AALMlM für Leu OberarmDezirk NkgölL.

JnseraiionLgcbühr für die^ Zspaltige

M. 96. T^-rL!^ Aomerstag den 19. August. LZ'1875.

fl M. 60 Pfg., für den Bezirk 2 M.l mehrmaliger je 6 Pfg.

Amtliches.

Nagold.

An die Krtsvorfteher.

Denselben werden in den nächsten Tagen die Spezial- Wagen- und Pferde-Register wieder zngehen.

Zugleich erhalten dieselben die Weisung, den Pferdebesitzern die Verpflichtung der Anzeige des Erwerbs, beziehungsweise Ab­gangs von Pferden einzuschärsen.

Den 17. August 1875, .

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

An die Schulstellen des Bezirks.

In Folge der Aushebung der besonderen Portofreiheiten für den Verkehr innerhalb des Oberamtsbczirks sind die Schul­stellen nicht mehr in der Lage, einen unmittelbaren portofreien amtlichen Schriftwechsel zu unterhalten, da sie unter den nach dem Portofreiheits-Verzeichnisse zu einem solchen Verkehre be­rechtigten Behörden nicht aufgeführt sind. Es finden daher ge­genwärtig Erhebungen darüber statt, in welchem Umfange die Schulstellen einen zur Portofreiheit berechtigten unmittelbaren Schriftwechsel mit anderen zur Portofreiest berechtigten Behörden zu führen haben.

Bis zum Austrag dieser Frage wird jedoch die Bezeichnung D. S. Seitens der Schulstellen nicht beanstandet

bei Brief- und Fahrpostsendungen in Dienstangelegenheiten des Staates, der Kirchen, der Schulen und der milden Stiftungen, im Verkehr mit der Vorgesetzten Bezirksschul- Jnspeklion und demjenigen Kameralamt, von welchem der Schullehrer Gehaltstheile zu beziehen Hatz bei Filialschul- stellcn außerdem noch mit der Vorgesetzten Ortsschulbehörde".

Höherer Weisung gemäß werden die Schulstellen hierüber verständigt.

Den 16. August 1875.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

An die HH. Auswanderungs-Agenten.

Die Regierung von Venezuela hat neuerdings durch mehrere Verordnungen ihre Absicht zu erkennen gegeben, die Ein­wanderung von Europäern und namentlich von Deutschen nach Venezuela zu befördern. Sie hat in diesem Sinne ihre in Deutsch­land residirenden Konsuln mit Ermächtigung und Anweisung ver­sehen, und es stehen hierauf gerichtete Agitationen auch innerhalb Deutschlands in wahrscheinlicher Aussicht.

Abgesehen von dem tropischen Klima Venezuelas, welches dem Gedeihen Europäischer Kolonisations-Unternehmungen von vornherein jede Aussicht auf Erfolg abschneidet, wie dies der unglückliche Ausgang eines erst in neuerer Zeit von der Italie­nischen Kolonisations- und Handelsgesellschaft unternommenen Jmmigrationsversuches zur Genüge erwiesen hat, sind auch die politischen und sozialen Verhältnisse Venezuela's von der Art, daß eine Einwanderung deutscher Staatsangehöriger dorthin für die­selben mindestens mit eben sv vielen Nachtheilen und Gefahren verbunden sein würde, als die Auswanderung nach Brasilien.

Das Publikum wird auf die Gefahren dieser Auswanderung aufmerksam gemacht, den Auswanderungs-Agenten aber die Ver­mittelung der Auswandererbeförderung nach Venezuela untersagt. Den 17. August 1875.

K. Oberamt.

Güntner.

L a g e S - N e n i g k e i r e ».

Die ordentlichen Sitzungendes Schwurgerichts in Tübin­gen nehmen am Montag den 30. August l. I. Morgens 9 Uhr, ihren Anfang.

Stuttgart, 14. .Aug. In der letzten Gemeinderaths- Sitzung ist beschlossen worden, den Tag von Sedan in der seither üblichen Weise zu feiern. Die Kosten sollen auf den Etatspostenöffentliche Feierlichkeiten" übernommen werden.

