theilten, der bis zur letzten Sekunde hoch und iheuer seine Unschuld beschwor und welcher zweimal während oer „Toilette" ohnmächtig geworden, mußte förmlich ans das fatale Brett gezerrt werden, während er fortwährend schrie: kein» Oio», inon Dion, ditie äo mol! lliachdem nun schon der Kops des ersten Vcrurtheilten gefallen war, verjagte die Maschine den Dienst und das Messer blieb über dem Kopfe des sich unschuldig Sagenden schweben. Ein Schrei des Einsetzens ging durch die Menge. Der Scharfrichter und die Gehilfen thatcn ihr Müg lichstes, um die Maschine in Gang zu bringen, während der Unglückliche sich unter verzweifelte» Anstrengungen aus der Brille der Guillotine zu bringen versuchte. Endlich siel das fatale Messer znm drittenmal und der Gerechtigkeit war Genüge geleistet. Die zahllose Menge zerstreute sich hieraus, die Bestürzung war auf alle Gesichter gemalt."
Paris, 2. Mai. Das Journal ,,Soir" bringt folgende Depesche aus Bayonne vom 2. Abends: Bilbao ist entsetzt, die Republikaner nahmen 12 Kanonen und machten viele Gefangene.
K o nsta n tin o p el, 30. April. Den letzten Nachrichten aus Badogcda vom 27. April znsolge ist zwar der Tigris un Fallen, es herrschen jedoch seitdem neue Besorgnisse wegen der Telegraphen-Störnng und der Hungersnoth in Kleinasien, welche schauderhaft ist Die Regierung und Privatpersonen helfen, so gut es geht.
Die zwölf katholischen Bischöfe in England haben ein Trostfchreiben an den gefangenen Bischof von Cöln gerichtet. Sie dutzen einander in diesem Briefe wie Brüder.
Kaiser Alexander von Rußland kommt am 3 Mai nach Berlin und reist am öten nach Bad Ems. Kaiser Franz Joseph, heißt eS, würde ihn am 8. Mai in Ems besuchen. Kaiser Wilhelm geht am 7. Mai nach Wiesbaden.
N ew - Nor k, l. Mai. Die Ucberschwemmnng des Mifst- sippi-Thales in den Staate» Mississipi, Louisiana und Arkansas umfaßt eine Fläche von 14,000 englische Quadratmeilen, darunter bestes Baumwollenland.
Nicht blos die Polizei, sondern auch der Humor zieht gegen den Fanatismus der beienden und singenden Mäßigtet isd amen in Amerika zu Felde. Das „Cincinnati- Volksblatt" enthält einen Aufruf an diese Damen, dessen Einsender entschlossen ist, seinen sündhaften Lebenswandel auszugeven, alle alkoholhaltigen Getränke abznschwören, seine Augen abzuwenden von dem verfluchten Bier und Eider, keine Gemeinschaft wehr zu haben mit Gastwinhen und Apothekern, und feierlichst zu geloben, seinen Durst nur mit Wasser zu löschen, aber — er macht diesen löblichen Entschluß von einigen Bedingungen abhängig, wozu sich die Mäßigkeitspriesterinnen ihm gegenüber verpflichten sollen: „1) Wenn Ihr hingeht, Eure leberverkrüppelien Schnürleiber nehmt und öffentlich verbrennt und keine solchen schädlichen Dinger mehr anschafft. 2) Wenn Ihr in Zukunft blos Euer eigenes Haar auf dem Kopfe tragt und gelobt, keine Haarwülste, welche von Leichen und Gott weiß woher stammen, mehr zu gebrauchen. 3) Wenn Ihr die Spatzennester vom Kopfe reißt und wieder einmal ordentliche Hüte tragt. 4) Wenn Ihr die sogenannte griechische Krümmung zum Kuckuck schickt. 5) Wenn Ihr die „Bänderchen", die „Ränderchen", die „Rofettchen" , welche weder für die Kälte noch für die Wärme gut sind, von Euern Kleidern trennt und Euch wieder einfach kleidet, so daß Ihr nicht mehr aussehet, wie eine bewimpelte Fregatte, wenn sie an einem Festtag in See sticht." Hiermit will es der Einsender, obwohl er sein Thema noch nicht vollständig erschöpft habe, genug sein lassen „des grausamen Spiels."
