178

einzeln; Personen und ganze Deputationen in der zwanglosesten Weise empfangen, erwiderte kurz ihre Ansprachen und lud dann jeden zum Früh­schoppen ein. Und von nun an bewegten sich die Gäste des Kanzlers völlig ungeniert in all' den weiten Räumen des Palais umher. Einer Depu­tation muß aber besonders Erwähnung gethan werden, nämlich der unter Vorantritt des Herzogs von Ratibor erschienenen, welche dieBismarck­spende" in Gestalt einer Urkunde über nahe an 2>/g Millionen Mark über­brachte. Der Herzog von Ratibor sagte, daß von der Hälfte dieser Summe das alte Stammgut des Fürsten, Schönhausen, angekauft worden sei und daß dieses nun dem Reichskanzler dargebracht werde von der Nation, der des Fürsten Staatskunst Elsaß-Lothringen wieder gewonnen habe.Nun", soll der Reichskanzler erwidert haben,wenn schon Schönhausen etwas kleiner als Elsaß und Lothringen ist, so freue ich mich doch, daß ich von nun an nicht mehr nur Bismarck-Schönhausen heiße, sondern daß ich das Haus meiner Väter auch wieder mein nennen werde." Ueber die Verwendung der anderen Hälfte der Summe ist selbstverständlich noch nichts entschieden. Den ersten Toast auf den Reichskanzler brachte der kommandierende General v. Pape in markigen Worten aus. ihm folgte der Studiosus Schulz und dann ein von dem Studiosus v. Zedlitz kommandierterRiesensala­mander", der nach allgemeiner Ansichtgroßartig geklappt" haben soll. In tiefempfundenen warmen Worten dankte dann der Reichskanzler und schloß seine Rede, indem er sich an die anwesenden Studenten, das junge Deutsch­land wandte, und diesen zurief :Was ein Haken werden will, krümmt sich bei Zeiten. Der junge Baum muß sich früh strecken, mein Wunsch und meine Hoffnung ist, daß in der deutschen Studentenschaft der deutsche Eichen­wald erwachsen möge, unter dessen Schatten es sich gut ruhen lassen wird."

Unter den zahlreichen Telegrammen, die dem Reichskanzler aus Anlaß seines Geburtstags zugegangen sind, werden besonders hervorgehoben die Begrüßungen des Kaisers von Rußland, des Kaisers von Oe streich, des Königs von Sachsen, des Königs von Schweden, des Königs von Rumänien, des Königs von Württemberg und des Königs der Belgier, welche in huldreicher Weise ihre Glückwünsche aussprachen. Der König von Bayern hat dem Fürsten Bismarck in einem sehr gnädigen Handschreiben seine Glückwünsche übersandt. Auch der König von Siam und der Sultan von Zanzibar haben dem Reichskanzler ihre Glückwünsche dargebracht. Am 1. April sind dem Reichskanzler über 2100 Gratulationsschreiben zugegangen. An Telegrammen liefen 2322 für den Reichskanzler ein, die zusammen 76,773 Worte enthielten.

Bemerkenswert ist die Rede, durch welche sich der Reichskanzler am 31. März bei den Kri e g e r v e r e i n e n, für die ihm dargebrachte Ovation be­dankt hat. Fürst Bismarck sagte:Meine Herren und meine Kameraden! ich danke Ihnen, die Sie hieher gekommen sind, um mir zu danken für das, was wir alle gethan haben in gemeinsamer treuer Arbeit im Dienst unseres Königs und unseres Vaterlandes. Sie sind es, Kameraden, die meinen Rat, den ich Sr. Majestät unserm König gab, möglich gemacht haben durch die That, ohne Ihre That wäre mein Rat von wenigem Erfolg gewesen. Rat und That mußten Zusammenwirken, um das zu erreichen, was wir erreichen konnten und erreicht haben. Doch Kameraden Ihre That hat das höhere Gewicht. Die Opfer an Gut und Blut, die Sie im Heere gebracht haben, sind nicht umsonst gebracht; sie haben dem Vaterlande Segen gebracht. Es ist unser Heer, unsere deutsche Armee, die uns das Palladium des Friedens erhält. Kameraden! In Hmsicht darauf lassen Sie uns ein Hoch bringen auf den Repräsentanten der That, auf Se. Majestät den Kaiser und König und sein ruhmreiches Heer!"_

Hcrges-Weuigkeiten.

weit geschleift, trug noch die wenigsten Verletzungen davon. Dagegen ifl seinem Schwiegervater der Fuß zweimal abgeschlagen und seiner Mutter das Nasenbein zerbrochen. Elfterer wurde sofort in das hiesige Spital, letztere zur einstweiligeil Pflege in das Gasthaus zur Sonne verbracht.

