Unterrichte und zur Erziehung überlasset; erbauet Euch lieber gegenseitig, Ihr christlichen Hausväter, Hausmütter und Hausgenossen, durch gemeinsame Gebete und heilige Lieder und Gesänge, ehe Ihr Euch an den sakrilegischeu Gottesdiensten abtrünniger Priester betheiligt, wodurch die höchste Majcstä! Gottes nicht geehrt, sondern -entehrt und beleidigt wird. Und selbst in Todesgefahr tretet mit schismalischeu und häretischen Pliestein in keine Gemeinschaft, sondern erwecket dann, wenn Ihr einen rechtgläubigen Priester nicht haben könnt, einen Akt der vollkommenen Reue, der mit dem Verlange» nach dem h Sakramente die Seele von den ihr anhasienden Sünden reinigt. Wohl ist zu einer solchen vollkommenen Reue die göttliche Gnade erforderlich, aber Gott wird diese Gnade Euch reichlich geoen, wenn Ihr ihn demüthiz darum biclei. Auch zur Taufe Eurer Kinder, zur Beerdigung Eurer lieben Verstorbenen, zur kirchlichen Einsegnung Eurer Ehen rnset uuier keiner Bedingung einen von der Kirche abgefallenen häretischen oder schismaiifcheu Priester, damit Ihr nicht am häretischen Absalle und am Schisma Euch betheiligi. Wenn rechtgläubige kirchentreue Purster Euch fehle», so lasset die Taufe Eurer Kinder von gläubigen Laien vollziehen; bestattet selbsi Eure Verstorbenen unter Gesang und Gebet; und was die kirchliche Einsegnung Eurer Ehen belrifsi, so wartet auf die Weisungen, die ich Euch deßfails, wenn ich vom heil. Stuhle dazu ermächtigt sein werde, seiner Zeit werde bekannt machen lassen.
Ein Hamburger Droschkenkutscher, dessen Entlassung nach Abbüßung einer Unlersuchungshast vergessen worden war, so daß er dadurch 14 Wochen seinem Erwerb rechtswidrig entzogen wurde, verklagte das dortige Untersuchnugsgericht dieserhalb. Letzteres ist nun verunheilt, dem Kutscher !00 Tylr. Schadenersatz zu zahlen
Pest, >8. Mai. Ein mit Menschen und Vieh überladener Kahn, der die hochgeheude Szamos bei Szibo passirte, schlug um und 20 Personen ertranken.
Graz, 18 Mai. Der Statthalter richtet einen Ausruf an das Land zur Unterstützung der von der Ueberschwemmung Betroffenen. Er konstatirt, daß Aecker, Wiesen und Weingärten dergestalt beschädigt sind, daß die Hoffnungen aus die heurige Ernte geradezu vernichtet seien, und hebt hervor, daß vier Menschenleben zu Grunde gegangen sind.
Paris, 19. Mai. Mac Mahon, Broglie und Goulard bestehen darauf, daß De ca; es Minister des Aeußern bleibe. In der Assemblae ist nichts Demerkeuswerthes vorgefallen. Man versichert, Be leastel habe Mac Mahon erklärt, er werde gleich nach der Bildung des Kabinets den Antrag ans Wiederherstellung der Monarchie einbringen. — Der deutsche Botschafter spürst Hohenlohe ist heute hier eingelroffen, wurde aber wegen der Ministerkrisis noch nicht vom Marschallpräsidenten empfangen.
Die Minister in Paris konnten sich mit der zerfahrenen Nationalversammlung über gar nichts verständigen, nicht einmal über ein Programm. Sie haben daher sämmtlich wie schon gemeldet, ihre Entlassung eiugereicht und Mac Mahon hat die Entlassung angenommen. Es handelt sich im Grunde bei allem Streit darum, ob die Republik öffentlich und haltbar ansgebaut, oder die Monarchie heimlich angebahnt werden soll. Diese Ratio nalversammluug hat weder zu dem einen, noch zu dem andern Kraft und Geschick und der Napoleou'sche Spekulations-Gedanke, das Volk über die Regierungsform abstimmen zu lassen, nimmt Fleisch und Blut an.