Der Günstling des Glücks.
(Fortsetzung.)
Das für die Prüfung festgesetzte Jahr näherte sich seinem Ende. Mit Erstaunen gewahrte die Präsidentin, daß Gerhard es unterließ, von der nahen Verwirklichung seiner Hoffnungen zu sprechen. In feinem Benehmen ging eine merkwürdige Veränderung vor. Launenhafter Trübsinn, unbestimmte schlimme Ahnungen beherrschten ihn. Die Gegenwart Herminens konnte allein feine immer häufigeren Anfälle von Reizbarkeit verhindern. War er in ihrer Nähe, so heftete er auf sie seine leidenschaftlichen und düsteren Blicke und sog begierig ihr frisches Lächeln ein, das für die geheimen Leiden seiner Seele ein erquickender Balsam war. Doch am nächsten Tage, vielleicht noch an demselben Abende, war die Wirkung dieses Balsams verschwunden, der junge Mann erschien wieder, und wieder trug seine Stirn dieselbe drohende Wolke und sein Auge denselben Ausdruck inneren Schmerzes.
Die Präsidentin, beunruhigt von diesen Symptomen, sprach darüber mit Ferdinand. Der Letztere, ganz von seinen Arbeiten in Anspruch genommen, harte im Betragen seines Bruders nichts Außergewöhnliches bemerkt. Er hörte bekümmert an, was die alte Dame ihm erzählte.
„Sie haben," sagte er zu ihr, „Gerhard einer zu starken Prüfung unterworfen, indem Sie das Glück, nach dem er verlangt, so weit hinausgefchoben. Er verzehrt sich in sich selbst."
„Aber die Zeit der Prüfung," entgegnete die Präsidentin, ist ja bald vorüber und doch scheint er dem Augenblicke, nach
dem er sich so sehr gesehnt, mit wachsender Traurigkeit entgegenzugehen. Sollte seine Neigung für Hermine nicht mehr dieselbe sein, wie ehemals?"
„Glauben Sie das nicht," entgegnete Ferdinand mit Lebhaftigkeit. „Er liebt sie mehr, als je, ich bin dessen gewiß. Vielleicht fürchtet er, daß Sie insgeheim einer Verbindung mit ihm und Ihrer Enkelin abgeneigt sind, und daß er Herminen noch verlieren kann.
Die Präsidentin seufzte. „Er hat Unrecht," sagte sie mit nachdenklicher Miene. Ich will mich feinen Wünschen nicht länger widersetzen. Gern hätte ich freilich gesehen, daß meine Hermine noch einige Zeit an meiner Seite geweilt hätte, doch ich fühlte nur zu sehr, daß ihr Glück jetzt in andern Händen ruht, als den meinen, und diesen muß ich sie überlassen."
„Fürchten Sie nichts", entgegnete Ferdinand, „mein Bruder ist des Schatzes werlh, den Sie ihm anvertrauen, und wenn sie erst an das neue Verhältniß, in welches Hermine tritt, sich gewöhnt haben, werden Sie selbst in dem Glücke Ihrer Kinder die höchste Beseligung finden.
„Wir wollen hoffen!" sagte, ivie von trüber Ahnung befallen, die Präsidentin.
Diese Unterredung hatte auf Ferdinand, trotz feiner Vorliebe für den Bruder und der guten Meinung, die er in allen Stücken von ihm hatte, doch einen peinlichen Eindruck gemacht, und er beschloß, mit ihm zu sprechen. Die Gelegenheit bot sich wenige Tage darauf. Beide hatten den Abend bei der Präsidentin verbracht und als sie sich verabschiedeten, bat Ferdinand den Bruder, ihn nach seiner Wohnung zu begleiten.
