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Amtsblatt für den Oberamtsßezirk Nagold.
Nr.
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145. halbjährlich hier (ohne Trägcrlohn» AlöllSlilsj völl 14.
I M. 60 Pjg., iür den Bezirk 2 M,
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1875 .
LageS-Neuigkeiten.
^ Nagold, 13. Dez. Der gestrige Bortrag von Hrn-Postmeister Aichele über Afrika hatte sich einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft zu erfreuen. Obwohl demselben ohne Rartenkenntniß etwas schwer zu folgen war, so wußte Redner das trockene Thema durch klare Darlegung der geographischen, klimatischen und Boden-Verhältnisse, sowie durch kurze Charakterisirung der Bewohner, Hervorhebung jener Männer, dis sich für Erforschung dieses Erdtheils verdient gemacht haben, wobei deutschen Gelehrten der Löwenantheil gebührt, doch so zu behandeln, daß demselben die gespannteste Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die Schilderung der reichen Vegetation dieses Erdtheils erregte ebensoiVer- wunderung wie die jener Wüstengegenden, die eine Fläche 7 mal größer als Deutschland bieten und wohl noch von keinem menschlichen Fuße jemals durchwandert worden sind. Nicht jedem bekannt war sicher auch die Mittheilung, daß es auch Neger mit blonden Haaren geben soll. Wer etwa dieses Land zu bereisen Lust hat, der merke, daß im Norden das Kameel, im Süden der Büffel, im Osten der Esel und das Maulthier und im Sudan, Centrum des Landes, der Mensch als Begleiter ihm dienen werden. Allgemeiner Beikall lohnte den Redner für feinen lehrreichen Vortrag.
Haiterbuch. Die Zählung der ortsanwesende» Bevölkerung ist am 1. Dez. d. I. wieder geschehen. Die Ergeb- nisse derselben sind nicht blos für das ganze Land von großer Wichtigkeit, sondern es wäre gewiß auch für die Angehörigen eines Oberamtsbezirkes von großem Interesse, von dem Stande der Bevölkerung in den einzelnen Orten und im ganzen Bezirke Kunde erhalten zu können. Es wird gegenwärtig eine Karte des Oberamts Nagold vorbereitet; zur Kenntniß der Heimat gehören aber auch diese statistischen Notizen. Die älteren Oberamtsbe- fchreibunzen sind nicht mehr zutreffend, so ist es oft unmöglich den Schülern auch nur die Einwohnerzahl ihres eigenen Geburtsortes anzugeben. Der Unterzeichnete erlaubt sich deßhalb wohl auch im Sinne vieler Lehrer die Bitte an die zuständige Behörde zu richte», es möchten die Ergebnisse dieser Zählung sowohl für die einzelnen Orte als für den ganzen Oberamtsbezirk in diesem Blatte veröffentlicht werden. Gewiß würde es sich lohnen, von diesen statistischen Notizen besondere Abdrücke herzustellen, welche sodann für die Schulen rc. bezogen werden könnten. Stadtpf. Hoff mann.
Calw, 10. Dezbr. Der strenge Winter beginnt seine Opfer zu fordern. Gestern früh wurde zwischen Zavelstein und Röthenbach eine 66 Jahre alte Frauensperson von Zavelstein, welche in den umliegenden Ortschaften Almosen einzusammeln pflegte und schon am Mittwoch Abend vermißt wurde, kaum tausend Schritte von Hause entfernt, im Schnee erfroren gesunden. (St.-A.)
So viel bis jetzt bekannt, hat die Zusammenstellung der Listen für die Volkszählung ergeben, daß die Bevölkerung des Stadtdirektionsbezirks Stuttgart über 107,000 Seelen beträgt, wovon 98,000 auf die Stadt und über 9000 auf die Vorstädte Heslach, Berg und den Weiler Gablenberg kommen. Bei der letzten Zählung im Jahre 1871 betrug die Einwohnerzahl des Stadtdirektionsbezirks Stuttgart 91,666, demnach hat ein Zuwachs von 16,000 oder etwa 15'/»"/«» stattgefunden. (N.B.-Z.)
Reutlingen zählt 15,042, Gmünd 12,650, Ellwangen 4462, Aalen 6100, Tübingen 10,364 Seelen.
Zum Po st-Päckerei-Verkehr. Beim Herannahen der Weihnachtszeit ist es am Platz, darauf aufmerksam zu machen, daß es sich für Alle, welche Weihnachtsgeschenke versenden wollen, empfiehlt, hiemit nicht bis zu den letzten Tagen vor dem Christfest zuzuwarten, sondern mit der Versendung schon früher zu beginnen, wenn auf rechtzeitige Ankunft gerechnet werden will. Die, Postverwaltung hat, wie wir hören, umfassende Vorkehrungen getroffen, um auch während der bevorstehenden Weihnachtszeit die ihr übergebenen Päckereien mit möglichster Beschleunigung und Sorgfalt ihrem Bestimmungsort zuzuführen; allein diese Vorkehrungen können nur recht genügen, wenn auch von Seilen des Publikums durch möglichst frühzeitige Absendung der Weihnachtsgeschenke zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Postbetriebe mitgewirkt wird. Sodann kann nicht genug empfohlen werden, die Päckereien während der Weihnachtszeit recht dauerhaft zu verpacken und die Aufschrift (Adresse) gut zu befestigen. Auch ist es rathsam, die Bestellung der durch die Post beziehenden Zeitungen recht bald und thunlichst vor den Weihnachlsfeier- tagen zu machen, damit in dem Bezüge der Zeitungen von Neujahr an keine Unterbrechung eintritt.
