manches sagen angesichts der letzten Vorgänge in unserem Vater­lands; oder wir wollen nicht Hetzen und dürsten es als Katho­liken nicht, selbst wenn uns menschliche Leidenschaft bestimmen sollte, es zu ihnn." Dann erklärt dieGermania", nimmermehr werde sie dazu schweigen, daß der Kirche das Heiligste in Frage gestellt werde.

Dem Bischof der Altkatholiken, Reinkens, sagt dieGer­mania" voraus, daß er von seinen eigenen Genossen werde v e r- lacht werden.Die Weltmacht scheut sich nicht, den Abfall aus­zunutzen, aber sie läßt ihn sofort verachtend fallen, wenn sie seiner nicht mehr bedarf."

Der deutsche altkaiholische Bischof Re in ke n s veröffentlicht soeben einen vom 11. August datieren Hirtenbrief. Wir theilen aus dem etwas umfangreichen Schriftstück Einiges mit. Der Bischof spricht es mit dürren Worten aus, daß er den ge­genwärtigen Papst nicht anerkenne und ihm deßhalb alS Bischof keinen Eid zu leisten habe. Er sei legitimer Bischof durch den lückenlosen Zusammenhang der Handauflegung, welche ihm durch den Bischof Heykamp von Deoenter zu Theil geworden. Im weiteren protestirt er gegen den gegenwärtigen Zustand der röm. Kirche und führt aus, was seines Amtes als enies wahren Bi­schofs fei. Am Schluß dieser Ausführung heißt es:Und end­lich hat der Bischof jede Ordnung, die von Gott ist, durch das Gewissen der Gläubigen zu unterstützen und zu fördern. Die Ehrfurcht vor dem Könige, der Gesetzessinn oder die Loyalität, die Liede zum Vaterlande sind nicht ethische Richtungen oder Lu­genden neben der Kirche und dem Christenthum her, sondern sie find wahrhaft kirchliche und christliche Tugenden. . . Nicht das Glaubensgebiet, sondern das Macht- und Rechtsgebiet ist des Kaisers, aber dieses unmittelbar durch Gottes -Ordnung. Darum gehört es znm apostolischen Amte, zum Gehorsam gegen die welt­liche Obrigkeit zu ermahnen um des Herrn willen, des Gewis­sens wegen; der Bischof aber, welcher gegen das Gewissen znm Ungehorsam anleitet, wird zum Verrüiher an seinem Amte; er­bringt die Sache Jesu Christi um ihren guten Ruf. . . So viel verzweigt, doch aus Einer Wurzel ist also das Amt, Geliebte im Herrn, welches ich übernommen habe. Der Erfüllung mei­ner Aufgabe stehen zwei mächtige Feinde gegenüber: der kirch­liche Materialismus und der Jndisserentismus, beide gezeugt und großgezogen von dem verderblichen Romanismus in der abend­ländischen Kirche. Der kirchliche Materialismus löst die Reli­gion aus in Sinnenerregung und in Mechanismus der Regie­rung der Kirche und ihres Ritus-, er bindet das Göttliche an Oertlichkeiten und zufällige Personen, die er zum Gegenstände des Kultus macht, und nährt sich von dem unablässigen W»n- derbedürfnisse der abergläubischen Neigung des von Schrift und Tradition künstlich getrennten Volkes. . . . Die Zahl der In­differenten aber, welche im Geräusche des Weltmarktes taub ge­worden und für die Erzählungen der Himmel von den Herrlich­keiten Gottes wie für die aus dem Jenseits in dem Evangelium zu uns herübenönenden Harmonieen des ewigen Friedens und des Reiches der Liebe, ist Legion. Sie sind Masseiimaterial für unsere Gegner, weiche sie in ihre Rechnung ansnehmen. Außer­dem stehen noch zur Rechten und zur Linken unseres Weges hin­dernd die Halben, von welchen die Einen uns zurusen: Ihr geht uns vielleicht zu weit! und die Andern: Ihr geht uns vielleicht nicht weit genug! Diesen antworte ich: wir werden gehen so weit uns der Geist Jesu Christi führen wird, und nicht weiter; glaubt Ihr nun. von diesem Geiste mehr erfüllt und angelrieben zu sein: nun, so kommet und helft uns oder führet uns; daß Ihr den ganzen Tag müßig steht, während der Weinberg des Herrn bearbeite: wird und nach Arbeitern ruft, das ist jeden­falls Sünde.

