ches vor der Gefangennehiiiung des Letzteren abgesagt worden ist; es lautet im Anfang: Jetzt sind Wir, ehrwürdiger Bruder, Alle gcnöthigt, das Wehklagen des Jeremias über Jerusalem für die h. Kirche Gottes zu erneuern, und Unsere Thränen sind um so bitterer, weil unsere allerheiligste Religion von ihren eigenen Kindern vielfach mir Füßen getreten wird, und unter diesem Gräuel der Verwüstung saß der .gesummte Erdkreis seufzet rc. rc Am Sckiluß folat eine Bescheinigung für erhaltenen Pelcrspfeiiiiig. (Auch an den Fürstbischof von Breslau hat der Papst, wie die Germ, berichtet, neuerdings geschrieben und sich für fromme Gaben bedankt s
New york, 13. März. Aus Mexico wird gemeldet, daß in Puebla eine Volksmenge die protestantische Kirche angegriffen und die Geistlichen mißhandelt hat.
Die Betseuche der Weiber ist nun auch in Philadelphia zum AuSbruch gekommen; am letzten Freitag haben einige 50 Weiber unter Anleitung einer Frau Or. French im oberen Thcil der Stadt gegen die Verkäufer geistiger Getränte den Krieg begonnen, wobei man es besonders ans die deutschen Lagerbiersalons abgesehen hatte. Da aber die Damen bald enijahen, daß ihr Unternehmen in einer großen Stadt nicht so leicht ausführbar ist, als in den kleinen Städtchen im Westen, so gaben sie die Gcbetszüge in Masse auf und wollten nunmehr nur zwei ihrer Schwestern zu einer Zeit in die Wirlhschast absendeu, um durch ihre Gebete die Sünder zu bekehren. Erst wenn der eine oder andere der Wirthe nicht weich werden sollte, so wolle man in Masse vor das Haus ziehen, singen und beten, bis der liebe Gott ihn bekehrt habe. Dagegen hat der Bürgermeister der Stadt Philadelphia scharfen Befehl au die Polizei gesandt, jede Straßensperrung zu verhüten. Man ist nun neugierig, waS die Fanatiker noch weiter unternehmen werden. Neuere Berichte auS dem Westen melden, daß die Epidemie unter den dortigen Weibein stark im Zunehmen sei, daß aber auch allein im Staat Ohio an 15 Frauen durch fortwährendes Singen und Beten um den Verstand gekommen seien. Daß in den Ver. Staaten eine Re form hinsichtlich des Verkaufs von geistigen Getränken eingesührt werde, wird wohl jeder rechtschaffene Man» wünschen, denn nirgendZ werden die Getränke so verfälscht als hier, und es ist erfreulich, zu sehen, daß der Krongreß in letzter Woche bereits eine Bill ausgenommen hat, eine Kommission zu ernennen, welche die Fradrikalion und den Handel mit geistigen Getränken regeln soll.
C a r t o u ch e.
Förster,ung.)
Die Polizei hatte in Erfahrung gebracht, daß Cartouche sich gewöhnlich in einem berüchtigten Hause an der Seinestraße aufhalle Die Kundschafter der Polizei glaubten versichern zu können, daß er auch wieder dort zu finden sei.
Sofort muß ein Gefreiter mit einer kleinen bewaffneten Macht vorsichtig sich dorthin begeben. Sie haben den Auftrag, sich seiner Person, wenn es irgend möglich ist, lebendig zu be mächtigen, und 1000 Frks. werden Demjenigen zugesichert, welchem dieses Glück zu Theil wird.
Die Wassenmänncr rückten in aller Vorsicht und Stille vor das Haus, so vorsichtig und still, daß selbst die Spione des Cariouche nichts davon merken. Aber er selbst merkt noch früh genug die Gefahr, um sich wenigstens, da die Flucht unmöglich geworden ist, weil das ganze Haus rings besetzt ist, noch bis zum letzten Augenblicke verlheidigen zu können.
In seine Kammer eilend, verschließt und verrammelt er dieselbe mit ollem daselbst sich vorfindenden Geräih
Wie gewöhnlich, mit drei geladenen Pistolen bewaffnet, will er die Belagerung aufnchmeu und sein Leben so theuer wie möglich verkaufen.
In wenigen Augenblicken wird die Thür von den anrücken-' den Truppen gesprengt, nur das Bollwerk widersteht noch. Hinter diesem verborgen feuert er über dasselbe hinweg und verwundet und tödtet mehrere der Angreifenden, die fast die Hoffnung aufgeben, ihn lebendig zu bekommen.
Cartonches gefährlichster Feind scheint der Gefreite selbst zu sein, denn er feuert seine Leute fortwährend zur Ausdauer an Auf ihn zielt der Bandit am meiste», ohne aber ihn treffen zu können.
Endlich geht ihm die Munition aus, und während die schrecklichsten Drohungen von der Straße her in sein Ohr dringen und er das vor dem Hause versammelte Volk die in der Thür stehenden Polizeidiener auffordern hört, ihren Kameraden eben zu Hilfe zu eilen, da es ja eine Schande sei, wenn so viele nicht Einen bewältigen könnten — faßt er rasch noch den Gedanken, wenigstens noch den Versuch zur Flucht zu machen, so unwahrscheinlich das Gelingen derselben ihm auch selbst scheint.
Er reißt hinter seinem Bollwerk sämmtliche ihn noch kenntlich machenden Kleidungsstücke zur Erde, springt in einen Kamin und klettert in der Esse hinauf und von da glücklich über einige Dächer bis in eine benachbarte Straße. Hier schlüpfte er in eine Bodenlncke und begibt sich unten in das erste beste Zimmer.