Vom Rhein, 6. Dez. Die „Köln. Volks-Zeitung" schreibt: „Sicherem Vernehmen nach ist nunmehr an unser» Erzbischof von Seiten des Ober-Präsidenten der Rhein-Provinz auf Grund des Gesetzes vom 12. Mai 1873 die Aufforderung zur Niederlegung seines Amtes ergangen, und somit der erste vorbereitende Schritt zu dessen Absetzung geschehen."
Nürnberg, 7. Dez. Am heutigen Tage sind es 40 Jahre, seit Deutschlands erste Eisenbahn, die Nürnberg-Fürther Ludwigs-Eisenbahn, eröffnet wurde. Nachdem im Jahr 1826 die erste Bahn mit Dampskraft in England zwischen Liverpool und Manchester in Angriff genommen war, folgte man auf dem Europäischen Festlanve mit Interesse der Entwicklung dieses Unternehmens, das bereits im ersten Jahre seines Bestehens eine Rente von 8 Prozent abwarf. Die nächstfolgende Eisenbahn war die von Lyon nach St. Etienne- In Deutschland wurde inzwischen in den Jahren 1828—1832 zwischen Budweis uiid Linz eine Eisenbahn gebaut, welche jedoch nur mit Pferden befahren wurde.
München, 8. Dcc. Nach vorläufiger Zusammenstellung der Zahlungs-Listen hat München eine Bevölkerung vr» 190,867 Seelen.
— Lange hat man die Blätter aller Parieren nicht so einig gesehen, wie gegenwärtig in der „Semmelfrag e." Die Ver theuerung unseres Weißbrodes durch die von de» Bäcker» geplante Umrechnung des süddeutsche» 1 Kreuzers in 5 Reichspfennigc hat allenthalben böses Blut gemacht und den Bäckern schwere Vorwürfe eingetragen. (Gegenüber diesen Teigküustlcrn gebühr: den Nagolder Bäckern noch Dank der ganzen Gemeinde, daß sie den Kreuzer blos aus 3 L abrundeten.) Die „Semmelfrage" wird aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer entschiedenen Niederlage der Bäcker enden, zumal unser Publikum in Brod- und Bierfragen eine Oppositionskrast z» entfallen vermag, die ihm aus dem Gebiet politischer Fragen völlig fehlt.
Leipzig, 8. Decbr. Das Th erm o meter zeigte gestern früh 7 Uhr eine Kälte von 22 Grad R, heute um dieselbe Zeu eine solche von nur 8 Grad. Die ortsanwesende Leipziger Bevölkerung ist aus 126,412 festgestellt.
Berlin, 4. Dez. Die erste Berathuug über die Straf- gesetznovelle im Reichstage konnte an einem Tage beschlossen werden. Der Antrag der nationalliberalen Partei, dem sich die Fortschrittspartei angeschlossen, wurde nahezu einstimmig angenommen. Die zweistündige Rede Laskers, welche im großen Ganzen den gesunden Rechtsanschauungen unseres Volkes gegenüber der ängstlichen Gelegeuheits-Gesetzzeberei des Bundesraths einen treffenden Ausdruck gab, war so erschöpfend, daß sogar der eingeschriebene Redner des Centrums, Windthorst, unter Berufung auf Lasker auf's Wort verzichtete. Fürst Bismarck vertheidigte den Gcsetzesantrag, aber man konnte sehen, er genügte mehr einer Anstandspflicht als einer politischen Nothwendigkeit. lieber das Resultat der Verhandlungen sagt die Staatsbürgerzeitung, eines jder radikalsten Berliner Blätter: Somit können wir mit Genugthuung konstatiren, daß das Attentat der in der Reichsregierung noch so einflußreichen Elemente der Reaktion auf die wichtigsten Volksrechte diesmal ein Schlag in's Wasser geblieben ist. Nicht zum wenigsten ist dies erfreuliche Resultat der festen und entschiedenen Haltung der nationalliberalen Partei zuzuschreiben.
Der Bundesrath beabsichtigt, dem Reichstag einen Gesetzentwurf zur Abänderung des Artikels 15 des Münzgesetzes vorzulegen. Dieser Artikel bestimmt in Nr. 1, daß die Ein- und Zweithalerstücke bis zur Außerkurssetzung an Stelle aller Reichsmünzen anzunehmen sind. Durch den Gesetzentwurf soll nun der Bundesrath ermächtigt werden, zu einer von demselben noch näher zu bestimmenden Zeit die noch umlaufenden Ein- thalerstücke zu Scheidemünze zu erklären, so daß dieselben unter die Bestimmungen des Artikels 9 des Münzgesetzes fallen, welcher also lautet: „Niemand ist vernsi'chtet, Reichs-Silbermünzen im Betrage von mehr als zwanzig Mark und Nickel- und Kupfermünzen im Betrage von mehr als einer Mark in Zahlung zu nehmen. Von den Reichs- und Landeskassen werden Reichs- Silbermünzen zu jedem Betrag? in Zahlung genommen. Der Bundesrath wird diejenigen Kaffen bezeichnen, welche Reichs- Goldmünzen gegen Einzahlung von Reichs-Silbermünzeu in Beträgen von mindestens 200 oder von Nickel- und Kupfermünzen in Beträgen von mindestens 50 -H«. auf Verlangen verabfolgen. Derselbe wird ruzleich die näheren Bedingungen