­telschulen untersagt, weil dieselbe mit dem Dogma von der päpst­lichen Unfehlbarkeit vermehrt worden ;st. Das erzbischöfliche Or­dinariat muß sich nunmehr darüber schlüssig machen, ob es zweck­mäßiger ist, das eingeschmuggelte neue Dogma wieder geräusch­los aus dem Buche zu entfernen oder den betreffenden Schülern die Segnungen einer neuen Auflage des Religionshandbuches noch länger vorzuenthalten.

DerRheinpfalz" schreibt mau aus Forst:In Folge der kalten Witterung am 7. und 8. Dezember sind bei uns und in der Umgegend in den Niederungen und theilweise auch an den Bergen die Weinstöcke total erfroren, so daß auf das nächste Jahr die Hoffnung aus ein gesegnetes Weinjahr gänzlich ge­schwunden ist."

Ein Schüler des Leobschützer Gymnasiums hatte auf die Zählkarte bei der Rubrik Religion geschrieben:keine (Nihilist)". Diese Bemerkung wurde bekannt und der Religionslehrer dieser Anstalt soll den jugendlichen Ungläubigen durch zwei schallende Beifallsbezeugungen und vier Stunde» Carcer in den richtigen Glauben zurückversetzt haben.

Berlin, 5. Jan. Gestern trat die orthographische Konferenz zu ihrer ersten Sizung zusammen. Der Kultus- minist er begrüßte die Versammlung und hob dis Bedeutung und die Schwierigkeit der Aufgabe hervor, zu deren Lösung die Konferenz zusammenberufen ist, und sprach die Hoffnung aus, daß es gelingen werde, auf Grund der Vorschläge der Konferenz eine zweckmäßige Reform und die erwünschte Einheit der deutschen Orthographie herbeizuführen.

Der Berliner Börsenkur. meldet: Der hiesige juristische Vertreter des Grafen Arnim, Rechtsanwalt Munkel, erhielt am 6. vom Kammergericht die Gesundheitsatteste des Grafen mit der Erklärung zurückgesandt, daß aus denselben nicht er­sichtlich, daß die Strafvollstreckung durch den gegenwärtigen Gesundheitszustand behindert sei. Da Arnim sich außerhalb Deutsch ­land aushalte, sei seine steckbriefliche Verfolgung nunmehr bevor­stehend.

Nach einem interessanten Berichte des Stabsarztes vr. Stricker sind in der Traube'schen Klinik zu Berlin alle seit mehreren Monaten vorgekommenen akuten Gelenkrheumatismen mit Salicylsänre behandelt und damit die glänzendsten Resultate erzielt worden. Sämmlliche Kranken sind nach Ablauf von 48 Stunden vollständig von den localen Krankheitserscheinungen, Anschwellungen, Rölhung und Schmerzhaftigkeit der Gelenke be­freit gewesen, so daß Salicylsänre für das wirksamste, vielleicht für ein radicales Heilmittel des akuten Gelenkrheumatismus an­gesehen werden kann-

Köln, 6. Jan. DerKöln. Ztg." wird aus Wien ge­meldet: Lord Derby hat sich bei der Entgegennahme der Circu- lar-Note Andrafsy's einen achttägigen Termin bis zum 12. Ja­nuar Vorbehalten, um dieselbe gründlich zu prüfen: Italien hat gleich zugestimmt.

Geschäftsleute, Handwerker, Arbeiter rc. machen am liebsten am Sonntag Hochzeit ; denn da versäumen sie und ihre Zeugen und Gäste keine Arbeit und Per Sonntag bringt Glück. Die neuen Herren Standesbeamten werden daher auch am Sonntag , bevor sie zur Kirche gehen oder wenn sie aus ihr kommen, eine oder ein paar Bureaustmtden abhalten müssen, um die bürgerlichen Trauungen vorzunehmen; die kirchliche Trauung schließt sich dann, wie wünschenswerth, sogleich an.

Die Blätter berichten von einem seltsamen Schriftwechsel zwischen dem Fürsten Nikita von Montenegro und dem Fürsten Gortschakow. Jener erklärt, bei aller Rücksicht aus die Wünsche der Großmächte könne er doch nicht länger die Kriegslust der Seinigen zügeln, da bereits sein Leben durch Verschwörungen gefährdet werde- Er bittet daher, ihm vom Zaren die Erlaub- niß auszuwirkeu, mit seiner Streitmacht in den Gang der Ereig­nisse eingreiscn zu können. Wie verlaute:, hat Fürst Gortscha­kow das Schreiben des Fürsten Nikita dem Kaiser'Alexander vorgelegt, welcher dem Fürsten von Montenegro schriftlich be­deuten ließ,allen Unbilden seiner augenblicklich schwierigen Po­sition muthig zu trotzen und die bisherige zuwartende Haltung in keinem Falle aufzugeben. Hoffentlich werde sich in einer nicht gar sernen Zeit die Stellung des Fürsten und Montenegros nach der einen oder anderen Seite günstiger gestalten."

