ich so gehandelt habe. Denn ich stelle stets das Vaterland über meine Person. Das gegentheilige Verhalten ist mir gerade;« unbegreiflich. Ich habe mich gar nicht besonnen, sogar meine subjektive Meinung zu opfern, oder nnterzuordnen, wenn es das Wohl des Ganzen erheischt. Hier aber im Reichstage glauben diejenigen Herren, welche ausdrücklich auf meinen Namen ge­wählt sind, von welchen ihre Wähler wünschen, daß sie die deutsche Reichspolitik stützen, Laß sie mir gegen unsere gemein­samen Feinde beistehen, diese Herren glauben sich dieser Aufgabe stets dann entziehen zu dürfen, wen» sie dadurch scheinbar in Widerspruch gerathen mit irgend einem Worte, das sie an einem anderen Orte, zu anderer Zeit und unter ganz anderen Um ständen gesprochen haben. Ich kann mir diese Lage der Dinge nicht gefallen lassen Ich kann meinen europäischen Ruf nicht opfern. Ich werde, sobald ich wieder im Stande bin, die Feder zu führen, meinen Abschied erbitten. Vielleicht findet sich ein anderer, welcher sich in diesem Reichstag eine Majorität, eine zuverlässige Majorüäi, zu sichern weiß. Ich habe an anderen Orten, z. B. auch im Bundescath, schon Schwierigkeiten genug zu überwinden; spöttelnd sagt man mir unter Hinweisung auf das Verhalten einzelner Liberaler und der Fortschrittspartei im Reichstag:Das also sind die Männer, auf die Sie sich stützen?"" Einer solchen Lage der Dinge, welche die höchsten Interessen des Reiches schädigt, muß möglichst bald ein Ende gemacht werden; und cs gibt nur zwei Mittel hier, entweder mein Rücktritt oder die Auf­lösung des Reichstags. Auf Anfrage der beiden Abge­ordneten ermächtigte der Reichskanzler dieselben, diese seine Aeußerungen anderen mitzntheilen. Wir geben sie wieder, wie sie heute im Reichstage erzählt wurden, wie wir hoffen, wenn auch nicht dem Wortlaut, dann wenigstens dem Sinne nach richtig. Zum Schluß bemerken wir, daß der Reichskanzler sich auch im einzelnen über den Preßgesetz- und den Reichsmilitär- gesetzeutwnrf ausließ, wir haben jedoch Gründe, die Wiedergabe dieser Aeußerungen zu unterlassen."

Der deutsche Reichstag ist am 28. Mär; in die Fe­rien gegangen und kehrt am 9. April nach Berlin zurück. In seiner letzten Sitzung nahm er die Einführung der Civilehe im deutschen Reich in großer Mehrzahl an. DaS A und O seiner Arbeiten und Kämpfe bleibt das M i l i t ä r g e se tz, welches Präsident Forkenbeck bald nach dem 9. April auf die Tagesord­nung zu fetzen erklärte; er wollte den Gegnern damit zu verste hen geben, daß dasselbe trotz Bismarcks Krankheit nicht bis znm Herbst oder >jar auf ewig vertagt werde Das Euilretcn des Kaisers für das Militärgesetz und zwar bei so feierlicher Gele­genheit wie bei seinem Geburtstage und den Generalen gegenüber gewinnt um so größere Bedeutung, als man erfährt, daß der Kaiser seine Erklärung eigenhändig niedergeschrieben und ange­ordnet hat, daß sie sofort veröffentlicht werde. Der Kaiser scheint sein Eingreifen für nöthig gehalten zu haben, weil Bismarck krank ist und auf den Reichstag nicht einwirken kann. Nachträg­liche offiziöse Erklärungen stellen ein Eingehen auf die Friedens­präsenz von 384,000 Mann in Aussicht, lehnen aber die An­nahme derselben nur auf mehrere Jahre als ein Neues Interim (welches den Schalk hinter ihm hat) entschieden ab. Das Reichs- Heer soll gegen alle Stürme, sie kommen woher sie wpllen, (fran­zösische, römische oder auch sozialdemokratische) als ein ehener Fels stabilirt werden, an welchem sie sich brechen.

Köln, 30. März Der Erzbischof Dr. P. M elchers ist heute früh 8',4 Uhr gefänglich eingezogen worden. Die Ruhe blieb ungestört.

Die Zahl der in der Diöcese Trier gegen­wärtig in Haft befindlichen Geistlichen beträgt bei­nahe an fünfzig.

Ein gräßlicher Brand wüthete am letzten Sams­tag und Sonntag, in Braunau (einem Städtchen in Ober- österreich, rechts am Inn mit ca. 2400 Einw.). Samstag Mittag um 4 Uhr entstand das Feuer. Bei dem Sturme, welcher am samflag und Sonntag herrschte, stand in 10 Minuten die Post, das Rathhaus, die Apotheke, zwei ganze Straßen in Hellen Flammen. Bis Palmsonntag Nachmittag 4 Uhr wüthete das Feuer und legte 81 Häuser in Asche. Der furchtbare Sturm trug die Flammen mit so rasender Schnelligkeit über die Stadt hin, daß dieselbe an 7 Stellen zugleich brannte. In Braunau wurde die erste evangelische Kirche in Oberösterreich erbaut, welche durch das Denkmal von Palm noch besonders berühmt ist. Das Elend ist grenzenlos. Zahlreiche Familien sind ohne Obdach, ebenso viele um Alles, was sie in langem Ringen erworben, gekommen. Wenn irgendw«, so ist hier werkthälige Liebe gut und heilsam angebracht.