In der Sitzung des Pariser Gemeinderaths hat der Seinepräfekt, gerade in dem Augenblicke, da die Nationalversammlung das Ministerium heimschickte, eine für Broglie ziemlich unangenehme Mittheilung gemacht. Er konstatirie nämlich, daß in dem städtischen Budget ein Defizit von >2 Mill. entsteht, ans dem alleinigen Grunde, weil der Minister eine Anzahl finanzieller Aktenstücke, die vom Staatsrath revidirt werden mußten, volle drei Monate in seinem Pulte bedielt.
Im Kriegsministerinin hat man die vorläufigen Ueberschläge betreffend die neuen Befestigungen von Paiis zu einem gewissen Abschluß gebracht. Man glaubt, daß der Ban derselben gegen das Jahr !894 fertig sein könne.
Ein Ehrenhandel spielt, dem ,Paris-Journal" zufolge, zwischen dem erst vor einigen Tagen hier eiligen offenen Fürsten Richard Metternich und einem G> afen M . . Die Fürstin Metternich sei neulich in einem Salon der Gemahlin des Letzteren begegnet und hätte fick von ihr mit den Worten abgcwendel: „Leute, welche ihre Wohlthäter vernuhcn, grüße ich nicht." Graf M . . . . war nämlich ein Höfling des Kaiserreichs und ist seit dem Kriege in das Lager der Royalisten übergetreten. Die Aeußerung wurde ihm hniterbracht, und er schickte dem Fürsten Metternich eine Herausforderung Das Weitere ist abzuwarten.
Bezüglich des Duells s. oben) wird der „N. fr. Pr." tclegrnvhirt: Montebello schickte seine Zeugen zu dem Fürsten Metternich Der Fürst wählte gleichfalls seine Zeugen, und erklärten dieselben in der stattgehabten Unterredung, der Fürst halte dafür, daß er den Grafen Montebello nicht beleidigt habe. Rach
mehreren Pourparlers weigerte sich Fürst Metternich entschieden, anzuerkennen, daß Graf Montebello beleidigt worden sei, und wurden die Verhandlungen wegen des Duells abgebrochen. Jeder Theil hat nun die Protokolle veröffentlicht, durch welche die Angelegenheit zum Abschlüsse gebracht wird.
Eine Indianerin. Ein seltener Gast weilte, wie die „R. L." erzählen, dieser Tage auf der Durchreise nach Rußland in Prag. Es war dies eine sechszehnjährige, ungewöhnlich schöne Indianerin von großem, starken Wüchse. Sie fuhr in der ersten Klasse, mit ihrem Gatten, dem russischen Kaufmanne A. I. Sczukowo, der kein Auge von ihr ließ. Außer ihrer Muttersprache kennt sie nur einige wenige englische Worte uns deßhalb wurde die Konservation nur durch Zeichen geführt, die jedoch so drastisch waren, daß der Kondukteur die Dame für verrückt hielt und ihrem Begleiter alle mögliche Hilfe anbol welche der Kaufmann selbstverständlich ablchnte. Sie war höchst elegant nach der Mode gekleidet, trug werthvolle Ringe und goldene Armbänder. Der reiche Russe hatte sie von einem indianischen Stamm für 8000 Dollars und zehn Eimer Wein gekauft. Der Kaufmann war schon zweimal verheirathet, jedoch sehr unglücklich, da ihm außer den beiden Frauen auch drei Kinder starben. Von Prag fuhr das junge Ehepaar am andern Morgen nach Rußland, wo es auch kirchlich getraut werden soll, nachdem die schöne Indianerin im russisch-orthodoxen Glauben Unterricht genommen haben wird. Die Civil-Vermählung feierten sie bereits in Amerika.
Der Günstling des Glücks.
(Fortsetzung.!
