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Nr. 107.

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Iikustag den 15. SepLemöer.

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Der kattiolische FitmischutdwMt >>: Unierichiv.invers wurde dem Schulamtsveriveser Fischer in Thcittiausen üdertragen.

Stutlgart. 10. Sepr. «seit einigen Tugen circulirt in eingeweihien Kreisen die Rachricht, daß unser Kriegsminister v. Suckow in den letzten Tagen des Anqnst sein Eutlassuugsgesnch emgercichl hat Der König dürste voranssichilich die erbetene Abdankung bewilligen. Generalmajor v. Wundi, der schon seit April d. I. die Geschäfte des Knegsministennms leitet und für den seither beurlaubten Kriegsmimster sogar den Militär-Etat vor den Ständen vertrat, durfte mit der provisorischen Wetter­führung der Geschäfte des Kriegsministerinms beauftragt werden, K. v. Suckow also einen definitiven Nachfolger voiersl nicht er­halten. Daß dies gleichbedeutend sei mit einer allmählichen Auf­lösung des würtiembergisebcn Kriegsministeriums, wird wohl viel­fach vcrm.ilhet werden. Unter den gegenivätigeu Verhältnissen jedoch ist nit eine diesbezügliche Aenderung wohl kaum zu denken und ijt diese Frage noch lange nicht spruchreif. (BL.Zig)

Ueberraschende Berichte bringt die N. fr. Pr. über die Firmungsreise des altkathoUschcn Bischof Reiukens im b adische n Oderlaude. Alle Städte und Dörfer, durch die er zog, waren seiiüch geschmückt und empfingen ihn mit Glockengeläut?, die Land- leiite waren trotz der Erndle in Masse versammelt. In Schwanin- gen, wo der Kaplan den Thnrnischlüssel versteckt hatte, ließ der Gcmeinderath die Thnre durch den Schlosser öffnen, um die Glocke» läuten zu lassen; in Thiengen hatte der Pfarrer, ein geschulter Jesuit, den Kirchlhurm von innen verrammelt, um das Geläute zu verhindern. Der Bericht schließt:Es steht fest, das badische Oberland ist in der Hauptsache altkatholisch, nament­lich auch die Frauen. Das Eis ist durch die Bischofsreise gebro­chen der Losschälnngsprozeß von Rom hat begonnen".

Dom 1. Januar 1875 an wollen die Fabrikanten in Apol­da wegen der Markrechnung nicht mehr nach Dutzenden, Scho­cken und Grossen verkaufen, sondern nach Zehnern. Sie fordern die andern auf, es auch so zu machen.

Berlin, 9. Sepl. Aus einer guten russischen Quelle höre ich, daß, was sich auch äußerlich vielfach zeigte, in der letzten Zeit bei dem Kaiser Alexander die konservativen Neigungen wieder stärker hervortraten. So ist allgemein bei der letzten Vermählung eine politische Amnestie (welche namentlich der sehr gedrückten Presse zu Gut gekommen wäre) gehofft und wie versichert, von einem Minister sogar in Anregung gebracht worden, aber vergeblich. (S. M.)

In den nächsten Tagen werden die silbernen d-Mark- stücke ihren Wcttlauf mit den goldenen 5-Markstücken beginnen und wahrscheinlich überall in den Reichslanden, wo sie sich sehen lassen, wie die ersten Schwalben willkommen geheißen werden. Dagegen haben die 2-Gulden- und 2-Thalerstücke gerade noch so viel Zeit übrig, ihre Abschiedsvisiten zu machen, ehe sie aus Nimmerwiedersehen ihre Reise in den Schmelzofen antreten.

Ein Tranermarsch, ausdrücklich zu feierlichen Leichen- verbrennungen componirt, wird demnächst bei einem Leip­ziger Verleger erscheinen. Derselbe bringt im Titelbilde eine Leichenbestattung nach dem Siemens'schen System zur Anschauung und kostet für das Pianoforte bearbeitet nur 6 Sgr. Do har auch hier wieder die Kunst dem prosaischen Leben unter die Arme gegriffen und einem längstgefühlten Bednrfniß abgeholfen.

Auf der Mecklenburg'schen Domäne Pragsdorf haben in einem Arbeiterhaus 2 Familien, aus 14 Köpfen bestehend, den Feuertod gefunden.

Lions, 7. Sept. Der Wortlaut der vom Dekan Rzezniewski gegen den Probst Kubeczak verlesenen Bannformel war folgender:Der Geistliche Kubeczak, bisher Vikar in Borek, hat sich mit Verletzung aller Vorschriften der h. römisch kathol. Kirche in die Probstei zu Lions cingedrängt, sich die kirchliche Jurisdiktion, die er nur vom Bischof erlangen kunn, angemaßt und ist eo Ipso der päpstlichen Exkommunikation latso ssntovtmo verfallen. Bei seiner unkanonischen Introduktion erwähnte ich der kirchlichen Zensuren, die er sich zugezogen hat. Der Unver­besserliche! Anstatt mit zerknirschtem Herzen Gott wegen des

