Yro. 39

60. Jahrgang

Ämt8- mul Intelkigenzökatt für äen «Kezir^.

Erscheint Dienstag, Donnerstag L- Samstag. !

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Spalte i im Bezirk, sonst 12

Dienstag, äen 3!. März 1885.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Kintcrdung zum Abonnement.

Wir bitten unsere bisherigen Abonnenten, höflich um Erneuerung ihrer Bestellungen sür das mit dem 1. April beginnende

vierteljährliche Abonnement.

Der vierteljährliche Abonnementpreis beträgt wie bisher für die Stadt (ohne Trägerlohn) bei wöchentlich dreimaligem Er­scheinen nur 90 Pfg., durch die Post bezogen samt Lieserungsgebühr im Bezirk Mk. 1. 15., sonst in ganz Württemberg Mk. 1. 35., Zu weiterer Beteiligung ladet freundlichst ein die Weöcrktion.

Amtliche Mekanntmachirngen.

Calw.

Bekanntmachung,

öetr. das Wusterungsgeschäft pro 1885.

1) Nach dem genehmigten Neiseplan wird das diesjährige Musterungs- Geschäft im Aushebungsbezirk Calw in nachstehender Weise vorgenommen werden:

Montag, den 2V. April 1885, Musterung in Lievenzeü.

Hiebei haben zu erscheinen Morgens 8>/z Uhr: die Pflichtigen von Dennjächt, Ernstmühl, Hirsau, Liebenzell; Morgens 9 Uhr: von Möttlingen, Monakam, Neuhengstett, Oberkollbach, Oberreichenbach, Oltenbronn; Morgens 10 Uhr: von Simmozheim, Unterhaugstett, Unterreichenbach.

Dienstag, den 21. April 1885, Musterung in Weltweiter.

Hiebei haben pünktlich zu erscheinen Morgens 9 Uhr: dis Pflichtigen von Agenbach, Aichhalden, Allbulach, Bergorte, Breitenberg, Emberg, Horn­berg; Morgens 10 Uhr: von Liebelsberg, Marlinsmoos, Neubulach, Neu­weiler, Oberhaugstett, Oberkollwangen; Morgens 11 Uhr: von Röthenbach, Schmieh, Teinach, Würzbach, Zwerenberg.

Mittwoch, den 22. April 1885, Musterung in Gechingen.

Hiebei haben zu erscheinen Morgens 9'/? Uhr: die Pflichtigen von Althengstett, Dachtel, Deckenpfronn, Gechingen; Morgens Itü/z Uhr: von Holzbronn, Ostelsheim, Stammheim.

Donnerstag, den 23. April 1885, Musterung in Kalw.

Hiebei haben zu erscheinen Morgens 8 Uhr: die Pflichtigen von Alt­burg, Calw; Morgens 9 Uhr: von Sommenhardt, Speßhardt und Zavelstein.

Die Loosung

findet für sämtliche Militärpflichtige des Bezirks am Freitag, den 24. April 1885, Morgens 8 Uhr in Calw statt.

Bei der Musterung haben nicht nur äic Pflichtigen ä<» Jastrgang» 1865 sonäera alle äiejenigea äer fensteren Jastrgänge zu erscheinen, über äeren Mili­tärpflicht noch nicht enägiltig entfchieäcn worden ist, oder welche von der

Gestellung nicht ausdrücklich entbunden worden sind. Die Angehörigen früherer

Jahrgänge haben ihre Loosungsscheine mitzubringen.

Sämmtliche zur Gestellung verpflichtete Leute werden hiemit aufge­fordert, bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen und Rechtsnachtheile recht­zeitig an den genannten Tagen und Stationen sich einzustellen.

Da» Erscheinen bei äer Loosnag ist äen Militärpflichtigen äe» kauseaäea Lastrgang» frei gestellt. Für die nicht erschienenen wird das Loos durch ein Mitglied der Ersatzkommission gezogen werden. Ausgeschlossen von der Loosung sind: die zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten und die von einem Truppentheil angenommenen Freiwilligen, sodann, falls ein Erkenntniß der zuständigen Oberersatzkommission vorliegt, die vorweg Einzustellenden, die dauernd Untauglichen und die dauernd Unwürdigen.

2) Die Ortsvorsteher haben auf Grund der Stammrollen die Heuer gestellungspflichtigen Leute, welche in den Listen noch nicht gestrichen sind, sofort protostvllarisch zur Musterung oorzukaäcn. Einsendung von ErössNUNgS- urkunden wird nicht verlangt.

