Selbstmords gebrandmarkt wtrd. „Der Soldat, der Hand an sein Leben legt — sagt der Tagesbefehl — begeht eine Feigheit, fern Leben gehört zuerst Gott und dann dem Baterlandel"
Der Pariser Berichterstatter der Times erwähnt ein Gerücht, demzufolge für den jungen Erben von Chislehnrst ein neues Heirathsprojekl auf dem Programm sei. Es ist die Schwester der Prinzessin v. Wales und der Großfürstin Thronfolger von Rußland, welche, obschon 2'/, Jahr älter als der Prinz von den Bonapaniften demselben zur Braut ertoren wird. Dabei wird schon zuversichtlich erklärt, der Prinz v. Wales und die Königin seien für den Plan und nur Rußland zeige weniger Reizung.
So einen strengen Winter hatte man in Schweden lange nicht wie diesmal. Zuerst siel soviel Schnee, daß der Postver- kchr und die Eisenbahuzüge eingestellt werden mußten. Dann kam eine Kälte von 29 und 30" R, so daß die Duellen ein- srorcn. Die Wölfe und Luchse konnten es im Freien nicht aushatten und flüchteten sich in die Dörfer und Städte, um nicht zu erfrieren.
N o m, 6. Fcbr. Eine wohlhabende Engländerin halte in den letzten Tagen Garibaldi und seine Familie zu einem glänzenden Diner eingeladen, bei dem noch mehrere andere Engländerinnen erschienen, die 1860 während deS Krieges in Sizilien Mitglieder des Komitss zur Pflege der verwundeten Garivaldi- ncr waren. Garibaldi war hocherfreut, seine alten Bekannten aus der damaligen Zeit wiederzujehen und erzählte ihnen ausführlich seinen Besuch im Quirinal, wobei er für den offenen und loyalen Charakter des Königs die höchste Bewunderung kund gab. Ich glaube, äußerte er u. A-, baß es wenig Menschen gibt, die mit so viel Urthcilskrasl begabt sind, wie der König. Im Ueb rigen ist er seinem ganzen Wesen nach das, was man ein gutes Kind nennt. Ihr kennt meine Bewunderung für die Engländer! Nun wohl, ich konnte nicht umhin, zu dem Könige zu sagen: Majestät! damit Italien glücklich werde, muß der König consti- tutionell sein wie in England, und sich immer auf dem Laufenden mit der öffentlichen Meinung erhalten. Und wißt Ihr, was er mir antwortete? Und er hatte nicht Unrecht. Lieber General, sagte er, wir sind vollkommen einig, allein es ist manchmal schwer, die öffentliche Meinung kennen zu lernen
Die Uliramontauen weiden es dem König Alfons von Spanien trotz des päpstlichen Segens sobald nicht vergessen, daß er dem biederen Don E a r l o s den Rang abgelaufen hat. Das ersiudungsreiche „Bayer. Vaterland" nennt ihn im gerechten Zorn und zwar in einem einzigen Artikel: katholisch maskirter Knabe, Königskuabe, Kind, Kindlein, kindische Marionette, Eindringling, Büblein, lächerlicher Kindskopf, luftige Person, Lasse, Lchinder- hauncspolitiker. Und damit ist der Bo-.rath in Bereitschaft ge hailener Ehrentitel vielleicht »vch nicht einmal erschöpft.
Fa England macht man Jagd auf die deutschen 20
Markstücke und gibt sogar schon Agio. Es ist vorgekommen,
daß ein solches Goldstück mit 6 Thlr. 20 Lgr. angekausl wurde.
