Der Gesellschafter

AuttMütt für den Obernsttsbezirk NagsLd.

j Erscheint wöchcntiich 3mal und kdstei

Inserntionsgcdübr für die 3,'vaitiae

Kr. 113 . ^ 'bEhrttch'dier Ä B«irk Dienstag den 29. September. EwrüüuL'/teurer! 1874 .

mit Poslaufschlaa > fl. d kr. bei mebrnraiiger je e! Kreuzer.

AbünnemenLs-ElnIüdung

auf denGesellschafter

Diejenigen, die ins Abonnement des mit dem 1. Oktober beginnenden 4. Quartals emzutreten wünschen, wollen ihre Bestellungen dem nächstgelegenen Postamte oder dem den Ort begehenden Postboten sogleich auf­geben. Der vierteljährliche Abonnementspreis beträgt für hier ohne Austraggcbühr 27 kr, für den Oberamts­bezirk sammt Lieferungsgebühr 34 kr. und für den üb­rigen Theil des Landes 41 kr.

Redaktion d. Gesellsch.

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Tübingen.

Bekanntmachung, betreffend die Auflegung der Wählerliste für die Wahl der Schöffen bei der Civilkammrr des ttreisgcrichts- hofs in Tübingen auf die nächsten zwei Kalenderjahre

1875 und 1876.

Die Liste der Wahlberechtigten zur Wahl der Schöffen für dir Civil-Kammer des Kreisgcrichtshoss Tübingen, zu dessen Sprengel die Oberämler Calw, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg, Nürtingen, Reutlingen, No Ne» bürg, Tübingen, Urach gehören, ist vom 1. Oktober d. I. an acht Tage lang auf der Gerichtshofskanzlei zu Jedermanns Einsicht aufgelegt.

Dich wird in Gemäßheit der Bekanntmachung des K. Justizministeriums vom. Juli >868 H. 19 (Regierungsblatt Seite 426) mit dem Ansügen zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß etwaige Einsprachen wegen Uebergehung wahlberechtigter, oder wegen Aufnahme nicht wahlberechtigter Personen binnen der bezcichnelen Fitst und noch während acht Tagen nach ihrem Ablauf auf der Gerichtskanzlci mündlich oder schriftlich angebracht und zugleich gehörig bescheinigt werden müssen.

Den 24. September 1874.

Das Direktorium des Kreisgerichtshoss:

Präsident Schäfer.

Tages-Neuigkeiten«

Stuttgart, 24. Sept. Die gestrige öffentliche L-itzung des Centralvereins der G u st av - Ad o l p h - Sti ftu ng wurde, nach vorangegangenem Gottesdienst in der Stiftskirche, von dem am Abend zuvor in der nicht öffentlichen Sitzung gewählten Borstande, Consistorialrath Prof. Dr. Gustav Bauer von Leipzig, in der Hospitalkirche mit Gebet und Ansprache eröffnet. Der Kultusminister v. Geßler war der Erste, der die Rednerbühne bestieg, um im Namen des Königs, der ihn dazu beauftragt habe, die 28. Hauptversammlung des Evangelischen Vereins der Gustav Adolph-Stiftung in Stuttgart zu begrüßen, den lebhaften Antheil des Königs an den Zielen und Bestrebungen des Vereins anszudrücken und denselben in Württembergs Gauen frcudigst willkommen zu heißen. Auch der Consistorial-Präsident Staats­minister v. Golther drückte seine Freude darüber aus, daß der Verein nach 29 Jahren Stuttgart wieder mit seiner Gegenwart beehre. Die Sache des Gustav-Adolph Vereins habe von jeher auf dem Throne wie bei dem Volke von Württemberg offene Herzen und offene Hände gefunden. Er schließe mit dem Wunsche, daß auch dießmal die Berathnngen des Vereins, der schon so vielfach segensreich gewirkt, reichen Segen ausstreuen mögen. Stadtpfarrer Ricger, der Vorstand des Würtlembergischen Haupt- vcreins, brachte von diesem dem Centralverein zu seinen Ver­handlungen in Stuttgart eine Festgabe von 1800 Gulden dar; Stadt Dekan Leibbrand und Pfarrer Stockmayer überreichten im Anstrage von Frauen-Vereinen auf dem Altar ausgestellte Liebes­gaben reicher Altargeräthe und einer Altar-Pracht Bibel. Der Vorsitzende, Dr. Bauer, dankte jedem der Vorredner Namens der Versammlung. Der abgetretene Vorstand, Professor Dr. Fricke, erstattete nun als Referent den Jahresbericht in einem äußerst anregenden schwungvollen Vortrag, der beinahe zwei Stunden in Anspruch nahm. Er gab einen Rückblick auf die

