Von dem Schwurgericht in Ellwangen wurden die wegen des Mords bei Haubersbronn angeklagten Daferner und Kazmaier wegen eines vollendeten und wegen eines versuch­ten Mords nnd wegen zweier Verbrechen des Raubs schuldig erklärt und zum Tode ve> uriheilt.

Vom 1. Jan. 187b au werden Telegraphenmarken zu Frau- kirung der in Württemberg zur Aufgabe kommenden telegraphi­schen Depeschen ansgegeben, wodurch dem Publikum manche Vor­theile und Bequemlichkeiten geboten werden. Die würüembergi- schen Telegraphenmarkeu sind in Reichswährnng ansgedrückt und können in Wc^thbeträgen von 20, 25, 40, 50, 80 Pfennig, 1, 2, 4 und 10 Mark in beliebigen Beträgen bei den Telegra­phenstationen, soweit deren Vorrath reicht, gekauft werden.

(Notiz.) Vom 1. Januar t875 ab werden im Postver­kehr innerhalb Württembergs und mit den anderen Staaten des deutschen Reichs mehrfache Aendcrnngen in den Tarif und regle- mentären Bestimmungen ein treten, von welchen die nachstehen­den hervorgehogen zu werden verdieuen nnd vaher jetzt schon zur vorläufigen Kcuntniß des Publikums gelangen dürsten.

1) Drucksachen unter der Adresse bestimmter Empsängcr werden bis zum Gewicht von 1 Kilogramm zngelassen werden. Die Taxe wird betragen:

») im inländischen Verkehr innerhalb des Bestellbezirks der Aufgabepostonstalt und zwischen Postaustalten, welche bis zu 2 geographischen Meilen einschließlich, von einander ent­fernt sind (ebenso im Verkehr zwischen Orten desselben Ober­

amtsbezirks)

bis znm Gewicht von 50 Gramm.l kr.

über 50 bis 250 Gramm.2 kr.

über 250 bis 1000 Gramm (1 Kilogramm) . 3 kr.

d) im sonstigen inländischen Verkehr und im Verkehr mit den andern Staaten des deutschen Reichs

bis zum Gewicht von 50 Gramm.1 kr.

über 50 bis 250 Gramm.3 kr.

über 250 bis 500 Gramm.7 kr.

über 500 bis 1000 Gramm.11 kr.

2) Für Waarenproben (Waarenmnster) wird an Porto erhoben werden:

a) im inländischen Verkehr innerhalb des Bestellbezirks der Auf­gabepostanstalt und zwischen Postanstalten, welche bis zu 2 graphischen Meilen von einander entfernt sind (ebenso im Verkehr zwischen Orten desselben Oberamtsbeznks)

bis znm Maximalgewicht von 250 Gramm . . 2 kr.

b) im sonstigen inländischen Verkehr und im Verkehr mit den andern Staaten des deutschen Reichs

bis znm Maximalgewicht von 250 Gramm . . 3 kr.

3) Auf Postanweisungen können künfng Beträge bis zn 175 fl. (---- 300 Mark) eingezahlt werde». An Gebühr ist

zu entrichten

a) im inländischen Verkehr für Anweisungsbeträge

bis 58 fl. 20 kr. (---- 100 Mark,.4 kr.

über 58 fl. 20 kr. bis 116 fl. 40 kr.

(-- 200 Mark).6 kr.

über 116 fl. 40 kr. bis 175 fl. ( 300 Mark) 8 kr. hiezu kommt noch das tarifmäßige Briefporto nach Gewicht und Entfernung;

b) im Verkehr mit den andern Staaten des deutschen Reichs für Anweijnngsbeträge bis 58 fl. 20 kr.

O 100 Mark).7 kr.

über 58 fl. 20 kr. bis 116 fl. 40 kr.

(---- 200 Mark).11 kr.

über 116 fl. 40 kr. bis 175 fl. (-- 300 Mark) «14 kr.