Werfet nur alte Cy lind er hüte nicht weg, weder die schwarzen noch die weißen, sie können gut verwerthet werden. Die Einwohner der Ricobaren tragen großes Verlangen danach und man ha! deßhalb einen Handelsverkehr zwischen Calcnita und den Ricobaren eingerichtet. Man bezahlt mit Cocnsnüssen. Ein hoher schmalkrämpigcr Cylinver wird mit 50 -60 Eocus- nüssen bezahlt. Weiße Cylinver mit schwarzen Bändern werden noch theucr gekauft. Wenn die Ricobaren auf den Fischfang
gehen, so trage» sie nichts weiter an ihrem Leibe als einen Cy'
linder, eine Weste und Handschuhe. (Dürfte ein heiteres Bitd für den nächsten Maskenball geben)
Der Guckkasten. (Fortsetzung.)
Ich war also gegen den Angriff selbst scharfer Augen mog lichst gut gerüstet Himer mir aber ui Hörweite wußte ich meine beiden Gcsährien und konnte mich nach den Umständen entweder znrückziehen, oder sie selbst herbeirufen. So durchwanderte ich im gemächlichen Schritte das weder große noch dicht bestandene Echötz And konnte bereits zwischen den letzten hohen Stämmen hindurch auf das freie Fetd bis zu den rothen Dächern von Dachhausen hiuüberblicken, als ich seitlich ans nicht zu weiter Entfernung ein cigenthümliches Stöhnen zu vernehmen glaubte. Ich blieb angcndiicklich stehen, um genauer hinüber zu horchen und schritt dann, als derselbe Ton sich wiederholte, langsam und vorsichtig durch die Birkenbüjche nach der Richtung vor, von welcher mir die Seufzer und Klagen zu kommen schienen. Bald erblickte ich auch den Urheber derselben. Der Mann saß oder lag am HoUraude, mit dem Rücken nach mir gekehrt, und während er die Beine in einen tief ausgefahrenen, bruchigen Holzweg hinab hängen ließ, stützte er das sorgenschwere Haupt aus die Hand. Die oauze Gestalt des ruhenden und die Schafe, welche weiter drüben, nur von einem großen Hunde bewacht, ruhig weideten, ließen mich sofort erkenne», daß ich den gesuchten Schäfer vor mir habe.
Der Alte halte eine Weile geschwiegen. Plötzlich aber warf er sich herum und begann von Renern en stöhnen.
„O Gort, o Gott, was thue ich, was fange ich jetzt an?
Hilf mir, rathe mir, du weißt, ich will das Beste."
Wieder verstummte der Schäfer; aber er rang, wie in tiefster Verzweiflung, die Hände und barg dann sei» Gesicht in dem weichen Watvrnoose, so daß nur hin und wieder ein dumpfes stöhnen zu mir herüber klang.
Ich war entschlossen, noch einige Zeit hinter meinem Bir- keustrauche geduldig aus die Fortsetzung des Selbstgespräches zn warten; aber mein Plan sollte auf eine unerwartete Weise vereitelt werden. Auch dem großen schwarzen Schäferhunde mochte nämlich das Benehmen des Herrn nicht recht geheuer oder doch ungewöhnlich Vorkommen. Er verließ wenigsteus den Wachtposten bei seinen Schafen und kam dann im Zotteltrabe nach dem Waldrande herüber, um erst langsam und nachdenklich den dahinge- sueckl-u Alle» zu umgehen, und dam, seine schwarze Nase liebkosend an dessen Wange heranzuschiebeu. So verzweifelt die Stimmung des Allen war, dieser Beweis von treuer Zuneigung ging dennoch nicht unbemerkt au ihm vorüber. Er richtete sich ein wenig aus und ließ seine breite Hand wie träumend über das lockige Fell des Hundes gleiten.
„Ja, Pikas, du bist eine gute, treue Seele", murmelte er dann halblaut. „Daß du mich verstehen und mir helfen könntest! Du hülsest mir sicher als wahrer Freund."
'Mas ließ sich die Liebkosungen eine kurze Weile wohl gefallen. Plötzlich aber schien er etwas Fremdes zu wittern. Er schaute erst eine kurze Weite rundum, dann bestimmter nach meinem Gebüsche he,über und stürzte endlich mit scharfem zornigen Gebell aus mich los.
„Zurück, PikaS!" schrie der Schäfer mit scharfer Stimme, während er sich möglichst rasch aufrichlete. „Zurück!"