Die in der Monarchie vielfach bestehenden Krieger-Vereine führen fair ausnahmslos Fahnen. Es ist nun neuerdings durch einen Erlaß der Minister des Krieges und des Innern festge­stellt worden, daß die Krieqer-Bsreine zur Führung von Jah­nen in jedem einzelnen Falle der königlichen Genehmigung be­dürfen. Die Polizei-Behörden sind angewiesen worden, auf die Befolgung dieser Vorschriften genau zu achten und die Vorstände solcher Vereine, welche Fahnen führen, zur Einreichung bezüg­licher Gesuche zu veranlassen.

Die aus Norwegen nach Berlin gelangten Nachrichten lassen in erfreulicher Weise erkennen, daß der Besuch des Kron­prinzen am Höfe des Königs Oskar nicht nur auf die Be­festigung der Sympathien zwischen den beiden Höfen, sondern insbesondere auch auf die Stimmung der skandinavischen Bevöl­kerung Deutschland gegenüber einen wohlthätigen Einfluß geübt hat. Ter in letzterer Beziehung erfolgte Umschwung läßt sich namentlich in der Haltung und Sprache derjenige» Organe der skandinavischen Presse erkennen, welche vornehmlich seit dem Ent­stehen der nordschleswig'schen Frage einen durchweg feindseligen Ton gegen Deutschland anzuschlagen gewohnt waren, und die nunmehr, durch den persönlichen Eindruck des deutschen Kron- vrinzen gewonnen, ihrer unverhohlenen Freude überden Gast der norwegischen Nation", denersten Hohenzoller, welcher Chri­stian! besucht", Ausdruck geben. Der Kronprinz, durch früher

angeknüpfte freundschaftliche Beziehungen dem Könige Oskar und dessen Gemahlin, einer deutschen Prinzessin, bereits verbunden, gewinnt durch seine persönliche Liebenswürdigkeit, sein anspruch­loses und doch männlich edles Auftreten auch in dem nordischen Reiche die Herzen Aller.

Vor Kurzem gelangte in Berlin die vollständige Uni­form Friedrichs des Großen, in welcher der König auf der Terrasse von Sansouci gestorben ist, in den Antiquiläten- handel. Die stammte aus der Hinterlassenschaft eines Erben des Kammerdieners Friedrichs des Großen. Es ist nämlich in Preu­ßen der alte Brauch, daß der Kammerdiener die letzte Uniform seines Herrn nach dessen Tode erhält. Der Eigenihümer erhielt für die Uniform 500 Thlr., der Zwischenhändler erzielte 150 THIr. Gewinn. Der Käufer jedoch bekam bald darauf von ei­nem Engländer 800 Thlr, und dieser fordert jetzt 20,000 Thlr. Ein als Sammler bekannter Prinz unseres Königshauses nahm in Folge dieser hohen Forderung von der beabsichtigten Erwer­bung der Reliquien Anstand. Das historische Stück soll nun nach Amerika wandern, wo, wie der jetzige Besitzer meint, sich willig Liebhaber zu diesem und selbst einem noch höheren Preise verstehen würden.

In Sachsenhansen wurden zwei Schwestern von re­ligiösem W ahnsinn erfaßt und mußten in's Irrenhaus ver­brach: werden. Dieselben glaubten, der Teufel stecke bei ihnen im Ofen.