gegebenen Aergernisses nin Vergebung zu buten, begeht er mit empörender Schamlosigkeit Sakrilegieu. Er liest Messen und verrichtet in betrügerischer Weise Funktionen, die nur dem recht­gläubigen Seeleuhirten zasteheu. Um die Gläubigen vor dem schaden zu bewahren, der für ihre Seelen entstehen würde, wenn sie einem Gottesdienste beiwohnen und von ihm die heil. Sakra­mente begehren würden, so belege ich, ermächtigt durch die Autorität Gottes des Vaters, des Sohnes und des heil. Geistes, der heil. Apostel Peirus und Paulus und aller Heiligen, kraft der geist­lichen Gewalt im Namen des apostolischen Delegaten den Priester Michael Kubeczak mit dem großen Kirchenbann. Ich erkläre ihn ausgeschlossen aus der h römisch kathol. Kirche, der Privilegien der Diener dieser Kirche verlustig und mit dem Teufel zur ewigen Verdammnis) verunheilt, wenn er in diesem Bann ohne Versöhnung mit Gott aus dem Leben scheidet." Nach Verlesung dieser Bann- sormcl löschte der Dekan Rzezniewski das zu diesem Zwecke au­gezündete Licht aus, zerbrach dasselbe und richtete dann an die versammelte Gemeinde entsprechende Ermahiiiingen.

Wie», 8. Sept. llmjubelt von den Grüßen der Bevöl­kerung, hat Kaiser Franz Joseph gestern seinen Einzug in Prag gehalten. Beide das Land Böhmen bewohnenden Volks­stämme, die deutschen und die Czechen, entwickelten einen regen Wetteifer, um jeder für seinen Theil den Monarchen zu über­zeugen, daß nur er (der betreffende Votksstamm) im Besitze des echten und unverfälschten Patriotismus sei. Mit lebhaftem In­teresse sieht mau hier in allen Kreisen dem Verlaufe der Kaiser­reise entgegen, wenngleich auch deren Constquenzen nicht sofort zum Vorschein kommen dürften. (F. I.)

London, 11. Sept. Gestern Abend fand bei Thorpe un­weit Norivich ein Zusammenstoß von Eisenbahnzügen statt, wo­bei 15 Personen getödtet, 30 verwundet wurden.

Der Prinz von Wales kann froh sein, daß er der Prinz von Wales ist, weil er sich sonst vor Schulden nicht würde retten können; so aber machen ihm diese viel weniger Sorgen als der Regierung, welche mit bedenklichem Kopfschütteln ernstlich erwägt, ob sie nicht an den Parlaments-Geldbeutel appelliren soll. Allein die einer unmittelbaren Deckung bedürftigen Schulden des Prin­zen belaufen sich auf die Kleinigkeit von 600,000 Psd. Sterl. oder 4,200,000 Thlr. Ausgefallen ist schon früher, daß bei dem letztenPhantasieball" oder Maskenball in Marlborugh-Hons, wo es stets so streng aristokratisch zuging, eine Persönlichkeit eingeladen war, die allgemein für den Wohlthäter des Prinzen gilt, wenn sich dieser in Geldverlegenheit befindet.

Was treibt Großfürst Constantin, der Bruder des rus­sischen Kaisers, in Paris? Dieser Prinz, der als der eifrigste Freund der allrussischen, mit den Franzosen liebäugelnden Partei gilt und Deutschland aufrichtig haßt, besucht und traktirt Mac Mahon, Thiers, den Grafen von Paris u. s. w. Und das ge­schieht auffallend genug zu derselben Zeit, da Rußland allein von allen Mächten die Anerkennung der spanischen Republik, welche Bismarck durchsetzte, werweigert hat. Auch der König von Han­nover, sein Schwager, hat einen mehrwöchentlichen Aufenthalt in Paris genommen.

Madrid, 12. Sept. Jmparcial erwähnt eines Gerüchtes, wonach die Stadt Za ranz in Guipuzcoa von deutschen Kano­nenbooten bombardirt worden sei, weil die Karlisten zwei deut­sche Marinesoldaten auf einem Boote getödtet hätten (?).

Die Gazetta d'Jtalia enthält folgende Mittheilung:

Maj. der Deutsche Kaiser Wilhelm I. hat seine Aerzte über die so vielfach besprochene Reise nach Italien befragt. Diese haben einstimmig abgerathen. Hierauf soll der Kaiser dem Könige Viktor Emanuel einen Brief geschrieben haben, worin er seinen Sympathieen für den König und die königl. Familie und für Italien den herzlichsten Ausdruck gibt und sein Bedauern dar­über ansspricht, dem Rathe seiner Aerzte folgen zu müssen, statt dem Zuge seines Herzens gehorchen zu dürfen."

Die 8. Jahresfeier der Fetten wurde in üblicher Weise zu Gregorys Point im Staate Connecticut begangen. Der Ver­ein zählt jetzt 95 Mitglieder aus den Ost-, West- und Mittel­staaten. Durchschnittlich wiegt jedes Mitglied 224ff, Psd. und