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im Bezirk Samstag den 13. Februar.

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Jnsernuonögebübr sür die Zspnlttüe ZrUe aus gewöhnlicher Lchri't bei einmaliger Einrückung 3 Kreuzer, LOSv. bei mehrmaliger je ä Kreuzer.

LageS-??euigkeiten.

Für die Handels- und Gewerbckammer in Calw wurden gewählt: C. Frey, Holzhändler in Schwarzenberg, L. Sautter, Konditor in Nagold, I. Stalin, Fabrikant in Calw, Frd. Schmidt, jnn., Fabrikant in Neuenbürg, Ed. L e o, Holzhändler in Höfen, G. F. Wagner, Fabrikant in Calw, C. Klemm, Kaufmann in Herrenberg, L. Wagner, Schönfärber in Calw, H. Hutten, Fabrikant daselbst. Die Zahl der Wahlberechtigten war 366, abgestimmt haben 188.

Die Gewerbebank Backnang hat die Zahlungs-Ein­stellung nun angezeigt und ist der Gant gerichtlich verfügt.

Für das Leichendegängniß eines in Erlangen ge­storbenen Altkatholiken wurde das Geläute der katholischen Kirche verlangt. Der Stadtpfarrer verweigerte es, und war nicht zu finden, als ihm der Befehl der Kreisregierung einge- händigt werden sollte, daß das Geläute zu gewähren sei. Der gewöhnliche Hokuspokus mit Abnehmen der Glockcnseile, Ver­rammeln der Thurmthür wurde auch dieses Mal getrieben, aber die Obrigkeit schritt ein und zwar mit aller Energie und so wurde das Glockengeläute rechtzeitig erzwungen. Es ist dies übrigens dieselbe Kirche, über deren Eigenthumsqualität schon seit Jahren Streit ist. Als Beweis pfäffischcr Intoleranz ersehen wir aus einem unterfränkischen Blatte, daß in Schonungen, einem in un­mittelbarer Nähe der protestantischen Stadt Schweinfurt gelegenen Marktflecken, das Grabgeläute für einen dort gestorbenen Prote­stanten verweigert und erst nach ernstlichem Einschreiten in dem letzten Moment zugelassen wurde.Das ist die christliche Tole­ranz des 19. Jahrhunderts!" ruft der Münchener Korrespondent derK. Z.", welcher obige Thatsachen berichtet, mit Recht aus.

Die bayrischen Klerikalen haben bereits ein kleines Auskunftsmittel erfunden, um der Civilehe entgegenzuwirken; das tonangebendeBayr. Vaterland" gibt nämlich folgende Parole aus:Katholische Eltern! Es wird künftig eine doppelt schwere, eine zu tief in das Gewissen eingreifende Sache sein, ein Kind zn verheirathen. Ihr werdet den höchsten Grad der Vorsicht anwenden, die Tasche fest zu halten und die Zahlung einer Mitgift, eines Hcirathsgutes ausdrücklich an die Bedingung des erfolgten kirchlichen Eheabschlusses knüpfen müssen, insbesondere vor diesem kirchlichen Eheabschlusse keine Gutsübernahme vornehmen dürfen."

Berlin, 11. Febr. Der Bundesrath stimmte dem Bank- gesetzcntwurfe zu.

In der Rhön ist der kleine armselige Ort Waldberg fast ganz abgebrannt. Bei der ohnedieß großen Armuth der Rhön­bewohner wird der Nothstand der Abgebrannten als gräßlich ge­schildert.

Wie aus Braun schweig berichtet wird, hat der dortige, als Historiker bekannte Professor Dr. Aßmann durch einen Dolchstoß seinem Leben ein Ende gemacht. Der Verstorbene, 75 Jahre alt, hatte im vorigen Jahre sich zum zweiten Male vermählt und erst vor Kurzem sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum gefeiert. Man fand ihn todt im Bette, mit einem noch in der Wunde steckenden, bis ans Heft ins Herz gestoßenen Dolche.

In Braunfchweig sind zwei Mörder, die Bäckerwittwe Krebs und der Schneider Brandes im Gefängnißhofe in derselben Stunde hingerichtet worden. Sie hatten auf langsame und raf- finiric Weise den Bäcker Krebs, der ihnen im Wege stand, ver­giftet und waren von dem Schwurgerichte nach den überzeugendsten Beweisen ihrer Schuld zum Tode verurtheilt worden, obgleich sie hartnäckig läugneten und eines das andere beschuldigten. Beide zeigten sich in dem Prozesse und in dem Gefängnisse als furcht­bare Heuchler, sie erbaten sich immer Geistliche, auch noch zum letzten schweren Gang, zeigten aber niemals Reue und machten noch weniger Geständnisse, ans dem Schaffote noch erklärten sie ihre Unschuld. Herr Pastor, leben Sie wohl! war das letzte Wort des Brandes. Abergläubische tauchten ihre Tücher in das Blut der Hingerichteten, Einer trank sogar das aufgefangene Blut und begann dann einen Dauerlauf, weil das wer weiß gegen welches Nebel gut sein soll.

