Die bayrische Regierung soll entschlossen sein, den Landtag, falls die Wahlen der Mehrzahl nach in ultramontanem Sinn aussallen, nach kurzem Beisammensein wieder aufzulösen und neue Wahlen anzuordnen.
Die „N. Fr. Pr," knüpft an das Zusammentreffen der Thronfolger von Deutschland, Rußland und Italien am Grabe des Kaisers Ferdinand die Perspektive an, daß „der Leichenzug Ferdinand's I. dem Drei-Kaiser-Bnndniß eine feste Klammer für die Zukunft" geben werde, in welche auch Italien eingeschlossen sein werde. Daß die künftigen Souveräne Deutschlands, Rußlands und Italiens dem Vorgänger Franz Joseph's I. aus dem österreichischen Throne persönlich die letzte Ehre erweisen, sei mehr, als das Gebot , der internationalen Höflichkeit verlange. Man sei daher berechtigt, der Anwesenheil der drei Kronprinzen einen politischen Charakter beizumessen.
Dresden, 5. Juli. Aus verschiedenen Theilen des Landes wird von schweren Gewittern, Hagel, Solkenbrnchen, lleber- schwemmungn und vielen durch Blitzschlag entstandenen Feuersbrünsten gemeldet; so von Altenberg, Hartmannsdorf, Kamentz, Gelenau; Zittau u. a. Orten,
Berlin, 6. Juli. Wie der Magd, Z, erzählt wird, hat Fürst B ismarck dem Kultusminister vr. Falk ein Telegramm zugesandt, worin er ihn wegen des Erfolges der Rheinreise beglückwünscht.
Berlin, 7. Juli, Die „Prov, Conesp," bestätigt, daß sich an den Badeaufenthalt des Kaisers gegen Ende September wenn irgend möglich der längst beabsichtigte Besuch des Königs Victor Emanuel anschließen werde. — Der Kaiser hat demselben Blatte zufolge am 29. v, M. die drei großen Verwaltungs- Gesetze sanctionirt.
Lasker ist am2l. Juni von der Universität Freiburg ehrenhalber zum Doktor der Philosophie ernannt worden. In dem vom Prorektor Fischer und Dekan Reumann Unterzeichneten Diplom wird „der tapfere und rhätige Mann" geehrt, „der, ausgezeichnet nicht minder durch Weisheit und mackellosen Lebenswandel, als durch Beredsamkeit in der Volksvertretung, nicht nur stets dem Daterlande eine hochnützliche Thärigkeit widmete, sondern zumal auch zur Errichtung des Deutschen Reiches und zu dessen Ausstattung mit Verfassung und Gesetze in hervorragenster Weise beitrug, der ferner, indem er den unredlichem Gewinne Nachjagenden mit offenem Visir entgegentrat, der Rechtschaffenheit und Ehrbarkeit die besten Dienste leistete, und während er seine Kräfte für das Wohl seiner Mitmenschen anfbot, der eigenen Gesundheit nicht schonte, deren Gefährdung durch schlimme Krankheit von allen Guten betrauert wurde, zu deren glücklichen Herstellung, die ihn zur Uebernahme neuer Arbeit für das Vaterland befähigt, nun gleicher Maßen alle Guten ihm aus tiefstem Herze Glück wünschen."
Im Potsdamer Garnison-Lazareth liegt ein Ulan seit 15 Tagen in todtenähnlichem Schlaf; alles Rütteln und Schütteln und selbst die stärksten elektrischen Schläge weckten ihn nicht auf, höchstens zucken die Muskeln einen Augenblick, Seine Ernährung wird durch Fleischbrüh-Klystiere bewirkt.
Der Zustand des schlassüchtigen Ulanen in Potsdam ist insofern in ein neues Stadium getreten, als der Mann jetzt seit zwei Tagen mit offenen Augen ansgestreckt daliegt, aber in völlig apathischem Zustande und ohne die geringste Neigung zu freiwilliger Ernährung. Nachts schläft er ruhig und zusammengekrümmt; wird er geweckt, so streckt er sich sofort wieder aus. Nach Ansicht der Aerzte ist der Mann entweder Simulant oder geisteskrank.