4) Für Postvorschüsse (Nachnahmen), welche auf Post­sendungen entnommen werden, soll künftig im inner» württemb. nnd im deutschen Wechselverkehr außer dem Porto und bezw. der Bei sicherungsgebühr für die Sendung an Postvorschnß- Gebühren zur Erhebung kommen

für je 35 kr. (--- 1 Mark) des Postvorschußbetrags

oder eines Theils davon.kr.

unter Aufrundung des Ergebnisses auf ganze

Kreuzer. Als Minimum jedoch .... 3 kr.

Dem Vernehmen nach soll das Loos der Ulmer Münster- -bau-Lotterie, welches den ersten Gewinn, 20,000 Mark, erhält, an einen Agenten in München, das des zweiten nach Augsburg, das des dritten nach Nürnberg verkauft worden sein.

Karlsruhe, 13- Dez. Gestern Nachmittag vor 3 Uhr erfolgte im hiesigen Schlachthaufe die erste Schlachtung eines Farrens mittelst der S ch lach t m as ke. Der Erfolg war ein überraschend günstiger. Nach einem nur wenig starken Schlag mit einem hölzernen Hammer auf den Stahlbolzen stürzte das Thier, wie vom Blitze getroffen, lautlos nieder, der Athem erlöschte während des Fallens, der Tod trat in der gleichen Sekunde ein- Die Schlachtmethodc ist in humaner Beziehung ein wahrer Fort­schritt, ohne daß sie auch nur im geringsten irgend einen Nach- theil für Blut oder Fleisch nach sich zöge. Der hiesige Gemeinde­rath hat bereits einen solchen Schlachtapparat angeschafft.

Berlin, 17. Dez. Der heutige Reichsanzeiger bringt die

Mittheilung ans Grund eidlicher Aussagen, daß Kullmann in der Unterredung mit dem Reichskanzler die Ccntrumsfraktion als seine Partei bezeichnet habe, ferner einen Bericht deS Be­zirksgerichtsraths Slrößenreuther, wonach Kullmann im Verhör dasselbe gesagt hat, endlich die öffentlich vordem Schwurgericht wiederholte Aenßernng Knllmanns, daß seine Partei die Cent­rumsfraktion sei. Schließlich wird für den Fall, daß die Pro­vokation der Presse dieser Partei fortdaure (die 'wrm. hatte die Nichtigkeit der Aussagen Bismarcks in Zweifel gezogen) weitere Aufklärung Vorbehalten.

Berlin, 17. Dez. Bismarck wurde heute vom Kaiser empfangen. Bismarck gab heute ein großes parlamentarisches Diner, welchem der Kronprinz beiwohnte; der Kronprinz unter­hielt sich lebhaft mit Bismarck. Das Enttassungsgerücht erhält sich, aber der Kaiser würde gewiß ablehnen. Nach parlamentarischen Gerüchten wäre die Stellung des I n si i; m i n ist e r S bedroht, was jedoch der Bestätigung bedarf.

Berlin, 17. Dez. DieKreuz- Ztg" bemerkt, die Nach­richt über de» Einschluß Bismarck's gehe von Personen aus, die dem Reichskanzler persönlich nahe stehen. Der Reichskanzler habe erklärt, er sei es müde, mit einer solchen Majorität lasse sich nicht regieren. Sonst verlautet noch, daß Bismarck Ange­sichts der stets schwankenden Majorität geäußert habe, daß ihn dieser Umstand zur Demission zwingen würde; und zwar soll diese Nachricht vom Abgeordneten v. Denzin ausgehen.

Berlin, 17. Dez. Die Redakteure der ,,Nordd. Allgem. Ztg.-", derGermania" und desFremden- und Anzeigebl." sind wegen vorzeitiger Veröffentlichung der Kullmann'scheu An­klageschrift heule zn je 10 Thlrn. Geldstrafe vernrtheilt worden.