Stuttgart, j16. August. (Schw. B.) Das Schützen­fest ist seit acht Tagen zu Ende; aber die verschiedenen Comi-

le's haben deßwegeu immer noch vollauf zu thun. Es handelt sich jetzt darum, genau festzustelleu, was verausgab! und was vereinnahmt worden ist, und dieses Geschäft nimmt viel Zeit und Mühe in Anspruch, denn man hat hiebei nicht blos'die Baareinnahmen zu registrireu, sondern auch das, was aus dem Verkauf des vielen Uebriggcbliebenen erlöst wird. So wurden die Reste des Weines, meist Flaschenwein, gestern versteigert und erhielten zum Theil sehr hohe Preise, wie insbesondre der Bordeaux. So hat man alle die verschiedenen Gebäulichkeiten aus dem Schieß- und Festplatze auf den Abbruch zu verkaufen und dazu gehört unter anderem auch der Kugelsaug (oder die schußfesle hohe Einfassung des ganzen Schießareals hinter den Scheiben), zu welchem nicht weniger als 2300 Raummeter tan- nenes Scheiterholz verwendet worden sind. Nur die eigentliche Festhalle und die Bierhalle bleiben vorerst noch stehen, weil sie die städtischen Behörden zur Sedansfeier verwenden wollen; alles Uebrige aber, was um theures Geld erworben und her- gestellt werden mußte, kommt unter den Hammer und erst, wenn man diese Einnahmen schwarz auf weiß hat, kann man mit Ge­wißheit augeben, ob das Fest einen Ueberschuß gewährt hat, oder aber, ob die Garantie-Actien in Anspruch genommen wer­den müssen. Wahrscheinlich übrigens ist Letzteres nicht der Fall, wie sich bereits herausgestellt hat, denn selbst auf Dinge, deren Ertrag man sehr gering schätzte, z. B. auf den Draht, der von jeder der hundert und zehn Schießstände nach der jeweiligen Scheibe in einer Länge von 900 und 1000 Fuß hinausführte, um als eine Art von Telegraph zu dienen, sind schon ahnsehn­liche Gebote gemacht worden. Die neue Eisenbahnlinie von hier über Böblingen nach Freudenstadt die sogenannte Gäu­bahn wird jetzt an verschiedenen Strecken zumal in Angriff genommen, insbesondre da, wo der Bau längere Zeit erfordern So sind bereits auch di- Loose zwischen Dornstettcn und Freuden- stadt (eigentlich Dornstetten-Grünthal-Wittlensweiler) zur Ver- akkordirung ausgeschrieben und dürsten andere mit ähnlichen schwierigen Erd- und Brücken-Arbeiten demnächst Nachfolgen. Als Curiosum melde ich Ihnen, daß man hier auf dem Markt 30, sage dreißig schöne Reineclauden um 3 Pfennig kaust, wäh­rend man die Pflaumen im Milchhafen zugemessen bekommt. So etwas ist seit 1847 nicht mehr da gewesen und die Jugend jubelt.

In Döttingen, OA. Hall, wurde am Freitag ein Hund als wuthoerdächtig erschossen, der mehrere Personen, zuletzt einen jungen Handelsmann gebissen hatte. Die Sektion erwies mit der vollsten Gewißheit die Wuthkrankheit. Die Jagst-Zei- tung, die dies mittheilt, gibt als Mittel gegen die Folgen des Bisses toller Hunde das Pflänzchen Gauchheil an, das vielfach auf unfern Aeckern wie ein Vergißmeinnicht, nur roth, blüht, und pulverisirt vom Gebissenen genommen wird.

München, 16. Aug. Prinz Karl von Bayern stürzte heute früh in Tegernsee vom Pferde und starb sofort in Folge Wirbelbruches. (Derselbe war geboren am 7. Juli 1795 und führte im Jahre 1866 den Oberbefehl über die süddeutsche Buu- des-Truppen. Er war Bruder des verstorbenen Königs Lud­wig I. und Groß-Oheim des jetzt regierenden Königs Ludwig II.)

In Regensburg fand am II. d. auf dem katholischen Friedhofe das erste allkatholische B-gräbniß statt. Die Thüre zum Glockenthurm der Friedhofkapelle mußte von einem Schlos­ser geöffnet werden, um das Grabgeläute zu ermöglichen. Das Grab mußte vom Todtengräber der Protestanten gegraben wer­den. Hr. Demmel, Geistlicher der altkatholifchen Gemeinde in Paffau, hielt die Trauerrede, und verrichtete die Gebete der Kirche in deutscher Sprache.

Generalpostdirektor Stephan hat angeordnet, daß der Reihe nach fämmtliche Postinfpektoren aus dem Reichspostgebiet nach Berlin einberufen werden, um hier einen zweimonatlichen Kursus in der Wissenschaft und Technik der Telegraphie durchzumachen. Vorläufig sind bereits 34 dort angelangt. Offen­bar sollen durch diese Maßregel in Zukunft die besonderen Tele­grapheninspektoren überflüssig gemacht werden, wodurch die nicht unerheblichen Kosten der Lehrkurse mehr als reichlich wieder ein­gebracht werden müssen.