Straßburg, 13. August. Tie Ordre, welche der deutsche Kaiser dem Vernehmen nach zur Mitlheilung an die bisherige Okkupationsarmee an General v. Manteuffel richtete, erklärt, daß die an die Okkupaiionsarmee gestellten Anforderungen, be­sonders die des militärischen Taktes und der Disziplin, von den Truppen zur vollsten Befriedigung des Kaisers erfüllt worden seien, welcher den Generalen, Offizieren, Beamten und Mann­schaften seine kaiserliche Anerkennnung, und den Divisionskom­mandeuren insbesondere seine Befriedigung über die Kommaudo- führung ausspreche.

Wien, 12. August. Fürst Bismark trifft noch in diesem Monate mit Familie zum Besuche der Weltausstellung hier ein und hat bereits Zimmer in einem Hotel bestellt. Die Cholera hat in Folge der eingetretenen kühlen regnerischen Witterung abgenommen.

Wien, 12. August. Der Ort Lissa in Böhmen ist von einem furchtbaren Brandnnglück heimgesncht worden, bei dem lei­der auch der Vertust von Menschenleben zu beklagen ist. Es brannten 52 Wohnhäuser und 56 mit Getreide gefüllte» Scheu­ern total nieder. Drei Kinder, die sich aus einem brennenden Hause retten wollten, wurden von einem herabstürzenden bren­nenden Scheuerdach getroffen und getödtet. Hundert Stück Horn- und Ktenivieh gingen durch das Feuer zu Grunde. Von einem ähnlichen Unglücke wurde am 7. d. M. das Dorf Piuovic bei Rozmital betroffen. In kaum zwei Stunden wurden von 52 Nummern 43 sammt Wirthschaftsgebänden, dann 24 Scheuern mit den bereits eingeheimsten Vorräthen vom Feuer vernichtet. Bei diesem Brande sind leider auch vier Menschenleben zu bekla­gen. Es sind dies die Mutter eines Grundbesitzers, seine Gat­tin und sein vierjähriges Kind, dann die Dienstinagd. Dieselben hatten sich zum Schutze in eine gewölbte Kammer geflüchtet, wo sie durch Rauch und Dampf den Erstickungstod fanden. Zwei Personen erlitten starke Brandwunden, von denen eine ein Mann in einem so beklagenswerthen Zustande sich befindet, daß ärztlicherseits air seinem Aufkommen gezweifelt wird. Außer­dem gingen noch 13 Stück Vieh zu Grunde.

Paris, 12. August. Bei dem Präsekten in Lyon zu Eh­ren des in dieser Stadt anwesenden Herzogs von Broglie vergangenen Sonnabend gegebenen Diner hielt der letztere eine Rede, worin er sagte: Die Regierung werde die bestehenden Ge­setze bis zur äußersten Grenze durchführen und von der Natio­nalversammlung neue fordern, wenn dieselben als ungenügend . sich erweisen. Seit dem 24. Mai sei ein Zweikampf aus Leben und Tod entbrannt: der Radikalismus oder die Gesellschaft müs­sen unterliegen.

Paris, 13. August. Das Interventions-Projekt Preu­ßens und Italiens in Spanien für eine iberische Union findet Glauben. England ist nicht abgeneigt, Frankreich zuvorzukom­men. (Frkf. I.)

Newyork, 8. August. Der DampferWawasset" ist aus dem Polomac in Flammen aufgegangen, wobei 40 Personen ums Leben gekommen sind.

Allerlei.

(Zur Geschichte der Verbrechen). Herr Luck Omen Pike zeigt in einem demnächst erscheinenden Werke über die Geschichte der Verbrechen,' daß nicht nur die schweren Ver­brechen, wie Mord und Raub, sondern auch die niedrigen, wie Diebstahl, Betrug und Vergiftung sich mit Zunahme der Civi- lisation vermindert haben. Demnach wären die gehörten Klagen über die zunehmende Verwilderung der Sitten im Allgemeinen unbegründet.