Es ist bekannt, daß nach französischer Anschauung iu dem Kampf zwischen Staat und Kirche in Deutschland letztere vollständig im Rechte ist. , Auch die französische Presse, darunter

j sogar ein großer Thcil der republikanischen Blätter, ergriff fall ohne Ausnahme die Partei der deutschen Bischöfe. Um so auf­fallender ist folgende Auslassung des heutigen Constlluuonnel, welche hier wörtlich folgt:Oer Bischof von Mainz hat vor Kurzem eine L>christ veröffentlicht, welche nicht geeignet ist, die Erbitterung der Streitenden zu mildern. Man weiß, wie wenig wir der deutschen Kirchenpolitik günstig sind. Aber ehrlich ge­standen, man muß die Haltung tadeln, i» welcher sich die deut­schen Bischöfe gegenüber der Regierung ihres Landes gefallen. Was für eine Nothwendigkeit lag zum Beispiel für den Bischof von Mainz vor, in seiner jüngsten Veröffentlichung den Gesetzen zu trotzen und die Katholiken zum offenen Widerstand zn reizen, indem er geradezu zur Zwietracht aufforvert? Im Grunde ver­folgt ja die Negierung Bismarcks den Katholizismus nicht, es ist in Deutschland keineswegs verboten, seinem Glauben treu zu sein. Was der Kanzler beseitigen will, das sind nur die Um­triebe, welche die Ruhe des Reiches stören. Nun gibt aber gerade die Handlungsweise der Bischöfe der Kirchenpolitik des Kanzlers einen triftigen Grund, und wenn dsc Anwendung gewaltsamer Mittel auch getadelt werden kann, muß man andererseits doch zugcstehe», daß er den Angriffen der Katholiken gegenüber sich in der Nothwehr befindet. Es ist unverantwortlich von dem Bischof von Mainz, gegen seine Glaubensgenossen den Unwillen der Staatsgewalt zu entfesseln."

In Oesterreich gibt es viele Leute, die 1866 nicht ver­gessen können und sich gern mit den Russen oder Franzosen und am liebsten mit Beiden verbünden würden, um Rache an Deutsch­land zu nehmen. Sie sprechen und schreiben zwar nicht von Rache, wie die Franzosen, sondern von einer Nothwehr, weil Deutschland offenbar nach den deutsch-österreichischen Provinzen lüstern sei und sie bei der nächstbesten Gelegenheit annektiren werde. Ein österreichischer Oberstlieutenant der Artillerie räth daher in einer Flugschrift, sich aufs Engste an Rußland anzu- schließen und möglichst viele und gute Kanonen zum nahe bevor­stehenden Entschcidungskampf mit Deutschland anzuschaffen. Das Schriftchen macht mir dcßhalb Aufsehen, weil cs von dem öster­reichischen Erzherzog Salvator herrührt und die stillen Ansichten hoher Kreise vcrrälh. Dem wunderlichen Heiligen hat es eine Nase eingetragen, indem er zu einem Infanterie-Regiment ver­setzt wurde.

Aus Madrid 7. Febr. wird gemeldet: Man versichert, daß die Angelegenheit der Brigg Gustav beigelegt sei. Es sei erwiesen, daß der Verlust des Schiffes durch den Sturm veran­laßt sei, und eine Entschädigung von 1500 Pf. St. werde für die Ladung bewilligt.

Im Dez. v. I. erzählten die Zeitungen, daß der durch seine Schandthaten berüchtigte Bandcnführer und Expfarrer Santa Cruz zweimal den Händen der Justiz auf merkwürdige Weise entkommen sei. Wie er dies zu bewerkstelligen wußte, erzählen Berichte aus Spanien in folgender Weise. Santa Cruz, früher Pfarrer in Hernialde, einem kleinen Dorfe der Provinz Gnipuz- coa von 350 Seelen, schloß sich bald nach der ersten Schilder­hebung für Karl VII. der Partei des Prätendenten an und Her­nialde war ein Hauptversteck der aus Frankreich herübergeschmuckel- ten Waffen. Daß Santa Cruz der Hüter dieses Verstecks sei, wurde der Regierung verrathen und an einem Junimorgen, als er eben die Messe las, füllte sich die Kirche mit Soldaten. Als die Messe zu Ende war, erklärte ihn der Führer für verhaftet. Ohne die Fassung zu verlieren, folgte er dem Offizier und bat nnr, in seiner nebenangelegcnen Wohnung noch eine Tasse Choko- lade zu sich nehmen zu dürfen. Der Offizier gestattete dies und hielt inzwischen mit seinen Leuten vor der Thüre Wache; als ihm aber das Chokoladeirinken doch zu lange dauerte, trat er ins Haus und stieg die Treppe hinauf, die eben ein Bauer mit einem Korbe auf dem Kopfe herabkam, der ihm, ehrerbietig bei Seite tretend, Platz machte, sich aber dann eiligst aus dem Hause ent­fernte. Als der Offizier in das Zimmer des Pfarrers trat, war dasselbe leer, auch in den übrigen Räumen suchte mau vergeblich nach ihm und zu spät erkannte man, wer der Bauer mit den Aepfeln gewesen, der längst spurlos iu den nahen Bergen ver­schwunden war. Als später die karlistische Junta selbst einsah,