„So, so, Ihres Sohnes wegen?" fiel der Director gelassen ein „Ich begreife, Sie befürchlen, die Liaison des sangen Herrn mit den schönen Damen könne eine ernste Wendung nehmen ?"
,,Allerdings! Sie werden mir Recht geben, wenn ich dies /zu -verhüten suche."
„Recht? Der Künstler steht mit den vornehmsten Personen auf einer Rangstufe und Fräulein Adele, die gefeierte, berühmte Künstlerin —"
„Ich will nicht hoffen, daß die Sache bereits so weit gediehe» ist," unterbrach Feldner ihn rauh. — ,,Bah, wer könnte dies auch befürchten!" fuhr er mit einem Achselzucken verächtlicher Geringschätzung fort. „Moritz Feldner wird sich nicht so sehr vergessen, daß er seinen Namen und sein Vermögen einer Person anbietet, welche Ihre Gunst Jedem, der den Preis zahlen kann, verkauft! Es wäre thörichk, nur an die Möglichkeit eines solchen Falles zu denken."
„Sagen -sie dies nicht," entgegnete Vernon gelassen. ,,Jch habe Fälle erlebt —" ^
„Genug! Was verlangen Sie, wenn Sie morgen mit Ihrer Truppe die Stadt verlassen?"
Der Director war ein Ehrenmann, aber dem Reize des Geldes konnte er nicht widerstehen. Er berechnete mir einer Geschwindigkeit, welche dem geübtesten Rechner Ehre gemacht haben würde, die Vortheile, die aus diesem Anerbieten ihm erwachsen mußten. Im Grunde war es ja auch gleichgültig, wo die Truppe weilte, wenn der junge Herr Fräulein Adele liebte, so brachte er das kleine Opfer, der Geliebte» nachzureisen.
„Zahlen Sie zweitausend Thaler, so verpflichte ich mich, morgen Abend die Stadt verlassen zu haben," erwiderte er nach einer kurzen Pause. „Ich erkläre jedoch, daß ich durchaus keine Bürgschaft übernehme für den Fall, daß Ihr Herr Sohn uns folgt."
„Ueberlassen Sie das mir," entgegnete der Fabrikant rasch. „Mir genügt es vorläufig, wenn Sie morgen die Stadt verlassen, die geforderte Summe werde ich Ihnen morgen früh zahlen."
Der Director verbeugte sich schweigend und verließ das Cabinet, um seine Anordnungen zur Abreise zu treffen.
Am Nachmittag fand der Polizeiinspector sich ein. Der Fabrikant bat ihn, unter Angabe der näheren Gründe, darüber zu wachen, daß der Director der Kunstreitergesellschaft seine Zusage halte. Für den Fall, daß die Truppe ihre Abreise verzögere, möge er sie unter irgend einem Vorwände polizeilich ausweisen.
Der Jnspector versprach, den Wünschen des reichen und mächtigen Herrn nachznkommen, so viel in seinen Kräften liege.
Moritz war nach seiner Unterredung mit dem Vater in das Wohnzimmer gegangen, in welchem er Mutter und Schwester mit Handarbeit beschäftigt fand. Er wußte freilich, daß seine Mutter dem Vater Recht geben und die Leidenschaft des Sohnes
nicht billigen werde, aber es drängte ihn, sein bekümmertes Herz auszuschütten.
Frau Feldner war so bestürzt, als Moritz ihr gestand, daß er die Kunstreiterin liebe, daß diese Liebe zu Heller Gluth aufgelodert sei in dem Augenblick, in welchem der Vater in so verächtlicher Weise über das tugendhafte Mädchen den Stab gebrochen habe. Sie warnte ihren Sohn vor der Gluth dieser Leidenschaft, welche sie ein „rasch erlöschendes Strohfeuer" nannte, sie bat und beschwor ihn, seinen Stand zu berücksichtigen, und durch eine solche Mesalliance nicht den Namen seines Vaters zu schänden..
L-ophie vereinte ihre Bitten und Warnungen mit denen der Mutter. Auch sie bat den Bruder, von dieser thörichten Leidenschaft abzuflehen und sich dem Willen des Vaters zu fügen, der ja doch am besten wissen müsse, was für die Zukunft seiner Kinder von Vortheil oder Nachtheil sei.
Moritz erhob trozig das Haupt.