Nürnberg, 3. April. Eine Zierde des Ausstellungsparks der dies­jährigen internationalen Metallarbeitenausstellung wird das Restaurationsgebäude sein. Dasselbe ist, wie auch die übrigen Ge­bäude im Parke, nach den Entwürfen der Architekten des bayr. Gewerbe­museums, Ernst und Otto Häberle (aus Stuttgart), erbaut; ähnlich den reizenden englischen Landhäusern früherer Jahrhunderte zeigt es aber gleich­wohl im Detail wie in der ganzen Durchbildung den edlen Karakter der deutschen Frührenaifsance, wie dieselbe in der Holzarchitektur in unserer Gegend zum Ausdrucke kam. Das freie und luftige Innere des Hauptsaales mit seinen aus Holz gezimmerten reich profilierten Bögen und der schweren originellen Holzbalkendecke erinnert an die englischen Halis, läßt aber in Folge der eigenartigen Dekoration durch hohe farbige Fenster, durch Jagdtrofäen den gemütlichen Karakter deutscher Kneipstuben nicht vermissen.

LitterrcrvrscHes.

> Zupplsmem ri» Lvoeklmus'Coiive rso-ti o »»8-DexikoiV. In seiner K'egemviirtiKen dreirielmtev VukloKe ist dieses KoeksekloASverk »»ilbsLvsilelt «Ins neueste und rmvsrlässiAste: Text vis Illustrationen lolg'en den Dortsvkrittsu in KVisssiisclmIt, Lunst und (Isverks, den >VnndluuKSN im politiseken und Oultnr- lelieu, den stsdistisokei» DrZelinisssn und lio^raxliiselien Daten Ins aut die Missten laZ'6 I>srad. Da ober die klersteliunA eines so umfassenden IVerks siel» über den Zeitraum von mslu'eren dalirsn erstreckt, dis ersten Lände datier bei Drsekeiuen des leisten sclion vielter Lücken aut'u eisen müssen, so Kat siel» die VerlaAskand- lunZ, vis vir kören, entseklossen, einen Zupplsmentkaud nack Vollendung des grossen H'erks nu veiMentlieksn, der die väkrend der letzten dakre eingstrstsnen Veränderungen sämtliek ksrücksiektigen, unter andern» aucl» sckou dis Lesultate der in» näeksteu Dezember stattüiidendsn Volksxäldung eutkalten vird.

Amerika in Wort und Bild. Eine Schilderung der Vereinigten Staaten von Friedrich von Hellwald. In etwa 55 wöchentlichen Lieferungen ü 1 Mit ca. 700 Ansichten. Leipzig. Verlag von Schmidt L Günther.

Wohl selten hat sich ein so großartig angelegtes Werk die Gunst des Publikums so im Sturm erobert, wie Amerika. Tausend und Aber­tausende von Abonnenten hat es diesseits und jenseits des Ocean um sich geschaart, in Palast und Hütte hat es sich seinen Piatz gesichert.

Wenn ein in der geographischen Litteratur so berühmter Schriftsteller wie Friedrich von Hellwald einem Werke seine Kraft widmet und wenn die besten Künstler der Neuzeit ihren Stift zur Verfügung stellten, so mußte etwas durchaus Mustergiltiges entstehen. Die Verlagshandlung von Schmidt L Günther in Leipzig, die durch ihre großartigen illustrierten Unternehmungen von Schlagintweit, Indien, Freiherr Alex, von Hübner, ehem. Botschafter in Paris und am päpstlichen Hofe, Spaziergang um die Welt, Kleinpaul, Rom in Wort und Bild, Kleinpaul, Neapel, Freiherr von Schweiger-Lerchenfeld, Griechenland, Max Ring, Die deutsche Kaiserstadt Berlin rc. sich einen Weltruf erworben, ladet hiermit auf eine neue Subscription auf Amerika ein. Das erste Heft ist in allen Buchhandlungen einzusehen.