Bukarest, 7. Jan. Fürst Karl ist erkrankt.

Bochnia, 2. Jan. Seit Donnerstag, 30. Dez., wüthet ein Brand, dem bis nun acht Menschen zum Opfer gefallen sind, in einem Schachte der hiesigen Saline und es ist nicht abzuschen, wann es gelingen wird, denselben zu unterdrücken. Das Salz­bergwerk von Bochnia, daS in so verhängnißvoller Weise vom Feuer heimgesucht wurde, nachdem jenes von Wieliczka vor eini­gen Jahren mit Wasscrnoth zu kämpfen hatte, ist für Reisende und Touristen eine Sehenswürdigkeit durch seine in Salzstein ausgehauenen Hallen und Säulengänge.

Bochnia, 4. Jan. Oberfinanzrath Eduard Windakiewicz aus Lemberg begab sich gestern in Begleitung des Bergrathes I. Jurdzik und zweier Bergleute mittelst der Aufzugmaschine in den Schacht. Letztere sollte, wie bestimmt wurde, beim ersten Signal die gedachten Herren unverzüglich nachoben" zurück- besörderu. Wie nun behauptet wird, wurde auch dieses Signal bald gegeben. Die Aufzügmaschine wurde in Bewegung gesetzt, sie soll aber unglücklicherweise im Innern des Schachtes irgend­wo sich verrammelt und so den Dienst versagt haben. Als man oben um das Schicksal der im Schachte sich befindlichen Herren besorgt zu werden anfing, wurden mittelst einer andern Zug­maschine vier Arbeiter in den Schacht hinunterbefördert. Diese aber konnten die Luft daselbst nicht ertragen; sie wurden auf ein von ihnen gegebenes Zeichen auf die Oberfläche zurückbe­fördert und konnten erst nach einer Weile aus ihrer Ohnmacht ins Leben gerufen werden. Mitten in der martervollen Unge­wißheit in Betreff des Looses des Oberfinanzrathes, des Berg­rathes und der zwei Bergleute erbot sich der Adjunkt Herr Zwir­ner, sich in den Schacht hinunterzulassen, um Gewißheit zu er­halten. Zwirner, der mit offenbarer Lebensgefahr sechsmal diesen Versuch des Hiiumtcrfahrens machte und jedesmal, weil er die im Innern des Schachtes entwickelten tödtlichen Gase nicht zu vertragen vermochte, hinausgezogen werden mußte gelang es endlich, an den Unglücksort tief unten im Bergwerke zu ge­langen, und er brachte die Mühe eines der Unglücklichen heraus, mit der betrübenden Mitthetlung, daß sowohl der Oberfiiiaüz- rath, als auch der Bergrath und die zwei Bergleute unten ihren Tod gefunden haben. Gegen 12 Uhr Mittags wurden die be- dauernswerthen Opfer ihrer Amtspflicht aus dem Schachte her­aufgezogen. Die Leichen waren in einem furchtbaren Zustande der Verstümmelung, so daß vermnthet wird, daß die Verunglück­ten von der Zugmaschine hinuntergesallen sind. Windakiewicz sowohl als Turdzik hinterlassen Wittwen mit zahlreichen unver­sorgten Kindern.

Die Moskauer brauchen eine Bärcngesundheit, um ihre Temperatur zu überstehen. Am 14. Dezbr. Mittags war 0 Grad Kätte, in der Nacht 28 Grad k. Andern Morgens stieg die Kälte ans 32 bis 38 Grad. Niemand getraute sich aus dem Haus.

Ter in London am 4. gestorbene Lir Anthony v. Rotschild Daronet, zweiter Chef des Londoner Hauses Rothschild, stand an der Spitze der von seinem Hause gegründeten berühmten Gold- und Silderscheideanstalt, die er auf eine ungewöhnliche Höhe der Vollkommenheit gebracht hat. Sein Vermögen wird äüs 2 Mil­lionen Pfund Sterling geschätzt.

Es gibt keine größeren Patrioten als, die Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika Sie feiern in diesem Jahre das 100jährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeitserklärung von England; diese Erklärung folgte 1776 im Zollhause in Philadelphia und dieses steht noch. Das Jubiläum wird Millionen von Menschen nach der Bruderstadt führen, auch die Weltausstellung findet dort dem Jubiläum zu Ehren statt. In der Sylvesternacht 1875 ließen sich die Einwohner eine Vorfeier