des Kranken zu betreten, aber es mußte auffallen, daß Herr von Weinheim nie ein Wort an sie richtete, keine ihrer Fragen beantwortete. . . -
Sie mußte ferner noch bemerken, daß ein düsterer Schatten über sein bleiches Gesicht glitt, so oft sie ihre Freude über seine Auferstehung äußerte, und daß er nie von ihr einen Liebesdienst verlangte.
Selbst, wenn sie neben seinem Bette saß, und Leonie hinaus gegangen war, um frische Luft zu schöpfen, äußerte er nie den Wunsch, daß sie ihm etwas reichen möge, er wartete, bis Leonie kam, und man sah ihm an, daß es ihm zu lange währte, bis sie wieder neben ihm saß.
Wenn dann ihre Hand in der seinigen ruhte, da konnte er stundenlang ihr ins Antlitz schauen, schweigend, lächelnd, den Sonnenschein des Glücks aus den Zügen.
Fahrenschmidl hatte nur einmal den Versuch gemacht, das Krankenzimmer zu betreten, aber ein gebieterischer Wink des Patienten ihn hinaus gewiesen.
Nur Arthur, der Stiefbruder Leoniens, durfte kommen, er weilte vom Morgen bis zum Abend am Lager des Vaters, und oft schlief er in dem Zimmer Josephs, der Leonien in der Verpflegung seines kranken Herrn mit aufopfernder Treue unterstützte.
Frau von Weinheim bebte vor Wuth, wenn sie auch äußerlich ruhig schien.
Für sie unterlag es keinem Zweifel, daß Leonie sie verleumdet hatte, aber sie war entschlossen, so rasch nicht zu weichen. Fahrenschmidt gab ihr darin Recht, er fürchtete nur, daß Herr von Weiheim nach seiner Genesung die Entwendung des Kodizills entdecken könne; weitere Besorgnisse hegte er nicht.
Vierzehn Tage waren seit dem Begräbnißtage verstrichen, als der Patient sich wieder so gesund und kräftig fühlte, daß er sein Lager verlassen konnte.
Der Doktor halte das der gnädigen Frau angezeigt und hinzugefügt, daß jetzt ein Rückfall nicht mehr zu befürchten sei und es nnr noch kräftiger Nahrung bedürfe, um dem Genesenen seine früheren Kräfte wicderzugeben.
An demselben Tage traf der Rektor ein, um seine Gattin zu besuchen und sich nach dem Befinden seines Schwiegervaters zu erkundigen.
Frau von Weinheim ahnte, daß nun die entscheidende Katastrophe bald erfolgen mußte, sie war geneigt, ihren Eintritt zu beschleunigen.
„Wir müssen wissen, welche Stellung ich fortan hier einnehmen werde," sagte sie zu ihrem Vertrauten, der ebenfalls mit
Ungeduld diese Entscheidung erwartete; „wenn er Leonie in Gnaden aufnimmt, dann bleibe ich nicht."
Fahrenschmidt blickte aus seinem Sinnen emporfahrend betroffen-die gnädige Frau an, welche mit sichtbaren Zeichen der Erregung vor ihm aus und ab wanderte.
„Und was dann? fragte er.
„Dann verlange ich die Mittel, um getrennt mit meinem Kinde zu leben."
„Nun, ich denke so weit sind wir noch nicht, Henriette," erwiderte der Hauslehrer gelassen, „übereilen wir nichts. Leonie hat uns verleumdet, gut, der Verleumdung kann man entgegentreten, sie widerlegen —"
„Denken Sie an das Kodizill, Eduard! Er wird es vermissen, er wird —"
„Beunruhigt Sie das so sehr? Freilich, hätte man in die Zukunft blicken können, so würde man klüger gethan haben, die Papiere an Ort und Stelle liegen zu lassen, und wäre es möglich gewesen, sie unbemerkt dahin zurück zu bringen, so würde das auch geschehen sein. Aber man muß sich einer Sachlage stets anzubequemen wissen, Henriette. Wer kannte das Geheimniß des verborgenen Gefachs? Nur Joseph. Wer wußte, daß es Dokumente enthielt? Joseph allein.
,,Aber er hatte keine Interesse, diese Papiere fortzunehmen."
„Erlauben Sie, diese Papiere enthalten bedeutenden Werth, nachdem Sie die Erbschaft angetreten hatten. Er konnte sie jeder Partei zum Kaufe anbieten und eine namhafte Summe dafür fordern. Glauben Sie nicht auch, daß es für ihn ein vor- theilhaftes Geschäft gewesen wäre."
