naher wenn auch nicht einziger Beziehung zu der massen­haften Verwendung der fichtenen statt der eichenen Rinde, auS welch' letzerer in maliger Arbeit langsam und sicher dem Leder eigentlich erst seine Tugenden reisen sollten. (Lt -A.)

Dem Oberamtsgericht Geislingen liegt, wie U. Schn, mittheilt, ein eigenthnmlicher Fall zur Untersuchung vor: Am Montag den 14. Juni wurde in der Rahe von Treffelhausen der 43 Jahre alte Joh. Knoblauch, ein sehr friedliebender Mensch, schwer verwundet aufgefnnden. In das dortige Armen­haus verbracht, gab er, ohne Aufschluß über sein Unglück crlhei- len zu können, den Geist aus. Die Sektion hat heransgestcllt, daß ihm von hinten der Schädel eingeschlagen war. Außerdem ergaben sich noch Spuren anderer Mißhandlungen. Bis jetzt ist ermittelt worden, daß er Tags zuvor in der Lammwirthjchast zu Treffelhansen zechte, und ihm der komische Fall passine, in angetrunkenem Zustand statt auf den Abort in die Küche zu kommen. Ein Butterfaß gehörte zur Fortsetzung seines Jrrthums. Es wird dieser Umstand den Schlüssel zur Entdeckung der rohen That geben.

Freibnrg, 18. Juni. Am 18. Juli, als dem 100. Ge­burtstage Kats v. Roll eck, soll hier eine Notteckfeier veran­staltet werden.

Die Großherzoglich Badische, die Herzoglich Sachsen-Alten- burgische und die Fürstlich Schwarzenbnrg Rudoistädtische Regie­rung haben die Einziehung ihres Papiergelds beschlossen.

In Würzburg verjährte der fromme Hausfreund, ein hoher Geistlicher nach jahrelangem Umgang die schöne Tochter einer vornehmen Familie. Der Bischof erhielt Kenntniß davon und schritt gegen den Geistlichen ein. In den Würzburger Zeitungen wird die Schmutzzeschichte ausführlich auszebrcitet und sie kommt wahrscheinlich vor die Gerichte.

München, 19. Juni. Die bayerischen Kassa Anweisungen zu fünfzig, fünf und zwei Gulden sind zur Einlösung aufgerufen. Mit 'Reujahr verlieren die Kassa-Anweisungen die Zahlungs­eigenschaft.

Vom Main, 19. Juni. Der Klerus des Maingaues nebst dem der Stadt Frankfurt war dieser Tage in Höchst a. M. versammelt, und beschloß, daß die nicht gesperrten Confratres sich zu Gunsten der Gesperrten so lange sich mit fünf Prozent ihres jährlichen Einkommens freiwillig besteuern, bis entweder sie selbst auch gesperrt sind, oder die Sperrung der Anderen aushört.

Münster, 22. Juni. Der ,,Prov.-Ztg." zufolge fanden gestern in Rheine anläßlich ultramontaner Demonstrationen Ex- cesse statt, wobei Bürgermeister Sprickmann, welcher dem Gesetze Achtung verschaffen wollte, durch fünf Messerstiche schwer ver­wundet wurde.

Elberfeld, 15. Juni. Stürmische Heitel keit erregte in der gestrigen Stadtrathssitzung folgende Mittheilung des Vor­sitzenden: Ein Ungenannter hat kürzlich bei Gelegenheit seiner silbernen Hochzeit der Stadt 1000 Mark geschenkt, mit der Be­stimmung, daß diese Summe so lange stehen bleiben soll, bis sie mit Zinsen und Zinseszinsen 20 Millionen Mark beträgt (dies geschieht nach ca. 250 Jahren); dann soll das Kapital von 20 Millionen der Stadt als freies Eigenthum verbleiben. Der Stadtrath nahm das Geschenk dankbar entgegen.

Ems, 20. Juni. Der Erzherzog Albrecht ist heute Vor­mittag hier eingetroffen. Derselbe wurde vom Kaiser am Bahn­hofe empfangen und aufs Herzlichste begrüßt.