Berlin, 18. Dez. Nach derNational-Zeitung" hätte während des gestrigen parlamentarischen Diners bei Bismarck ein Meinungsaustausch über die Gerüchte von dem Demissions- Gesuch des Reichskanzlers stattgefunden, wobei sich hcrausgestellt habe, daß Bismarck dem Kaiser den Wunsch ausgedrückt, von der Führung der Geschäfte entbunden zu werden. Der Kaiser habe sofort erwidert, daß Bismarck das volle Vertrauen des Kaisers und der Mehrheit der Volksvertretung besitze und deß- halb von der Pflicht, die Regierung des Reiches und Preußens weiter zn leiten, nicht entbunden werden könne. DieRatioual- Zeiinng" sägt hinzu, es stehe denn auch bereits vollkommen fest, daß von einem Amtsaustritte Bismarck's nicht mehr die Rede sei. Weiterhin erwähnt dieNat.-Ztg."! die Möglichkeit des Austritts des Jnstizministers Leonhardt anläßlich der letzten De­batten im Reichstag; der Unterstaais-Sekretär Friedberg würde sein Nachfolger sein.

Berlin, 18 Dezbr. In parlamentarischen Kreisen gilt der Zwischenfall bezüglich des Demissionsgesuchs des Fürsten Bismarck ais völlig beigelegt. Dem heutigen parlamentarischen Diner beim Fürsten wohnte der Kronprinz bei, der sich mchrsach eingehend mit dem Fürsten besprach.

Berlin, 18. Dez. Bei der unter dem kaiserlichen Vorsitz abgehaltenen Conseils-Sitzung war auch der Kronprinz anwesend, Gras Arnim ist erkrankt, er erscheint aber dennoch morgen bei der Verkündigung des Uriheils.

Berlin, 18. Dez. In der heutigen Reichstags-Sitzung nahm Bennigsen gegenüber dem Windthorst'schen Anträge auf Streichung des Geheim-Fonds des auswärtigen Amtes Veranlas­sung, hervorzuheben, daß der Reichstag fein vollstes Vertrauen zu der Politik des Reichskanzlers durch die mit großer Majorität ausznfprechende Verwerfung des Windthorst'schen Antrages an den Tag legen könne. Bei der Abstimmung wurde der Windt- horst'sche Antrag mit 199 gegen 71 Stimmen (die des Centrums und der Social-Demokraten) unter stürmischem Beifall verworfen. Bennigsen hebt hervor, Windthorst scheine es nur darum zu thun zu fein, den Letter der auswärtigen Politik in einem Momente anzugreifen, da die Mehrheit des deutschen Volkes bereit fei, demselben ein Vertrauensvotum zu geben. Wenn der Vorredner überall persönliche Gereiztheit des Fürsten Bismarck finde, so möge er berücksichtigen, daß, wenn Bismarck täglich immer erbit­terter, vorzüglich von der Partei des Vorredners und deren Or­ganen, angegriffen werde und dabei die Gerichte anrufe, daß dann nicht seine Person, sondern die Institutionen des deutschen Rei­ches und die nationale Politik die Angriffspunkte seien. Redner erwähnt der Angriffe Windhorst's gegen die angeblich kriegerische Politik des Reichskanzlers und weist dem gegenüber ans die in den letzten Tagen bekannt gewordenen Aktenstücke hin, wonach die Politik des Reichskanzlers im eminentesten Sinne des Wortes eine Politik der Nichteinmischung und des Friedens sei. (Stür­misches Bravo.) Wenn Windthorst und seine Partei diesen Ein­druck nicht haben, so liegt es daran, daß sie auf anderem Boden stehen als die Mehrheit der Nation, sie strebten stets nach besten Kräften dem Zustandekommen des deutschen Staates entgegen; doch ihre leidenschaftlichen Angriffe werden nur zur Befestigung von dessen Politik beitragen und das Vertrauen zu dem Reichs­kanzler stärken. Die in den letzten Tagen bekannt gewordenen Aktenstücke haben allseitig das Ansehen und die Stellung des Reichskanzlers noch in hohem Grade erhöhen müssen. Bismarcks