Von der Gestellung können Gemeindebehörden nicht entbinden. Wer an solcher durch Krankheit verhindert ist, hat ein ärztliches Zeugniß einzu­reichen , das, falls der Arzt nicht amtlich angestellt ist, von der Gemeinde­behörde zu beglaubigen ist.

Gemütskranke, Blödsinnige, Krüppel u. s. w. können auf Grund eines solchen Zeugnisses überhaupt von der Gestellung befreit werden.

3) Jeder Militärpflichtige, sowie dessen Angehörige sind berechtigt, spätesten« am Musterung»termine Anträge auf Zurück,stellung oäee Befreiung von äer Änsstcbung zu stellen. (Bei erst späterem Eintritt der Veranlassung zur Reklamation kann der Antrag auch noch bei der Aushebung angebracht werden.) Hiebei sind die Betheiligten berechtigt, ihre Anträge durch Vorleg­ung von Urkunden und Stellung von Zeugen und Sachverständigen zu unter­stützen. Derartige Urkunden müssen obrigkeitlich beglaubigt sein.

Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat aus eigene Kosten 3 glaub­hafte Zeugen hiesür zu stellen.

Meräea Kestkumationeu mit äcr Erwerbsuasästigstcit von Eltern , Ge­schwistern u. s. w. begrülläet, so haben die betreffenden Verwandten sich zur ärztlichen Untersuchung bei der Musterung der Ersatzkommission vorzustellen.

Feuilleton. ->-rb°t°n.

Die Königin Louise

und ihre Schützlinge.

Historische Erzählung von Karl Prenzlau.

(Fortsetzung.)

,,O, er war auch sehr klug und verständig, gnädige Frau, und so gebildet, so liebenswürdig im Umgang!" erwiderte die Bauernfrau.

Erstreckte die Bildung und Klugheit sich auch auf die Landwirtschaft? Ist jene Zartheit des Gemütes, die man Liebenswürdigkeit nennt, dem länd­lichen Gesinde gegenüber nicht vielleicht ein Fehler? Es ist nach dem, wie Sie den junger, Mann schildern, die Frage, ob Sie mit ihm wahrhaft glück­lich geworden wären."

Doch, gnädige Frau!" lautete die zuversichtliche Antwort.Wenn er mich geliebt hätte, wär' ich auch glücklich mit ihm geworden. Ich hält' ihn mir dann für den Hof angelernt, und 'er würde dann gewiß gute Lehr' an­genommen haben."

Die Königin lächelte.Nun?" fragte sie,und wo blieb der hübsche, junge, liebenswürdige und gebildete Mann? Nicht wahr? Er war zu zart­fühlend, um unter diesen Verhältnissen noch länger Ihre Gastfreundschaft anzunehmen?"

So ist's, gnädige Frau. Er ging, wie er gekommen war, still und ohne Aufsehen zu erregen."

Eine so hübsche junge und vermögende Frau ist wohl kaum ohne mehrere Verehrer. Befolgen Sie einen Rat, den ich Ihnen gebe! Wählen Sie einen Mann, der zu Ihrem Charakter, Ihrem Naturell und vor Allem in die Wirtschaft paßt. Ist dies Alles in Harmonie, so finden sich auch bald die Herzen."

Ach, liebe gnädige Frau! Ein solcher Mann ist wohl da, aber"

Nun aber? Sagt' ich's nicht?

Die junge Frau schüttelte leicht den Kopf. Purpurglut hatte ihre Wangen überzogen.

Aber so sprechen Sie doch" , mahnte Louise freundlich,ich bin eine erfahrene Frau, habe Manches erlebt und über Vieles nachgedachl und glaube, daß mein Rat Ihnen von Nutzen sein kann. Also es ist ein verständiger, herzensguter Mensch da, der Ihnen aufrichtig zugethan ist, so ein mit der ganzen Einrichtung vertrauter treuer Diener des Hofes?"

Ja. gnädige Frau, so ist's!" rief die Bäuerin mit aufleuchtendem Auge und lachte in der Freude, sich verstanden zu sehen, über das ganze Gesicht.

Aber Sie lieben ihn nicht?"

Na . . . gnäd'ge Frau, das thäl' sich schon finden, wie Sie vorhin sagten."

Ja aber, warum heiraten Sie ihn denn nicht?"

Du lieber Gott! Ich kann ihn doch nicht heiraten, als bis er mich darum fragt! Der sonderbare Mensch spricht ja nichts. Er ist ja so schüchtern und demütig, daß er sich nicht einmal getraut, mich so recht herzlich anzu­blicken. Er thut stillschweigend Alles, von dem er weiß, daß ich's gern Hab', und freut sich, wenn er sieht, daß ich zufrieden bin. Ich nähm' ihn ja gern,