Geschichte des Vereins, der aus bescheidenen Anfängen sich zu seiner jetzigen Bedeutung habe hcranfarbeile» müssen. Anfangs seien ihm von fast allen Seiten große Hindernisse und Schwierig­keiten in den Weg gelegt worden und da habe es dem Verein besonders wohl gelhan und zur Aufmunterung gereicht, ivie König Wilhelm von Württemberg, als einer der ersten deutschen Fürsten, die Ziele und Bestrebungen des Vereins anerkannt und gewürdigt habe, mit Sympathie und Wohlwollen enigegengekommen sei und dies durch einen reichen Beitrag, bekleidet von einem huld­vollen schreiben, bethätigr habe. Der Verein habe jetzt schon 3,781,333 Thlr. über 6(r Millionen Gulden, aus 2487 Gemeinden verwendet. Die letzte Jahrcs-Einnahme sei 215,579 Thlr. ge­wesen, die seil dem Bestehen des Vereins und fünfmal so viel, als vor 29 Jahren, wo der Verein erstmals in Stuttgart getagt und wo er nur eine Einnahme von 43,585 Thlrn. gehabt habe. Jetzt habe sich der Verein nach allen Seiten hin ausgcbreitet, wohin er je zu dringen kaum habe hoffen dürfen, wie z. B. nach Spanien, wo er schon zwanzig Gemeinden habe, und nach Italien.

Stuttgart, 24. Sept. Die Generalversammlung des deutschen Gustav-Adolph Vereins wurde heule geschlossen. Von derselben wurde die alljährlich zur Verlheilnug gelangende Liebes­gabe dem Dorse Saccen bei Königsberg in Preußen zngcsprochen. Die nächstjährige Versammlung wird in Potsdam stattfinden aus Einladung der dortigen Behörden und einem besonderen Gruße des Kaisers folgend.

Rotten barg, a. N., 25. Sept. Die Hopfenernte ist nun nahezu beendigt und läßt sich der Ertrag unserer Sladtmarkung, aus welcher eine Fläche von 1600 Morgen mit Hopsen bepflanzt und mir über 2 Millionen Stangen bestockt i>i, für Heuer auf eine halbe Ernte mit etwa 6000 Zentner annehmen.

Wangen, i. A. 25. Sept. Heute früh halb 2 Uhr brach in dem Hause des Bäckers Straub Feuer ans, welches sich dem Hause des Kaufmanns de Crigniß, des Kaufmanns Reischmann zum Hirsch und dem städtischen Schulhorts mittheille; mit großer Mühe wurden das Spitalgebäude und die Häuser in der Spital­straße gerettet. Die Entstehung des Feuers ist bis jetzt nicht bekannt.

Mühlhausen, 20. Sept. Vor dem hiesigen Zuchtpoli­zeigericht wurde gestern Abbe Gros, Vicar des Canrons Pfarrers und Reichstags-Abgeordneten Wiuterer, beschuldigt, bei seinen Vorträgen, welche er als Religions-Lehrer 10- bis 12jährigen Mädchen gehalten, die protestantische Religion beschimpft und die Reformatoren gelästert zu haben, wegen Beschimpfung der refor- mirten Kirche »ach §. 66 des deutschen Strafgesetzbuchs zu zwei Monaten Gefängniß und zur Tragung der Proceßkosten verur- theilt. Nach seiner Verurtheilung hatte er die Genugthuung, daß ihm einige Fanatiker den Saum seines Kleides küßten. Vor einem Schutzmann, der ihm auf der Straße begegnete, schlug er das Kreuz!

Die Einführung der ob l i g a to risch e n Civ i l e h e in das Reich wird allem Anschein nach schon den nächsten Reichstag beschäftigen. Das Neichskanzleramt hat in Gemäßheil des Bundes- raths Beschlnsses den vom Reichstage angenommenen Entwurf (An­trag Dölk-Hinschius) den Negierungen mit dem Anheimgeben übersen­det, ihre Wünsche und Anträge dazu einzusendeu. Dieser Aufforde­rung ist jetzt entsprochen und danach die weitere Vorbereitung ange­ordnet worden. Daß man dabei sich soweit wie möglich an das preußische Civilstands-Gesetz anlehnen wird, liegt ans der Hand.

Man ist gegenwärtig mit Abmachungen, betreffend die Einziehung der Landesmünzen in den einzelnen Bundesstaaten nach Einführung der Markrechnung, beschäftigt. Der Anfang wird in denjenigen Staaten gemacht werden, in denen nach Schillingen gerechnet wird; cs liegt in der Absicht, dort mit der Einziehung der alten Münzen durch die Landeskassen schon in den ersten Monaten des neuen Jahres vorzuzeheu.

Das Verhalten des Mainzer Bischofs Kettel er angesichts der Sedanfeier trägt ihm die wärmsten Lobsprüche der Organe der Gesellschaft Jesu ein. So schreibt dieVoce della Verita": Die Blindheit, womit Gott die nbcrmülhigen Sieger von Sedan geschlagen", sei ein sicheres Zeichen dafür, daß er sie verderben wolle Der Widerstand der katholischen Deutschen gegen unge­rechte Gewalt bezeichne die große Trennung, welche sich jetzt in