Gerhard verstand sich hierzu, doch mit einem Zögern und einer gewissen Ungeduld,,die Ferdinand in Verlegenheit setzte, so daß er nicht sogleich eine Unterredung anzuknüpfen vermochte. Erst, als sie eine Weile gegangen waren, begann er in scherzhaftem Tone von den Befürchtungen der Präsidentin zu sprechen.
„Sie hat Recht," sagte Gerhard traurig; ihre Ansicht, über die ich sonst klagte, scheint mir jetzt nur zu vernünftig. Der Schatz, den sie besitzt, darf nicht leichtsinnig fortgegcben werden, und ich fühle mich desselben so wenig würdig, daß ich nicht wage, ihn zu beanspruchen.
„Aber Du liebst Herminen, Du liebst sie noch wie früher."
„Mehr als je! Mit aller Kraft meiner Seele; wie kannst Du nur daran zweifeln?
„Nun, was hindert Dich dann, glücklich zu sein ? Du bringst ihr ein Vermögen, Du bringst ihr Dich selbst, der ihr theurer ist, als Alles, warum schiebst Du Eure Verbindung auf?
Gerhard schwieg. Langsam gieng er neben seinem Bruder her, tief in Gedanken versunken Ein Mal blieb er stehen. Ferdinand sah ihn an, doch die Straße war zu dunkel, um feine Züge zu unterscheiden.
„Sicherlich zweifelst Du nicht an der Neigung Herminens," sagte er. „Sie denkt nicht wie ihre Großmutter; ihr Herz gehört Dir allein, es ist ein herrliches Mädchen, das ich wegen ihrer Zärtlichkeit und ihres Vertrauens zu Dir hochachtet."
Ein erstickter Seufzer, der fast wie ein Stöhnen klang, entrang sich der Brust Gerhardts.
„Arme Hermine!" murmelte er, indem er weiter ging. „Ja, ihr Herz gehört mir und das erschreckt mich fast. Ich fühle, daß ich nicht mehr Herr meines Schicksals bin, seitdem das des lieblichen Kindes Schicksal damit verknüpft ist. Möge Gott mich dieses Engels wegen in seinen Schutz nehmen!"
Ferdinand war von der Melancholie, die in diesen Worten und dem Tone lag, womit sie gesprochen wurden, betroffen. Doch vermochte er keine weitere Erklärung zu erlangen, denn sie waren an der Thür seiner Wohnung angekommen und Gerhard nahm Abschied, indem er sich eilends entfernte. Ferdinand war genöthigt, sich in die Akten eines Prozesses' zu vertiefen, den er am nächsten Tage zu führen hatte, und konnte daher nicht weiter über das seltsame Benehmen des Bruders Nachdenken.
Als er sich am nächsten Morgen nach dem Gerichtshöfe begab, hatte er Gerhard's fast ganz über die ihn (beschäftigende Angelegenheit vergessen und gewahrte nicht, daß sein Eintreten in den Saal ein allgemeines Aufsehen erregte.
(Fortsetzung folgt.)
AH er l ei.
— (Herkunft der Chignons). Die „Jndependance Helge" schreibt: Unsere Damen wissen wahrscheinlich nicht, woher ihre enormen Chignons in allen Größen und Haarfarben kommen, auf welche sie so stolz sind und mit denen die Friseure ein so einträgliches Geschäft machen. Diese Chignons haben, wenigstens der größten Mehrzahl nach, einst die Köpfe von Fakiren, einer Gattung indischer Mönche, geschmückt. Die Sache verhält sich folgendermaßen: Die Indianer, sowohl Männer als Weiber, welche sich wallfahrend in den großen Tempel von Alla- habad bei Calcutta begeben, opfern dort dem Gott Brahma, gleichsam als Andenken ihrer Reise, ihren Haarschmuck, wozu eigens für diesen Zweck hergerichtete Duerstangen in dem Tempel aufgestellt werden. Die Priester entledigen sich natürlich gern