Die Berliner „Gerichts-Zeitung" berichtet über eine cigen- thümliche körperliche Mißgestaltung, die sich an einem zehn Monate allen Kinde zeigt, das in der vergangenen Woche dem Professor Langerbeck in Berlin behufs einer Operation übergeben wurde. Die Mutter des Kindes ist die Frau eines bei Kassel wohnenden Försters. Während die Mutter mit diesem Spröß- ling guter Hoffnung war, fand es deren Ehemann, der Förster, für nothwendig, einen alten Hund, den Alle im Hause lieb hatten, erschießen zu lassen. Der Förster selbst fühlte sich außer Stande, die Execution gegen sein altes treues Thier zu vollstrecken und beauftragte einen Jägerburschen damit; er bat seine Frau dringend, in der Stube zu bleiben und sich nicht um die fallenden Schüsse zu bekümmern. Darauf entfernte ec sich aus dem Forsthause. Die Frau ging auch, dem Wunsche ihres Mannes folgend, nicht aus dem Zimmer. Aber neugierig war sie doch und trat daher an das Fenster zum Hofe, auf dem der Hund getödtet werden sollte. In demselben Augenblicke fiel der Schuß, der nicht sofort tödtlich war. Das nur schwer verwundete Thier sprang auf, sah seine Herrin am Fenster stehen und wendete sich, wie Hilfe suchend, zu dieser in die Höhe. Die Frau fuhr erschreckt mit der Hand nach dem Gesicht und taumelte zurück, als der zweite Schuß fiel, der dem Leben des Hundes ein Ende machte. Einige Monate später kam ein Kind zur Welt, das auf der rechten Seite des Kopses ein liebliches Mädchenantlitz zeigtes; die linke Seite aber war wie ein Hunde-Kopf mit dickem schwarzem Fell und langen Haaren überzogen. Professor Langenbeck glaubt für eine
glückliche Operation stehen zu können, dem Kinde werde davon kaum eine entstellende Narbe Zurückbleiben. (Fr. I.)
Der „Magdeb. Zlg," schreibt man : Personen, die von Hinterpommern kommen, erzählen, Fürst Bismarck verlebe seinen Urlaub auf Varzin zurückgezogener als je zuvor. Er bekommt zwar täglich mit den Berliner Posten Briefe und Aktenstücke zur Durchsicht, doch kann Alles vcrhältnißmäßig rasch abgewickelt werden, und so gehört der allergrößte Theil des Tages der Erholung. Diese findet der Fürst in der Meliorirung seiner fünf zu Varzin gehörenden Güter, auf denen auch einige Neubauten ausgeführt werden, die für Bismarck von besonderem Interesse sind. Das Varziner Leben erinnert in Nichts an das Dasein in den Bureaus der Wilhelm-Straße, und wie die aufreibende Arbeit, so fehlt das in Berlin durch die Umstände gebotene ceremonielle Leben. Bismarck ist ganz Landjunker, mit großer Passion Gärtner, Obstzüchter. Landwirth Auch liebt er es, von seinem Tische alle Delicateffen fern zu halten und mit den einfachsten Speisen vorlieb zu nehmen. Einen besonderen Genuß gewährt ihm z. B. dicke Milch, und die Folge davon ist, daß er sich wiederholt den Magen verdorben hat und nicht ohne Arzt auskommen kann. Um sich gerade für dies Lieblings-Gericht empfänglich zu machen, hat Bismarck schon allerhand Versuche angestellt, aber bisher ist kein Versuch geglückt. Wie es scheint, will er in der absoluten Einfachheit und Zurückgezogenheit noch mehrere Monate verharren, also in diesem Sommer nicht wieder nach Süd-Deutschland ins Bad reisen, sondern Varzin erst wieder verlassen, wenn's dort rauh und unfreundlich wird,
Montag Nachts halb 12 Uhr traf die Exkaiserin Eugenik von London kommend in Köln ein und fuhr incoguito nach Are- nenbcrg weiter.