Wien, 20. Juni. Ueber die gestern als bevorstehend an­gekündigte Begegnung des Kaisers von Oesterreich mit dem Kaiser von Rußland verlautet jetzt des Näheren, daß dieselbe wahrschein­lich in den letzten Tagen dieser Woche auf der Station Komo- rau an der Buschthierader Bahn, welche der Kaiser Alexander auf seiner Rückreise berührt, stattfinden wird. Der Kaiser Franz Joseph wird denselben dort empfangen und ihn eine Strecke durch Böhmen begleiten. Die Begegnung ist, wie das Telegraphen- Correspondenz-Bureau mittheilt, als eine rein persönliche Ange­legenheit der beiden Monarchen aufzufassen. Derselben Quelle zufolge wäre für eine spätere Zeit des Jahres auch eine Zusam­menkunft des Kaisers Franz Joseph mit dem Deutschen Kaiser in Ischl in Ausficht genommen.

Die Redacteure desUnioers" haben am 16. Juni, als am Jahrestage des Regierungs-Antritts Pius' IX., an Seine Heiligkeit folgendes Telegramm gerichtet:Auf den Knien flehen wir zu Gott, daß er Sie der Kirche und der Menschheit erhalte. Geruhen Sie, uns zu segnen!" Am folgenden Tage erging von Rom die Antwort:Seine Heiligkeit dankt den Redakteuren desUnioers" und segnet sie mit väterlicher Liebe. Cardinal Antonelli.

Der junge Napoleon hat einem Engländer das Leben gerettet, vr. Reynoldt fuhr in der Nähe von London einen steilen Abhang hinunter. DaS Pferd ging durch und die Lage des Doctors war sehr gefährlich. Da fiel Prinz Napoleon, der sich gerade zufällig in der Nähe befand, dem Pferde in die Zügel, wurde eine Strecke weit geschleift, brachte aber die Thiere zum Stehen. Seinen Namen sagte er dem dankenden Doktor nicht.

Allerlei.