Die Insassen desselben, welche von den Vorgängen in ihrer 'Nachbarschaft noch nichts wisse», sind anfangs über das plötzliche Erscheinen des halbnackten und mit Ruß geschwärzten Mannes im höchsten Grade erschrocken, dann aber bei der geschickten Ausrede des Flüchtlings auch eben so schnell wieder beruhigt und bereit, ihm ihre Hilfe und ihren Schutz angedeiheu zu lassen.
Cartouche gib« uämich vor, daß er von einem unerbittlichen Gläubiger verfolgt wird, welcher bereits einen Verhastsbefehl gegen lhn erwirkt hat und ihn jedenfalls Zeitlebens einsperreu werde; dieß sei der Grund seiner außerordentlichen Anstrengung, sich jenem hartherzigen und unerbittlichen Menschen durch die Flucht zu entziehen
Mitleidig geben ihm eiligst die Bewohner jenes Zimmers, die seiner Fabel Glauben schenken, einige überflüssige Kleidungsstücke, die ihn nnkennllich machen. Angethan mit demselben, eilt er dankend fort und drängt sich mitten durch die Menschenmenge und die Polizeisoldaten.
Für dieses Mal ist er ihnen aber glücklich entwischt.
Bald boi sich eine neue Gelegenheit, sich seiner zu be- mächligen.
Man halte in Erfahrung gebracht daß er eine Geliebte habe, bei der er sich anshatte.
Das Haus, in weichem dieselbe wohnte, sowie die Lage desselben war vorher von der Polizei genau in Augenschein genommen worden. Die Loraiistalten waren überhaupt jo gut getroffen, daß ein Entwischen des gefährlichen Mensche» gar nicht möglich war.
Der Uebersail begann. Während zwei Schützen die Hausthür besetzt halten, eilt ein Trupp Schützen die Treppe hinauf.
Cariouche, durch das Geräusch aufmerksam gemacht, steigt rasch eine Treppe höher und tritt bei einer Freundin seiner Geliebten ein. Dann schlägt er laut redend und lachend die Thür fest zu und geht frank und frei, als ob er von einem gewöhnlichen Besuche komme, die Treppe wieder hinunter und mitten durch die Schütze».
Ein Lied trällernd, will er eben das Haas verlassen, als einer der an der Thür Wache haltenden Soldaten ihn fragt: „Haben sie Cariouche gekriegt?"
„Noch nicht, wie sie sehen," lautete seine Antwort. „Er ist hier," setzte er hinzu und streckt Beide durch zwei Pistolenschüsse nieder.
Er entkam auch dießmal glücklich, wurde aber von diesem Augenblicke alltäglich und nächtlich so sehr verfolgt, daß er es für zwcckmäßig hielt, einige Zeit in Paris' unsichtbar zu werden.
Seiner Stellung als Näuberhauplmann wegen durfte er nicht fliehen, er wußte es aber einznrichten, daß die vertrautesten Offiziere seiner Bande im Namen der sämmtlichen Mitglieder ihn bitten mußten, seiner und ihrer Sicherheit wegen sich auf unbestimmte Zeit von Paris zu entfernen, damit sie Alle, die ebenso wie er gehetzt und verfolgt wurde», endlich wieder einmal zu Aihem kommen könnten.
Dieser Vorschlag der Offiziere wurde anfangs von der Baude zurückgewieseu, weil die meiste» derselben in ihren verschiedene» Verkleidungen als Abbes und Mönche sich ziemlich sicher fühlten und dennoch ohne ihren Chef, der die Seele und der Abgott des großen, vielköpfigen Körpers war, kein größeres Unternehmen auszusühren wagten. Sie hatten ein größeres Sicherhettsgefühl, wenn er zugegen war, konnten aber den wiederholten Bitten und Vorstellungen ihrer Offiziere auf die Dauer nicht widerstehen.
Cartouche zog sich anfänglich nach Orleans und später nach Bar für Seine zurück.
Seine Abwesenheit merkte und wnßte man in Paris sofort, und man sprach schon nichts weiter als von Cariouche und seinen Ränberstücken. Einige meinten, er sei nach London entflohen, Andere wollten wissen, daß er sich in Lothringen aufhalte, noch Andere behaupteten, er sei nach wie vor in Paris und halte sich daselbst versteckt, seine Flucht sei nur fingirt, um die Polizei zu täuschen.
Als er in Bar-sur-Seine ankam, betrauerte zufällig eine alte Wtttwe eines Bürgers die langjährige Abwesenheit ihres Sohnes, der in die Fremde gereist war und seitdem nichts wieder von sich hatte hören lassen.
Das Mnlterherz sträubte sich gegen die Annahme, daß er gestorben sei und hoffte, von einem Tage zum andern , von einer Woche, von einem Monat zum andern, ihn dennoch einst wieder zu sehen.
Cartouche, dem dies zu Ohren kam, sand es für zweckdienlich, die Rolle des verlorenen Sohnes zu übernehmen.
Er erkundigte sich genau nach den Verhältnissen der Wittwe, nach ihrem Charakter und nach den einzelnen Umständen über das Jugendleben des Abwesenden, dann trat er mit großee Sicher- beit in die Wohnung der alten Frau und spielte seine Rolle mit so großem Geschick, daß die Matter keinen Augenblick mehr im Zweifel war, ihren heißgeliebten Sohn wieder gewonnen zu haben.
(Fortsetzung folgt.)