Wer am furchtbarsten niedergeschmettert war — unsere Leser werden es leicht erralhen — war Ferdinand Sanden. Das Schweigen, das ihm gegenüber Gerhard i» Betreff seiner Beziehungen zu Heibrand beobachtet, seine Verwirrung und Bestürzung riefen eins qualvolle Bestürzung in seiner Seele wach. Eine neue Angst bemächtigte sich seines Gemülhs, als Gerhard von dem Fieber sprach, das ihn seit zwei Tagen befallen, und als der Arzt die Gefährlichkeit seines Zustandes bestätigte. Blaß und stumm sah er Gerhard sich entfernen und vermochte ihm nur mit eiiustn Blicke voll des tiefsten Grains zu folgen, den dieser nicht sah. Er fand sich mitten ans der Straße, ohne zu wissen, wie er dahin gekommen.
Jetzt erinnerte er sich, daß Hermine ihn erwarte. Sollte er vor sie hintreten und ihr erzählen, was sich ereignet halte? Er vermochte cs nicht; seinem anfänglichen Triumph war eine zu niederschlagende Wendung gefolgt. In aller Eile schrieb er ein paar Zeilen, worin er ihr die Vertagung der Sitzung mir- theilte und bemerkte, daß der Ausgang sich nicht mit völliger Sicherheit vorweg angeben lasse. Hierauf begab er sich nach dem Gefängnisse. Man wollte ihn jedoch nicht einlassen, da der Arzl jeden Besuch verboten hatte, der den Kranken anfregen könne. Ferdinand berief sich so heftig auf seine Rechte als Bruder und als Anwalt des Angeklagten, daß ein Gefängnißbeamter sich entfernte, um neue Verhaltungsmaßregeln einzuholen. Aber er kehrte mit der Meldung zurück, daß Gerhard selbst den Wunsch ausgesprochen habe, allein zu bleiben
Ferdinand begab sich nun mit zerrissener Seele nach seiner Wohnung; er rang vergebens nach Fassung, sein Kopf brannte ihm und Verzweiflung wüthete in seiner Brust. Eine ganze lange schauerliche Rächt blieb er auf und zählte die langsam hinschleichende» Stunden, die ihn Jahre der Qual dünkten. Seit ihm Gerhard seine Unschuld versichert, hatte er unerschütterlich fest daran geglaubt. Er hatte sich keinen Zweifel gestattet und jetzt — jetzt tauchte der fürchterliche Zweifel, der nicht nur seinem Bruder, sondern auch ihm Schmach und Entehrung drohte. Er suchte ihn niederzukämpfen, er suchte die Verwirrung des Bruders der Krankheit zuznschreiben, der schrecklichen Krankheit, die in Adern ras'te, die vielleicht auch tödtlich war und in der es ihm nicht einmal gestattet wurde, an seine Seite zu treten.
Sobald der Morgen einbrach, eilte er nach dem Gefängnisse. Man sagie ihm jetzt, daß Gerhard schlafe und daß er eine ansgeregte Nacht verbracht und lange geschrieben habe, und daß es seine dringende Bitte gewesen, ihn bis znm Beginn der Sitzung ungestört zu lassen.
Die Unruhe Ferdinands stieg bei dieser Nachricht auf's Höchste. Gerhard hatte geschrieben. An wen? Vielleicht an ihn selbst. Aber warum wählte er diesen Weg, sich ihm mitzutheilcn? Er hatte ihm also Geständnisse zu machen, die er in eigener Person abzulegen sich scheute! Er kehrte nach Hause zurück und wartete. Doch er wartete vergebens ans irgend ein Ereigniß, das seine Zweifel lösen konnte, und hatte kaum die Kraft, sich anzukleiden, um sich nach der Sitzung zu verfügen.
AIS er eben ans der Thüre treten wollte, bemerkte er erst, welche Unordnung und Verwirrung in seinem Anzuge herrschte.
„Nein," sagte er zu sich selber, „das darf nicht sein. Man könnte aus meiner Verwirrung ungünstige Schlüsse ziehen, und bin ich nicht der Vertheidiger meines Bruders?"