Der Einfluß der arktischen Kätle. Der be­kannte österreichische Nordpolreisende Payer schildert die Ein­wirkungen der arktischen Kälte, welche er und mehrere seiner Gefährten während einer Schlittenreise zur Erforschung des Franz- Jofesslandes am 14. März 1874 auf dem Sonnklargletscher erfuhren, folgendermaßen: Es trat an dem genannten Tage die grimmigste Kälte ein, indem das Weingeist-Thermometer bis auf 40,5 Grad Rsaumur unter Null sank. Schon vor Sonnen­aufgang war au diesem Tage Payer mit dem einen Tyroler im Fre:en, um trotz der Hindernisse, welche der lähmende Frost be­reitete, zu beobachten und zu zeichnen. Lebhaft schilderte er die Farbenpracht des damaligen Aufgangs der Sonne, die, wie ge» wohnlich bei großer Kälte, von Nebensonnen begleitet erschien, und den eigentlichen Gegensatz der glühenden Lichteffecte und des fürchterlichen Frostes. Knieend ließen er und seine Gefährten sich den Rum in die Kehle gießen, um nicht mit den Lippen die Metallbecher zu berühren, was so gefährlich war, als ob sie glühend wären. Aber der Rum hatte alle Kraft und Flüssigkeit verloren, schmeckte matt und war dick wie Thran. Cigarren oder Tabak in kurzen Pfeifen zu rauchen war unmöglich; man hatte alsbald einen Eiszapfen im Munde. Das Metall der Instru­mente wirkte beim Berühren wie glühendes Eisen, ebenso die Medaillons, welche einige der Nordpolfahrer unvorsichügerweise auf bloßer Brust trugen. Payer versicherte, diese Kälte wirke aus die Willenskraft vollständig lähmend; unter dem Einflüsse derselben gleicht der Mensch durch die Unsicherheit der Bewegung, das Lallen der Sprache und die Schwerfälligkeit des Denkens einem Trunkenen. Eine weitere Wirkung dieser Kälte ist in Folge des starken Verlustes von Körperfeuchtigkeit durch Verdunstung der quälende arktische Durst, der auch sehr demoralisirend wirkt. Der Genuß von Schnee ist eine sehr schädliche Erquickung, in­dem er Entzündungen des Halses, des Gaumens und der Zunge erzeugt. Ueberdies ist die Hülfe illusorisch, da man gar nicht eine solche Menge Schnee verzehren kann, als zur Löschung des Durstes erforderlich wäre. Bei einer Kälte von 30 40 Grad unter Null schmeckt übrigens auch der Schurr wie geschmolzenes Metall. Bei der Expedition galten die Schnee- Esser ais Weichlinge, wie im Orient die Opium Esser. Bei der stärksten Kälte waren die über die Schneefelder ziehenden Eolonnen der Nordpolfahrer von einem qualmenden Nebel umgeben, so stark war die Körperausdüustung trotz der dichten Pelzhüllen. Diese Dämpfe gefroren zu kleinen Eiskrystallen, die mit hörbarem Geräusch zu Boden sielen. In Folge des Nebels herrschte Dun­kelheit und die Atmosphäre war förmlich undurchsichtig. Dabei hatte mau ein unbeschreiblich lästiges Gefühl der Trockenheit, der Feuchtigkeit in der Luft. Jeder Schall xflünzle sich auf ungemeine Entfernung fort; ein gewöhnliches Gespräch war auf Hunderte von Schritten vernehmbar, während man aus hohen Bergspitzen Flintenschüsse kaum hört. Payer erklärt dies durch den starken Feuchtigkeitsgehalt der arktischen Luft. Fleisch war spaltbar, Quecksilber konnte als Kugel aus dem Gewehrlaus ge­schossen werden. Geschmack und Geruch nahmen merklich a» Schärfe ab; die Körperkraft weicht dem lähmenden Einfluß der Kalte, die Augen schließen sich unwillkürlich und frieren zu und beim Steheubleibeu tritt alsbald Unempfindlichkeit der Fußsohlen ein. Merkwürdigerweise bereift sich der Bart nicht, weil der Hauch des Mundes alsbald als Schnee zu Boden fällt. Auch beobachtete man das Phänomen, daß die dunklen Bärte der Schlittenreisenden in Folge der Kälte viel lichter wurden. Die Secretion aus Augen und Nase wird immer stärker, während die Schweißbildung ganz aufhört. Als den einzig möglichen Schutz bezeichnete Payer gute Kleidung und möglichste Bekäm­pfung der Codensation der Ausdünstung, während das vielfach empfohlene Einfetten oder Schwarzfärbeu des Körpers gar keinen praktischen Werth hat. Schließlich schildert er die mühevollen Kuren, die angewendet werden müssen, um erfrorene Glieder wieder zu beleben.

(W ider dasGerinnen der Milchj ist das Hinein» tröpfeln einiger Trofen frisch gepreßten Meerrettigsaftes vorzüglich.

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Haiterbach. Die vor zwei Jahren von Kaufmann Oesterle hier gegründete Bau- und Dungkalk-Brennerei ist vor einigen Tagen in den Besitz anderer Hände übergegangen. Der Dungkalk hat sich hier und in der Umgegend, besonders bei sandschweren und kalten Böden vortrefflich bewährt. Der Boden wird durch Anwendung von Kalk sehr locker, die Erfahrung lehrte, daß bei schweren Böden die Hälfte Zugkraft erspart werden kann. Bei Getreidearten wird das Stroh viel kräftiger, dadurch fallen die Halme weniger, die Körner werden vollkommener und ergiebiger. Auf Wiesen und Kleefeldern entwickelt Kalk eine ungewöhnliche Triebkraft. Bei Hopfen- und Weinbau, Obstbaum­zucht und Kartoffeln wurden mit Kalk glänzende Resultate erzielt, Kalk ist bis jetzt das einzige bekannte Mittel gegen Blutlaus und Kartoffel-Käfer und der beste und billigste Dungstoff. In den Pflanzschulen der Staatswaldungen wird gegenwärtig Kalk mit Erfolg angewendet.