Frau von Weinheim athmete erleichtert auf.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Adam Riese, der sprüchwörtlich gewordene Rechenkünstler, wurde s. Z. in Staffelstein bei Lichtenfels geboren. Seine Vaterstadt hat ihm jüngst eine Gedenktafel am Rathhause errichtet mit der Inschrift: Im Jahre 1492 wurde in Staffelstein geboren Adam Niese, berühmter Rechenmeister und Verfasser des ersten methodischen Rechenbuches.
— Den seligen nordamerikanischen Präsidenten Lincoln überraschte einst der englische Gesandte, als er seine Stieseln wichste. Ums Himmelswillen, rief der Botschafter, wie kommen Sie dazu? In England wichst sich kein Gentleman die Stiefeln! — „Wem denn?" lautete Lincolns Antwort.
Nagold-Horber Bahn
Bekanntmachung.
Amtltrve »uv Prtvar-Bekannrmacpunge».
Revier Pfalzgrafenweiler.
Erd- und Maurerardeiteu.
Der am 24. Juni d. I. vorgenommene Verkauf von abgängigen Bau- und Oberbau-Gerätschaften aus der früheren Section Nagold hat die höhere Genehmigung erhalten, wovon die Käufer mit dem Ansügen in Kenntniß gesetzt werden, daß der Kaufpreis baar an die Bahnhofkaffe Nagold zu bezahlen ist und die Gegenstände gegen Vorzeigung einer Quittung bei dem Bauführer Bracher in Empfang genommen werden können.
Calw, den 21. Juli 1875.
K. Betriebsbauamt.
_ Fuchs. _
Stadl A l t e n st a i g.
Bremchoh-Verksus.
Am Samstag24.Juli, Vormittags 9 llhr, werden auf dem Rathhause dahier aus dem Stadtwald Enz- wald, Abth. 12 und 13,
324 Rm. Buchen- und Nadelholzprügel gemischt, sowie
2075 gebundene buchene Wellen verkauft.
Den 19. Juli 1875.
_Stadtsörster Pfister.
H a i t e r b a ch.
Die Gläubiger der j- Christian Gottlieb Gutekuu st, Bauers Eheleute von Haiter- bach, wollen ihre Forderungen bei Vermeidung der Nichtberücksichtiguug binnen 15 Tagen gellend machen.
Den 17. Juli 1875.
K. Gerichtsnotariat.
Bu; engeiger.
Montag den 26. Juli,
1) Vormittags 9 Uhr,
in Edelweiler: Akkord über die Herstellung der Plante für einen ca. 1700 m. langen Weg im Staatswald Leimenmiß und einer 5,5 m. langen steinernen Dohle daselbst. Zusammenkunft zur Begehung der Weglinie Morgens 8 Uhr bei der Hütte am Wörnersberger Sträßchen.
2) 'Nachmittags 4 Uhr,
in Herzogsweiler: Akkord über die Wiederherstellung der Dohle unter der alten Pfahlbergstraße im Glaswiesenteich bei Herzogsweiler. Ueberschlag 170 Erklärung der Arbeit an Ort und Stelle um 3'/, Uhr.
Revier Ä l t e n st a i g.
Streu-Verkauf.
Am Samstag den 24. d. M., Morgens 9 Uhr,
werden im grünen Baum in Altenstaig 47 R. Moos- und Haidestreu von einer Weglinie im Hafnerwald und 170 Wellen verkauft.
__ K. Revieramt.
Bei der Gemeindepflege Ueberbera liegen
772 Mark
gegen gesetzliche Sicherheit sogleich zum Ausleihen para t.
Reinen
Nordhäuser
Fruchtbrauntwein
per Liter 24 kr. empfiehlt
F. Gsch wind in Hanerbach.
Nagold.
Danksagung.
Bei dem tiefen, herben Schmerz, der uns, beugend in GotteS unerforschlichcm Nath- schluß, durch den so frühen Tod unserer lieben Tochter Catharine auferlegt worden, gereicht cs uns zu einigem Trost, daß die Selige während ihres langen, schmerzlichenKranken- lagers so viele Liebe und wir so viele aufrichtende Worte und Theilnahme von Freunden und Bekannten erfahren durften, und sprechen dafür sowohl, als auch für die zahlreiche Leichenbegleitung, besonders auch von Seiten Auswärtiger, für die vielen Blumenspenden, den erhebenden Gesang des verehrl. Kirchengesangvereins, und den HH. Trägern unfern herzlichsten Dank aus.
Die tieftrauernden Eltern:
I. G. Schuon, Stricker, Catharine Schuon.
Nagold.
Fünf Viertel Dinkel
im Rutschenbaum,
21- Mertel Dinkel
im Eisberg hat zu vermiethen
Gottlob Knödel, Uhrmacher.
Nagold.
Um zu räumen, verkaufe ich
neue und alte Weine,
sowie
guten Erndtemein
zu ermäßigten Preisen.
Gottlob Knödel.
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