„Hat er mir jemals Liebe bewiesen," erwiderte er kalt. „Ich werde mich nicht länger seinem tyrannischen Willen unterwerfen. Ich bin Mannes genug, um zu wissen, was ich zu thun und zu lassen habe!; ich werde mir meinen Lebensweg auch ohne des Vaters Hilfe bahnen; ich trotze ihm; ich —"
„Ich bitte Dich, halte ein!" fiel Frau Feldner ihm in's Wort „Was Du auch thun magst, Moritz, denke an die Zukunft. Es ist besser und ehrenvoller, einem Wunsche zu entsagen, als mit den Eltern in Zwietracht zu leben. Die Stunde schlägt Jedem, in welcher er auf seine Vergangenheit zurückblickt, und es ist schmerzlich, sich alsdann sagen zu müssen, daß man selbst sein Glück verscherzt habe."
„Ich würde es verscherzen, wenn ich mich länger unter dieses Joch beugen wollte," erwiderte Moritz ruhig. „Er mag mich enterben, ich habe Kraft und Muth, dem Leben das abzuringen, was ich zur Bestreitung meiner Bedürfnisse gebrauche. Armuth schändet nicht, wohl aber Feigheit und Charakterlosigkeit. Adele Cirovalli ist ein tugendhaftes Mädchen."
„Sie ist eine Kunstreiterin!" versetzte Frau Feldner, indem sie sich erhob. „Damen dieses Standes sind Meisterinnen in der Verstellnngskunst. Moritz, ich kann Dich nicht zurückhalten, denn ich habe keine Macht über Dich, ich kann Dich nur warnen, Dich bitten, von Deinem Vorhaben abzustehen. Wozu Du Dich aber auch entschließen magst, die Liebe Deiner Mutter bleibt Dir. Erfüllt Deine Verirrung mich auch mit Betrübniß, darum werde, ich doch nie vergessen, daß Du mein Kind bist. Geh' mit Gott Moritz, suche den Zwist mit Deinem Vater auszugleichen und thue nichts, was Dir und Deiner Familie zur Schande gereichen würde."
Sie drückte einen Kuß auf die Stirne des Sohnes und verließ das Zimmer.
(Fortsetzung folgt.)
Amtliche nnd Privar-rüekanntmachnng
U n t e r j e t t i n g e n, Gerichtsbezirks Herrenberg.
Liegenschafts-Verkauf.
Aus der Ganlmasse des Simon Niethammer, Bäckers und Wirths dahier, kommt die vorhandene Liegenschaft, bestehend in einem zweistockigten Wohnhaus mit Scheuer und Schweinstall und 9*is Morgen Aeckern und Wiesen im Gesammt-Anschlag von 6240 fl., nachdem der auf 18. d. M. anberaumt gewesene Verkauf Hindernisse wegen rechtzeitig nicht vorgenommen werden konnte,
am Freitag den 9. Oktober d. I., Vormittags 9 Uhr,
auf dem Rathhaus in Unterjettingen wiederholt im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Deu 26. September 1874.
K. Amtsnotariat Bondorf.
Unterthalheim.
Die hiesige Schafweide, welche im Vorsommer 150 Stück ernährt, wird nächsten Montag den 12. Oktober d. I., Morgens 9 Uhr,
auf hiesigem Rathhaus auf 1 oder 3 Jahre verpachtet, wozu Liebhaber freundlichst eingeladen werden.
Den 28. September 1874.
Schultheißenamt.
Müller.
MM
E b h a u s e n.
Am Montag den 5. Oktober d. I., Nachmittags 1 Uhr,
wird die hiesige Schafweide, welche 200 Stück ernährt, auf weitere 3 Jahre verpachtetet.
Den 26. September 1874.
Schultheißenamt.
R i e t h m ü l l e r.
A l t e n st a i g.
Die neuesten Muster von
Herbst- K Winter- stoffen
zu Damenkleidern sind eingetroffen bei Frieda Huber. Nagold.
Eine Mostpreffe
zu 4—5 Sri. verkauft wegen Anschaffung einer größeren billig
_G. Brezing, Mechaniker.
E b h a u s e n.
Ein jüngerer
Bierbrauer
findet sogleich dauernde Arbeit.
Auch findet eine tüchtige
Magd
sogleich oder bis Martini eine Stelle bei Lammwirth Walz.
en.
A l t e n st a i g.
Neue Häringe
bei Christian Burghard.
Gummi-Schläuche
empfiehlt Obiger.
A l t e n st a i g.
Die neuesten
amenhüte
auf die Wintersaison sind auf kurze Zeit aufgestellt bei
Marie Na sch old.
Auch nehme ich
Filchiite
zum Färben und Faxoniren in Empfang.
- A l t e n st a i g.
Eine reiche Auswahl von
Hochreiisliränren
empfiehlt
Christian Burghard.
Todtenbouquete un- Todtenkränze
empfiehlt Obiger.
Ein jüngerer aus der Lehre getretener
Müllerknecht
findet sogleich bei gutem Lohn eine dauernde Stelle.
Zu erfragen bei der
Redaktion d. Bl.