Mitgeteilt von dem konzessionierten Bezirks-Agenten Ernst Schall in Calw: der PostdampferWerra" des Norddeutschen Lloyd, welcher von Bremen am 22. März abgegangen, ist am 31. März, abends 11 Uhr, wohl­behalten in New-Dork eingetroffen.

Stuttgart, 4. April. Die aus Nizza über das Befinden S. M. des Königs und I. M. der Königin hier eingetroffenen neuesten Nachrichten lauten fortwährend sehr erfreulich und werden wir in der 2. Hälfte des kommenden Monats Mai das Vergnügen haben, Ihre Königlichen Majestäten wieder hier in Ehrfurcht begrüßen zu dürfen.

Plochingen, 6. April. Ein bedauerlicher Unglücks fall er­eignete sich heute Vormittag vor der Bierbrauerei zum Adler. Gutspächter Wanner von Steinbach wollte auf dem hiesigen Bahnhof mittelst Fuhr­werks nahe Verwandte zu einem Familienfeste abholen. Beim Verlassen des Bahnhofs scheuten die Pferde und rannten in rasendem Galopp die Bahn­hofstraße herein. An der ersten Biegung wurde das Gefährt umgeworfen und sämtliche Insassen herausgeschleudert. Wanner selbst, obwohl eine Strecke

Handels- L Geiverdekammer Calw.

Oeffentliche Sitzung

am Donnertag, den 9. April 1885, vormittags 8>/z Uhr.

Tageso rdnung:

1) Feststellung des Jahresberichts pro 1884.

2) Sicherung des Fabrik- und Geschäftsgeheimnisses.

3) Verleihung juristischer Persönlichkeit an Jnnungsverbände.

Der Vorstand:

Kommerzienrat Staelin.

(Gin öeachtenswertes Zeugnis.) Grüiiinettstetten, Ob. - Amt Horb. Teile Ihnen mit, daß ich Apotheker R. Brandt'? Schweizerpillen erhalten habe. Dieselben haben mir wesentliche Dienste geleistet. Mir Blähung und Sodbrennen sind dieselben'ausgezeichnet; ich bin von genannten Uebeln ganz befreit worden und kann die Pillen somit jedermann empfehlen. Häßlichst dankend achtungsvoll Jos. Maier, Oekonom. Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen sind ä Schachtel 1 in den Apotheken erhältlich. Dian achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt.

Amtliche Keklumtmachungen.

Revier Hirsau.

Das Zlmroden

von 0,2 tm Waldfläche im Wecken­hardt zu Anlage einer Pflanzschule und

-as Graberyiehen

von 220 Meter Abzugsgräben daselbst wird Freitag, 10. ds., nachm. 3 Uhr, in der Blockhütte an der Bruä- mißplanie verakkordiert.

K. Revieramt.

K. Amtsgericht Calw.

Anfruf

un eine Verfcüokkene.

Für Christine Katharine Bischer, geboren am 18. Februar 1815 zu Holzbronn, in Amerika und längst ver­schollen, wird in Holzbronn ein mütter­liches Vermögen von etwa 200fl, pflegschaftlich verwaltet.

An die rc. Bischer, bezw. ihre etwaigen Leibeserben, ergeht nun die Aufforderung, sich binnen der Frist von neunzig Tagen zu Empfangnahme des Vermögens zu melden, widrigen­

falls dieselbe für todt und ohne Leibes­erben verstorben erklärt und das Ver­mögen landrechtlicher Ordnung gemäß vertheilt werden würde.

Den 1. April 1885.

Amtsrichter Kallmann.

Calw.

Auflegung

des Verzeichnisses der

Meräe- L Kinäviek-Kefitzer.

Das durch den Ortseinbringer Gemeinderat Keller vorschrifts­mäßig fertiggestellte Verzeichniß der

Pferde- und Rindvieh-Besitzer und ihres beitragspflichtigen Pferde- und Rind­viehstandes ist

6 Tage lang vom 9.-14. April, beide Tage einschliefzlich,

auf dem Rathause zur Einsichtnahme durch die Tierbesitzer aufgelegt und können innerhalb dieser Frist gegen die Einträge in dem Verzeichnis von den Beteiligten bei dem Ortsvorsteher Einwendungen vorgebracht werden.

Den 7. April 1885.

Stadtschultheißenamt.

H a f f n e r.