Die „Posener Zeitung" meldet: Vom Erzbischof in Prag sind 16 Kleriker aus dem Theologenseminar in Gnesen zu Priestern geweiht worden. Dieselben leben ganz ungestört in unserer Provinz, überwachen und terroristren die Geistlichen, welche im Gerüche stehen, mit den Verwaltern des erzbischöflichen Vermögens zu korrespondiren, und Hetzen das Volk sowohl wider sie als auch gegen die Gesetze des Staates auf. Die modernen Apostel gehen in Civilkleidern, sind von der Tonsur dispensier, lassen sich auch den Bart wachsen.
Aus Weißenburg wird geschrieben: In der Nacht vom Sonntag zum Montag wurde in einer Wirthschaft im benachbarten Syburg ein Act von Brutalität verübt, der wahrscheinlich ein Menschenleben kosten wird. Spät in der Nacht war nemlich in jene Wirthschaft ein angetrunkener junger Mensch gekommen und dort eingeschlafen. Einige rohe Gesellen, welche ebenfalls in der Stube waren, schütteten ihm den Jnhall einer Petroleumlampe auf das Haar und zündeten dasselbe dann an. Bald schlugen die Flammen hoch empor und von den gräßlichsten Schmerzen gepeinigt, raste der Arme in der Wirthsstube umher, indem er das Feuer mit den Händen zu ersticken suchte, sich dabei aber auch diese stark verbrannte, bis er endlich von dem rasenden Schmerz überwältigt, bewußtlos zusammenstürzte. Da erst gelang es dem herbeigekommenen Wirth, das Feuer zu ersticken Der Verlezte liegt hoffnungslos darnieder; die rohen Gesellen, welche den Frevel verübt, sind dem Gerichte übergeben,
Wien, 6. Juli, Das Leichenbegängnis des Kaisers Ferdinand fand heute unter der Betheiligung des gesammten kaiserlichen Hofes, der anwesenden fürstlichen Gäste und speziellen Vertreter des gesammten diplomatischen Corps, aller Ministerien, hohen Beamten, Kardinalen und Bischöfen statt, Ueberall hatte sich eine dichtgedrängte Volksmenge ausgestellt.
lieber das Vermögen des verstorbenen Kaisers Ferdinand läßt sich der „P, L." mittheilen, daß dasselbe, die liegenden Guter inbegriffen, mit 160 Millionen eher zu niedrig als zu hoch angegeben sei.
Paris, 6, Juli, Der Pariser Gemeinde-Rath hat gestern die Summe von 200,000 Fr. für die Ue b e rsch w em m t e n votirt. Die größte individuelle Gabe hat bis jetzt trotz allen Prätendenten und Rothschilden, auch trotz dem heiligen Vater, der israelitische Abgeordnete Cr6mienx beigestenert; er figurirt in den Listen der Nationai-Versammlnng mit einer Spende von 50,000 Fr.
Paris, 8. Juli. In der Normandie haben ebenfalls Ueberschwemmungen stattgefnnden. Lisieux und die umliegenden Ortschaften wurden vergangene Nacht überschwemmt. Viele Häufen wurden zerstört und die Brücken fortgeschwemmt. Der Eisenbahn-Verkehr ist unterbrochen. 7 Personen sind ertrunken.
Paris, 5, Juli. Die heutige Börse ist beunruhigt durch ein aus unzuverläßigen Zeitungsnachrichten entstandenes Gerücht, daß der französische Gesandte in Berlin in Folge von Reklamationen der deutschen Regierung, die ihn klerikaler Umtriebe beschuldigten, von Berlin abberufen worden sei. Die Rente sank um 50 Centimes.
Ein Korrespondent des „Paris-Journals" der den Marschall Mac Mahon auf seiner Reise durch die überschwemmten Gegenden begleitet, berichtet: „In Agen bedeckten die Wasser 36 Stunden lang die ganze Stadt; sie erreichten die Höhe des zwei-