Nuttsblütt für deu OberamtsLezirk Nügöld.

Erscheint wöchentlich 3mat nr.r tou.a 122. halbjährlich hier 54 lr., im Beftrt ' mit Postausschlag t st. 8 lr.

Dienstag den 20. Mtol'er.

InlerarionSgebübr iür b!,> stspalrige 8-r-c aas gewöhnlich.r schritt de» cinmalig.i Euirüstung -! .Nreu^er, dci Mibrmaligkr je :t >ireu;er.

L a g e S - e u i g k e i t e n.

Bei dem Brande in Wildbcrg am 23. 'August haben sich durch muthvolle und ausdauernde Thätigkeit ausgezeichnet und erhielten vom Ministerium des Innern eine öffentliche Be­lobung: Die Feuerwehren von Calw, Nagold, Sulz und Wtldberg, sowie die Löschmannschaften von Gültlingen und Holzbronn.

* -Nagold, 19. Oft. Letzten Samsiag Vormittag tödtete ein Arbeiter an dem Nagold-Haiterbacher Straßen-Ban auf der Arbeitsstelle einen andern Arbeiter, einen vcrheiralheten Mann mit ft Kindern von Jselshausen, mit einem stiletartigen Messer durch einen Stich in den Hals. Der Tod erfolgte fast momentan, lieber die Veranlassung zu diesem grauenvollen Ver­brechen hörten wir so verschiedene Angaben, daß wir im Interesse der Untersuchung vorzichen, darüber zu schweigen. Die Wulh der übrigen Arbeiter über den Messerhelden steigerte sich in dem Maße, daß wenn die Polizei denselben nicht sogleich in Schutz und Verwahrsam genommen hätte» er heute sicher auch nicht mehr zu den Lebenden zählen würde.

Selbstmord. DieT. Ehr." schreibt: Das Fahrpersonal des ftugs 78 bemerkte vorgestern zwischen Bieringen und Niedern­au einen Soldaten, welcher seinen Keg der Bahnlinie entlang nahm. Als der Zug in seine Nähe kam, legte er sich aus die Schienen und die heranbrausende Locomotive, die leider nicht mehr zum Stehen gebracht werden konnte, trennte dem Unglück­lichen wie mit einem Schnitt den Kopf vom Rumpfe. Was den Soldaten zu diesem Schritt getrieben, ist noch unbekannt, ver- muthlich war cs Furcht, die der im Urlaub gewesene vor der Rückkehr in die Kaserne empfand.

Fk enden st ad t, 14. Okt. Zur Warnung für das Pub­likum theilcu wir mit, daß in hiesiger Stadt mit dem vermeintlich so wohlfeilen Elsäßer neuen Wein ganz dieselbe Criahrung gemach! wurde, wie die von Remlingen derichtele. Ein Quantum von nicht weniger als ungefähr 40 würlt. Eimern, das ein hiesiger Wirth für sich und für Andere persönlich in der Gegend von Kolmar eingekanft hat, ist von Sachkundigen als ein wcrthloses Kuustfabrikät erkannt worden, bei welchem Wasser, Alkohol und Traubenzucker die Hauptrolle spielen.

Im Böb lin ge r Wald wurde gestern Johannes S ch ü l e, 49 alter lediger Taglöhner ans Nothfelden, OA. Nagold, halb erfroren gefunden; ein Fuhrmann brachte denselben hiehcr. 'Nach­dem ihm später ein Schutzmann etwas Fleischbrühe gegeben, wollte man ihn in's Spital schaffen. Ehe jedoch eine Droschke ankam, war Schäle wahrscheinlich an Entkräftung bereits gestorben.

Stuttgart, 17. Okt. Glaubwürdigem Vernehmen zufolge ist die durch Mittheilunge» derEonstanzcr Ztg." und der'Neuen f. Presse" herorgcrusene Untersuchung gegen den hiesigen Präla­ten Napfs nunmehr abgeschlossen. Die von dem Präsidenten des Consistoriums, Staatsminister v.,.Golther, persönlich eingeleiteie Untersuchung Hai die völlige Schuldlosigkeit Kapff's ergeben.

Heilbronn, 16. Okt. Heute.früh kurz nach ft Uhr wurde der ledige Bahnhofbedienstete Geyer beim Ueberschreiten des 1. Geleises am Haupttroltoir in der Nähe des Telegraphcubureau von einer Maschine erfaßt und ihm beide Füße abgefahren. Geyer ist au der Verletzung nach einer halben Stunde gestorben.

Aus sicherer Quelle erfahren wir, daß gegen eine Wein- handinug in Freiburg i. Br. und deren Unterhändler von der König!. Staatsanwaltschaft in Rottwcil Klage wegen Betrugs aus Anlaß von nach Tuttlingen gelieferten gefälschten neuen Weines erhoben worden ist. Hoffentlich wird dieses Vorgehen dazu dienen, dem schmutzigen Treiben der Fälscher Halt! zu ge­bieten. (Schw. B.)

Reichend ach im Murgthal, 15. Okt. Dieses Frühjahr gebar eine noch sehr junge kräftige Bauersfrau 3 Mädchen, welche jetzt ' r Jahre alt sind und herrlich gedeihen. 'Die Kinder waren sich in der.ersten Zeit so ähnlich, daß sie, um erkannt zu werden, ini! verschiedenen Büudelchen bezeichnet werden mußten.

