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Beilage zum „Calwer Wochenblatt"
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— Unter den Geburtstagsgeschenken für den Kaiser befindet sich auch eine Uhr und Kandelaber, die, ein Geschenk der Kaiserin, von hervorragendem Kunstwert sind. Die Gegenstände, im Spätrenaissancestyl gehalten, sind in mattem Bronzeton mit farbigen Edelsteinen und schildpattartiger Unterlage von sehr vornehmer Wirkung und geben ein erfreuliches Zeichen von dem Aufschwung unseres Kunstgewerbes. Die Lieferung ist von der Berliner Firma L. C. Busch, der Entwurf und die Ausführung von Paul Stotz und Co. in Stuttgart. An diese Nachricht knüpfen wir eine Aeußerung des Kaisers an, welche er in der musikalischen Soiree am Vorabend seines Geburtstages machte. Eine der geladenen Damen, die der Kaiser mit gewohnter Liebenswürdigkeit begrüßte und ins Gespräch zog, gab ihrer Freude über die Heiterkeit und Frische Ausdruck, mit der der Monarch dem seltsamen Ehrentag entgegengehe. Sie berichtete, wie Alles sich auf das schöne Fest freue und zu seiner würdigen Feier rüste. Der Kaiser hörte freundlich lächelnd zu, drückte der in jugendlichem Liebreiz strahlenden Verehrerin dankbar die Hand und fügte nach einer Pause hinzu: „Das ist Alles recht schön und gut. Aber, aber — wenn nur die zwei Achten nicht wären! Ja, wenn sie nur nicht neben, sondern unter einander stünden, das wäre eine Lust'"
— Unter den Frauen gährts. In Berlin versammeln Frau Guil- laume-Schack, Frau Cantius, Frau Bayer und Fräulein Wabnitz wöchentlich Frauen aus dem Arbeiterstande um sich und predigen Emanzipation. Ihr Thema ist, die Frauen müssen sich um die öffentlichen Angelegenheiten bekümmern , sie müssen durch Streiks höhere Löhne erzielen und das aktive und passive Wahlrecht erkämpfen. Ernstes und Heiteres läuft dabei wunderlich durcheinander. Frau Cantius verlangt Fortbildungsschulen für die weib
liche Jugend, damit die geistige Nacht aufhöre. Fräulein Wabnitz: „Wir müssen das Wahlrecht haben. Wenn Frauen im Reichstage sitzen, dann werden sie dafür sorgen, daß die Kriege aufhören und die Frauen in Frankreich werden uns dabei unterstützen." Frau Bayer: Nur alleinstehenden Mädchen und Witwen darf das Arbeiten gegen Lohn gestattet sein, nicht den Frauen, die nur arbeiten, um sich Putz zu kaufen oder dem Mann ein Geburtstagsgeschenk. Eine Streiksumme muß gesammelt werden. Frau Guil- laume-Schack: Wir müssen für das Wahlrecht agitiren. Ich habe alle Achtung vor den Männern, die im Reichstage sitzen, allein ich habe Reden mit angehört, bei denen ich mir sagte: wenn eine intelligente Frau hier säße, die würde doch bedeutend bester sprechen. (Stürm. Beifall.) Ich könnte im Reichstage meinen Platz ebenso gut aussüllen wie jeder Abgeordnete. (Stürm. Beifall.) Abg. Bock redet den Frauen zu, sich zusammen zu thun, rät aber, sich auf die Einrichtung von Kranken- und Nnterstützungskaffen zu beschränken.
— Ein originelles Dekret haben die städtischen Behörden Adrianopels unlängst erlassen, über welches die rauchlustige Bevölkerung der alten Khalifenstadt nicht sonderlich ergötzt sein wird. Es lautet: „Es ist bemerkt worden, daß einige Personen mit der Zigarette im Munde in den Straßen umhergehen. Eine derartige Gewohnheit ist aber nicht nur dem guten Anstande zuwider, sondern ist auch deshalb verwerflich, da dadurch Feuersbrünste entstehen könnten. Das Publikum wird nun benachrichtigt, daß Niemand auf der Straße rauchen darf und gegen Zuwiderhandelnde strenges gesetzmäßiges Strafverfahren eingeleitet werden wird."
— Sentenz. Der Glaube eines Weibes ist stets rührend, aber erhaben ist sein Glaube, einen Schuh Nr. 3 an einen Fuß Nr. 7 ziehen zu können. Didaskalia.
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