Melbourne, 30. März. Rochefort, Grousset, Gonrdi, Balliore und zwei andere nach Neu Caledonieu deportirte Co m- munemitglieder sind von dort entflohen und in Newcastle in Neusüdwales eingetroffen.

Nom, 24. März. Fanfulla schreibt: Sämmtliche Briefe und Telegramme, die dieser Tage dem Könige von den Gesandten auswärtiger Mächte überreicht worden sind, enthalten den Aus­druck der herzlichsten und aufrichtigsten Freundschaft. Besondere politische Bedeutung aber hat das von dem Kaiser von Deutsch­land übersandte Schreiben. Der Kaiser spricht seinem Verbün­deten seine Freude darüber aus, daß Gott ihm »erstattet hat, in Rom seine und seines Volkes Wünsche erfüllt zu sehen. Er wünscht dem Könige und seinem Volke den Lohn, den die Tapferen verdienen, und freut sich der sicheren Ueberzeugung, daß alle Kräfte der Nation auf die Erhaltung eines ersprießlichen und dauerhaften Friedens gerichtet sein werden. Zur Feier des kaiserlichen Geburtstages hatte der deutsche Reichsgcsandte v. Keudell die Landsleute vorgestern Abend nach dem Palast Caffarelli eingeladen. Der große Gcsellschaftssaal war kaum geräumig genug, alle aufzunehmen

Der Papst hat in einem eigenhändigen, kurzen, aber freundlich gehaltenen Schreiben den König Viktor Emanuel zu seinem Jubiläum beglückwünscht. Der König hat schriftlich geantwortet.

In Rom zirkulirt eine Art Ablaßzettel mit dem päpst­lichen Wappen versehen, kraft dessen allen denjenigen, welche die früher den Klöstern gehörenden und von der ital. Re­gierung expropriirten Grundstücke erstehen, die Erlösung ans der ewigen Verdammnis), der sie dadurch verfallen, unter der Be­dingung zugesagt wird, daß sie mit dem besten Vorsatz in die Auktionen gehen, die erworbenen Grundstücke der päpstlichen Regierung zum Einkaufspreise zu überlassen, wenn die päpstliche Regierung wiederhergestellt sein wird. Unter dem Dokumente befindet sich das Siegel der heil. Kongregation der Bischöfe mit der Unterschrift des Präsidenten derselben. Man hat über dieses Dokument die sehr treffende Bemerkung gemacht, daß die ital. Regierung dem Vatikan dafür nur dankbar sein könne, denn wenn schon jetzt, wo die ewige Berdammniß noch im Hintergründe lauerte, die Kirchengüter zwei, drei- und auch viermal thenrer bezahlt wurden, als sie abgeschätzt waren, so werden sie unfehl­bar, nachdem keine Gefahr für das Seelenheil der Käufer mehr vorhanden ist, nunmehr noch höher im Preise steigen.

London, 30. März.Reuter's Bureau" meldet aus Clizondo vom 30.: Alle am 28. wiederum versuchten Angriffe Serrano's auf die Stellung der Carlisten wurden abgeschlagen. Die Republikaner verloren etwa 4000, die Carlisten 1000 Mann. Die telegraphischen Verbindungen des Hauptquartiers Serrano's sind unterbrochen.

Amtleche nn- Privat-Bekanntmachrrngen.

Revier H o f st e t t.

Wafferftuben-Bauten.

Im Laufe dieses Sommers sind in Folge höherer Weisung die in der kleinen Enz gelegenen Floßstellen zur Agenbacher und Schleifweser-Stube neu von Stein rc. zu bauen, beziehungsweise zu repariren Die Kosteuvoranschläqe sind wie folgt berechnet:

a. Grabarbeit 47 fl. 10 kr.69 fl 26 kr.

b. Mamerarb. 431 fl. kr.514 fl. 29 kr. e. Zimmerarb. 551 fl. 11 kr.589 fl. 36 kr. ll. Schmiedarb. 39 fl. 12 kr.53 fl. 53 kr.

s- 2295 sl. 56 kr.

Die fraglichen Arbeiten werden am Mittwoch den 8. April d. I., von Vormittags 10 Uhr an. aut der Rehmühle im öffentlichen Abstreich verakkordirt, wozu tüchtige Unternehmer Hiemil eingeladen werden.

K. Reoieramt. Oberförster Gottschick.

Liegenschafts-Verkauf.

-l Vrrlan, Die zu der Ganlmasse des Christian Heintel, Secklers in Nagold, ge- hörige Liegenschaft, nemlich: Parz. 141.

Die Hälsle an an einem zweistockig- ten Wohnhaus auf dem Markt,

angeschlagen zu 1200 fl. angekaust zu 501 fl. Parz. 1091.

^ M. 19,3 Acker,

44.4 Steinriegel,

1 M. 15,7 am Steinberg,

angeschlagen zu 80 fl. angekaust zu 21 fl.

wird am

Freitag den 17. April, Vormittags 11 Uhr,

auf dem Nagolder Nachhause im zweiten

und letzten öffentlichen Aufstreich zum Ver­kauf gebracht.

Den 24. März 1874.

Gerichtsnolar Fisch Hab er.

Forst amt W i l d b e r g.

Revier Schönbronn.

Host-Verkauf.

Dienstag den 7. April aus dem Reinigungshieb im Distrikt Gemeinsberg und Scheidholz aus den Distrikten Gemeinsberg, Schmelzklinge und verschiedenen Distrikten der Bulacher Hut:

19 Raummeter Nadelholzscheiter, 43 Raummeter Nadelholzprügel, 72 Wellen birkenes Besenreis, 5350 ungebundene ge­mischte Wellen und 675 Wellen Nadel- holzreis auf Haufen.

Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr im Gemeinsberg auf der Ebene in der Forchen- cultur.