Ueberliugen, 9. Okt. Der Pfarrer und Abgeordnete Dr. Ha ns stak ob von Hagenau und ein 21 Jahre altes Mäd­

chen. Bertha Heger von Immenstaad, standen heute wegen Ehirubeleidignng durch die Presse vor dem Schöffengerichte. Bei der Fahnenweihe des Kriegervereins von Immenstaad am 16. August hatte Bertha Heger als Festjnugfrau bei Uebrrreichuug der Fahne au die Krieger eine patriotische Reve gehalten, worin ne die Krieger aufjorderie, inner dieser,Fahne gegen äußere und innere Feinde für Licht, Wahrheit, Recht und Freiheit zu kämpfen. Diese Rede^ärgcrte Hanssakob so sehr, daß er in einem Anikel derFr. LI." die Heger eine sogenannte Festjuugfer, ein ausgepichtes, cinsältiges Bauernmädchen re. nannte. Diese Be­zeichnungen reizten das Mädchen zu einer Erwiderung in der Konsr. Ztg.", indem sie den Arnkelschreiber derFr. T:" einen elenden miserablen Lügner und Lchnfi hieß. Hierauf erklärte sich HanSjakob als Verfasser des Artikels und erhob Ebrenbelcidtgungs- kkage. Die Beklagte aber erhob wegen des Artikels in der Fr. St." eine Gegenklage. Beide Parteien trugen gegenseitig aus 8 Wochen Gefängnißstrafe au. 'Nach den mit Ruhe gepflogenen Verhandlungen wurde Bertha Heger zu 20 THIr. und Dr. Haus- jakod zu !0 Thlr. Straft vernrtheilr.

Konstanz, 14. Oki. Schon wieder müssen wir von einem Prozeß berichten, der einen für die ultramoulaue Partei uner­wünschten Ausgang.genommen hat. Vikar Glasstetter in Meersburg lehrte die Schulkinder einen schmutzigen Spottvers ans einen israelitischen Fabrikanten daselbst. Als letzterer klagte, verbot der Vikar, unterstützt von der Lehrschwester Klara Rudi gier, den Kindern, davon zu sprechen und vermochte letztere fast insgesammt zu falschen Zeugenaussagen vor dem Schöffengericht Uebertingen. Da auch die Lehrschwester, welche hätte Aufschluß geben könnet!, trotz ihrer handzeltibssichen Ver­pflichtung falsche Aussagen machte, wurde der Vikar freigcsprochen. In zweiter Instanz jedoch bekam er 10 Tage Hast, 'da einige der Kinder renmüthige Geständnisse machten ES wurde nun Anklage > gegen die Lehrschwester wegen falscher Versicherung an Eid-sstatt erhoben. Die ultramontane Presse, darüber höchst bestürzt, versäumte nicht, die sichere Erwartung eines freisprccheiidcn Urthcils anszudrncken. Die 3stündige Verhandlung führte jedoch zu einer Schnldigerklärung und Verurtheilung der Angeklagten zu einer zweimonatlichen Gesängnißsirase. Das Zengenverhör gewährte traurige Einblicke in die gewissenlose Beeinflussung der Kinder durch Personen, die das Gebot:Du sollst kein falsch Zcngniß reden" vor Allem Hochhalten sollten. Ans dem Eerichts- tische lag ein schönes Gebetbuch mit Goldschnitt, welches der Vikar der 11jährigen Hanptzengin als Lohn für ihre falsche Aussage versprochen und nach vollbrachter Leistung wirklich ge­schenkt hatte. Solche Zustände bedürfen keines Kommentars.

München, 16. Okt. Der hiesige Erzbischof hat den Kon­fessionswechsel der Königin-Mutter zum Anlaß genommen, einen Hirtenbrief zu erlasse», in welchem er zu verdoppelten Dankge- bete» auffordert für den König, für dessen Mutter und das ganze kgl. Hans.

Frankfurt. Gegen dieFranks. Ztg." wird in außer­ordentlicher Sitzung der Strafkammer am 24. Oktbr. der schon über ein Jahr alte Preßprozeß, welcher das Rosenfelder Unglück zum Gegenstand hat, verhandelt werden. i Schw. B.)

Eine eigenthümliche Erscheinung ist es, daß in Deutschland so wenig Neigung und Geschick für den Berns der Wander­lehrer vorhanden ist. DieGesellschaft für Verbreitung von Volksbildung" hat eine Wanderlehrer-Stelle für ein verhältniß- mäßig recht gutes Gehalt schon seit Jahr und Tag ansgeboten, ohne daß» sich dazu Bewerber gefunden hätte», deren Eigenschaf­ten eine feste Anstellung ermöglichtet!.

Köln, lft. Okt. Der Erzbischof richtete Worte des Dankes an seine Diöcesanen für die Beweise der Theiluahme bei seiner Freilassung aus dem Gefängniß; versichert, daß er den Erfolg der Gebete für seine Befreiungunter den Entbehrungen und Leiden des Kerkers" erfahren habe, indem es ihm nie gefehlt an Trott, Mnth und Vertrauen und dem Bewußtsein,für die Sache seiner h Kirche ein wenig leiden zu können." Nachdem er zu fernerem Gebete aufgefordert, mahn! er daran, niemals des Wortes des Heilandes zu vergessen:Gebet dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist." Wenn noch hinzu gefügt