Obwohl noch immer murrend, folgte der'Hund dennoch dem Befehle des Herrn, der nun selbst langsam gegen mich vorschritt.
„Et du meine Kide!" begann ich nun meiner ivohlausge- dachten Rolle gemäß zu stöhnen. „Nee, was ich mich über das beese Dier da erschrocken habe, das klaubt kar keeu Mensch niche, nee wahrhaftig. Bitte, halten Sic ja Ihren beeseu Hund recht feste, mein Kubester, bitte wirklich recht sehrc."
Um die Lippen des Allen spielte ein kaum merkliches Lächeln.
„Haben Sie kceue Furcht uich," sagte er im ungefähren Dialekte unserer Gegend. „Der Hund ist kar nicht so beese, wie er anssehcn thut, nor wachsam ist er. Aber was führt Sie denn eigentlich hieher, so ohne Weg und Steg, meeu' ich, mein kude- ster Herre?"
„Nu was sonst, als weil ich hier Seufzen und Stehnen heheert habe und weil ich also bedacht habe, da ist kanz kcwiß ein Kranker. Jv, das habe ich kedacht. Also bin ich langsam und vorsichtig dorch die Kebische kekrochen, aber der Hund hat mich doch keherie und mich attakirt, nein, ich denke, cr reißt mich sogleich in Sticke."
„Also Stehnen habbc Se geheen? Seil Hab' ich mir schon denkt", srgte der Alte gelassen, aber ohne zu bemerken, daß er plötzlich Leu Dialekt wechselte.
„Adder ich seh kar keeiicu Kranken niche", bemerkte ich verwundert.
„Ich auch nicht."
Ah ich auch nicht? wiederholte ich im Stillen. Das ist nun schon die zweite Abweichung von unserem wahren Dialekte, die ich von dir zu hören bekommen, mein Freund.
„Was, Sic ooch niche?" fuhr ich fort. Was soll man denken, mein Kutester. Das is ja recnc zum Firchten ist es- Also Sie ooch niche? Heer» Se mal, durch den Wald keh' ich meiner Six nich wieder, das is kewiß. Denn wenn es auch keene Gesbenster kibt, nein, daran kloobe ich nich, dazu bin ich zn ke- bildet, aber Heer» Se, wer leben in einer beeseu Welt, wo cs recht beese Menschen käben thut, die sich vor der Sinde nicht scheien."
Ich hatte diese Worte absichtlich wortgetreu dem ersten Briese, welcher an den Lindenbauer gelaugt war, uachgesprochen, denn mir kam es eben darauf an, die Wirkung dieses Zitats auf den Schäfer zu beobachten. War er wirklich der Schreiber, wie ich vcrmuthete, so mußte ihn die Wiederkehr dieser von ihm höchst wahrscheinlich etwas mühsam zusammengestoppelten Wendung mindestens überraschen. Daß er seine eigcnenen Worte vergessen haben könne, war um so weniger zu fürchten, als cr den Brief wortgetreu übereinstimmig zweimal geschrieben hatte. Meine Erwannrg länschle mich auch in der That nicht. Der Schäfer richteie seine lange Gestalt, die cr bis dahin etwas vornüber gebeugt trug, fast schnurgerade empor und sah mich mit seinen klugen, braunen Augen halb verwundert, halb forschend an.
„Das ist leider richtiger, als die Meisten, weiche dies Wort im Mund- sichren, gewöhnlich wissen", sagte er dann nach einer Weile im besten Hochdeutsch. Der seltsame Mensch schien in Folge seines Nachdenkens, das ihn wohl ans sehr fernliegende und sehr wichtige Dinge führen mochte, die bisher festgehaltene Rolle für einen Augenblick eauz vergessen zn haben. Doch bemerkte er den Fehlgriff schnell und er lenkte dann auch mit einem leichten, kaum bemerkbaren Erröthen wieder ans die alte Bahn ein. > (Fortsetzung folgt.)